Geschichte der Englischen Sprache und Literatur. Ottomar Behnsch

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Cassiodorus, Orosius etc.), alten grammatikern und scholiasten (Probus, Donatus, Priscianus etc.) enthielt. Dieses war die bibliothek, welche Alcuin gegen Karl den grossen rühmte, und aus welcher er „die blüthen Britannien’s“ nach Frankreich holen wollte, damit „der garten in York nicht verschlossen sei, sondern die früchte desselben in das paradies von Tour gebracht würden.“ Um Egbert’s zeit war in die angelsächsische kirchendisciplin eine bedenkliche schlaffheit gekommen; sowohl weltliche als geistliche hatten sich einem üppigen leben ergeben, und gelehrsamkeit und zucht fingen an, aus den klöstern zu weichen. Beda ermahnt daher seinen freund noch kurz vor seinem tode, wieder eine strengere zucht in der diöcese einzuführen und wenigstens das Credo und Pater noster zum besten der laien wie des clerus in das angelsächsische übersetzen zu lassen. Egbert schrieb hierauf einen dialog De Ecclesiastica Institutione, welcher noch erhalten ist; hierauf veröffentlichte er auszüge (excerptiones) aus den älteren kirchenvorschriften über die wichtigsten punkte der kirchenzucht und verfasste endlich das confessionale und poenitentiale, die beiden hauptschriften der angelsächsischen kirche über diesen gegenstand. Wie es scheint, waren sie lateinisch und des besseren verständnisses wegen auch zugleich angelsächsisch abgefasst worden.44 Folgendes ist eine probe aus diesen beiden schriften:

      Aus dem Confessionale.

27. Feowertyne winter mæden heo mot agan hire lichaman ge-weald. Cniht oð þæt he sig XV. winter eald sig he on his fæder ge-wealdum; syððan he hine mot munecian, gif he wyle, and na ær. Fæmne oð þæt heo sig XIII. oððe XIIII. winter sig heo on hyre yldrena mihtum; æfter þære yldo hire hlaford hi mot gefon mid hire wyllan. Se fæder his sunu, gif him mycel neod byð, he hine mot on þeowet ge-syllan, oð þæt he bið VII. winter ofer þæt, butan þæs suna willan, he hine ne mot syllan. Puellæ quatuordecim annorum corporis sui potestatem habere licet. Puer, usque ad XV. æstatis annum, in potestate sit patris sui; deinde se monachum potest facere, si velit, et non antea. Puella usque ad XIII. vel XIIII. annum sit in potestate parentum suorum; post hanc ætatem dominus ejus illam capere potest, cum voluntate sua. Pater potest filium suum, magna necessitate compulsus in servitutem tradere, usque ad septimum annum; deinde, sine voluntale filii, eum tradere non potest.

      Aus dem Pœnitentiale lib. IV.

32. Gif hwylc ge-hadod man on huntað fare, gif hit beo cleric, forga XII. monað flæsc; diacon, II. gear; mæsse-preost, III.; and bisceop, VII. Si ordinatus quis homo ad venationem prodeat, si sit clericus, XII. menses a carne se abstineat; diaconus, II. annos; presbyter, III.; et episcopus, VII.
33. Gif hwylc bisceop, oððe ænig ge-hadod man, hine oftrædlice oferdrince, oððe he þæs ge-swice, oððe his hades þolige. Si episcopus quis, vel quilibet ordinatus homo, ex consuetudine se inebriet, vel ab hoc desistat, vel ordinem suum perdat.
34. Gif munuc for ofer-druncennysse spiwe, fæste XXX. daga. Si monachus ex ebrietate evomuerit, XXX. dies jejunet.
37. Seðe þurh facn oþerne oferdreneð, fæste XL. daga.45 Qui per fraudem alium inebriaverit, XL. dies jejunet.

      Wilbrod. Winfrid. Ein Angelsachse war es, welcher das christenthum seinen heidnischen stammverwandten in Deutschland zu bringen versuchte, nachdem Wilfred, 634 bis 709, den letzten germanischen stamm in England, die Südsachsen, 681 zur neuen lehre bekehrt hatte. Dieser erste angelsächsische apostel, welcher sein leben der bekehrung der Deutschen am Unterrhein und in Friesland widmete, war Wilbrod, gestorben 738. In seine fussstapfen trat Winfrid oder Bonifacius, geboren um 680, welcher von 716 ab weiter in das innere von Deutschland, in Thüringen, Sachsen, Hessen, Franken, Baiern vordrang und zugleich viele Angelsachsen in diese länder nach sich zog, bis er endlich im jahre 755 von den heidnischen Friesen erschlagen wurde. Interessant ist eine zusammenstellung der abschwörungsformel und des glaubensbekenntnisses, welche Winfrid bei der taufe der bekehrten Sachsen anwendete, und des Angelsächsischen.B

      Die Abschwörungsformel.

Bonifacius. Angelsächsisch.
Forsachistu diabolæ? Et resp. Ec forsacho diabolæ. End allum diabol gelde? Resp. End ec forsacho allom diabol gelde. End allum diabole uercum? Resp. And ec forsacho allom diaboles uuercum end uuordum, Thunar erende, Uuoden end Saxnote,46 ende allem them unholdum the hira genotas sint. Forsacest þu diabule? Et resp. Ic forsace diabule. And eallum diabul gelde? Resp. And ic forsace eallum diabul gelde. And allum diabules wercum? Resp. And ic forsace eallum diabules wercum and wordum, þunor erende, Wodne and Seaxneate, and eallum þam unholdum þe hira geneatas sind.
Englisch. Deutsch.
Forsakest thou the devil? Answ. I forsake the devil. And all worship of the devil? Answ. And I forsake all worship of the devil. And all works of the devil? Answ. And I forsake all works and words of the devil, the worship of Thor, Woden and Saxnote and all the evil spirits who are their companions. Entsagst du dem teufel? Antw. Ich entsage dem teufel. Und allem teufelsdienst? Antw. Und ich entsage allem teufelsdienst. Und allen teufelswerken? Antw. Und ich entsage allen teufelswerken und worten, der Thorverehrung, dem Wodan und Sachsengott, und allen den Unholden, die ihre Genossen sind.

      Das Glaubensbekenntniss.

Bonifacius. Angelsächsisch.
Gelobistu in Got almehtigan, fadær? Resp. Ec gelobo in Got almehtigan, fadær. Gelobistu in Crist, Godes suno? Resp. Ec gelobo in Crist, Godes suno. Gelobistu in halogan gast? Resp. Ec gelobo in halogan gast. Gelyfest þu in God ælmihtigan, fæder? Resp. Ic gelyfe in God ælmihtigan, fæder. Gelyfest þu in Crist, Godes sunu? Resp. Ic gelyfe in Crist, Godes sunu. Gelyfest þu in haligan gast? Resp. Ic gelyfe in haligan gast.
Englisch. Deutsch.
Believest thou in God Almighty, the father? Answ. I believe in God Almighty, the father. Believest thou in Christ, God’s son? Answ. I believe in Christ, God’s son. Believest thou in the Holy Ghost? Answ. I believe in the Holy Ghost. Glaubst du an Gott allmächtigen, den vater? Antw. Ich glaube an Gott allmächtigen, den vater. Glaubst du an Christ, Gottes sohn? Antw. Ich glaube an Christ, Gottes sohn. Glaubst du an den heiligen geist? Antw. Ich glaube an den heiligen geist.

      Vergleicht man das original mit der angelsächsischen übersetzung, so ist zu bemerken, dass das bei den Angelsachsen vorkommende wort diabul gewöhnlich in deofle zusammengezogen erscheint, und dass anstatt erende gewöhnlich arung, erung (had-erung) vorkommt, wogegen anstatt and auch ende, und anstatt eall auch all geschrieben werden könnte. Im übrigen sind original und übersetzung wenig mehr verschieden als die angelsächsische sprache in England selbst zu verschiedenen zeiten und orten.

      Dem Bonifacius wird von Th. Wright ein lateinisches gedicht, Aenigmata, (Ms. reg. 15. B. XIX. fol. 204) in hexametern zugeschrieben, worin zehn (am ende der handschrift


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