Darts. Jürgen Schmitz

Darts - Jürgen  Schmitz


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Im Umkehrschluss heißt das, dass eine interessierte Person einem örtlichen Dartsverein beitritt, dieser ist Teil des entsprechenden Bezirks- beziehungsweise Landesverbandes, der wiederum der Spitze des DDV angeschlossen ist.

      „Nur als Mitglied über einen Verein eines Landesverbandes bzw. Bezirksverbandes erhält man die Spielberechtigung für die Teilnahme an nicht offenen DDV-Events, wie beispielsweise German Masters, Pokalspiele oder Bundesliga“, unterstreicht der ehemalige Präsident des DDV, Johann Peltzer und hebt zudem hervor, „dass ansonsten alle DDV-/WDF-Ranglistenturniere offen sind. Allerdings gibt es nur Ranglistenpunkte, wenn man gemeldeter Vereinsspieler ist.“

      Bei den nationalen Meisterschaften haben sowohl im DDV als auch DSAB die Disziplinen Damen- und Herren-Einzel 501 D.O., auf der einen Seite als German Masters, auf der anderen als 64er-Feld respektive 128er-Feld ausgelobt, eine ganz besondere Tradition, bilden sie doch in wettkampfsportlicher Hinsicht die Grundsteine beider Meisterschaften. Hierbei fällt auf, dass die Spieler Dieter Schutz (1988 und 1990), Bernhardt Willert (1992 und 1993), Michael Rosenauer (1989 und 2006) sowie Kevin Münch (2010 und 2016) in beiden Verbänden zu Meisterehren gekommen sind.

      Bei den Damen trifft dies nur auf Marene Westermann (2006 sowie 2006, 2008 und 2013) zu, die geschlechterübergreifend auch die Einzige ist, die sich in ein und demselben Jahr, nämlich 2006, nicht nur als Beste im DDV, sondern auch im DSAB präsentieren konnte.

      Ein schöner Nebeneffekt ergibt sich aus der Tatsache, dass sich die fünf soeben genannten Akteure in der Bewertung, wie viele zuerst beim DDV und wie viele zuerst beim DSAB den DM-Titel gewinnen konnten, exakt die Waage halten. Das Ergebnis lautet 2,5:2,5. Oh, wie schön ist die Dartswelt!

      2.5BERND HEBECKER – DEUTSCHLANDS ERSTER DARTSPROFI

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       Bernd Hebecker heute

      Er ist ein Frontier. Womit die Amerikaner respektvoll und löblich der Art von Menschen huldigen, die als Grenzgänger Neuland betreten. Was Bernd Hebecker als wahren Pionier auszeichnet, ist die unumstößliche Tatsache, dass er als erster Profi in der deutschen Dartshistorie zu Buche schlägt, und zwar zwischen 1996 und 1999. Nicht nur das. Bernd Hebecker ist zudem der erste deutsche Akteur gewesen, der sich für die BDO-WM qualifizieren konnte. Leider verlor er 1992 sein Auftaktmatch gegen den Dänen Jann Hoffmann 0:3.

      Bereits 1984 hatte Bernd Hebecker bei den World Masters für Furore gesorgt. Bei seinem imposanten internationalen Einstand wurde er nicht nur vom TV-Sender Radio Bremen nach West Kensington begleitet, sondern bezwang, nachdem er sich in den gastlichen Räumen des The Albion, einem sehr traditionsreichen Londoner Pub, warmgespielt hatte, am 7. Dezember in der Rainbow Suite im erlesenen 128er-Feld bei seinem Auftaktmatch überraschend und cool Zigarette rauchend den Schotten Alan Meldrum.

      „Dieser Sieg war schon beeindruckend“, kommentierte der Bremer vor laufender Kamera und fuhr fort, „und danach die Chance zu bekommen, gegen John Lowe spielen zu dürfen, ist einfach großartig. Leider habe ich natürlich verloren. Aber für mich war das schon ein großes Erlebnis. Manche Spieler warten ihr ganzes Leben darauf, gegen die Nummer eins oder zwei in der Welt spielen zu dürfen. Und ich habe es geschafft!“, zeigte sich der Anästhesieassistent glückselig. Für ihn war ein großer Traum in Erfüllung gegangen. Das Turnier entschied letztendlich Eric Bristow für sich.

      1985 gewann Bernd Hebecker erstmalig den German Gold Cup und wiederholte den Erfolg drei Jahre später. Zwischendurch siegte er 1986 bei den German Open und entpuppte sich 1988 als Bester der Dortmund Open. 1992 erstritt er sich als bester Deutscher beim Europe Dartscup im finnischen Kerava Rang drei im Herren-Einzel, nachdem er sich im Halbfinale John Lowe knapp 3:4 geschlagen geben musste.

      1992 wartete er außerdem mit dem Erreichen des Achtelfinales bei den British Open auf. 1996 stand er zudem bei den French Open im Halbfinale. 1994 und 1995 bekleidete er im DDV das Amt des Präsidenten. Bernd Hebecker wurde am 5. Oktober 1955 in Bremen geboren und lebt dort heute noch. Ab und zu spielt er noch Darts. So ganz nebenbei.

      Grenzgänger ereilt oftmals das Schicksal, dass ihre Fußstapfen von der nachfolgenden Herde förmlich überrannt und zertreten werden, sich ihre Spuren kaum noch auffindbar, im Nirgendwo verflüchtigen. Leider! Gott sei Dank war das Darts1-Team auf der richtigen Fährte und hat ihn gefunden. Back to the roots – immer wieder ein lohnender Ausflug, zumal, wenn sich daraus ein interessantes Gespräch entspinnt:

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       Shakehands zwischen Bernd Hebecker und Martin Adams

       Darts1: Bernd, der DDV wurde am 21. August 1982 in Wiesbaden von Edgar Martin (DV München), Jerry Marcuerquiaga (DV Wiesbaden), Sigurd Schmitz (DV Bremen), Ulli Abendroth (DDV Frankfurt), Ludger Pelka (DC Zocker Datteln), Klaus-Peter Meißner (DC Hameln 79), Hans Jürgen Ruge (Oststeinbecker DV), Günter Seidel (Jolly Dartteam Berlin-Spandau), Hans Studt (DC Lübeck) sowie Peter Hummel als kommissarischer Sprecher gegründet. Welche Erwartungen hatten die Verantwortlichen mit der Gründung verknüpft?

      Bernd Hebecker: Der Verband sollte sicherstellen, dass die Spieler gut informiert werden und so über eine gesunde Planungssicherheit verfügen würden. Die Nationalmannschaft war als Aushängeschild auserkoren und musste deswegen finanziert werden. Das ist natürlich viel einfacher gesagt als getan. Ich hatte als Spieler immer eigene Sponsoren und war von 1996 bis 1999 Profi. Förderer für einen Verband zu erwerben, ist eine ganz andere Geschichte, viel komplexer.

       Darts1: Welchen Stellenwert hatte der DDV in den 1980er- und 1990er-Jahren?

      Bernd Hebecker: Da der DDV viele Mitglieder hatte, stieg der Stellenwert mit den Beitragszahlungen an die World Darts Federation, kurz WDF. Uns fehlte jedoch ein Spitzenspieler oder eine Spitzenspielerin mit absolutem Weltklassepotenzial, beziehungsweise -format. 1992 wurde ich EM-Dritter im Herren-Einzel und durfte so die Profi-WM spielen. Ein erster Schritt nach vorne und in die richtige Richtung.

       Darts1: Wie versuchte man, sich einen Namen zu machen und sich zu etablieren?

      Bernd Hebecker: Es hilft ungemein, gut zu spielen. Im Ernst jetzt: Es steckt jedoch viel harte Arbeit und viel Training dahinter. Du musst spielen, spielen, spielen. Ich war nicht das geborene Supertalent, also war es für mich noch härter.

      In Deutschland war es enorm wichtig, sich in der DDV-Rangliste zu etablieren. So bekommen die Gegner Respekt. Je mehr man international spielt, desto besser wird man. Das ist heute noch so!

       Darts1: Wie wart ihr in Bremen organisiert?

      Bernd Hebecker: In Bremen waren wir sehr schnell, sehr gut organisiert – dank Fips Sattler. Sehr schnell hatten wir eine gut funktionierende Kneipenliga aufgebaut und außerdem große Turniere veranstaltet. Es boomte in Bremen, und wir hatten einen Riesenzulauf zu verzeichnen.

      In den ersten Jahren der Bremen Open konnten wir über 1.000 Teilnehmer zählen. Nach den niederländischen Dartsevents waren die Bremen Open außerhalb Großbritanniens die größte Veranstaltung.

       Darts1: Wie viele Spieler und Vereine gab es damals?

      Bernd Hebecker: Vereine eher wenige, vielleicht vier oder fünf, dafür aber reichlich Spieler. Bei uns in Bremen hat es uns sehr geholfen, dass das Fernsehen und der Senat sehr schnell eingestiegen sind, vor allem nachdem ich 1984 Deutscher Meister geworden war. So viele Deutsche Meister hatte Bremen ja auch nicht.

       Darts1: Wie liefen die ersten Turniere ab?

      Bernd Hebecker: Mit Phil Harrison an meiner Seite sehr gut. Wie gesagt, wir hatten die BDO-Rules eingeführt und konnten schon damals die


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