Darts. Jürgen Schmitz

Darts - Jürgen  Schmitz


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Male nicht zu schlagen war, kommt sie auf zehn Titel und folgt Bianka Strauch als Zweitbeste ganz dicht auf dem Fuße. Mit beträchtlichem Abstand schließen sich Marene Csepeli, Nicole Hartmann und Gabi Westfal an, die sich allesamt zweimal diesen Titel sicherten.

      Die Frage nach dem Nachwuchs, der für jeden herkömmlichen Sportverband von immenser Wichtigkeit und Bedeutung ist, wenn sich dieser nachhaltig im Sportverbandswesen etablieren möchte, wurde beim DDV mit der Installation von entsprechenden Wettbewerben auf bundesweiter Ebene beantwortet.

      Warum im Deutschen Dart-Verband immer zuerst die männlichen Mitglieder und erst später die Damen forciert worden sind, ist kein spezielles Problem des DDV, sondern der Sozialisation von Sport selbst in modernen Gesellschaftsformen, die um demokratische Werte und um die Emanzipation der Frauen bemüht sind, geschuldet. Noch heute ist es so, dass Sport erst einmal Männersache ist.

      Diese Aussage wird massiv durch die Anzahl der offiziellen Vereins- beziehungsweise Verbandsmitgliedschaften untermauert, bei denen das starke Geschlecht um mehr als 50 Prozent öfter repräsentiert ist als das schwache.

      Der erste junge Mann, der bei den Deutschen Meisterschaften zum besten Nachwuchsspieler im Jahre 1987 avancieren konnte, heißt Christian Groner. Auf seinen Spuren folgten 28 weitere Aktive. Einige waren obendrein in der Lage, diesen Titel zweimal zu gewinnen. Der Erste, dem dies gelang, heißt Karsten Wieggrebe (1993 und 1994), anschließend schafften es noch Michael Karkoska (5/2001 und 10/2001), Kevin Münch (2004 und 2005), Alexander Glatthorn (2007 und 2008), Max Hopp (2010 und 2011) sowie Nico Schlund (2015 und 2016).

      Mit Kevin Münch und insbesondere Max Hopp sind darunter zwei zu finden, die nicht nur im Herrenbereich nationale Ehren erringen konnten, sondern auch international erfolgreich gewesen sind, wobei beide noch an ihrer Karriere feilen.

      Unter dem Branding „Internationales Format“ ist zumindest auch noch Martin Schindler zu benennen, der sich im Jahre 2014 als Primus hervorgetan hatte. Er zählt ferner zu den Wenigen, der sich sowohl als Jugendlicher als auch als Erwachsener im DDV als Titelgewinner verewigen konnte (2014 und 2016). In diesem Zusammenhang sind außerdem noch Ulrich Meyer-Schlüter (1988 und 2001) und Daniel Zygla (2006 und 2014) zu erwähnen. Kevin Münch ragt aus diesem exquisiten Kreis dadurch heraus, dass er sowohl zweimal Jugend- als auch zweimal Herrenmeister (2004 und 2005 sowie 2010 und 2013) wurde.

      Ohne Frage stellen diese konsequenten Weiterentwicklungen ideale Verlaufskurven im ureigenen Interesse der zuständigen Sportverbände dar. Sie sind allerdings keine Zwangsläufigkeit – wie Analysen auch anderer Sportarten aufdecken.

      So kann man allzu oft leider beobachten, dass sich die in jene jungen Sportler gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Der häufigste Grund ist eine maßgeblich falsche Trainingssteuerung, die junge Talente auspowert, bevor sie überhaupt in die Phase ihres individuellen Leistungszenits gelangen. Enttäuschung, Verzweiflung, Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit lassen solche Talente sportlich und teilweise darüber hinaus auch im Nichtsportbereich „verelenden“.

      Der ungeheure Leistungsdruck, intern wie extern, insbesondere der mediale, wirft solch „ewige Talente“ völlig aus der Bahn. Die Grenze zwischen Lob und Tadel, zwischen Jubel und Buhrufen, zwischen grenzenloser Verehrung und unerbittlicher Schmach ist hauchdünn, geradezu diffus. Damit muss man umgehen können, was zur Ausbildung eines Hochleistungssportlers dazugehören sollte. Darauf wird er jedoch nur selten vorbereitet.

      Überhaupt wird die systematische Schulung mit dem Umgang solcher psychologischen Grenzsituationen im Hochleistungssport bis heute noch total unterschätzt, auch wenn sich auf diesem Gebiet schon einiges getan hat. Zum Tragen kommen solche unterstützenden Maßnahmen leider erst im Höchstleistungsbereich, also erst dann, wenn schon viel Erde verbrannt ist, das heißt, viele jungen Sporttalente ausgebrannt sind.

      Der norwegische Sportexperte Örjan Madsen, der vor den Olympischen Spielen in Peking 2008 mit dem „Projekt Weltklasse“ im DSV (Deutscher Schwimm-Verband) aufgesattelt hatte, sagte einmal sinngemäß über die Talentförderung und das Ausleseverfahren im amerikanischen Schwimmsport, dass die US-Coaches im Prinzip 1.000 rohe Eier, sprich Talente, an die Wand werfen, in der Hoffnung, dass eines heil bleibt und sodann die Härte mitbringt, Olympiasieger zu werden. Diesem Prinzip huldigen viele Trainer, zumeist verfügen sie jedoch bei Weitem nicht über 1.000 Rohlinge, die es gilt, in Form zu bringen.

      Natürlich können unvollendete Lebensläufe von Sportlern auch ganz andere Gründe haben, wie Überdruss, Neuorientierung, Wertewandel, Verletzungen, Überbeanspruchungen, Negativerlebnisse, auch fernab des Sports, und vieles mehr. Insbesondere das weibliche Geschlecht ist bei der Neubestimmung von Prioritätenlisten äußerst konsequent.

      Augenfällig ist in der Ehrentafel der Juniorinnen des DDV der Name Schuler, denn der bringt die letzten vier Meistertitel von 2016 bis 2019 auf einen Nenner. In den Jahren 2016, 2018 und 2019 mit dem Vornamen Christina versehen, die damit die erfolgreichste Juniorin überhaupt ist, während 2017 besagter Name einmal mit dem Vornamen Denise verbunden ist.

      Zweimal ziert sowohl Michelle Wagner die Ehrenliste der Meisterinnen, und zwar 2011 und 2009, als auch Jenny Lieverkus, die ihren ersten erworbenen Titel 2007 im darauf folgenden Jahr verteidigte. Viktoria Weber gefiel 2005 und zuvor 2003 als Prima, Nicole Osthues 2002 und 2001, Michelle Sossong 2001 und 2000.

      Die Allererste, die diese Ehrenliste, die insgesamt 18 Spielerinnen einschließt, dokumentiert, ist Lydia Scheumann, die 1996 diesen Titel für sich beanspruchte.

      Manifest macht sich die Tatsache bemerkbar, dass bis heute noch keine einzige Meisterin der Junioren den Einzeltitel der Damen für sich entscheiden konnte. Da spielen die oben genannten Gründe sicherlich mit hinein. Dieser Umstand ist allerdings so signifikant auffällig, dass diese Tatsache auch den Verantwortlichen des DDV nicht verborgen bleiben sollte.

      Heike Jenkins ist genderneutral die mit Abstand erfolgreichste Akteurin. Als Einzel- und Doppelspielerin vermochte sie bisher 20 Titel zu sammeln. An zweiter Stelle rangiert Bianka Strauch mit 14 Titeln, und als drittbeste Dame schließt sich die vierfache Deutsche Meisterin Gabi Kosuch an. Das Attribut „erfolgreichste Herren“ teilen sich indes Colin Rice und Tomas Seyler mit jeweils acht Meisterschaften. Unmittelbar dahinter liegen Andreas Kröckel und Andree Welge mit je sieben DM-Siegen.

      Die sportlichen Erfolge des DDV auf dem internationalen Parkett sind vielfältig und zahlreich. Konzentriert man sich auf die absoluten Highlights, liest sich ein Schnelldurchlauf so: In der Siegerliste des Jugend Europacups stößt man auf die Namen Christian Lechtken im Jahre 1994, Max Hopp 2012 sowie Nico Schlund 2015. Bei den jungen Damen erkämpften sich Nicole Osthues 2003, respektive Jenny Lieverkus 2007 den EM-Titel.

      Im Junioren-Doppel zeigten sich sowohl Dieter Hartenfels/Christian Lechtken als auch Kevin Münch/Christopher Klimek 2004 erfolgreich – die Erstgenannten 1991, die Letztgenannten 2004. Bei den Juniorinnen vermochten sogar vier Paare, den Titel zu erringen: 1990 Heike Jakob/Anja Vonscheidt, 2004 Nicole Osthues/Kerstin Lederbogen, 2006 Benita Goebel/Kerstin Lederbogen und last, not least 2007 Jenny Lieverkus/Asaria Hintzsche-Oehme. Summa summarum elf Titel auf europäischer Ebene.

      Sogar beim Worldcup standen mit Christina Schuler und Nina Puls zwei Juniorinnen im Doppel ganz oben auf dem Siegertreppchen. Bei den Damen feierten Irina Armstrong und Anne Willkomm 2014 einen Sieg beim Europacup im Doppel.

      Die größten und wichtigsten nationalen Turniere sind nach den Deutschen Meisterschaften beziehungsweise German Masters die drei Weltranglistenturniere Bull‘s German Open (Bochum), German Gold Cup (Bremen) und Dortmund Open. Die Bull‘s German Open gehören mit knapp 1.600 Teilnehmern im Einzel (Senioren und Junioren) zu den größten Dartsturnieren der Welt.

      Seit 2005 ist der Spielbetrieb um eine Bundesliga erweitert worden, die derzeit, in Nord und Süd gesplittet, mit jeweils neun Mannschaften bestückt, an acht Spieltagen ausgetragen wird, um zunächst die Teilnehmer der Bundesligaendrunde zu ermitteln, zu der sich die jeweils besten vier Teams aus Nord und Süd qualifizieren.

      Die Struktur des DDV gleicht denen herkömmlicher Verbände, das heißt, die Mitglieder des Dachverbandes sind seine Landesverbände. Die jeweiligen Landes-


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