Das leere Blatt Papier. Brigitte Adam

Das leere Blatt Papier - Brigitte Adam


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Lesemuffel.

      *

      Das leere Blatt Papier

      Noch ist es leer, mein Blatt Papier.

      Nicht mehr lang. Das versprech’ ich Dir.

      Wenn ich die Landschaft betrachte

      Und alles rundum beachte.

      Das sehe ich ganz gelassen,

      Kann ich es in Worte fassen.

      Entweder wird’s ’ne Geschichte

      Oder vielleicht auch Gedichte –

      Je nachdem, wie mir steht der Sinn.

      Mal schauen, wie ich heut’ beginn’.

      *

      So wird jeder Tag neu

      Gibt es einen Reim,

      der noch nicht gereimt?

      Gibt es Worte,

      die noch nicht benutzt?

      Ist etwa schon alles gesagt?

      Jede Frage schon gefragt?

      Doch Gedanken –

      sie sind frei!

      Hier werden Ideen geboren,

      Wünsche auserkoren –

      so wird jeder Tag neu!

      *

      Gestatten – Ich bins

      51 war es,

      ich wurde geboren.

      Keine Ahnung – wars Stress?

      Mir tönt’s in den Ohren:

      „Dich brachte kein Storch.

      Er hackte nur ins Bein.“

      Das Schönste ist, nun horch:

      Man kratzte mich vom Stein.

      Ein Esel verlor mich.

      Das geschah im Galopp.

      Dann schüttelte er sich

      und machte nicht mal Stopp.

      Damit hatte ich Glück,

      dass sie mich abkriegten

      in einem ganzen Stück.

      Sie nahmen mich, wiegten

      mich in ihren Armen.

      Sie päppelten mich auf,

      gerieten ins Schwärmen.

      So begann mein Lebenslauf.

      *

      Die Kindheit

      Die Kindheit war so unbeschwert.

      Neues wurde täglich beschert.

      Es wurde alles ausprobiert.

      Doch manchmal war man angeschmiert.

      Von den Eltern immer beschützt,

      Hat man es sogar ausgenützt.

      In der Schule wissbegierig –

      War der Weg zuweilen schwierig.

      Es gab doch so viele Fragen.

      Hast Dich tapfer durchgeschlagen.

      *

      Unsere Grundschullehrerin

      Mit Dutt

      und Nickelbrille

      erschien sie uns ganz weise.

      Durch ihre

      Stöckelschuhe

      kam sie niemals leise.

      Die Frau

      war sehr schmächtig.

      Was sie sagte,

      war immer richtig.

      Aufs Wort

      parierten wir bei ihr.

      Niemand

      musste vor die Tür.

      Hingen

      an ihren Lippen.

      Keiner

      konnte das Bild kippen.

      Sie war

      unsere Grundschullehrerin.

      *

      Mark Twain: Wichtigstes deutsches Wort

      Ist es wirklich das kleine Wort Zug?

      Können wir es klären Zug um Zug?

      Tante Molli bügelt ’n Bettbezug

      auf dem neuen Bügelbrettbezug.

      Fertig ist schon der Sonntagsanzug,

      den Huck tragen soll zum Trauerzug.

      Schon zieht jemand an dem Glockenzug.

      Er gibt doch Tom Sawyer den Vorzug.

      Mit ihm gerät er oft in Verzug.

      Dieser trägt seinen Alltagsanzug.

      Heut sagt man dazu Jogginganzug.

      Spiel’n in der Scheune mit ’m Flaschenzug

      oder machen auch mal ’n Klimmzug.

      Machen Feuer unterm Rauchabzug.

      Sie beobachten den Vogelzug

      und springen dann auf den Güterzug.

      Es war Nachmittag – der Fünfuhrzug.

      Und mit jedem neuen Atemzug

      spüren sie den kühlenden Windzug,

      der sich noch verstärkt beim Gegenzug.

      Dieses ist nur ein kleiner Auszug!

      *

      ...ose

      Ich ruhe auf dem weichen Moose.

      Auf meinem T-Shirt ist ’ne Rose.

      Es ist modern und aus Viskose.

      Ich hab’s mir bekleckert mit Soße,

      trage es auch über der Hose.

      Dicht neben mir steht eine Dose

      mit Keksen, ganz ohne Laktose.

      Meine Nachbarin, die Frau Klose,

      hätte auch gerne eine Rose.

      Doch das ist eine andere Chose.

      Die Verbindung zu Heinz ist lose.

      Er fährt zur See. Er ist Matrose.

      Ich denk’ mal, sie hat ’ne Neurose.

      Die Diskussionen sind endlose,

      ufern oft aus ins Bodenlose,

      noch


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