Darts. Jürgen Schmitz
deshalb die logische Konsequenz.
Von IT hat Bernd Molkenthin so gut wie gar keine Ahnung, er weiß aber, wie es geschrieben wird. Im Anschluss an seine Karriere als Hochleistungssportler hat er mit Sport und Sportwissenschaften sowie Germanistik und Philosophie zwei Vollstudiengänge an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/Main mit Auszeichnung absolviert.
Bernd Molkenthin war als Dozent, im Hochleistungssport als Coach, Manager und Wissenschaftler beschäftigt, bevor er in die freie Wirtschaft gegangen ist und bei Löwen mit Darts Bekanntschaft gemacht hat. Heute arbeitet er als unabhängiger Journalist sowie Publizist und berät sowohl den DSAB als auch VFS, die er beide maßgeblich mit ins Leben gerufen und geformt hat.
Das Buch geht ausgesuchten Themen im Dartsport nach, beschäftigt sich mit seiner Geschichte, Gegenwart und Zukunft, mit der Faszination dieses Spiels, seiner Technik und Ausrüstung, bringt dir die Turnierszene – national wie international – näher, sowohl im Steel- als auch im E-Darts. Du machst Bekanntschaft mit den Legenden, auch den noch aktiven, wobei sich die einzelnen Kapitel nicht nur auf die Auflistung von Erfolgen reduzieren, sondern sich als Kurzgeschichten präsentieren.
Die Neuerscheinung auf dem Büchermarkt schaut überhaupt des Öfteren über die beiden Deckel eines reinen Dartsbuchs hinaus und in andere Sportarten hinein, um den Stellenwert von Darts in der großen Familie der Sportarten zu beleuchten und zu gewichten. Auch weil Darts anders ist und dem ursprünglichen Begriff von Sport im Sinne von Zerstreuung und Vergnügen sehr nahekommt und dies unvergleichlich auslebt.
Aus dem Lateinischen deportare über das Französische desport hin zum Englischen disport und zur Kurzform sport wurde der Begriff in die deutsche Sprache entlehnt: Sport! Das Elementare des Sports, nämlich sich zu vergnügen, gerät immer öfter in den Hintergrund, insbesondere dann, wenn zu viel Business ins Spiel kommt und zum Prime Target (Hauptziel) wird.
Wir wünschen dir so interessante, sportnahe Zerstreuung auf dem Sofa, im Sessel, auf der Autobahn und garantieren dir: Nachher bist du klüger!
FASZINATION DARTS
Darts ist einfach, es ist unterhaltsam, es ist spannend. Das Duell eins gegen eins ist immer wieder ein neues, der Ausgang nie vorhersehbar. Einen körperlichen Vorteil gibt es nicht. Es spielt keine Rolle, ob du dick oder dünn, alt oder jung, groß oder klein bist. Einzig und allein dein Talent und Wille, deine Begeisterung und Motivation, deine Leidenschaft und Abgeklärtheit in den wichtigen Momenten des Spiels und last but not least dein Training sind entscheidend. Darts – es ist so einfach und vereint doch so vieles in sich.
Stelle dir vor, es ist Neujahr, du bist in London, im altehrwürdigen Alexandra Palace, dem Ally Pally. Du stehst auf einer Bühne und hinter dir singen 3.000 verkleidete Fans deinen Namen. Unter ihnen siehst du Superhelden, Fabelwesen, Zeichentrickfiguren und Doppelgänger von Promis.
Sie alle eint eines: die Hingabe zu diesem Sport. Du stehst 2.370 Millimeter von deinem Ziel entfernt, ein gerade einmal zehn Millimeter breiter Streifen. Dort versuchst du, die Spitze deines Pfeils zu platzieren. Zwei Pfeile hast du schon vorbeigesetzt, der dritte soll nun der entscheidende sein. Du denkst zurück …
… geboren in ärmlichen Verhältnissen konntest du dir kein eigenes Dartboard leisten. Deswegen hast du auf Bäume geworfen. Es hat dich geprägt. Du wolltest es unbedingt, du wolltest Dartspieler sein und hast nie aufgegeben. Diesen Kampfgeist hast du nie verloren. Als du ein Dartboard hattest, konntest du gar nicht mehr aufhören. Es hat dich bis zu den Profiturnieren gebracht. Doch für mehr schien es nicht zu reichen. Du hattest dich damit abgefunden. Die Karriere war zu Ende. Ein letztes Mal wolltest du ein Turnier spielen, eine letzte Weltmeisterschaft. Danach sollte alles vorbei sein. Überraschend erreichtest du das Finale. Dein Leben änderte sich komplett. Plötzlich warst du jemand. Du wurdest ernst genommen. Du hattest Erfolge. Auch wenn du dieses Finale verloren hattest, es war dein vermeintlich größter Triumph und ein guter Grund, um die Karriere fortzusetzen.
Und nun stehst du da. Sechs Jahre später. Der gleiche Ort, derselbe Gegner. Und du hast die Chance, dir den größten Titel im Dartsport zu sichern. Du hast die Möglichkeit, Weltmeister zu werden. Zwei Darts stecken leider schon genau neben dem Ziel. Sie könnten allerdings als Bande fungieren. Du möchtest den Pfeil an sie heranwerfen. Stellst dich dafür noch mal ein wenig mehr zur Seite, um einen besseren Winkel zu haben. Nicht mehr nachdenken, volle Konzentration und absolutes Vertrauen. Vertrauen, dass die unzähligen Stunden des Trainings, diese abertausenden Wiederholungen der immer gleichen Bewegung zum gewünschten Erfolg führen.
Dein Blick ist total fokussiert. Du lässt das Ziel nicht mehr aus den Augen. Kein Blinzeln. Du wirfst. Du triffst! 3.000 Fans hinter dir explodieren. Eine Welle der Begeisterung überrollt Dich. Alle gönnen es dir. Du bist überwältigt, kannst die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Das ist kein Märchen. Diese Geschichte hat sich genau so zugetragen und geschrieben hat sie der Dartsport. Peter Wright hat dies erlebt. Er ist im Jahr 2020 erstmals Weltmeister geworden.
Darts ist zudem keine unerschwingliche Angelegenheit. Ein Board ist nicht so teuer. Pfeile auch nicht. Ein Platz zum Dartspielen findet man überall – zu Hause, in der Kneipe, bei Freunden. Es gibt Sportarten, bei denen man allein für die Ausrüstung tief in die Tasche greifen muss, und selbst dann findet man oftmals nicht das notwendige „Kleingeld“. Mit Darts verhält es sich ganz anders. Man benötigt kein dickes Sparbuch, keiner muss einen Kredit aufnehmen oder sich verschulden.
Darts ist eine Präzisionssportart, wie beispielsweise auch Bogenschießen, Schießen, Minigolf, Bowling, Curling, Billard oder Golf. Diese Sportarten zeichnen sich dadurch aus, dass vorgegebene Ziele mit einem Gegenstand möglichst präzise getroffen werden müssen. Es kommt weit weniger als in anderen Sportarten auf Ausdauer, Kraft oder Schnelligkeit, sondern vorzugsweise auf die Feinmotorik, auf absolute Genauigkeit, an.
Um sein Spiel im Darts zu verbessern oder es gar zu einer hohen Perfektion zu steigern, ist hauptsächlich Präzision gefragt. Diese ist trainierbar. Übung macht den Meister. Im Vergleich mit anderen Sportarten stellen sich Fortschritte und Erfolge relativ schnell ein. Natürlich fliegen die Pfeile zunächst mehr oder weniger unkontrolliert aufs Board. Doch bereits nach kurzer Zeit treffen sie immer häufiger das Ziel. Verantwortlich dafür ist kein anderer als du selbst. Denn Darts ist kein Zufall, kein Glücksspiel. Training indes alles!
Dass Darts wenig mit Glück und Zufall zu tun hat, bewies ein gewisser Jim Garside mithilfe von William „Bigfoot“ Anakin. Wo? Ob du es glaubst oder nicht: Vor Gericht! Am Schluss der Verhandlungen verkündete der Richter sein Urteil: Darts ist kein Glücksspiel! Es erfordert vielmehr motorisches Geschick. Darts kann jeder erlernen. Auch wenn es am Anfang schwierig ist, gewisse Felder zu treffen, und so gewinnt man zunächst den Eindruck, dass die Pfeile völlig willkürlich ins Board fliegen.
Es gibt sogar den Begriff des Random-Darters. So bezeichnet man einen Spieler, der noch ganz am Anfang seiner Dartsbemühungen steht, oder aber jemanden, der sehr unregelmäßig und nur aus einer Laune heraus lediglich ab und zu spielt. Manchmal hat ein Spieler, der viel trainiert, jedoch einen schlechten Tag erwischt und gewinnt deshalb schnell den Eindruck, dass blinde Würfe aufs Board mehr Punkte bringen als gezielte. Dem ist natürlich nicht so. Random-Darter erreichen laut einer Analyse im Schnitt 12,82 Punkte pro Wurf, spielen also einen Average von 38,46. Da liegt man mit Training nach kurzer Zeit schon locker darüber. Und das ist es. Aufgrund der schnellen Erfolgserlebnisse kommt immer mehr Freude auf. Je öfter der Dart im anvisierten Ziel landet, desto mehr Spaß stellt sich ein.
Man muss sich nur Ziele vorgeben. Davon gibt es im Darts viele, und so kann sich jeder erst einmal nach seiner eigenen Decke strecken. Sei es der erste dreistellige Score, die erste 140, dann sogar die erste 180, das persönlich höchste Finish oder das kürzeste Leg. Wurde eine 180 geworfen, möchte man zwei in einem Match, dann drei und immer so weiter erzielen. Checkt man 170 Punkte,