Gamechanger. Patrick Knittelfelder

Gamechanger - Patrick Knittelfelder


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es viele junge Christen mit einem hohen Grad an Leidenschaft. Menschen um die 40 sind meistens schon weniger leidenschaftlich, 50-Jährige in der Regel noch weniger und unter den 60- und 70-Jährigen findest du kaum noch Menschen mit einem brennenden Herzen und einer großen, feurigen Leidenschaft.

      Ich kenne einen von ihnen, einen ca. 80-jährigen Amerikaner namens Art. Art ist Missionar. Ich hörte ihn reden und schaute ihm in die Augen und wurde angesteckt von seinem Feuer und seiner Leidenschaft. Aber unter Menschen in so hohem Alter muss man normalerweise sehr lange suchen, um so jemanden zu finden.

      Leidenschaft ist die Medizin gegen das Sofasyndrom. Das Sofa läuft dir dein ganzes Leben lang nach. Es lädt dich ein und flüstert dir zu: »Geh doch den bequemen Weg. Schau doch, was du schon alles machst, du bist doch schon ganz müde. Komm, setz dich einfach ein bisschen hin und ruh dich aus.«

      Das Sofa hat ganz unterschiedliche Wirkungen auf dein Leben. Drei davon will ich mit dir ein bisschen genauer anschauen.

      Die psychodynamische1 Wirkung des Sofas

      Meine Frau fragt mich oft: »Du, was machen wir am Sonntag? Wollen wir Ski fahren oder auf den Berg gehen?« Darauf antworte ich meistens: »Lass uns den Sonntag doch mal ganz langsam angehen.« Ich stehe dann irgendwann auf, trinke gemütlich meinen Kaffee, schaue ein bisschen aus dem Fenster, mache dies oder jenes und meine Frau wird langsam immer ungeduldiger und ärgerlicher, weil der halbe Sonntag schon vorbei ist. Der Tag plätschert dahin und plötzlich ist es Abend. Das Einzige, was wir geschafft haben, war ein Spaziergang an der Salzach entlang. Aus der Bergtour und dem Skifahren ist nichts geworden.

      Ich bin grundsätzlich schwer für eine Bergtour oder Ähnliches zu motivieren. Wenn ich dann allerdings doch mal motiviert bin oder irgendwelche Umstände mich zwingen, auf einen Berg zu steigen, stehe ich plötzlich auf dem Gipfel mit der unglaublich schönen Aussicht und sage: »Wow, sind diese Berge nicht gewaltig! Und es ist so gut, mal rauszukommen.« Und am Abend ist mein Herz wirklich erfüllt, ich fühle mich wohl und ich denke mir: »Das hat sich echt gelohnt!«

      Es fällt mir immer wieder schwer, diesen ersten Schritt zu gehen. Aber wenn ich ihn dann gemacht habe, bin ich fasziniert von der Schönheit, freue mich enorm über die Abwechslung und spüre eine große Leidenschaft. Viele Menschen tun diesen Schritt nicht. Und was passiert? Sie bleiben in ihrer kleinen Welt, hängen den ganzen Tag rum und reden sich vielleicht ein, dass sie doch eh schon so viel tun und heute lieber einfach ausschlafen. Das Problem dabei ist, dass man dann immer träger wird. Dieses »Runter vom Sofa« und die Aufforderung: »Steh auf und geh, wider alle Müdigkeit!«, tun deinem Körper und deinem Inneren einfach extrem gut.

      Wie das Sofa den Charakter formt

      Leidenschaft ist immer eine Entscheidung. Du hast die Möglichkeit, dich für die Leidenschaft zu entscheiden. Sie entsteht, wenn du dich mit Dingen beschäftigst und herausfindest, wie sie funktionieren.

      Als ich jung war, arbeitete ich einmal als Bauleiter bei einem Staudammprojekt. Allerdings waren die Voraussetzungen für dieses Projekt extrem schlecht. Ich hatte schlechtes Material und ungeeignete Mitarbeiter. Es war ein Projekt, das man so eigentlich nicht hätte durchführen können. Aber ich hatte diesen Auftrag angenommen und habe mich wirklich verausgabt, um diesen Staudamm zu bauen. Leider ist er nie fertig geworden, weil meine Mutter mich nach drei Tagen aus dem Bach herausgezogen hat, wo er entstehen sollte. Meine Lehrerin hatte sie angerufen, denn ich war drei Tage nicht in der Volksschule erschienen, weil ich all meine Kraft und Energie in dieses Staudammprojekt gesteckt hatte. Und das ist nur eine von vielen Geschichten. Es gab viele Leidenschaften in meinem Leben, die ich der Schule vorgezogen habe.

      Oft frage ich mich, wo die nächste Generation, also unsere Kinder und die jungen Menschen von heute, die Möglichkeit hat, solche Projekte durchzuführen. Denn ich glaube, dass das enorm charakterformend ist. Als Kind hast du vielleicht noch ein Baumhaus oder einen Staudamm gebaut oder eine Höhle gegraben und musstest Kraft, Energie und Leidenschaft hineinstecken. Du hast damals schon gelernt, dich zu motivieren und nicht aufzugeben, wenn Rückschläge kommen. Aber solche Kindheitsabenteuer werden heute immer seltener. Zumindest in der Stadt sind die Möglichkeiten für so etwas sehr begrenzt. Viele beschäftigen sich eher damit, wie man ein Pokémon fängt oder an die nächstbeste Spielkonsole kommt. Und wenn sie darauf keine Lust mehr haben, dann surfen sie stundenlang im Internet und schauen sich irgendwelche Videos an. Aber das alles formt den Charakter nicht.

      Es ist grundsätzlich nie zu spät, deinen Charakter zu formen, egal ob du 10, 20, 50 oder 80 Jahre alt bist. Aber es ist eine Entscheidung, mit etwas zu beginnen, dich dort wirklich hinein zu investieren und es durchzuziehen. Denn es werden Widerstände kommen. Aber dennoch ermutige ich dich, kühn zu sein und dein Projekt einfach anzugehen. Warte nicht auf später!

      Mein Staudammprojekt war nicht groß geplant. Es gab keine Materialzusammenstellung, keinen Zeitplan, nicht mal eine Skizze. Es gab eigentlich nichts. Aber ich habe den Bach gesehen und wusste: Dort muss ein Staudamm hin. Und dann ging es los. Ich habe einfach angefangen.

      In welchen Situationen schaust du auf dein Leben und denkst dir, dass da jetzt etwas Neues hingehört, z. B. ein Berufswechsel oder ein Auslandsjahr? Oder du denkst dir, dass du einmal grundsätzlich dein Leben ändern oder mit einem künstlerischen oder technischen Projekt beginnen solltest, von dem du schon so lange träumst. Das Problem ist: Das Sofa rennt hinter dir her und sagt: »Jetzt ruh dich doch mal aus.« Oder: »Was? Jetzt, in deinem Alter, willst du noch eine neue Ausbildung machen? Du hast doch schon einen Beruf, selbst wenn er dir nicht so viel Spaß macht. Aber eine neue Ausbildung schaffst du eh nicht, dazu fehlen dir die Kraft und das Geld erst recht. Bleib lieber auf dem Sofa liegen.« Aber wer sagt denn, dass das stimmt? Der beste Freund des Sofas ist nämlich der Geist der Entmutigung. Die beiden gehören zusammen und tauchen immer gemeinsam auf. Sie sind quasi verheiratet. Sie lungern beide ständig um dich herum.

      In der Heiligen Schrift heißt es aber: »Ihr Väter, behandelt eure Kinder nicht zu streng, damit sie nicht entmutigt werden!« (Kolosser 3,21; GNB). Ich selbst bin sehr dankbar, dass ich nur ein paar Mal entmutigt worden bin. Aber viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene werden ständig entmutigt und verlieren die Freude daran, Dinge anzugehen, umzusetzen und sich schließlich daran zu freuen. Lass du dich nicht entmutigen!

      Die spirituelle und geistliche Wirkung des Sofas

      Es gibt jemanden, der sehr großes Interesse daran hat, dass du dein ganzes Leben lang auf dem Sofa sitzt. Neben dir steht die Packung Chips, auf der anderen Seite liegt die Tafel Schokolade, vor dir steht das Bier oder die Cola und in der Hand hältst du die Fernbedienung. Damit bist du für den Widersacher der ungefährlichste und langweiligste Mensch, den es auf dieser Welt gibt.

      Die Heilige Schrift sagt uns etwas ganz anderes: »Zieh die Schuhe der Bereitschaft an!« (vgl. Epheser 6,15). Bereitschaft ist einer der Kernpunkte für Jüngerschaft. Sei bereit, neues Land zu betreten, neue Wege zu wagen. Geh los und mach etwas!

      In der Bibel finden sich viele kleine Nebensätze. Einer der genialsten davon steht in 1. Mose 18,16. Das ist jene Stelle, wo Abraham vor seinem Zelt sitzt. Er ist schon sehr alt, hat aber keine Kinder. Gott kommt zu ihm in der Gestalt der drei Männer und Abraham erkennt, dass das nicht irgendwelche Fremden sind, und lässt ein Essen zubereiten. Schließlich kommt die große Zusage an ihn, dass seine Frau ein Kind bekommen wird. Er selbst kann das nicht glauben, weil er und seine Frau eben schon so alt sind, aber die Zusage Gottes steht. Schließlich gehen die drei Männer, also Gott, weg.

      Und jetzt kommt es: »Abraham ging mit ihnen, um sie zu geleiten« (1. Mose 18,16). Ich habe schon sehr oft über diesen Satz nachgedacht. Ich stelle mir vor, dass ich zu Hause sitze und es plötzlich an der Tür läutet. Ich öffne und drei Männer stehen dort. Ich bitte sie herein, koche für sie und wir essen gemeinsam. Und dann verkünden sie mir das unglaublichste


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