Der silberne Schlüssel und das Geheimnis der Wahrheit. Alexander Lombardi

Der silberne Schlüssel und das Geheimnis der Wahrheit - Alexander Lombardi


Скачать книгу
was nicht weiter schwierig war. Bei diesen Temperaturen war die Größe des Publikums meist überschaubar.

      Franky fand seinen Platz bei den Stürmern und wartete auf den Anpfiff. Zuerst hörte er noch vage die Anfeuerungsrufe der Fans, bald aber konzentrierte er sich voll aufs Spiel. Der MTV Berg machte mächtig Druck und so stand es schon nach zehn Minuten 1:0 für Berg.

      Als das Tor fiel und die Gegner jubelten, warf Franky einen Blick auf seinen Vater. Der stand wild fuchtelnd am Spielfeldrand und brüllte ihm alle möglichen Anweisungen zu.

      Frankys Mannschaft hatte Mühe, den Ball zu erobern, obwohl Franky einige Zweikämpfe gewinnen konnte. Er strengte sich wirklich an. In der 29. Spielminute hatte er dann eine echte Chance. Einer seiner Mitspieler passte ihm den Ball zielgenau zu, Franky dribbelte einen Gegenspieler aus und gab Gas. Hinter ihm fingen die Zuschauer an zu schreien.

      Franky kam vor das gegnerische Tor, hatte freie Bahn und schoss.

      Der Torwart hechtete nach dem Ball und packte ihn, doch er rutschte ihm aus den Händen.

      Schnell rannte Franky weiter und bekam den Ball wieder vor die Füße. Mittlerweile liefen allerdings schon drei Gegenspieler auf ihn zu.

      Sein Mannschaftskamerad Leo war ebenfalls in seiner Nähe und rief: »Ich bin frei!«

      Aber Franky schoss noch einmal aufs Tor.

      Einer der Gegenspieler stoppte in vollem Lauf zwischen Franky und dem Tor und lenkte den Ball mit dem Fuß ab, sodass er gegen den linken Torpfosten knallte.

      Sofort rannte der Torwart zum Ball und schloss ihn diesmal sicher in die Arme.

      Durch die Fans des Allmannshauser Fußballklubs ging ein Raunen der Enttäuschung.

      Franky ließ den Kopf hängen, beugte sich nach vorne und stützte seine Hände auf die Oberschenkel. Dann sah er zu seinem Vater hinüber, der jetzt nur noch den Kopf schüttelte.

      »Mann, du Idiot«, fauchte Luggi ihn an. »Leo war komplett frei! Den hätte er reingekriegt!«

      »Ja, sorry, hab es nicht gesehen«, gab Franky kleinlaut zur Antwort.

      »Dann mach die Augen auf!«, blies jetzt auch Leo ins selbe Horn.

      »Ist ja gut, ich weiß, dass das Mist war«, zischte Franky, der sich jetzt selbst fürchterlich über die versaute Torchance ärgerte.

      Der Rest der ersten Halbzeit verlief ohne weitere Höhepunkte. Keine der beiden Mannschaften konnte mehr eine Chance in ein Tor verwandeln. Als der Schiedsrichter zur Pause pfiff, trottete Franky vom Spielfeld und sah, wie sein Vater ihn zu sich herwinkte.

      Auch das noch, dachte er, jetzt kann ich mir auch noch Papas nerviges Gerede anhören. Glücklicherweise gesellten sich seine Freunde mit dazu, sobald er seinen Vater erreicht hatte.

      »Oh figlio mio«, begann Germano und packte ihn an den Armen. »Das war die Chance! Warum haste du nicht zu Leo gepielt! Er war frei!«

      »Weil ich ihn nicht gesehen habe«, erwiderte Franky patzig. »Mann, das kann doch mal passieren!«

      »Ich fand’s trotzdem einen echt coolen Spielzug von dir«, warf Emma ein.

      »Ja, sicher«, meinte Germano. »Aber du musse dir noch viel mehr Mühe geben. Was solle der Scout von dir denken? Vergiss nicht: Du haste das Talente! Verstanden?«

      »Ja, klar, mach ich. Ich werde mich anstrengen, um alle deine Träume zu erfüllen!«, sagte Franky wütend, drehte sich auf dem Absatz um und stapfte zu den Umkleidekabinen.

      Obwohl sein Vater ihm noch »Franco!« hinterherrief, beachtete er ihn nicht weiter.

image

      »Was hat der Junge?« Germano Giuliani sah die Freunde ratlos an. »Er hat so viel Talente. Warum setzt er das nicht ein? Er spielt ohne Freude.«

      »Äh, ich glaube, dass Franky schon Spaß an Fußball hat, aber vielleicht will er nicht dauernd spielen«, sagte Emma zögernd.

      »Aber er hat das Zeug zu einem ganz großen Spieler. Das sehe ich«, beharrte der Italiener. »Und dazu musse er spielen, spielen, spielen.«

      »Mag schon sein, aber vielleicht ist er noch nicht so weit«, meinte Antonia.

      Jaron nickte bejahend.

      »Ja, wahrscheinlich hast du recht«, seufzte Germano Giuliani und schien sich ein wenig zu beruhigen. »Muss schon sagen, Franco hat wirklich gute Freunde.« Er lächelte die drei an. »Aber ich gehe noch zu dem Scout«, fuhr er fort. »Ich musse noch mal mit ihm reden. Wir sehen uns nach dem Spiel in der Pizzeria?«

      »Ja, gerne«, bestätigte Jaron.

      »Bene, bene. Arrivederci!« Mit diesen Worten wandte Germano sich ab und ging schnurstracks auf Michael Pfeiffer zu.

      »Krass, der will Franky ja echt zum Profi machen«, sagte Jaron nachdenklich.

      »Ich finde, Franky sollte unbedingt mal mit ihm reden«, erklärte Antonia. »Ich glaube nämlich nicht, dass er da so viel Lust drauf hat.«

      »Dafür müsste er ja seinen ganzen Vorrat an Schokoriegeln vernichten«, kicherte Emma, und die anderen lachten ebenfalls.

      Gemeinsam bummelten sie zur Tribüne zurück, wo Frankys Vater auf den Scout einredete, der freundlich lächelte. »Kein Problem«, hörten sie den Scout sagen, als sie näher kamen, »das Spiel ist ja noch nicht zu Ende. Er ist technisch wirklich ein guter Spieler.« Die drei beobachteten, wie Germano zufrieden nickte.

      »Na, scheint ja gar nicht so schlecht für Franky auszusehen«, stellte Jaron fest. »Der Scout hat ihn noch nicht aufgegeben.«

      »Ja, vielleicht, aber wenn er das doch gar nicht will?« Emma runzelte die Stirn.

      »Dann muss er seinem Vater die Wahrheit sagen«, erwiderte Antonia energisch.

      »Schon, aber das ist doch gar nicht so einfach«, verteidigte Emma ihren Kumpel.

      »Seht, da kommen die Spieler, es scheint weiterzugehen«, unterbrach Jaron die Überlegungen der beiden Mädchen. Daraufhin setzten sie sich und warteten auf den Anpfiff der zweiten Halbzeit.

      Wieder startete das Spiel mit hohem Tempo, diesmal aber war es der Allmannshauser Fußballklub, der den Gegner unter Druck setzte. Und tatsächlich, nach einem Pass von Franky zu Leo konnte dieser den Ausgleich zum 1:1 schaffen. Die drei Freunde lachten sich fast kaputt, als Frankys Vater am Spielfeldrand einen Freudentanz aufführte.

image

      Es war in der 68. Spielminute, als Jaron beobachtete, wie Franky von Leo einen Pass zugespielt bekam. Franky stoppte den Ball und sah sich um. Da ein Verteidiger der gegnerischen Mannschaft direkt auf ihn zurannte, gab er den Ball an Luggi weiter. Dann stürmte er auf das gegnerische Tor zu.

      Jaron sprang auf und feuerte seinen Freund aus voller Kehle an.

      Luggi spielte den Ball wieder zurück, aber leider viel zu stark. Als der Ball zwischen Frankys Füßen landete, kam der Zwölfjährige ins Straucheln. Er hatte keine Chance, sich zu fangen, und fiel zu Boden. Weil Leo, der ihm gefolgt war, nicht mehr abbremsen konnte, stolperte er über ihn. Dabei trat er mit voller Wucht auf Frankys Arm.

      Entsetzt beobachtete Jaron, dass Franky sich mit schmerzverzerrtem Gesicht hin- und herrollte. Das sieht nicht gut aus, dachte er erschrocken.

      »Mein Arm, mein Arm!«, hörte er Franky schreien.

      Der Schiedsrichter hatte das Spiel unterbrochen, Frankys Vater rannte aufs Spielfeld. Dicht hinter ihm liefen zwei Sanitäter, die sich nun über den Verletzten beugten. Seine Mannschaftskameraden, die gegnerischen Spieler, alle standen um ihn herum, sodass die drei Freunde ihn nicht mehr sehen konnten. Aber sie hörten ihn, denn er schrie immer noch vor


Скачать книгу