Der silberne Schlüssel und das Geheimnis der Wahrheit. Alexander Lombardi

Der silberne Schlüssel und das Geheimnis der Wahrheit - Alexander Lombardi


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du bald wieder gesund«, meinte er und lachte. »O Mio figlio, ich bin so froh, dass es dir schon geht viel besser!«

      Elvira nickte. »Du hast uns einen ordentlichen Schrecken eingejagt, als du gestern nicht aufgewacht bist. Wir haben uns große Sorgen gemacht. Deine Freunde übrigens auch, sie waren gestern Abend ebenfalls hier.«

      »Dasch ist nedd!«, nuschelte Franky mit vollem Mund und freute sich. Auf die drei war Verlass.

      An den vorherigen Abend hatte er nur vage Erinnerungen: Den Aufenthalt in der Intensivstation hatte er fast komplett verschlafen. Nur, dass seine Eltern irgendwann an seinem Bett gewesen waren, hatte er mitbekommen. Aber Franky wusste noch ganz genau, wie er heute Morgen aufgewacht war. Danach hatte man ihn relativ bald im Bett quer durchs Krankenhaus bis in dieses Zimmer geschoben.

      Seine Mutter legte eine Hand auf die Bettdecke. »Es ist gut zu sehen, dass du schon wieder so fit bist. Hast du noch schlimme Schmerzen?«

      Kopfschüttelnd schluckte Franky den letzten Bissen hinunter und griff nach einem neuen Stück Pizza. »Nein. Geht schon. Manchmal sticht es im Ellbogen, aber die meiste Zeit ist es echt gut«, erklärte er, bevor er wieder von der Pizza abbiss. »Jaron und die Mädschen wolln übrigensch au gleisch kommen.«

      Germano nickte. »Das haben wir uns schon gedacht. Ihr seid wirklich ein gutes Team. Ich freu mich, dass du haste so gute Freunde.«

      Auch Elvira nickte.

      »Wir können leider nicht bleiben sehr lange«, verkündete sein Vater. »Wir müssen in die Pizzeria.«

      »Luigi ist ausgefallen. Wir müssen heute Abend beide am Pizzaofen einspringen«, fügte seine Mutter hinzu.

      Franky zog nur die Augenbrauen hoch. Ihm war der Restaurantbetrieb vertraut; er wusste, wie viel Arbeit seine Eltern investierten. Wenn jemand krank war, blieb dessen Aufgabe eben auch noch an ihnen hängen. Aber Franky fühlte sich dadurch nicht vernachlässigt, denn er kannte es nicht anders.

      »Wir haben gerade mit Dr. Dragumir gesprochen. Dein Arm sieht gut aus, sie ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Operation«, sagte Elvira. »Wenn alles so weiterläuft, bist du in wenigen Tagen wieder zu Hause.«

      Sie griff nach einer Tasche, die sie neben sich auf den Boden gestellt hatte. »Wir haben dir ein paar Sachen mitgebracht.« Sie zog den Reißverschluss auf und holte einen frischen Schlafanzug, etwas Unterwäsche, einen Waschbeutel und Frankys Tablet heraus.

      »O, super! Danke!«, rief Franky, ließ das Pizzastück in die Schachtel zurückfallen und schnappte sich das Tablet.

      Seine Mutter schüttelte nur lächelnd den Kopf, während sie sich zum Schrank drehte, um alles Übrige zu verstauen.

      In diesem Moment klopfte es an die Tür, und Jaron, Antonia und Emma kamen herein – dicht gefolgt von Opa Hans.

      Kaum hatte der alte Mann das Zimmer betreten, deutete er schmunzelnd auf die Pizza. »Ist das hier die reguläre Krankenhausverpflegung?«, fragte er. »Wenn ja, werde ich mich das nächste Mal, wenn ich einen Arzt brauche, hier einweisen lassen!«

      Germano stand auf und begrüßte die Freunde. »Molto gentile, dass ihr seid da. Auch Sie, Signore Bernwieser. Es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie Franco besuchen.«

      Opa Hans nickte. »Das ist doch selbstverständlich. Ich muss doch wissen, wie es meinem schlauen Freund hier geht.«

      Franky merkte, dass Jaron ihn eindringlich musterte. »Und, geht’s dir wieder besser?«, fragte er.

      »Klaro, alles bestens«, antwortete Franky. »Ich hab schon gehört, dass ihr euch Sorgen gemacht habt. Wäre echt nicht nötig geworden. Mich bringt so schnell nichts um.«

      »Reiß nur mal deine Klappe nicht so weit auf«, erwiderte Emma, die neben Jaron getreten war. »Dass es dir heute wieder so gut geht, konnte gestern noch niemand ahnen.«

      »Jaja, jetzt mach dir mal wegen mir nicht ins Hemd, Emma-Schätzchen«, wiegelte Franky ab. »Auch ein Stück?« Er streckte ihr ein Pizza-Dreieck entgegen.

      Doch seine Freunde schüttelten die Köpfe.

      »Ach, lass mal«, sagte Emma und zog die Nase kraus. »Wir kennen deinen Geschmack: Du bist wirklich der einzige Mensch, der denkt, dass Sardellen und Peperoni auf dieselbe Pizza gehören.«

      Franky grinste und aß weiter. »Wie du meinscht«, schmatzte er. »Bleibt mehr für mich.«

      »Franco, wir machen uns dann mal auf den Weg«, sagte seine Mutter.

      Und sein Vater fügte hinzu: »Ciao, figlio mio, und erhol dich gut. Der Scout war molto beeindruckt von dir. Er will dich noch mal sehen. Du musse bald wieder sein gesund!«

      Papa kann es einfach nicht lassen, dachte Franky, während er sich von seinen Eltern verabschiedete. Nachdem die beiden das Zimmer verlassen hatten, zogen die Freunde einen Stuhl für Opa Hans heran und setzten sich dann auf Frankys Bettkante.

      »Auf der Herfahrt hat Jaron erzählt, dass gestern ein Scout vom FC Bayern da war«, sagte Opa Hans.

      »Ja«, bestätigte Franky. »Papa war voll aufgeregt. Ich sollte unbedingt gut spielen. Heute hat er mir gleich berichtet, dass der wohl recht begeistert von mir gewesen sei. Er will mich trotz des Unfalls unbedingt noch einmal sehen.«

      »Das ist doch eine super Sache! Ich wusste gar nicht, dass du so gut Fußball spielst«, meinte Opa Hans.

      »Ja, schon … Aber es gibt eben andere Sachen, die mich noch mehr interessieren«, murmelte Franky. »Und außerdem nerven mich diese Idioten, die mich auf dem Platz ständig anmachen.«

      Der alte Mann nickte. »Ja, das habe ich auch schon erlebt, dass der Ton bei solchen Spielen ganz schön rau werden kann. Das spricht für dich, Franky, dass du da nicht mitmachen möchtest.«

      »Du solltest deinem Vater endlich sagen, dass du nicht mehr Fußball spielen willst«, erklärte Antonia energisch.

      Franky verzog das Gesicht. »Ich weiß«, druckste er, »aber du kennst ihn nicht. Wenn er was will, dann will er es. Ganz besonders, wenn es was mit Fußball zu tun hat. Irgendwie schaltet da sein Verstand aus.«

      »Nun, ich kann gut verstehen, dass dir das schwerfällt«, meinte Opa Hans. »Sich zur Wahrheit zu stellen, ist nicht immer einfach. Aber ich stimme Antonia zu: Du solltest es deinem Vater sagen. Und zwar bald. Je länger du wartest, desto schwerer wird es. Und je später dein Vater die Wahrheit erfährt, desto größer wird seine Enttäuschung sein.«

      Franky presste die Lippen zusammen. Diese unverblümte Aufforderung passte ihm gar nicht. »Ach, was weiß ich.« Er zuckte mit den Achseln. »Jetzt muss mein Arm erst mal heilen. In der nächsten Zeit kann ich ja sowieso nicht Fußball spielen.«

      »Du wirst immer Ausreden finden, es nicht zu tun, glaub mir.«

      Franky verschränkte die Arme vor der Brust, so gut es mit dem Gips ging, und starrte auf die Bettdecke.

      »Na, überleg es dir. Ich bin mir sicher, du wirst die richtige Entscheidung treffen«, sagte Opa Hans und stand auf. »Tut mir leid, aber ich muss schon wieder nach Hause; ich möchte heute noch auf den See hinausfahren. Aber ich komme bald wieder, wenn ich darf.«

      »Klar, gerne«, antwortete Franky und sah den alten Mann an, der ihm gutmütig zulächelte. Opa Hans kann man einfach nicht lange böse sein, dachte er.

      Als Antonia ebenfalls aufstand, um sich von Opa Hans zu verabschieden, rutschte etwas aus ihrer Hosentasche auf die Bettdecke. Es war der Mondstein, den die Freunde bei ihrem letzten Abenteuer gefunden hatten.

      Hastig griff sie danach und steckte ihn in die Tasche zurück, aber es war zu spät. Opa Hans hatte den kleinen Gegenstand bereits bemerkt.

      »Was war das?«, fragte er und runzelte die Stirn.

      »Ach, nichts Wichtiges«, wich Antonia aus.

      Der alte Mann blickte sie erschrocken


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