Das leere Blatt Papier. Brigitte Adam

Das leere Blatt Papier - Brigitte Adam


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ja richtige Wellen schlug,

      denn sie waren auch noch ganz eng.

      In der Kleinstadt ist’s Leben streng.

      Oje, auf der Hochzeitsfeier

      hört’ ich den Schrei: „Ohne Schleier!“

      Mein’n Kopf zierte ein weißer Hut.

      So ging die Tradition kaputt!

      Meine Kleider – bunt, etwas schrill.

      Seh’, wie manche leiden, ganz still.

      Ganz versteckt in grauen Sachen.

      Bloß nicht auffall’n, nicht laut lachen.

      Brav, bieder, ein bisschen feige.

      Selbstbewusstsein – Fehlanzeige.

      *

      Unauffällig – Grau

      Deine Klamotten – Grau in Grau,

      ein Leben lang der gleiche Schnitt.

      Achtung, komm nur nicht aus dem Tritt!

      Farbe? Heißt das Revolution?

      Schneid ihn nicht ab, den alten Zopf!

      Das heißt: Veränderung im Kopf!

      Nachbarn und Kollegen schauen,

      müsstest die Farbe erklären.

      Das würde die Lage erschweren.

      Bleib unauffällig in dem Grau!

      *

      Steinbock – Waage

      Passt Steinbock eigentlich zu Waage?

      Das ist die entscheidende Frage.

      Ein Steinbock ist wie ’n Schotte geizig.

      Läuft sicher auch zu Fuß durch Leipzig,

      um das Geld zu sparen. Bloß wofür?

      Du lebst nur einmal! Ich helfe Dir.

      Ich liebe Glamour auf den Feiern.

      Doch draußen lauern schon die Geier.

      Vor den Geschöpfen bewahrst Du mich.

      Wir ergänzen uns. Was für ein Glück!

      *

      Du

      auf der Couch liegend

      vor Dich hin schnarchend

      hörst Du mir zu

      alles mitbekommend

      aus allen Wolken fallend

      wenn’s so weit ist

      auf die andre Seite rollend

      am Ende noch schmollend

      die Schuld trag ich?

      ist der Termin verpasst

      und Du total vergnatzt

      gibst keine Ruh

      *

      Mein Spiegelbild

      Wir schau’n uns an.

      Du bist

      wie ich –

      noch verschlafen.

      Du bist

      mein Spiegelbild.

      *

      Schatten

      Der Schatten an der Wand

      Woher stammt er?

      Sieh’ ihn Dir an!

      Es ist doch mein Gewand.

      Die Sonne malt mich schwarz.

      Jede Bewegung

      Macht sie perfekt mit.

      Alles in rabenschwarz.

      Egal wo ich hingeh’

      Mal folgt er mir.

      Mal geht er vor.

      Ganz so wie ich mich dreh.

      *

      Moin Moin

      Man sagt Moin Moin.

      Man sagt es früh

      Oder abends

      Bei Sonnenschein –

      Macht keine Müh,

      Ob sonnabends,

      Auch bei Regen

      Und von wegen

      Nur Ostfriesen!

      Ist’s bewiesen?

      *

      Morgens um sechs

      Morgens um sechs

      Da bin ich wie verhext.

      Morgens um sieben

      Wär’ ich lieber liegengeblieben.

      Morgens um acht

      Hast Du Kaffee gemacht.

      Morgens um neun

      Kann ich nicht bereu’n,

      Aufgestanden zu sein.

      Genieße den Sonnenschein.

      *

      Am Wochenende

      Diese Freude, wenn die Sonne am Himmel lacht,

      Schon frühmorgens, wenn ich gerade bin erwacht.

      Recke und strecke mich, bis der Duft mich einhüllt

      Vom Kaffee, den Du in die Tasse eingefüllt.

      Hole noch schnell knusprige Brötchen vom Bäcker.

      Dazu gibt’s Eier und Honig, mmh wie lecker!

      Dann ist Zeitunglesen angesagt und ein Schwatz.

      So beginnt das Wochenende mit Dir, mein Schatz.

      *

      Dachbodenfund

      Auf dem Dachboden

      Da fand ich sie.

      Öffnete sie

      Die alte Kiste.

      Was ist wohl drinnen?

      Viele Stücke

      Der Erinn’rung.

      Bin ganz von Sinnen.

      Die alten Märchen –

      Hier ist das Buch.

      Hatt’s schon gesucht.

      Setz mich, lehn mich an.

      Welch


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