Der silberne Schlüssel und das Geheimnis der Wahrheit. Alexander Lombardi

Der silberne Schlüssel und das Geheimnis der Wahrheit - Alexander Lombardi


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hatten. Dabei stieg ein Gefühl der Geborgenheit in ihm auf. Es war schön, sich so eng mit seinen Freunden verbunden zu fühlen. Und die Gewissheit zu haben, dass Gott immer da war, so schlimm die Situation auch sein mochte.

      »Danke, Herr«, flüsterte er, »danke, dass du so mächtig bist. Vielen Dank, dass du auf Franky aufgepasst hast. Und danke für meine Freunde.«

      Dann schloss er die Augen und schlief ein.

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      Kapitel 3:

      Ein Stein mit Tränen

      Nach der Schule saß Antonia auf einer Mauer vor der Seeburg und ließ die Beine baumeln. Da verkündete ihr Handy, dass eine Nachricht angekommen war. Sie hatte ihr Smartphone noch in der Hand, weil sie gerade erst über die Chat-Gruppe »Die vier vom See« bei Franky nachgefragt hatte:

      Wie geht’s dir? image

      Können wir dich besuchen? image

      Als sie nun seine Antwort las, musste sie grinsen:

      Klar! image Mama und Papa bringen gleich Pizza image

      Franky ging es eindeutig viel besser, sagte sich Antonia erleichtert. Dann tippte sie:

      In welchem Zimmer bist du?

      Antwort:

      Moment! Muss eine Schwester fragen!

      Und kurz darauf:

      Station 5, Zimmer 484.

      Sie schrieb zurück:

      Sobald die anderen da sind, kommen wir.

      Franky schickte noch ein »Daumen-hoch«, dann steckte Antonia das Handy in die Tasche zurück und blickte auf den See. Es war außergewöhnlich warm für einen Wintertag. Antonia genoss es, draußen sein zu können, ohne nass zu werden oder zu frieren. Leider war laut ihrer Wetter-App schon in zwei Tagen wieder mit heftigen Schneefällen zu rechnen.

      Aber zum Glück heute noch nicht. Heute konnten sie mit den Fahrrädern nach Kempfenhausen fahren, um Franky zu besuchen.

      Antonia und Jaron wohnten beide in der Jugendherberge Seeburg. Antonias Eltern Gitti und Andreas waren die Herbergseltern dieser imposanten Burg, weshalb Antonia und ihre beiden jüngeren Geschwister dort ihr Zuhause hatten.

      Jarons Mutter Angelika war die Sekretärin, sie hatte vor ein paar Monaten mit ihrem Sohn die leere Hausmeisterwohnung bezogen. Auf dem Gelände der Burg befand sich außerdem der Treffpunkt der vier Freunde: ein ehemaliger Zirkuswagen – genannt der alte Heinrich –, in dem sie ungestört Musik hören und Pläne schmieden konnten.

      Antonia wurde ungeduldig: Warum brauchten Jaron und Emma heute so lange? Sie warf die Haare zurück, schaute auf die Uhr und blickte dann wieder zum See.

      In diesem Moment tauchte vor ihr eine Gestalt auf, die sie sofort erkannte: Opa Hans stieg die Stufen zur Burg hinauf und winkte ihr zu, als er sie entdeckte.

      Sobald er sie erreicht hatte, setzte er sich – etwas schnaufend – neben sie und legte ihr einen Arm um die Schulter. Sein weißer Haarkranz und die Schweißperlen auf seiner Stirn glänzten in der Sonne. »Na, Antonia?«, erkundigte er sich. »Alles klar bei dir?«

      »Nicht ganz«, antwortete sie. »Gleich kommen Emma und Jaron, dann fahren wir zum Krankenhaus in Kempfenhausen, um Franky zu besuchen.«

      »Franky liegt im Krankenhaus?«, fragte Opa Hans überrascht. »Was ist denn passiert?«

      »Er hat sich gestern bei einem Fußballspiel verletzt. Sein Arm ist gebrochen und er musste operiert werden.«

      »O nein, das tut mir aber leid. Wie geht es ihm?«

      »Anscheinend hat er das Narkosemittel nicht so richtig vertragen, deshalb war er nach der Operation noch eine ganze Weile bewusstlos. Aber heute ist er wohl schon wieder ganz der Alte: große Klappe und einen guten Appetit.«

      Um Opa Hans’ Augen bildeten sich lauter kleine Lachfältchen. »Ja, so ist er. Hättet ihr was dagegen, wenn ich mitkomme? Ich würde ihn auch gerne kurz besuchen, bevor ich arbeiten muss.«

      Antonia freute sich. »Nein, natürlich nicht. Franky wird das sicher toll finden. Wir wollten mit den Fahrrädern hinfahren, wär das für dich in Ordnung?«

      »Na, diese Strecke werde ich hoffentlich gerade noch bewältigen. Weißt du was? Ich gehe zurück zum Fischerschuppen, hole mein Rad und warte dort auf euch.«

      Opa Hans wohnte an der Seestraße Richtung Berg, direkt am Ufer, in einem alten Bootshaus. Im Erdgeschoss, das zum Wasser hin offen war, lag sein Fischerboot; im ersten Stock befand sich eine kleine, sehr gemütliche Wohnung mit einem gigantischen Ausblick auf den See und die Berge. Obwohl der ältere Herr mit Antonia nicht verwandt war, betrachtete sie ihn längst als eine Art Ersatzopa. Und ihren Freunden ging es genauso.

      Antonia nickte. »Alles klar. Bis gleich.«

      Er lächelte ihr zu, stand auf und ging die Treppe wieder hinunter, die die Seeburg mit der Seestraße verband. Antonia sah ihm hinterher, bis er aus ihrem Blickfeld verschwunden war.

      Dann schaute sie auf die Uhr. Es war drei Uhr, Jarons Kung-Fu-Training und Emmas Mathematik-AG waren schon vor einer halben Stunde zu Ende gegangen. Wo blieben die beiden nur? Antonia wurde ungeduldig.

      Gerade wollte sie ihr Handy wieder aus der Tasche ziehen, um ihnen eine Nachricht zu senden, da hörte sie wildes Klingeln. Jaron und Emma kamen auf ihren Fahrrädern hinter den Bäumen hervor und bremsten direkt unter ihr.

      »Hey Antonia!«, rief Jaron zu ihr herauf. »Was sitzt du da so faul rum – wir wollten doch zu Franky!«

      Antonia schnaubte. Was für eine Frechheit! »Ihr seid doch diejenigen, die spät dran sind!«, gab sie zurück. »Musstet ihr unterwegs noch ein Mittagschläfchen halten, oder was?«

      Jaron lachte nur und sagte etwas zu Emma, das Antonia nicht verstehen konnte.

      Sie sprang auf, lief zu ihrem Fahrrad, das schon auf dem Parkplatz vor dem Portal bereitstand, und sauste die Straße hinunter.

      Als sie ihre Freunde erreicht hatte, sagte sie: »Opa Hans möchte auch mitkommen. Er wartet am Fischerschuppen auf uns.«

      »Das ist super!«, meinte Emma. »Jetzt aber nichts wie los!«

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      Franky wusste nicht, wie seine Eltern das geschafft hatten, aber die Pizza, die ihm sein Vater aufs Bett legte, war noch warm. Der Duft füllte das ganze Krankenzimmer, in dem er im Moment alleine lag.

      »Danke!«, sagte er strahlend und öffnete die Schachtel. »Mmmh, Sardellen, Knoblauch und Peperoni, meine Lieblingspizza!«

      »Sì«, lächelte seine Mutter, »wir wissen doch, was du dir wünschst.« Sie setzte sich zu ihm auf den Bettrand und half ihm, die Pizza in Stücke zu teilen. Der große Gips, der Frankys verletzten Arm vom Handgelenk bis knapp unter die Schulter einschloss, behinderte ihn doch sehr.

      Mit der anderen Hand klappte er geschickt ein Stück zusammen, biss ab und kaute. Herrlich! Bis jetzt hatte er im Krankenhaus ja nur ein Frühstück und ein Mittagessen erhalten, beides ließ aber für die nächsten Tage nichts Gutes ahnen. An die Pizza seiner Mama kam eben nichts heran.

      Sein


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