Gamechanger. Patrick Knittelfelder

Gamechanger - Patrick Knittelfelder


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nur bei mir bleiben. Das ist so unglaublich entzückend. Das ist herzzerreißend. Ich kann nicht einfach aufstehen, da kann ich machen, was ich will. Und ich sage eigentlich immer: Ich bin Leiter, ich bin Vorbild, ich muss pünktlich kommen, das geht gar nicht anders. Ich bin die Pünktlichkeit in Person. Eigentlich. Aber es geht nicht. Es geht einfach nicht.

      Wenn er bei mir sitzt und ich ihn anschaue, muss ich so oft an Gott denken. Denn so ist Gott. Er sagt: »Ich bin dein Vater« (vgl. Johannes 20,17). Gott sagt: »Patrick, so wie du zu Moritz bist, bin ich zu dir und zu dir, Kevin, und zu dir, Pia, und zu jedem.« Wenn ich Moritz’ Leben anschaue, ist echt viel Mist dabei. Er ist Weltmeister im Schränkeausräumen. Sobald ich mich umdrehe, hat er alles ausgeräumt. Heute früh war es die Wäsche. Ich sah den Wäschehaufen auf dem Boden liegen, verdrehte die Augen und er lachte mich schelmisch an. Er krabbelte rüber zu mir und was tat er? Er setzte sich auf meinen Schoß und wollte einfach mit mir kuscheln. Ich habe es zugelassen, ich konnte nicht anders. Verstehst du? So ist Gott. Damit wir einen Funken Ahnung davon bekommen, wie Gott ist, gibt er uns einige Beispiele.

      An einer Stelle sagt Jesus: »Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten« (Matthäus 7,11). Ich saß da mit all den Dingen, die ich so zu tragen habe in meinem Leben, mit meiner ganzen Vergangenheit, meiner Familiengeschichte, all meinen gestörten, gebrochenen Beziehungen, all den Enttäuschungen in meinem Leben. Und normalerweise hätte ich sagen müssen: »Du kleine Rübe machst mir das Leben echt schwer!« Aber wie war es tatsächlich? Ich habe es nicht mal mehr geschafft, rechtzeitig zu duschen. Ich musste einfach bei ihm sitzen bleiben, weil er aus irgendwelchen Gründen bei mir sitzen wollte und mir dabei so viel Liebe schenkt. Das ist unglaublich.

      Du räumst in deinem Leben was weiß ich wie viele Schränke aus, schmeißt alles Mögliche runter. Und wie viel Blumenerde hast du in deinem Leben schon in der ganzen Wohnung verteilt? Weißt du, was Gott sagt? »Oh nein! Nicht die Blumenerde!« Aber dann kommst du zu ihm und kletterst auf seinen Schoß, schmiegst dich an seine Brust und er sagt: »Was ist schon Blumenerde!« So ist Gott. Wir müssen unserer Gefühlswelt mit solchen Bildern helfen, weil wir kognitiv einfach nicht imstande sind zu verstehen, wie Gott über uns denkt. Deswegen sagt er immer wieder und immer wieder und immer wieder: »Ich bin euer Vater. Der Abba. Der Papa.« Das ist so schwer zu verstehen und es ist so schwer, dass wir diese Wahrheit wirklich in unser Herz fallen lassen.

      Wenn du am Morgen, tagsüber oder spät am Abend betest, alleine oder auch in einer Gruppe, in der Kapelle oder in deinem Zimmer auf dem Bett liegst, auf einem Berg stehst oder sonst wo bist und sagst: »Gott, ich will bei dir sein« – weißt du, was dann passiert? Weißt du, was der Vater dann sagt? »Eigentlich muss ich jetzt die Welt retten. Aber ich kann jetzt nicht. Ich hab einfach keine Zeit, denn ich will und muss jetzt einfach bei dir bleiben.« So ist Gott.

      Die sechs Bünde Gottes mit den Menschen

      Wir müssen die Heilsgeschichte verstehen. Von Beginn bis zum Ende ist sie eine Liebesgeschichte Gottes zu den Menschen. Aber wir sehen das oft nicht. Wir schlagen irgendeine Stelle in der Bibel auf und lesen, wie sich Menschen gegenseitig die Köpfe einschlagen. Aber du musst die Geschehnisse im Zusammenhang sehen. Wenn du irgendeine Stelle zusammenhanglos rausziehst, kannst du nur verlieren.

      Die wichtigste Regel für die Bibelauslegung ist die, dass wir die Schrift mit der Schrift auslegen müssen. Was heißt das? Du musst die Bibel und ihre großen Linien kennen. Vor allem die Heilsgeschichte und die Bünde, die Gott mit den Menschen geschlossen hat.

      Der Bund mit Adam und Eva

      Der erste Bund steht in 1. Mose 1–3. Gott schafft die Menschen perfekt. Als sein Abbild macht er sie. Er setzt sie in die allerbeste Umgebung hinein, die es überhaupt gibt, ins Paradies. Dann passiert das Verhängnisvolle, das Dramatische. Gott setzt Adam und Eva in dieses Paradies, er schenkt es ihnen, und was tun sie? Sie brechen den Bund mit ihm.

      Ein Bund in der Bibel ist viel mehr als ein Vertrag, da Gott dadurch seinen Willen in höchstem Maße kundtut. Gott sagt: »Ich gebe dir diesen Garten, das beste Paradies für alle Zeiten.« Und der Mensch sagt: »Wow. Klingt cool.« Und er dreht sich um und bricht den Bund. Wer sich genauer damit auseinandersetzt, dem kommen die Tränen. Nicht Tränen der Trauer, sondern Tränen darüber, wie Gott trotz allem noch über den Menschen denkt. Denn trotz des zerbrochenen Vertrauens, trotz des Ungehorsams, trotz des Verstoßes gegen seine Liebe lässt er sie nicht in ihrer Scham sitzen, sondern was tut er? Er bekleidet sie, weil er gut über sie denkt, weil er sie trotz allem liebt.

      Der Bund mit Noah

      Der zweite Bund steht in 1. Mose 6–9. Dort sagt Gott zu Noah: »Noah, ich kann diese ganze Sünde der Welt nicht mehr ertragen und ich schicke eine Flut. Es soll vorbeigehen. Aber mit dir fange ich noch einmal ganz neu an. Noah, komm, bau eine Arche.« Noah fängt an, eine Arche zu bauen, und alle greifen sich an den Kopf und sagen: »Der Noah ist total übergeschnappt. Mitten auf dem Berg oben baut er ein Schiff. Wie kann man nur so blöd sein?« Bis zu diesem Zeitpunkt hatte es auf der Erde noch nie geregnet. Die Leute wussten gar nicht, was Regen ist.

      Noah geht in das Schiff hinein, nimmt alle Tiere mit, es beginnt zu regnen und dann kommt die große Flut. Noah überlebt, beginnt wieder von vorn und Gott sagt: »Schau, da drüben ist Land. Jetzt beginnen wir neu und es wird alles so, wie ich es mir ausgedacht habe. Ich schließe mit dir einen ewigen Bund. Nie mehr will ich eine Flut über die ganze Erde kommen lassen.« Es hatte Gott gereut, was er getan hatte, weil er die Menschen ja liebt. Aber dann kommt es, wie es kommen muss. Noahs Nachfahren tun das Gleiche wie die Menschen vor der Flut: Krieg, Zwietracht, Sünde. Wie enttäuschend für Gott.

      Der Bund mit Abraham

      Der dritte Bund steht in 1. Mose 12-25. Es geht um Abraham. Ein uralter Mann, keine Kinder, keine Rentenversicherung, keine Krankenversicherung, nix, denn zur damaligen Zeit waren die Kinder all das. Er steht alleine da. Gott kommt eines Tages in Gestalt der drei Männer zu Abraham und sagt: »Ich verheiße dir, dass du ein starkes Geschlecht werden wirst.« Und Abraham sagt: »Na ja, der Jüngste bin ich jetzt nicht mehr, ich weiß nicht, wie das gehen soll.« Sarah lacht ebenfalls, da ihr Gottes Versprechen aufgrund ihres Alters und ihrer Unfruchtbarkeit absurd und unmöglich scheint. Und trotzdem! Was ist passiert? Nachkommen, so zahlreich wie der Sand, ist die Verheißung Gottes. Entgegen der Hoffnungslosigkeit hoffend glauben. Das tut Abraham.

      Der Bund mit Mose

      Der vierte Bund steht in 2. Mose ab Kapitel 2. Gott schließt ihn mit Mose. Die Israeliten sind in Gefangenschaft in Ägypten, werden geknechtet, ausgebeutet, bauen Pyramiden und Städte und alles Mögliche. Müssen Lehmziegel anfertigen. Viele arbeiten sich zu Tode. Gott greift ein und sagt: »Mose, ich erwähle dich. Ich statte dich aus mit übernatürlichen Fähigkeiten. Schau, was du alles tun kannst.« Gott schickt zehn Plagen zum Pharao und schließlich zieht das Volk aus Ägypten aus. Die Israeliten staunen über das, was passiert. Sie gehen durch die Wüste, werden von den Ägyptern verfolgt. Sie ziehen durch das geteilte Meer, die Ägypter ertrinken alle. Sie müssen ewig lang durch die Wüste laufen, leiden Hunger. Der Herr gibt ihnen Manna. Bald reicht ihnen das nicht mehr, sie beschweren sich, es kommen Schlangen, viele sterben. Gott schickt eine Wolkensäule vor ihnen her. Das muss man sich erst einmal vorstellen. Stell dir vor, du sagst zu Gott: »Gott, du mein Gott, wohin soll ich gehen?« Und Gott sagt zu dir: »Wir machen das ganz einfach. Ich schick dir eine Wolkensäule und du gehst einfach hinter dieser her. Und für die Nacht, wo du die Wolkensäule nicht sehen kannst, gebe ich dir eine Feuersäule.« So ist Gott.

      Die Israeliten erleben Unglaubliches. Aber was tun sie während der 40 Jahre in der Wüste ständig? Immer und immer wieder fallen sie ab. Da gibt Gott Mose die Zehn Gebote, das Gewaltigste überhaupt. Sie sind eine Richtlinie, durch die Gott den Menschen sagt: »Leute, ihr seid immer wieder so verwirrt, deshalb gebe ich euch ein paar Punkte, eine konkrete Orientierung, eine Betriebsanleitung für euer Leben.« Mose kommt runter vom Berg und sieht das goldene Kalb. Wieder ist der Bund mit Gott


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