Yoga trifft Coaching. Sandra Walkenhorst

Yoga trifft Coaching - Sandra Walkenhorst


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dauern würde, bis man etwas Neues im Leben etabliert hat. Dies ist zurückzuführen auf den plastischen Chirurgen Maxwell Maltz (2016), der beobachtete, dass es in der Regel 21 Tage dauerte, bis sich eine neue Gewohnheit etabliert hatte (z. B. seine Patienten ihr neues Gesicht angenommen hatten oder Ähnliches).

      Daraufhin geisterte diese Zahl längere Zeit durch sämtliche Fakultäten, bis sich Forscher an unterschiedlichen Universitäten auch dieser Frage annahmen. Heraus kam kein wirklich genauer Zeitraum, denn jeder Mensch ist ganz unterschiedlich.

      Und so geht man heute davon aus, dass es, je nach Persönlichkeit und Entwicklung, etwa 2-8 Monate dauert, bis der Mensch eine Gewohnheit etabliert hat. Also heißt es dranbleiben! Und sich auch nicht frusten lassen, denn häufig gibt es einen Zeitpunkt, den wir überwinden müssen, weil da so eine Art Loch entsteht, währenddessen wir denken, wir schaffen es sowieso nicht.

      (https://online-gesundheitstraining.de/2016/11/wie-lange-dauert-es-tatsaechlich-um-eine-neue-gewohnheit-zu-etablieren-1701/)

6 Yamas und Niyamas und wie man sie im Alltag leben kann

      Im Yoga kennen wir die Yamas und die Niyamas. Manche bezeichnen sie als Verhaltensregeln, ich persönlich mag den Terminus der Empfehlung lieber. Regeln haben immer etwas sehr Striktes und vor allen Dingen folgt auf den Regelbruch im Allgemeinen eine Strafe.

      Diese Verhaltensempfehlungen gehören im Yoga zum sogenannten achtfachen Pfad, den wir, von Patanjali beschrieben, im Yoga Sutra wiederfinden. Dieses ist ursprünglich in Sanskrit verfasst.

      Sanskrit ist eine mehrere tausend Jahre alte Sprache. Über ihr genaues Alter herrscht Uneinigkeit. Es ist für die Inder in etwa das, was Latein für uns Europäer ist. Viele alte Texte wurden hierin verfasst, aber gesprochen wird sie nicht. Das macht die Übersetzungen nicht so leicht, da es viele feine Unterschiede in der Bedeutung einzelner Zeichen gibt. Deshalb gibt es zu den einzelnen Texten meist auch diverse Übersetzungen.

      Was aber wiederum den Vorteil hat, dass jeder ganz individuell seinen Sinn in den Worten finden kann. Das zeigt schon, dass auch hier Dogmen, aus meiner Sicht, nicht angebracht sind.

      An dieser Stelle werden wir uns mit den Yamas und Niyamas beschäftigen, die jeweils in fünf Lebensempfehlungen unterteilt sind. Sie stellen so etwas wie die yogischen Werte dar und lassen sich ganz wunderbar auf unser Alltagsleben übertragen. Die Yamas sind die Empfehlungen im Umgang mit anderen. Zu ihnen zählen:

      Ahimsa (Gewaltlosigkeit): Dies meint nicht nur die körperliche Gewaltlosigkeit, denn dass wir niemandem vors Schienbein treten, weil er nicht nett zu uns ist, steht wohl außer Frage. Es meint vielmehr auch die Gewaltlosigkeit in unseren Worten und Taten. Häufig merken wir gar nicht, wie aggressiv unsere (Körper-) Sprache ist. Schon allein ein Seufzen kann als „Antwort“ auf eine Frage eine aggressive Handlung sein. Worte sind unglaublich machtvoll (siehe auch Kap. 23). Sie können große Gefühle transportieren, wie Liebe und Freude, aber auch Macht demonstrieren und dass der andere sich schlecht fühlt. Eine gute Möglichkeit, sich einmal mit der eigenen Sprache auseinanderzusetzen, ist die gewaltfreie Kommunikation, ihr ist ein eigenes Kapitel bei den Tools gewidmet.

      Satya (Wahrhaftigkeit): Wahrhaftig zu sein, meint, ehrlich zu sein (auch zu sich selbst), aber vor allem auch zu prüfen, ob das, was ich sagen möchte, auch wirklich notwendig ist. Eine gute Hilfe für mich ist immer die Frage: „Ist das, was ich sagen möchte, für mein Gegenüber hilfreich?“, denn manchmal ist weniger durchaus mehr. Möglicherweise steht nämlich die Wahrheit zu sprechen in Konkurrenz mit Ahimsa, also gewaltlos zu sein. Das kann durchaus eine schwierige Geschichte sein. Wahrhaftig sein und trotzdem aber nicht zu schädigen. Ganz schon knifflig manchmal.

      Asteya (nicht stehlen): Hier ist nicht nur das faktische materielle Stehlen gemeint, sondern auch das Stehlen von Zeit. Komme ich immer 15 Minuten zu spät, stehle ich demjenigen, der auf mich wartet, Zeit. Hierzu gehört auch das Stehlen von Gedankengut etc. Auch diese Empfehlung ist stark von der jeweiligen Situation und dem Kontext abhängig. Stielt eine Mutter für ihr hungriges Kind ein Brot, bleibt es faktisch ein Diebstahl, aber wir würden in der Regel ganz anders darüber urteilen, als über den Dieb, der aus Bereicherung etwas stiehlt.

      Brahmacharyia (Mäßigung): In den alten Übersetzungen wird hier häufig die sexuelle Mäßigung angesprochen. Doch für mich meint es die Mäßigung in vielerlei Bereichen. Wir leben heute in einer Welt des Überflusses und haben von einigen Dingen unglaublich viel. Hier kann man sich selbst überprüfen, ob man ein gewisses Maß halten kann und vielleicht auf Dinge, wie z. B. das fünfte Paar schwarze Stiefel, verzichten kann. Und trotzdem gilt für mich persönlich, dass auch ein gewisser Luxus erlaubt ist, wir leben nun einmal in dieser Welt und ich ziehe mich nicht in eine kuhdungbeschmierte Lehmhütte zum Meditieren zurück (ja, so war das damals). Ich lebe gerne in dieser Welt mit ihren Annehmlichkeiten, wie Toilette, Dusche, Heizung, Kühlschrank etc. Und doch sollten wir darauf achten, dass der Konsum nicht überhandnimmt und auf was wir vielleicht auch mal verzichten können. Die Menge macht das Gift und da bestimmt jeder individuell, was für ihn stimmig ist!

      Aparigraha (nicht anhaften): Aparigraha passt für mich sehr gut zu Brahmacharyia, denn wenn ich Maß halten möchte, bedeutet das, mich von manchen Dingen zu lösen. Es kann aber auch bedeuten, mich von Menschen zu lösen, die mir nicht guttun, sogenannte Energieräuber zum Beispiel. Für mich bedeutet es im Umkehrschluss, für mich Sorge zu tragen. Manchmal hängen wir an Dingen, Menschen oder auch Verhaltensmustern, die uns nicht guttun. Das Lösen hiervon ist sicher eine wirklich große Herausforderung. Schon Buddha sagte, das Loslassen der Schlüssel zum Glück sei, – wenn das nur so einfach wäre. Aber auch hier sollen wir nicht verzagen, sondern üben, dranbleiben und annehmen, dass wir eben nicht perfekt sind: Keiner von uns!

      Zu den Niyamas, den Empfehlungen im Umgang mit uns selbst, gehören:

      Shauca (Reinheit, Sauberkeit): Es geht hier sicherlich auch um die Sauberkeit auf der körperlichen Ebene, aber auch um die „Sauberkeit“ in unserem Kopf. Es macht einen Unterschied, was und wie wir denken. Sind alle Ampeln rot oder sehe ich auch die grünen? Die Sicht auf die Welt ist eine subjektive und bisweilen sehen wir vieles negativ oder gegen uns gerichtet. Es gibt nicht die eine Wahrheit, denn jeder von uns hat seine eigene. Unseren Kopf von Gedankenspinnweben, unnötigen Glaubenssätzen und Zuschreibungen anderer zu befreien, ist nicht nur befreiend, sondern auch reinigend (passend dazu Kap. 38).

      Santosha (Zufriedenheit): Bisweilen macht es den Anschein, als würden wir in einer Gesellschaft des Mangeldenkens leben. Gehen wir abends schlafen, haben wir nicht genug gearbeitet oder dies und jenes nicht geschafft. Stehen wir morgens auf, dann haben wir meist nicht genug geschlafen. Es scheint, als wären wir hauptsächlich damit beschäftigt, das zu sehen, was uns fehlt (was auch hirnphysiologisch zu erklären ist, aber das würde hier zu weit führen). Wir können uns tatsächlich in Zufriedenheit üben, indem wir unseren Fokus darauf richten und mehr die Dinge wahrnehmen, die schön sind oder uns gut gelungen sind. Hier können auch Dankbarkeitsrituale und Vergebensarbeit (findest du auch im Buch) eine Hilfe darstellen.

      Tapas (Selbstdisziplin): Ein wichtiger Punkt, wenn wir etwas erreichen wollen, gleichgültig, was es ist. Du möchtest gesünder essen? Dann brauchst du Disziplin, um das umzusetzen. Du möchtest eine regelmäßige Yogapraxis in deinen Alltag integrieren? Dann braucht es Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen. Wir schaffen nichts Neues und lernen nicht innerhalb von Minuten, Dinge brauchen Zeit. Dranbleiben lohnt sich! Denke an die 2-8 Monate …

      Svadhyaya


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