Darts. Jürgen Schmitz

Darts - Jürgen  Schmitz


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Oxford Learner’s Dictionary unter „darts“ auf, dann findet man heute noch Folgendes geschrieben: „… a game in which darts are thrown at a round board marked with numbers for scoring. Darts is often played in British pubs.“

      Wenn du tiefer in die Historie des Darts eindringen möchtest, dann legen wir dir die Schilderungen von Dr. Patrick Chaplin (2012) Darts in England 1900-1939: A Social History nahe, in der du einige der oben angerissenen Aspekte in ausführlicherer Weise dargestellt wiederfinden wirst. Cui honorem, honorem – Ehre, wem Ehre gebührt: Dr. Chaplin ist mittlerweile auch als Dr. Darts bekannt.

      Wir hatten oben bereits ausgeführt, dass mit der Weiterentwicklung der Pfeile eine höhere Wurfpräzision einhergegangen ist. Dass dieser Fortschritt noch längst nicht an seine Grenzen gestoßen ist, versteht sich von selbst. Hier ist noch einiges Potenzial vorhanden, und alle dürfen gespannt sein, wie sich die Weiterentwicklung entfalten wird.

      Das Dartboard wird zumindest mittelfristig seine Grundstrukturen und Dimensionen beibehalten. Die Idee eines Quadro-Boards ist erst einmal auf Eis gelegt – und verbleibt dort hoffentlich tief eingefroren.

      Dass sich Sportarten dennoch von heute auf morgen wesentlich verändern können, haben wir schon mehrfach erlebt, wie zum Beispiel der Fosburyflop im Hochsprung, das Skating im Skilanglauf, die V-Stellung im Skispringen, die Drei-Punkte-Regelung im Basketball, aber auch der Videobeweis im Fußball, computergesteuerte Weiten- und Zeitmessung, die Verkürzung der Sätze auf 11 Punkte im Tischtennis, das Rally-Point-System im Volleyball, Mutationsformen wie Beachball, E-Bikes im Radfahren als Betrugsvariante und last but not least: E-Darts!

      Im Sport scheint zwar nicht alles, aber vieles drin zu sein. Und es wäre ein Rückschritt, ein fataler, wenn sich der Sport dem allgemeinen Fortschritt verweigern und ein antiquiertes Dasein fristen würde.

      So sind wir alle gespannt, was uns die Dartszukunft noch beschert. Hierzu zählt im bereits angebrochenen Zeitalter der Digitalität die Vernetzung von Darts. Wie und mit welchen Formaten? Fragen über Fragen. Ein paar Antworten werden wir dir geben oder zumindest Anregungen, damit du dir selbst Gedanken machen kannst und zu deiner eigenen Meinung findest.

      Wir wünschen dir viel Spaß mit diesem Buch und wollen dich motivieren, dich mehr und mehr für Darts zu interessieren. Als Spieler, als Zuschauer, als Leser, als Fachmann, als Fan, als Hobbyspieler, als Profi. Und unter uns: Nur eine Meinung, ohne weiteren Diskurs, ist zu wenig rund ums Dartboard. Und ebenfalls unter uns: Eine einzige Dissertation nimmt sich zudem überaus spärlich aus.

      2.2QUO VADIS

      BDO, WDF, WDC, PDC, PDC Europe, WM here, there and everywhere – ferner DSAB, EDU, IDF, NDA und noch mehr Meister und Meisterschaften – verwirrend! Man sieht vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr, vor lauter Verbänden versteht man die Dartswelt nicht mehr. Wir entwirren:

      British Darts Organisation (BDO). Es ist nicht nur, „ein im Jahr 1973 gegründeter Darts-Verband“, wie der erste, diesbezüglich deutschsprachige Artikel auf Wikipedia erklärt, sondern vielmehr gebührt der BDO die Ehre, die Mutter aller Dartsverbände zu sein.

      „We‘re the home of British darts …!“, annonciert die BDO selbst auf Facebook. Warum? Weil die BDO alle auch heute noch gültigen Regeln fixiert hat, insbesondere essenzielle Merkmale wie Abstand beziehungsweise Oche oder Abwurflinie, Maße des Boards oder die Höhe seines Mittelpunkts.

      Die treibende Kraft zur Gründung der BDO hat einen Namen: Olly Croft, der am 23. November 2019 im Alter von 90 Jahren verstorben ist. Gründungsdatum der BDO: 7. Januar 1973. Gründungsort: London! Olly Croft baute die BDO zusammen mit seiner Frau Lorna (gestorben 2003) sowie Sam Hawkins, Jim Sweeney und Martin O‘Sullivan nach eigenen Maßstäben vorbildlich auf.

      So umfasst die BDO aktuell 64 County-Darts-Ligen in Großbritannien und bemüht sich, die gesamte Bandbreite von Dartspielern unter einen Hut zu bekommen, und richtet so entsprechend lokale, regionale, nationale und internationale Turniere aus, kümmert sich ebenfalls um den Dartsnachwuchs und die Forcierung des Frauen-Darts. Die Anzahl der Mitglieder liegt bei rund 25.000.

      Die BDO befeuerte gleichsam die Gründung der World Darts Federation (WDF), die sich 1976 institutionalisierte, allerdings derart, dass die WDF ein Anhängsel der BDO bildete und deren Interessen auf dem internationalen Dartsparkett als verlässlicher Erfüllungsgehilfe zukünftig wahrzunehmen hatte.

      Zwei Jahre später wurde die 1. World Professional Darts Championship aus der Taufe gehoben, die nach dem Sponsor benannt kurz und bündig als „Embassy“-WM rasant an Popularität gewann. Bis 2019 wurde sie alljährlich im Lakeside Country Club in Frimley Green, veranstaltet, und dank des TV-Senders BBC (British Broadcasting Company) gelangten Bilder davon in Millionen von Haushalten. Der mediale Multiplikator erhöhte die Akzeptanz von Darts in der Öffentlichkeit enorm.

      Als erster Weltmeister ist Leighton Rees in die Annalen eingegangen. Im Endspiel besiegte er John Lowe 11:7, gefiel mit einem Average von über 90 Punkten. Sein Titelgewinn wurde mit 3.000 Pfund Sterling belohnt. Zuvor hatte der als „Marathon Man“ bezeichnete Leighton Rees in der zweiten Runde des Turniers gegen Alan Evans das erste 10-Dart-Finish vor laufenden TV-Kameras erzielt. 2020 wurde die WM erstmalig im Indigo at the O2 ausgerichtet. Seit 2001 spielen die Damen ihren eigenen WM-Titel aus.

      Die Weltmeisterschaft der BDO verfügt jedoch nicht über einen wirklichen USP, ein spezielles Alleinstellungsmerkmal, wodurch sich diese WM als Produkt deutlich vom Wettbewerb abhebt und einzigartig macht, bevorzugt in der Öffentlichkeit. Sie befindet sich dagegen vielmehr in einem harten Konkurrenzkampf mit der PDC (Professional Darts Corporation), die selbst eine WM inszeniert.

      Die parallele Existenz verschiedener Dachorganisationen, ausgestattet mit eigenen Weltmeisterschaften, gibt es faktisch in anderen Sportarten gleichermaßen, zu einer regelrechten Flut ist es dabei im Profiboxen gekommen: WBA, IBF, WBC, WBO! Um nur die wichtigsten zu erwähnen. Nicht die Konkurrenz belebt das Geschäft, sondern das Geschäft belebt die Konkurrenz.

      Eine entscheidende Umkehrung der Verhältnisse, die immer dort floriert, wo der Geldrausch die Sinne beflügelt, beziehungsweise durchaus auch vernebelt. Da, wo Geld den Sport regiert, sucht nicht nur einer nach der Goldader. Was den jeweiligen Sportarten nicht immer unbedingt guttut.

      Die meisten haben sicherlich schon einmal das geflügelte Wort „teile und herrsche“ (lateinisch: divide et impera) vernommen. Was soll uns das vermitteln? Wer Macht gewinnt, soll diese stückweise auf andere verteilen, um nicht seine eigene zu verlieren. Dieses Vorgehen stützt ein gesamtes Machtgefüge. So weit, so gut, aber was hat das nun explizit mit dem Werfen dreier kleiner Pfeile zu tun?

      Im Jahre 1992 rebellierten 16 Dartsprofis, die ihre sportlichen Erfolge besser belohnt sehen wollten, gegen den Vorstand der BDO. Die 16 warfen der BDO vor, dass sie sich nicht ausreichend und schon gar nicht optimal um die Vermarkungsmöglichkeiten von Darts kümmern würde, sodass zu wenig Geld, mit der ergänzenden Betonung auf viel zu wenig, bei den entscheidenden Protagonisten landen würde.

      Fakt ist: Zunächst einmal hatte es die BDO verstanden, Darts immer stärker medial im Fernsehen zu positionieren. Nach regionalen TV-Berichterstattungen folgten größere, insbesondere via ITV (Independent Television), heute in der Rechtsform plc zählt ITV zu den 100 größten Unternehmen Großbritanniens, bis schließlich auch die BBC einstieg.

      Diese Entwicklung ermöglichte es den Dartspielern, ihren Sport professionell zu betreiben. Wobei unter „professionell“ grundsätzlich verstanden wurde, mit Darts Geld zu verdienen, um zumindest seinen Lebensunterhalt damit bestreiten zu können, jedoch nicht, sich entsprechend professionell zu präsentieren.

      Heute kaum noch nachvollziehbar kippten die neu erkorenen TV-Stars einen Drink nach dem anderen und pafften, was das Zeug hielt – on Stage, of course – vor laufenden TV-Kameras. Wenn es auch durchaus authentisch war, denn anderes taten die Heroes auch in ihren Pubs nicht, entsprach es nicht dem Konsens von sportlichem Verhalten in der britischen Öffentlichkeit.


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