Der silberne Schlüssel und das Geheimnis der Wahrheit. Alexander Lombardi

Der silberne Schlüssel und das Geheimnis der Wahrheit - Alexander Lombardi


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      Special Feature:

      Was bisher geschah

      Für alle, die es interessiert, fassen wir hier zusammen, was bei den ersten zwei Abenteuern der »4 vom See« passiert ist. Allerdings muss man das alles nicht vorher wissen, sondern kann auch direkt auf Seite 13 in den dritten Band einsteigen!

      Jerusalem, 135 nach Christus

      Der Priestersohn Benjamin flieht vor den römischen Soldaten, die die Stadt erobern. Sein Vater gibt ihm einen Schatz mit: eine goldene Schale aus dem Tempel. Benjamin kommt mit einer römischen Familie in die Gegend am Starnberger See. Jahre später versteckt sein Sohn die wertvolle Schale in einer Höhle. Rätselhafte Hinweise auf das Versteck bringt er in einer Brosche an.

      Die Seeburg, Starnberger See, heute

      Antonia, Franky, Jaron und Emma sind beste Freunde. Sie treffen sich regelmäßig im alten Heinrich, einem ausgedienten Zirkuswagen, den Antonias Vater für sie eingerichtet hat. Die vier vom See, wie sie sich nennen, beschäftigen sich gern mit ungelösten Rätseln. Sie klären Diebstähle auf und werden hellhörig, als sich im Vorfeld eines Reitturniers merkwürdige Vorkommnisse häufen. Auch hier gelingt es den Freunden, Licht ins Dunkel zu bringen!

      Als die vier in einer geheimen Gruft zwei Skelette finden, die eine alte Broschenfassung und einen auffälligen Schlüssel bei sich haben, ist ihre Neugierde geweckt. Bei ihrer Recherche stoßen sie auf eine alte Sage: Irgendwo am Ufer des Starnberger Sees soll eine goldene Schale versteckt sein. Dieser wird nachgesagt, dass sie heilende Kräfte habe. Auf der Suche nach diesem Schatz können die Freunde zwei der Steine aufspüren, die einst von der Brosche gehalten wurden. Um den Hinweis, den die Brosche verbirgt, enträtseln zu können, müssen sie den dritten Schmuckstein finden.

       [ Zum Inhaltsverzeichnis ]

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      Ferdinand hasste die Kälte und den Dreck. Fröstelnd zog er die Schultern hoch und umklammerte die Zügel seines Pferdes noch fester.

      Sein Bruder Gustav, der neben ihm ritt, warf ihm einen verächtlichen Blick zu. Doch das war nichts Neues. Ferdinand wusste, dass der Ältere ihn für ein Weichei hielt.

      »Na, hast du Spaß?«, höhnte Gustav. »Schön, so an der frischen Luft, meinst du nicht auch? Mal was anderes als der Staub, den du in der Bibliothek immer einatmest. Mutter hatte schon recht, als sie darauf bestand, dass du diesmal mitkommst.«

      Ferdinand antwortete nicht, sondern seufzte nur innerlich. Er wusste aus Erfahrung, dass es wenig Sinn hatte, seinem zwei Jahre älteren Bruder zu widersprechen. Auch eine geistreiche Bemerkung konnte er sich sparen. Entweder würde der Sechzehnjährige nicht verstehen, was er meinte, und sich dann über sich selbst ärgern. Oder er würde die Ironie begreifen und auf Ferdinand wütend werden. In beiden Fällen würde er den Jüngeren seinen Zorn spüren lassen.

      Daher ließ Ferdinand sein Pferd etwas zurückfallen, während Gustav mit einem letzten Grinsen zu seinen Freunden aufschloss, die vor ihnen ritten. Umringt von der Meute der Jagdhunde lachten sie gerade schallend über irgendetwas.

      Gustav sagte etwas in die Runde, worauf sich alle zu Ferdinand umdrehten und erneut in Gelächter ausbrachen.

      Der Vierzehnjährige tat so, als würde er es gar nicht bemerken. Jetzt konnte er zum Glück wieder ungestört seinen Gedanken nachhängen. Jedenfalls so lange, bis irgendein bedauernswertes Tier in Sicht kam, das sich als Beute eignete.

      Die Jagdgesellschaft war ein kleines Stückchen weiter gekommen, als einer der Hunde, der den Pferden vorauslief, anschlug. Augenblicklich änderte sich die Stimmung in der Gruppe. Die Jäger griffen hinter sich, zogen ihre Waffen aus den Satteltaschen und packten die Zügel noch fester.

      Blitzschnell nahm die Hundemeute die Fährte auf und stürmte bellend los, die Reiter folgten im Galopp. Ferdinand überlegte einen Moment, sich seitlich in die Büsche zu schlagen, um dem, was nun folgen würde, einfach auszuweichen.

      Aber der Waffenmeister der Grafenfamilie, der links hinter ihm ritt, hatte sein Zögern bemerkt und warf ihm einen strengen Blick zu. Ferdinand hatte keine Chance zu entwischen. Also schnalzte er leise mit der Zunge und trieb seine Stute ebenfalls zu einem Galopp an.

      Das Pferd schnaubte. Ganz wie ihr Herr liebte die Stute die Ruhe, einsame Ausritte und sonnige Tage auf der Weide. Nicht das Gedränge, den Lärm und die Anstrengung einer Jagd. Trotzdem beschleunigte das Tier gehorsam und setzte leichtfüßig über einen liegenden Baumstamm hinweg.

      Der Ritt ging durch Gebüsch, an alten Bäumen vorbei und über zahlreiche Felsbrocken, die im Wald der Familie von Beilstein verteilt lagen. Zweige peitschten Ferdinand ins Gesicht, regenfeuchte Blätter durchnässten seinen Umhang. Die Kälte kroch ihm den Rücken hinauf und er beugte sich noch tiefer über den Hals des Pferdes.

      Er hielt sich absichtlich im hinteren Teil der Gruppe. Seine Armbrust hatte er nicht einmal aus der Satteltasche geholt. Er hatte kein Interesse daran, das Wild zu stellen und den ersten Schuss zu setzen. Wenn es nach ihm ging, würde er heute überhaupt nicht schießen. Und so war er einer der Letzten, die einen steilen Abhang hinabritten, an dessen Fuß sich die Jagdgesellschaft versammelt hatte.

      Die meisten Reiter waren schon abgestiegen und standen um einen prächtigen Hirsch herum, der auf dem Boden lag. Als Ferdinand näher kam, konnte er zwischen den Männern hindurch sehen, dass das Tier noch lebte. Die Hunde waren kaum zu bändigen, sie jaulten und bellten, während die Jagdhelfer sie an den Halsbändern zurückhielten.

      Ferdinand zügelte seine Stute und stieg ab. Er ging zu den Männern, blieb aber im Hintergrund.

      Da rief ihn sein Bruder von vorne. »Ferdinand!«

      Sofort drehten sich alle zu ihm um und machten ihm Platz.

      Zögernd folgte der Vierzehnjährige der Aufforderung und ging nach vorne. Gustav und seine Freunde sahen ihm entgegen, als planten sie etwas.

      »Heute soll die Ehre dir gehören«, erklärte Gustav, während er seinem Bruder mit einem breiten Grinsen seine Armbrust hinstreckte.

      »Wie meinst du das?«, fragte Ferdinand unsicher.

      »Na, gib ihm den Rest! Du siehst doch, dass er leidet. Erlös ihn von seinen Qualen, das machen ehrbare Jäger so.«

      Ferdinand rutschte das Herz in die Hose. »Ich? Aber ich will nicht …«

      »Na, komm schon«, höhnte sein Bruder. »Tu’s einfach. Es wird dich etwas Härte lehren, deshalb hat Mutter doch darauf bestanden, dass du mitkommst.« Er trat auf Ferdinand zu und drückte ihm die Waffe an die Brust. »Vorsicht!«, grinste er. »Ist schon gespannt.«

      Ferdinand blieb nichts anderes übrig, als die Armbrust zu nehmen. Er sah den Hirsch an.

      Der lag auf der Seite, die Beine von sich gestreckt. Sein Brustkorb hob und senkte sich hastig. Die Augen waren weit aufgerissen. Ein erster Schuss hatte ihn im Hals getroffen. Ferdinand erkannte den Bolzen, er stammte von der Armbrust seines Bruders. Offenbar hatte der Schuss das Tier zu Boden gerissen, aber nicht tödlich verwundet.

      Gustav beugte sich vor und packte den Jüngeren am Ellbogen. »Los jetzt!«, zischte er. »Oder ich erzähle Mutter von deinem Versagen. Du weißt, was das bedeutet.«

      Ferdinand schluckte. Zu seiner Mutter hatte er keine besonders enge Beziehung. Sie gab ihm immer wieder zu verstehen, dass sie wenig mit ihm anfangen konnte, weil er so zurückhaltend war. Bestimmt würde ein negativer Bericht seines Bruders ihr Verhältnis nicht gerade verbessern.

      Er trat noch näher an das Tier heran. Dann legte er die Armbrust an und löste die Sicherung. Sein Atem ging stoßweise, sein Finger am Abzug


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