Der silberne Schlüssel und das Geheimnis der Wahrheit. Alexander Lombardi

Der silberne Schlüssel und das Geheimnis der Wahrheit - Alexander Lombardi


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      »Anscheinend ist der Arm gebrochen«, meinte Jaron besorgt.

      »Oh weh, das wäre ja furchtbar«, stellte Antonia fest.

      Es war schlimm für die drei Freunde, nicht genau zu wissen, was mit Franky los war. Im Publikum herrschte betretenes Schweigen. Alle beobachteten, was weiter geschah.

      Einer der Sanitäter löste sich aus der Gruppe um Franky, rannte vom Feld und kam kurze Zeit später mit einer Trage zurück. Frankys Schreie hatten sich inzwischen in ein leises Wimmern verwandelt. Dann bemerkte Jaron, wie ein Krankenwagen an den Rand des Spielfeldes fuhr. Franky wurde auf die Trage gelegt und zum Wagen gebracht. Er lag mit geschlossenen Augen da, sein Vater lief neben ihm her.

      Als die Sanitäter Franky in den Krankenwagen luden, hielten es Jaron, Emma und Antonia nicht länger an ihren Plätzen aus und liefen hinüber. Jaron war ganz schlecht, und er konnte sehen, dass Emma erneut mit den Tränen kämpfte.

      Die Türen des Wagens schlossen sich gerade, als sie atemlos bei Frankys Vater ankamen. Er wechselte noch ein paar Worte mit einem Sanitäter, bevor dieser auf der Beifahrerseite einstieg. Dann fuhr der Krankenwagen los.

      »Was ist passiert?«, rief Emma.

      »Der Arm iste wahrscheinlich gebrochen«, antwortete Germano Giuliani niedergeschlagen.

      »Wo wird er jetzt hingebracht?«, wollte Jaron wissen.

      »In die Klinik nach Kempfenhausen. Ich hole meine Frau, dann fahren wir gleich dorthin.«

      In diesem Moment kam Michael Pfeiffer auf die Gruppe zu. »Es tut mir sehr leid«, sagte er freundlich. »Ich hoffe, es ist nicht allzu schlimm?«

      »Na ja, der Arm iste gebrochen.«

      »Ach, das wird sicherlich wieder.«

      »Und, hat Franco eine Chance?«, erkundigte sich Germano. »Er hat heute wirklich einen schlechten Tag.«

      »Nun ja«, zögerte der Scout, »technisch ist er schon gut, aber halt nicht schnell.«

      »Sie müssen ihm noch mal eine Chance geben – ich weiß, dass er das kann«, bettelte Frankys Vater.

      Jaron konnte sehen, dass der Scout Mitleid mit Germano hatte. »Also gut«, stimmte er zu. »Wenn Franco wieder gesund ist, komme ich noch einmal vorbei.«

      »Oh, grazie mille! Sie werden sehen, er kann gut spielen.«

      Michael Pfeiffer nickte. »Wünschen Sie ihm bitte von mir gute Besserung.«

      Die beiden Männer schüttelten sich die Hände, dann ging der Scout in Richtung Parkplatz davon.

      »So, ich fahre jetzt zum Krankenhaus«, sagte Germano.

      »Dürfen wir mitfahren?«, fragte Jaron, und auch Emma und Antonia sahen Frankys Vater bittend an.

      »Tut mir leid, das gehte nicht«, erwiderte er. »Ich habe nur die Ape dabei.« Er deutete auf den kleinen dreirädrigen Kastenwagen, der nicht weit entfernt parkte. In dieses Gefährt passten höchstens zwei Leute, und das auch nur, wenn sie sehr eng saßen.

      Jaron zuckte mit den Achseln. »Dann fahren wir mit den Fahrrädern nach Kempfenhausen.«

      »Das iste eine gute Idee!«, sagte Frankys Vater. »Bis später.«

      Die drei Freunde sahen ihm zu, wie er in den kleinen Wagen stieg und sich knatternd entfernte.

      »Mir ist immer noch ganz flau«, erklärte Antonia.

      »Ja, mir auch«, bestätigte Emma.

      Jaron stimmte zu, er fühlte sich genauso.

      »Sollen wir vielleicht einfach mal für Franky beten?«, fragte Antonia.

      Jaron und Emma nickten.

      »Lieber Gott, ich bitte dich jetzt für Franky, dass es ihm schnell wieder besser geht und er keine Schmerzen hat. Und ich bitte dich auch, dass er nicht operiert werden muss, Amen.«

      »Amen«, wiederholten die beiden anderen.

       [ Zum Inhaltsverzeichnis ]

      Kapitel 2:

      Im Krankenhaus

      »Und, habt ihr gewonnen?«, fragte der Sanitäter, der sich über Franky beugte. Seine Warnjacke raschelte, er roch nach Rasierwasser. Seine Hand lag auf Frankys Schulter.

      Der Junge durchschaute, was der Mann mit der Frage bezweckte. Du willst mich von den Schmerzen ablenken, mir meine Angst nehmen. Netter Versuch.

      Trotzdem antwortete er: »Wir waren dabei zu gewinnen, ja. Es stand 2:1. Aber wir können niemanden mehr einwechseln. Ob meine Mannschaft diesen Vorsprung halten kann, obwohl sie in Unterzahl spielen müssen, weiß ich nicht.«

      Und es half. Über das Spiel nachzudenken, lenkte ihn tatsächlich ab. Sein Atem wurde ruhiger. Oder waren es die Schmerzmittel, die anfingen zu wirken?

      Der Sanitäter nickte und lächelte. »Verstehe. Na, dann hoffen wir mal, dass deine Teamkameraden das hinkriegen werden. Und um dich kümmern wir uns, damit du auch bald wieder auf dem Spielfeld stehen kannst.«

      Das hat keine Eile, dachte Franky.

      »Dein Arm sollte bald nicht mehr wehtun«, fuhr der Sanitäter fort und kontrollierte den Infusionsbeutel, der über Franky Kopf baumelte. »Wir sind nicht mehr lange unterwegs. Aber ich will noch kurz deinen Blutdruck messen.« Sanft nahm er den unverletzten Arm des Jungen und legte ihm die Manschette an.

      Während sie sich pfeifend füllte, schaute Franky durch den oberen Teil des Fensters hinaus, der nicht von der undurchsichtigen Folie bedeckt war. Er sah die kahlen Wipfel von Bäumen vorbeifliegen. Der Krankenwagen fuhr um eine Kurve, dann wurde er langsamer.

      Die Bäume verschwanden, ein Dach schob sich in Frankys Sichtfeld. Der Wagen stoppte.

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      Während Pfleger ihn von einem Raum zum anderen schoben und der verletzte Arm geröntgt wurde, verlor Franky vollständig das Zeitgefühl. Als er wieder in dem Zimmer der Notaufnahme lag, in das er zuerst gebracht worden war, konnte er nicht sagen, ob er erst wenige Minuten im Krankenhaus war oder schon viele Stunden.

      Eine Schwester betrat den Raum. »Wir müssen deinen Arm noch freilegen«, erklärte sie. »Leider muss ich dafür das Trikot aufschneiden, damit es nicht zu sehr wehtut.« Sie lächelte entschuldigend.

      Franky nickte nur. Das Trikot war ihm in diesem Moment völlig egal.

      Die Schwester holte eine Verbandsschere aus einer Schublade und trennte den Stoff auf. Während sie das Shirt entsorgte, saß Franky halb nackt auf der Liege, was ihm ein wenig peinlich war.

      Doch sie schien nicht einmal zu bemerken, dass er rot wurde. Geschickt half sie ihm, sich zu waschen und einen Krankenhausschlafanzug mit weiten Ärmeln anzuziehen, der nach Desinfektionsmittel roch.

      Nachdem sie den Raum wieder verlassen hatte, starrte Franky die Neonröhren an der Decke an. Der Schock und die Aufregung ließen langsam nach, er wurde müde. Aber zum Schlafen blieb keine Zeit, denn die Tür öffnete sich erneut.

      Der junge Arzt mit den strubbeligen Haaren und der runden Brille, der ihn in der Notaufnahme in Empfang genommen hatte, kam herein, ein Röntgenbild in der Hand. »So, jetzt können wir schauen, was genau mit deinem Arm passiert ist«, verkündete er ein wenig zu gut gelaunt und schaltete den Monitor an der linken Wand ein. Dann wischte er über den Bildschirm und öffnete das Röntgenbild. Er betrachtete es nachdenklich.

      Franky konnte über die Schulter des Arztes hinweg das Bild vom Inneren seines Arms sehen: Der Oberarmknochen war dicht über


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