MATTHEW CORBETT in den Fängen des Kraken. Robert Mccammon

MATTHEW CORBETT in den Fängen des Kraken - Robert Mccammon


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Kapitel 30

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       Kapitel 32

       Kapitel 33

       Kapitel 34

       Über den Autor

      Für kc dyer

      Danke für die Hilfe, das Mut machen und dafür, dass du mir den Silberschwan gezeigt hast.

      Der Tod erscheint dem reichen Mann

      eine Kurzgeschichte

      Lord Mortimers Hoffnung

      Während der Dezember an der Schwelle zum neuen Jahr 1703 stand, fand sich ein blässlicher, weißhaariger Mann in schwarzem Anzug, schwarzem Dreispitz und schwarzem Mantel an der Türschwelle der Stone Street 7 in der Stadt New York ein. Es war mitten am Nachmittag und doch lag blaues Abendlicht über den Hügeln und Straßen. Der blässliche Mann begann die Treppe zu seiner Zusammenkunft mit den Problemlösern unter dem Dach zu erklimmen.

      Sein Anstieg endete im Reich von Hudson Greathouse und Matthew Corbett. Sie erwarteten ihn aufgrund seines Briefes, den er in der vergangenen Woche aus der in New Jersey gelegenen Stadt Oak Bridge aufgegeben hatte. So kam es, dass die beiden Mitarbeiter der Herrald-Vermittlung im blauen Licht, das durch die Fenster fiel, unter den acht brennenden Talglichtern des schmiedeeisernen Kronleuchters nebeneinander an ihren Schreibtischen saßen, während im beige-grauen steinernen Kamin ein höfliches Feuer brannte und der blässliche Mann sich den Mantel auszog. Er hängte ihn an einen Wandhaken, setzte sich dann auf einen Stuhl in der Mitte der Stube und nahm seinen Hut ab, den er in seinen knorrigen Händen behielt. Er sah Matthew und Greathouse mit traurigen und wässerigen grauen Augen an. Mit den hoffnungsvollsten Grüßen, Jesper Oberley, hatte er seinen Brief unterzeichnet. Ohne zu zögern, beantwortete er Hudsons erste Frage, Wie können wir Euch helfen?

      »Ich bin als Diener bei einem sehr wohlhabenden Herrn verdingt. Bei Lord Brodd Mortimer«, sagte der Mann mit den traurigen Augen. »Seit elf Jahren jetzt. Es schmerzt mich, es zu sagen, aber der Tod ist ihm auf der Spur.«

      »Das ist er doch jedem, nicht wahr?«, fragte Greathouse mit einem schnellen Blick auf Matthew. Nach dem Zwischenfall in Fort Laurens im Herbst humpelte Hudson immer noch am Stock, und was Matthew am meisten zusetzte, war das Geräusch, wie er sich die Treppe hochkämpfte – und oben angekommen um Atem rang, bevor er an seinen Schreibtisch ging. Matthew fragte sich, ob Hudson jemals wieder zu dem verwegenen und abenteuerlichen Draufgänger werden würde, der er einst gewesen war. Natürlich gab er sich selbst die Schuld dafür, und nichts, das Hudson sagte, konnte Matthews bedrücktes Gewissen von dem Gedanken befreien, dass er seinen Freund im Stich gelassen hatte.

      »Lord Mortimer ist der Hand des Todes näher als die meisten«, sagte Jesper Oberley mit dem schwachen Hauch eines Lächelns, das an seinem ernsten Gesichtsausdruck nichts änderte. »Sein Arzt prophezeit, dass es mit ihm in ein paar Tagen zu Ende gehen wird. Lord Mortimer ist schon seit einiger Zeit krank. Er hat die Schwindsucht. Da kann man nicht helfen.«

      »Unser herzliches Beileid«, sagte Matthew. Er musterte Oberleys Gesicht, die Hängebacken und tiefen Furchen. Matthew fand, dass Oberley wie ein treuer Hund aussah, der oft schlecht behandelt worden war, aber immer wieder zu seinem Herrn zurückkehrte, um ihm die Hand zu lecken, weil das in der Natur eines treuen Hundes lag. »Eine tragische Krankheit. Aber … wie Mr. Greathouse schon fragte … wie können wir Euch helfen?«

      Jesper Oberley saß eine Weile da und starrte ins Leere, als hinge die Antwort auf diese Frage wie ein Spinnennetz in irgendeiner Ecke. Schließlich holte er tief Luft. »Mein Herr glaubt … ist überzeugt davon … dass der Tod ihn in verkörperter Form holen kommen wird. In Form eines Mannes. Mein Herr glaubt, dass der Tod das Haus in dieser körperlichen Form betreten und in sein Schlafzimmer kommen wird. Und dort wird der Tod nicht zögern, die Seele meines Herrn zu stehlen und seinen Körper leer liegenzulassen. Mein Herr wünscht Euch zu verpflichten, um … sagen wir … dem Tod ein Schnippchen zu schlagen.«

      »Dem Tod ein Schnippchen zu schlagen«, sagte Hudson Greathouse mit Grabesstimme, bevor Matthew es wiederholen konnte.

      »Jawohl, Sir. Genau das.«

      »Hmmm.« Greathouse tippte sich an sein Grübchen im Kinn. »Nun ja … normalerweise … liegt es in niemandes Macht, das zu tun, was Euer Herr sich wünscht. Damit will ich sagen … der Tod ist sein eigener Herr und letztendlich der eines jeden Menschen, nicht wahr?«

      »Lord Mortimer hofft«, sagte Oberley, »dass Ihr in diesem speziellen Fall Eure Überzeugungskraft einsetzen könnt. Denn es wäre doch tatsächlich ein Problem, das eine Lösung braucht, nicht wahr? Die hier wäre, dass der Tod – wenn er auf dem Landsitz ankommt – überzeugt werden kann, Lord Mortimer noch etwas Zeit zu schenken? Vielleicht ein paar Tage oder auch nur ein paar Stunden? Für meinen Herrn wäre das von großer Bedeutung.«

      »Darf ich fragen, warum?«, fühlte Matthew nach.

      »Lord Mortimers Tochter Christina ist Lehrerin an der Schule von Grainger, ungefähr sechs Meilen von Oak Bridge entfernt. Aber … es gibt schon seit vielen Jahren Spannungen zwischen den beiden, Gentlemen. Sie ist zweiunddreißig und unverheiratet. Sie ist … ein Freigeist, könnte man wohl sagen.«

      »Das muss wohl an ihrem Beruf liegen«, meinte Matthew.

      Natürlich verstand Oberley die Anspielung auf eine gewisse rothaarige junge Frau nicht, die oft ohne jegliche Vorwarnung in Matthews Alltag und Gedanken auftauchte. Oberley nickte einfach, als ergäbe die Bemerkung Sinn. »Lord Mortimer möchte sich mit seiner Tochter wieder versöhnen, bevor er aus dieser Welt scheidet«, sagte Oberley in seinem trockenen, leise krächzenden Tonfall. Der Blick der wässerigen Augen wanderte auf der Suche nach Mitgefühl und Verständnis zwischen Matthew und Greathouse hin und her. »Es ist von entscheidender Bedeutung für seinen Seelenfrieden. Es ist entscheidend«, wiederholte er, »dass Lord Mortimer seine Tochter sieht und einige Dinge klärt, bevor der Tod ihm zuvorkommt.«

      Einen Augenblick lang bewegten sich weder Matthew noch Greathouse. Dann knirschte die Treppe, und Matthew dachte, dass es vielleicht eins der Arbeitszimmergespenster war, das sich neugierig fragte, wie diese Konsultation wohl ausgehen würde – und möglicherweise von Neid geplagt wurde, dass es selbst niemandem diese Mühe wert gewesen war.

      Schließlich räusperte sich Greathouse. »Ich frage mich, ob wir dieser Aufgabe gewachsen sind«, sagte er.

      »Wenn nicht Ihr«, kam die Antwort, »wer dann?«

      »Die Tochter«, schlug Matthew vor. »Würde sie nicht vielleicht ihren Vater besuchen wollen?«

      »Ich habe vor vier Tagen mit ihr gesprochen. Sie denkt noch immer über die Einladung nach.«

      »Aber ob sie kommen wird, ist ungewiss?«

      »In der Tat«, gab Oberley zu. »Weshalb Ihr Gentlemen so dringend gebraucht werdet.«

      »Unsere Überzeugungskraft bei Christina einzusetzen wäre vermutlich erfolgreicher als bei irgendeiner Vision oder Illusion des Todes«, sagte Matthew. »Ich würde denken, dass ein lebendiges Ohr eher gewillt ist, zuzuhören.«

      »Vision?« Oberleys weiße Augenbrauen schossen in die Höhe wie Signalflaggen. »Illusion? Mein Herr ist vollkommen überzeugt davon, dass der Tod das Kostüm eines Mannes tragen wird, Sir, und dass dieser Mann nicht zögern wird, Lord Mortimers Leben ein Ende zu setzen. Ich sollte wohl sagen … dass es ein bewegtes Leben gewesen ist, sowohl für


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