Erfüllt. Elke Mölle

Erfüllt - Elke Mölle


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mit Menschen. Am Anfang ist es vielleicht nur eine winzige Regung unseres Herzens, die wir wahrnehmen. Aber wenn er sich uns zeigt, auch wenn es nur eine schwache Ahnung ist, wird jedes Mal etwas in uns zum Leben erweckt. Wenn wir uns darauf einlassen und lernen, diese Momente zu erkennen und unser Herz Gott hinzuhalten, wächst unsere Sensibilität für die Gegenwart Gottes. Dann wird in jedem dieser Gelegenheiten, in denen Gott »seine Hand durch die Öffnung in der Tür streckt«, unser Herz nach und nach lebendig. Und zwar um ein Vielfaches mehr, als wenn wir von geschaffenen Dingen oder von Menschen fasziniert sind.

      Kannst du dich an solche Momente der Begegnung mit Gott erinnern? Wo nimmst du Gottes Gegenwart besonders deutlich wahr? Hat dich die Begegnung mit Gott schon einmal komplett überwältigt? Kannst du dir vorstellen, dass es möglich ist, dass Gott dich mehr faszinieren könnte als alles in dieser sichtbaren Welt?

      Wenn wir das vierte Kapitel der Offenbarung lesen, sehen wir, was passiert, wenn man einen unverstellten Blick auf Gott hat und überwältigt ist von seiner Gegenwart. Die natürliche Reaktion darauf, diesen herrlichen, wunderschönen Gott zu sehen, ist, ihn anzubeten.

      Das vierte Kapitel der Offenbarung nimmt uns mit hinein in den Thronsaal Gottes, der im Himmel ist. Wir lesen von ihm, der auf dem Thron sitzt, und es ist spürbar, dass Johannes die Worte fehlen, zu beschreiben, was in menschlichen Kategorien nicht zu beschreiben ist. Unfassbare Schönheit, Glanz, Pracht und unbeschreibliche Herrlichkeit. Alles dreht sich nur um den Einen, den Schönsten, den Anbetungswürdigen. Aller Augen sind nur auf ihn gerichtet. Er ist das Zentrum des Universums. Seine Schönheit und Sein Wesen veranlassen die Engel, die vier lebendigen Wesen und die vierundzwanzig Ältesten keineswegs zu einer andächtigen Stille. Vielmehr können sie nicht an sich halten und rufen bei Tag und Nacht: »Heilig, heilig, heilig, Herr, Gott, Allmächtiger, der war und der ist und der kommt!« (Offenbarung 4,8). Und die Ältesten werfen ihre Kronen nieder vor dem König der Könige, vor dem, der allein würdig ist, und sie rufen: »Du bist würdig, unser Herr und Gott, die Herrlichkeit und die Ehre und die Macht zu nehmen, denn du hast alle Dinge erschaffen, und deines Willens wegen waren sie und sind sie erschaffen worden« (Offenbarung 4,11). Um seinen Thron sind Blitze und Donner, ein Regenbogen, der strahlt wie ein Smaragd, ein gläsernes Meer, das glitzert wie Kristall. Eine gewaltige Inszenierung, die alles, was es auf der Erde an Pracht und Glamour gibt, in den Schatten stellt. Der, der auf dem Thron sitzt, ist heilig! Ihm gebührt all unsere Aufmerksamkeit, ihm gebührt all unsere Anbetung, unser ganzes Herz!4

      Die vier lebendigen Wesen haben auf allen Seiten Augen, um den, der auf dem Thron sitzt, gebührend betrachten zu können, und weil sie ihn sehen, beten sie ihn an, bei Tag und bei Nacht. Sie können gar nicht anders, als Tag und Nacht »Heilig, heilig, heilig!« zu rufen, weil sie Gott von Angesicht zu Angesicht sehen. Dieses Kapitel der Bibel packt mich immer wieder aufs Neue. Die vierundzwanzig Ältesten und die vier lebendigen Wesen sind beständig vor Gottes Thron und entdecken immer wieder etwas Neues und Faszinierendes an diesem heiligen Gott. Wenn sie ihn sehen, brechen sie spontan in Lobpreis und Anbetung aus.

      Jesus zu sehen, heißt, ihn anzubeten. Wenn er sich zeigt, dann wird in uns Liebe und Faszination für ihn erweckt. Ganz automatisch. Denn er ist prachtvoll, wunderschön, voller Kraft und gleichzeitig voller Demut. Je mehr er sich zeigt, desto mehr lockt er uns in seine Gegenwart hinein.

      Gott ist nicht langweilig. Wenn wir uns im Lobpreis langweilen, dann liegt es sicher nicht an Gott, sondern daran, dass wir ihn noch nicht sehen. Es lohnt sich, dranzubleiben. Sich völlig hineinzuwerfen, nicht am Rand als Beobachter stehen zu bleiben, sondern mit ganzer Kraft den Herrn zu preisen. Mir hilft es immer sehr, mir die Szene aus Offenbarung 4 bildlich vor Augen zu malen. Mich selbst in dieser Szene zu sehen, direkt vor dem Thron der Gnade. Mich eins zu machen mit den Engeln und den vier lebendigen Wesen und den vierundzwanzig Ältesten und mit den Augen des Herzens auf den Einen, den Heiligen, den Faszinierenden, zu blicken.

      In einer Lobpreiszeit hatte ich einmal ein lustiges Erlebnis. Ich sah mich vor meinem inneren Auge mittendrin vor dem Thron, und dann sah ich vor mir einen Engel, der sich zu mir umdrehte und mir zublinzelte, so als ob er sagen würde: »Wir sind ein Team, du auf der Erde, wir im Himmel. Zusammen sind wir das Lobpreisteam und beten den König auf dem Thron an.«

      Du kannst den Herrn bitten, sich dir konkret zu zeigen. Wünschst du dir, dass er in deinem Herzen Leidenschaft für ihn weckt? Dann nimm dir doch jetzt ein paar Minuten Zeit und bitte ihn darum. Er liebt es, solche Gebete zu beantworten. Und er liebt es, deine Sehnsucht nach Faszination zu stillen.

      Keine Instantlösung

      Ich gebe zu, das ist keine Instantlösung für unser Problem. Wir sind es mittlerweile so sehr gewohnt, dass alle unsere Bedürfnisse schnell gestillt werden. Unter der Dusche soll das warme Wasser gleich kommen, das Internet soll immer noch schneller funktionieren, Smartphones bieten uns 24/7 Sofort-Unterhaltung, Tütensuppen und Mikrowellengerichte sind in ein paar Minuten fertig. Wir haben das Warten verlernt. Tatsache ist aber, dass die meisten Dinge im Leben – und besonders die ganz wichtigen – Zeit brauchen: Erwachsenwerden, Schule und Ausbildung, eine Schwangerschaft, das Wachstum einer Beziehung, die Reifung des Charakters – dies alles braucht seine Zeit.

      Auch die Entwicklung der Beziehung mit Jesus braucht Zeit. Das Gute ist, dass wir konkrete Dinge tun können, um Jesus mehr zu sehen und ihn besser kennenzulernen. Wir können nämlich jederzeit neue Gewohnheiten eintrainieren, und dadurch wird sich unser Leben in eine neue Richtung bewegen. Richard Rohr, Mönch und Autor, formuliert es so: Wir sind so gemacht, dass wir uns nicht in eine neue Lebensweise hineindenken, sondern in eine neue Denkweise hineinleben.5

      Ich habe das immer sehr deutlich an den Teilnehmern der Jüngerschaftsschule im Gebetshaus gesehen. Das Herzstück dieser Schule ist die wöchentliche Zeit im Gebetsraum, etwa drei Stunden pro Tag an sechs Tagen der Woche, insgesamt zwanzig Wochenstunden. Am Anfang fiel es einigen noch ziemlich schwer, drei oder vier Stunden am Stück im Gebetsraum zu sein. Elektronische Geräte sind nicht erlaubt, an Büchern dürfen nur die Bibel und ein Proklamationsbuch6 als Gebetshilfe mitgenommen werden. Die Gedanken schweifen oft ab, aber es gibt keine Ausweichmöglichkeit. Wenn man nicht vor Langeweile umkommen will, muss man sich auf das Gebet, den Lobpreis oder die Bibel einlassen. Nach einigen Wochen und Monaten ist die lange Zeit im Gebetsraum normal geworden und dann sogar bei vielen unverzichtbar. Sie haben sich in eine neue Denkweise hineingelebt, und zu dieser gehörte es nun, jeden Tag die Gegenwart Gottes zu suchen.

      Neue Gewohnheiten beginnen immer mit einem kleinen Schritt, den man jeden Tag macht. Mit der Zeit ist dieser eine kleine Schritt normal geworden, dann kann man einen zweiten kleinen Schritt hinzufügen. Wenn du nicht gerade eine Jüngerschaftsschule machst und keinen Gebetsraum vor der Haustüre hast, dann kannst du dir selbst kleine oder größere Ziele setzen, dir einen Rechenschaftspartner suchen und dich auf den Weg machen, dich neu von Jesus Christus, dem König der Könige, dem Friedefürst, dem schönsten aller Menschen, dem Lamm Gottes auf dem Thron, faszinieren zu lassen.

      Auf diesem Weg wirst du Gott finden. Denn das ist der Weg, den er sich ausgedacht hat, um unserem Sehnen zu begegnen. Er hat es selbst versprochen: »Und sucht ihr mich, so werdet ihr mich finden, ja, fragt ihr mit eurem ganzen Herzen nach mir, so werde ich mich von euch finden lassen, spricht der Herr« (Jeremia 29,13–14). Dieser Weg wird dich in ein komplett neues Leben hineinführen.

      Weil wir für ein Paradies geschaffen sind und dieses verloren haben, spüren wir immer wieder eine tiefe Sehnsucht nach Leben, nach Sinn und nach einer perfekten Welt. Unser Herz hat ein gottförmiges Loch, das nur von Gott gefüllt werden kann. Wir sind von Gott und auf Gott hin geschaffen und nur bei ihm können wir das Leben, das wir suchen, die Erfüllung und den Sinn unseres Daseins finden.

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