Bibel, Blech und Gottvertrauen. Hildi Hari-Wäfler

Bibel, Blech und Gottvertrauen - Hildi Hari-Wäfler


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      Als „Halbwilde“ aus den Adelbodner Bergen empfindet sie sich, als sie zur Offiziersschule der Heilsarmee nach Bern kommt. Ihr Zimmer heißt „Paradies“. Doch das findet Hildi Hari-Wäfler in der großen Stadt eher selten. Trotzdem weiß sie: Hier gehöre ich hin. Sie wird mit Aufgaben und Herausforderungen betraut, die sie sich kaum selber ausgesucht hätte. Denn eigentlich hatte sie Lehrerin werden wollen. Am Ende der Ausbildungszeit aber verspricht sie:

      „Ich will Gott von ganzem Herzen lieben und ihm dienen, solange ich lebe.

      Ich will Menschen für Christus gewinnen; ihr Heil soll mein Höchstes Gut sein.

      Ich will mich um die Armen kümmern, die Hungrigen nähren, die Nackten kleiden, die Ungeliebten lieben und denen ein Freund sein, die keine Freunde haben.

       Ich will den Lehren und Prinzipien der Heilsarmee gegenüber treu sein und mich mit Gottes Hilfe würdig erweisen als Offizier und Nachfolger Jesu Christi.“

      Wie das gehen kann, illustriert dieses Buch. Lebendig und lebensnah, ehrlich und engagiert, glaubwürdig und glaubensstark. Ein Rückblick auf 40 Jahre in Uniform als „Soldatin Jesu Christi“. Im Einsatz vor allem für die, die am Rand unserer Gesellschaft leben.

      Das Leben darf, was ein Schriftsteller niemals dürfte. Die Gesetze der Logik keck missachten. Mit den Hauptdarstellern wilde Purzelbäume schlagen. Zu Schlüssen führen, die die Anfänge niemals hergegeben haben. Das Leben darf verblüffen. Das Leben … und – Gott!

      Hildi Hari-Wäflers Lebenserinnerungen sind eine Geschichte, die das Leben schrieb. Kein Schriftsteller. Die Gott schrieb. Eine immer wieder neu überraschende Geschichte. Eine Geschichte wie das Leben. Und wie Gott. Keine Geschichte von der Stange. Eine handgemachte Geschichte.

      Es ist ein Buch, das Mut macht und Hoffnung weckt. Und das Beine macht. Nur wer sich aus der „Comfort-Zone“ des Lebens wagt, macht erstaunliche Erfahrungen mit dem Gott, dessen Kraft in schwachen Menschen zur Vollendung kommt.

       Jürgen Werth

       Zu diesem Buch: Ich möchte gerne für Gott leben

      Ich war noch fast ein Kind, auf der Schwelle zum Erwachsenwerden. Da drängte sich mir die Frage auf: Soll ich meinen bisherigen Glauben abstreifen und die Weichen für mein Leben selber stellen?

      Bis dahin hatte der Glaube an Jesus meine Kindheit geprägt. Ich durfte zu jeder Zeit und an jedem Ort zu Gott beten. Es gab nichts, das ich ihm nicht anvertrauen konnte, das zu gering oder zu groß für ihn gewesen wäre. Gott antwortete das eine Mal sofort, manchmal erst auf anhaltendes Bitten. Später in einzelnen Fällen auch erst nach Jahren. Meine Eltern und viele Leute in meiner Gemeinde, dem Heilsarmeekorps in Adelboden, waren mir lebendige Vorbilder dafür, was es heißt, Christ zu sein.

      Doch ich war kein kleines Mädchen mehr. Sollte mir mein Glaube deshalb nichts mehr bedeuten? Sollte ich alles wie einen unnötigen Ballast über Bord werfen, nur weil ich älter geworden war? Oder war doch noch viel mehr an der ganzen Sache mit dem Glauben? In einem war ich mir sicher: Ich wollte nichts Halbherziges. Entweder sollte Gott mein Leben ganz gehören – oder gar nichts. Ich entschied mich fürs Erstere. Als 14-Jährige bat ich Jesus Christus bewusst, die oberste Verantwortung für mein Leben zu übernehmen. Es war, als würde ich unten auf ein leeres, weißes Blatt Papier meine Unterschrift setzen und damit bekräftigen: „Gott, ich vertraue dir. Ich gebe dir ein ganzes Ja, und du wirst oben den Inhalt meines Lebens hinschreiben. Du wirst bis in die Einzelheiten für mich sorgen. Die Verantwortung dafür übergebe ich dir. Ich weiß, dass du mich liebst und nur das Beste für mich im Sinn hast.“

      Meine Überlegung war die: Wenn schon einzelne Wettkämpfer in ihren sportlichen Disziplinen alles einsetzen, um einen Siegeskranz zu gewinnen, sollte nicht auch ich für eine ewige, unvergängliche Sache, für die Sache Gottes, alles hergeben? Mir war klar, dass mich das tüchtig herausfordern würde, denn wir Menschen sind von Natur aus egoistische Wesen, und bis heute wird uns ständig in Erinnerung gerufen, dass wir doch etwas Besonderes sind und verdienen. Was ich aber anstrebte, schien mir wertvoller zu sein als mein eigenes Leben. Das Motto für mein Leben ging in die Richtung: „Für einen ew’gen Kranz, dies ird’sche Leben ganz.“

      Eines spornte mich vor allem an: Ich wollte herausfinden, wie weit ich gehen durfte mit meinen Erwartungen an Gott, und wie weit er bereit sein würde, auf meine Wünsche einzugehen. In der Bibel, dem Wort Gottes an uns, würde ich dabei Antworten finden auf all die offenen Fragen. Ich stieß auf das Wort: „Ihr werdet alles bekommen, wenn ihr im festen Glauben darum bittet“ (Matthäus 21,22) und entschied mich, diese Aussage auf die Probe zu stellen. Ich könnte ja nicht behaupten, Gottes Wort sei unglaubwürdig und stimme nicht, wenn ich es nicht selbst ausprobiert hätte.

      Ich habe herausgefunden, dass das „alles bekommen, worum wir bitten“ nur funktioniert, wenn wir in einer engen Verbindung zu Gott stehen. Sollte Gott uns denn beschenken, wenn wir versuchen, ohne ihn zu leben?

      Dieses Buch ist die Fortsetzung des Buches „Felsig, karg und hoffnungsgrün“, das von meiner Kindheit in Adelboden berichtet. Hier erzähle ich von dem, was mein Mann Peter und ich während 40 Jahren vollzeitlichem Dienst in der Heilsarmee erlebt haben. In all diesen Jahren wagte ich es immer wieder, Gott herauszufordern – und er hielt diesen Proben stand. Meine Erfahrungen gipfelten nicht nur in Höhepunkten. Es gehörten auch Tiefschläge dazu. Wir sind und bleiben Menschen und Gott ist und bleibt Gott, der Allmächtige, Allwissende. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass auch unbeantwortete Fragen oder scheinbare Niederlagen in unserem und im Leben anderer nicht ein Versagen Gottes waren oder sind. Vielmehr ist er ein unendlich weitsichtigeres Wesen, als wir Menschen es sind. Er hat den besseren Überblick und ich bin davon überzeugt, dass Gott keine Fehler macht. Das schließt nicht aus, dass wir Menschen sehr wohl Fehler machen und falsche Entscheidungen treffen können. Deshalb dürfen wir, wenn wir uns – als Einzelne oder auch als ganze Nationen – bislang nicht um Gottes Willen für unser Leben gekümmert haben, ihn auch nicht für so manche Fehlentwicklung verantwortlich machen.

      Mit meiner Geschichte möchte ich Menschen Mut machen, sich fest und ganz auf Gott und sein Wort zu verlassen. Denn er ist ein wunderbarer, zuverlässiger Herr, der seine Kinder nie im Stich lässt.

       Hildi Hari-Wäfler

       März 2012

       Bern – ein neuer Weg

       Ankunft in Bern

      Es war ein schöner Augustabend im Jahr 1960, als wir mit dem alten VW Käfer in der Muristraße in Bern eintrafen. Zu dritt waren wir an diesem Tag aus Adelboden aufgebrochen, und dank Peters Aufmerksamkeit hatten wir auch die kleine Autopanne gut überstanden. Wir, das waren eine junge Frau aus Peters Nachbarschaft in Adelboden, mein Verlobter, Peter, und ich. Gemeinsam würden wir die nächsten neun Monate in der Offiziersschule der Heilsarmee verbringen. So genau konnten wir uns noch nicht vorstellen, was auf uns wartete. In Bern wurden wir von den Leitern und den Verantwortlichen der Schule herzlich begrüßt und aufgenommen. Damit traten wir schlagartig in eine völlig neue Welt ein. Von Stund an wurde ich zur Kadettin Wäfler, Peter zum Kadett Hari. Für mich blieb er glücklicherweise mein Peter. Kein Wunder, dass ich mich an die neue Anrede zuerst gewöhnen musste und nicht immer spontan reagierte, wenn nach mir gerufen wurde.

      Das mir zugewiesene Zimmer war um einiges größer als mein sehr kleines, eigenes in Adelboden, doch musste ich es mit zwei anderen Frauen teilen. Da hatte sich eine junge, lustige Wienerin, noch nicht 20, auf ihrem Bett an der linken Wand niedergelassen und führte darauf hie und da ihre Kopfstände aus, um zu etwas Bewegung zu kommen. Eine schon etwas reifere, eher reserviert wirkende, französisch sprechende Frau um die 30 hatte auf der Gegenseite ihr Revier bezogen. Und ich, die 25-jährige Berner Oberländerin erhielt einen Platz in der Mitte. Allerdings nur während der Nacht. Mein Bett zog ich jeden Abend unter einem anderen hervor und stellte


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