Rohstoff-Trading mit System. Carsten Stork
berechtigte offene Fragen werden mit dem Hinweis auf Verschwörungen diffamiert. Es geht wie immer auch um viel Geld: Am 10. September 2001, dem Tag vor den Terroranschlägen, verkündete der damalige US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, dass der Verbleib von über 2.300 Milliarden US-Dollar (2,3 Billionen!) für das Militär nicht geklärt werden könne. Die Akten über diesen Sachverhalt lagerten in genau dem Flügel des Pentagon, der durch den angeblichen Flugzeugeinflug zerstört wurde. Seltsam …
Für uns als Börsenhändler sehr interessant, im Vergleich zu den 2,3 Billionen aber nur Peanuts: die Insider-Trades, die kurz vor den Anschlägen getätigt wurden. Unbekannte hatten auf Kursstürze von betroffenen Luftfahrtunternehmen, Banken und Versicherungen gewettet, indem kurz vor den tragischen Ereignissen massiv auf fallende Kurse der am meisten betroffenen Unternehmen spekuliert wurde. Im offiziellen Kommissionsbericht des US-Kongresses wurden die getätigten Insidergeschäfte in wenigen Sätzen dementiert, die Namen der Akteure wurden natürlich nicht offengelegt. Auch im Jahr 2001 war eigentlich nichts einfacher als den Käufer einer Option, die an einer Börse getätigt wurde, zu ermitteln. Solche Geschäfte können nicht mit Bargeld in einem Hinterhof anonym abgewickelt werden. An einer Identifizierung möglicher Hintermänner und Drahtzieher bestand und besteht offensichtlich kein Interesse.
Ein Beispiel für die damaligen sehr dubiosen Trades sind die Put-Optionen auf Aktien der US-Fluggesellschaft American Airlines, die am 10. September 2001 gekauft wurden. An diesem Tag wurden 1.535 Kontrakte zu 2,15 US-Dollar gekauft, das ist 60 (!) Mal mehr als das durchschnittliche Tagesvolumen während der vorangegangenen drei Wochen. Nach Wiedereröffnung der Börsen waren die Puts 12 US-Dollar wert. Der Kurs der Airline fiel von 29,70 US-Dollar auf 18 US-Dollar. Abnormal hohe Transaktionen fanden außerdem im Bankensektor (Citigroup, Merrill Lynch, JPMorgan, Bank of America) sowie im Versicherungssektor (Swiss RE und Münchner Rück) statt. Wir wunderten uns damals über die vermeintliche Schwäche der deutschen Münchener Rück und konnten uns die Underperformance nicht erklären. Die unbekannten Käufer der Put-Optionen machten so in wenigen Wochen rund 30 Millionen US-Dollar Gewinn. Dank einer wissenschaftlichen Studie des Schweizer Finanzprofessors Marc Chesney, des Assistenzprofessors Loriano Mancini sowie des UBS-Analysten Remo Crameri aus dem Jahr 2016 wurde nachgewiesen, dass es sich bei den getätigten Geschäften um klare Insider-Trades handelte. Es wurden rund 9,6 Millionen gehandelte Optionen in einem Zeitraum von 1996 bis 2009 untersucht. Die Kriterien für mögliche Insidergeschäfte waren:
1.Die Menge der gekauften Put-Optionen ist außerordentlich groß.
2.Innerhalb weniger Tage oder Wochen wird ein riesiger Gewinn erzielt.
3.Die Put-Optionen sind nicht abgesichert. Insider denken, dass ihre Investition risikolos ist.
All diese Kriterien waren bei den Geschäften vor dem 11. September erfüllt, an einer gründlichen Aufklärung dieser mehr als dubiosen Trades ist die US-Regierung offensichtlich nicht interessiert.
Quelle: GenesisFT
ABBILDUNG 3.2 | FDAX_S&P500_11092001
Kursverlauf des DAX- und des S&P 500-Futures vor und nach dem 9. September 2001
DER AKTIONÄR: Herr Stork, Herr Hechler, wo waren Sie am 11. September und wie haben Sie ihn erlebt?
Stork: Ich glaube, der 11. September 2001 ist ein Ereignis, bei dem sich fast jeder Mensch erinnern kann, wo er sich aufgehalten hat. Ich hatte damals schon ein wenig den Ruf bei den Kollegen, dass ich als alter Bulle bei Crashs normalerweise nicht am Floor bin. Und so war es auch dieses Mal. Ich befand mich an diesem Tag im Urlaub … das Telefon stand allerdings keinen Moment still.
Hechler: Ich war mittendrin in dem Wahnsinn: Der Markt befand sich schon seit längerer Zeit in einem Abwärtstrend, der DAX verlor in den Wochen vor den Anschlägen schon mehr als zehn Prozent, und die 5.000er-Marke wurde gebrochen. Am frühen Nachmittag handelte der DAX relativ ruhig, doch plötzlich kam Unruhe im S&P-Future auf, ich bekam einen Anruf von einem befreundeten Sales-Mann einer amerikanischen Investmentbank, der meinte, es sei wohl gerade ein kleines Sportflugzeug in das World Trade Center geflogen. Da wir zu diesem Zeitpunkt für unseren Tisch schon einen ziemlich guten Jahresgewinn realisiert hatten und ich auch dafür bekannt war, „schnell zu schießen“, verkaufte ich 100 DAX-Futures market. Nach wenigen Minuten brach auf dem Handelsfloor regelrecht Panik aus, und langsam realisierte jeder, dass sich etwas Größeres anbahnte. Die Kommentatoren auf CNBC und N-TV schalteten live nach New York, und jeder konnte das Drama mitverfolgen. Ein geordneter Handel war schwierig, die Kollegen aus London schrien eine Verkaufsorder nach der anderen in die Box und unser Handelstisch war am Limit. Gerüchte über weitere Flugzeugattacken, auch in Frankfurt, machten die Runde. Die US-Börsen wurden umgehend geschlossen, die deutschen Börsen blieben während der gesamten Zeit geöffnet. Die DAX-Futures stellte ich am selben Tag glatt, es blieb ein siebenstelliger Gewinn aus dieser Position – ein schwacher Trost.
3.5Verschiedene Trading-Ansätze
Jeder Händler, egal ob diskretionär oder systematisch, legt seinen Handelsentscheidungen (hoffentlich) bestimmte Trading-Ansätze zugrunde. Die einen machen es bewusst, die anderen unbewusst. Das Wichtige ist, einen Trading-Ansatz zu haben. Ohne Plan regiert das Chaos. Und mit dem Chaos kommen oft die Panik und der Verlust im Portfolio. Wir stellen in diesem Kapitel Trading-Ansätze vor, die wir selbst ausprobiert haben – mehr oder weniger erfolgreich. Manche Ansätze haben wir komplett verworfen, aus anderen haben wir Teile beibehalten. Die Ansätze geben generell einen guten Hinweis darauf, wann man in einen Markt einsteigen soll. Die Schwierigkeiten, die sich in weiterer Folge ergeben, sind das Verwalten der Position und der geeignete Ausstieg. Oder anders gesagt: Timing ist an der Börse alles.
3.6„Gut Feeling“ – Handel aus dem Bauch heraus
Dies ist ein sehr beliebter Ansatz, da er extrem einfach umzusetzen ist. Der Händler vertraut bei Kauf- und Verkaufsentscheidungen seinem Bauchgefühl. Oft wirken Futures oder Aktien in den Charts optisch billig, wenn sie stark gefallen sind, oder aber nach einem rasanten Kursanstieg teuer. Dieser Ansatz erfordert extreme Disziplin, und es gibt sicherlich den einen oder anderen Trader, der ihn erfolgreich umsetzen kann. Gefahren lauern hier vor allem durch das schnelle Mitnehmen von Gewinnen und das Laufenlassen von Verlusten. Auch wird gern „nachgemischt“, was bedeutet, dass Long-Positionen zu noch niedrigeren Kursen oder Short-Positionen zu noch höheren Kursen vergrößert werden. Menschen neigen leider auch dazu, sich an die guten Trades zu erinnern und die schlechten zu vergessen. Ein klassisches Stammtischgespräch sind die Erfolge beim Handeln aus dem Bauch heraus. Bei entsprechender Bonität werden die „schnellen Schnäppchen“ dann zu strategischen Positionen für Kinder oder Enkel. Von diesem Ansatz haben wir uns vor langer Zeit verabschiedet.
3.7Fundamental – billig oder teuer?
Bei diesem Ansatz treffen logische und wirtschaftlich nachvollziehbare Bewertungskriterien auf die Logik des Marktes. Schon in dem Film „Wall Street“ hat Bud Fox nächtelang Unternehmen analysiert, nur um dann frustriert festzustellen, dass die Kurse anders gemacht werden. Beispiele gibt es ohne Ende: Volkswagen 2008, Bund-Future 2019, Crude Oil Future 2020 et cetera. Man liest die Analysen hoch bezahlter Analysten gern, um eine Begründung für Kauf oder Verkauf zu finden. Hedgefonds und große Anlagegesellschaften geben ein Vermögen für Research-Abteilungen aus. Meist sind diese nur für Kunden oder werden intern genutzt. Wir können Sie beruhigen: Wir haben mehr als 20 Jahre mit Analysten zusammengearbeitet, Sie verpassen nichts, wenn Sie nicht dabei sind.