Yoga trifft Coaching. Sandra Walkenhorst

Yoga trifft Coaching - Sandra Walkenhorst


Скачать книгу
sowie in Zustände tiefer Ruhe hineinatmen konnten. Pranayama ist also ein wesentlicher Faktor auf dem Yogaweg und findet sich deshalb auch als eigenständiges Glied im achtfachen Pfad wieder.

      Die Asanapraxis hilft uns zuerst einmal, wieder unseren Körper wahrzunehmen. Unser Körper befindet sich den ganzen Tag in unterschiedlichen Haltungen, wir sitzen am Schreibtisch, wir stehen beim Kochen, wir liegen beim Schlafen, usw. Diese Fülle von Bewegungsmustern haben wir unbewusst durch Nachahmen, Ausprobieren und bewusstes Wiederholen erlernt. Wir haben sie immer weiter verfeinert und an unsere täglichen Anforderungen angepasst, bis sie schließlich in die tiefen Schichten unseres Gedächtnisses absinken konnten. Die meisten unserer Bewegungen finden automatisch statt und wir müssen über sie nicht mehr nachdenken.

      Zum Glück, würde doch ein Tag nicht ausreichen, wenn wir alle Bewegungen erst durchdenken müssten. Durch dieses quasi „Abgeschaltet-“Sein unseres Gehirns verlieren wir jedoch nach und nach den Bezug zu unserem Körper, der eben einfach unbewusst funktioniert! Erst dann, wenn er dies nicht mehr tut, wird er uns wieder bewusst. Durch die Asanapraxis entsteht wieder eine Bewusstheit für unseren Körper. Durch neue, ungewohnte Haltungen werden alte Muster durchbrochen und unser Gehirn schaltet sich wieder an, weil da etwas „Neues“ passiert!

      Die Asanas, die meist am Anfang einer Yogapraxis stehen (Baum, Berg, Katze, Hund …) haben für unser Gehirn noch einen weiteren Vorteil. Jeder von uns hat ein Bild von Dingen in sich verankert, so zum Beispiel von der Katze: Wir wissen, dass eine Katze einen sehr beweglichen Rücken hat und so fällt es uns nicht allzu schwer, uns in diese Haltung (Katzenbuckel) hineinzubegeben. Kinder haben diese Fähigkeit noch viel mehr, deshalb fallen ihnen die meisten Asanas auch nicht schwer und sie benötigen viel weniger konkrete Anleitung hierbei.

      Ein wichtiger Faktor ist auch die Zeit zum Üben und zum Nachspüren. Wir brauchen Zeit zum Lernen, auch um achtsam mit uns selbst zu sein. Zu spüren, was tut mir gut, welche Bewegung fällt mir leicht, ist wichtig (denn auch jede Anatomie ist einzigartig und somit hat jeder Mensch auch anatomisch bedingte Grenzen), denn die Verantwortung liegt schlussendlich beim Übenden selbst.

      So tun wir in der Praxis sowohl etwas für unsere Muskulatur, Gelenke, Organe, den Atem und das Nervensystem. Wichtig für die eigene Yogapraxis ist jedoch auch die eigene Motivation und Spaß zu haben im Tun!

      Der Aspekt der Freiwilligkeit wurde sogar durch neuere Forschungen belegt, da dieser bewirkt, dass neue Nervenzellen gebildet werden. Deshalb bringt es sicherlich nicht viel, wenn man Yoga machen soll bzw. muss und daran überhaupt keinen Spaß finden kann.

      Jedes Asana hat eine andere Wirkung, diese sollte jeder Übende individuell für sich selbst herausfinden. Einige Beispiele zur Verdeutlichung:

      Tadasana (der Berg) kann z. B. mit Standhaftigkeit, Stabilität und innerer Ruhe assoziiert werden.

      Vrksasana (der Baum) mit Zentrierung, Ausgeglichenheit und innerem Gleichgewicht.

      Paschimottanasana (die Vorwärtsbeuge) mit Gefühlen von Demut und Hingabe, aber im Gegensatz auch mit Enge und Bedrängung.

      Matsyasana (der Fisch) öffnet den Brustkorb, das Herz, kann aber auch ein Gefühl von Schutzlosigkeit und Verletzlichkeit auslösen.

      So können verschiedene Asanas auch für das Üben an bestimmten psychischen Haltungen eingesetzt werden. Habe ich z. B. das Gefühl, meine Durchsetzungsfähigkeit, meine Unabhängigkeit mehr einüben zu wollen, so kann ich mich eventuell intensiver mit Tadasana, Virabhadrasana (der Krieger) oder Garudasana (der Adler) auseinandersetzen.

      So können wir, vor allem im Einzelunterricht, sehr gezielt auf die Bedürfnisse des Übenden eingehen und die Haltungen noch durch Affirmationen, Mantras etc. verstärken.

      Ein weiterer wichtiger Teil der Yogapraxis ist die Meditation. Kein anderer Bereich der Yogalehre ist so gut erforscht. Meditation wirkt in vielfacher Hinsicht positiv auf unsere psychische sowie physische Gesundheit. Einige möchte ich zum Abschluss noch nennen:

      Meditation mindert Stressreaktionen.

      Meditation lindert das Schmerzempfinden.

      Meditation stärkt die Immunabwehr.

      Meditation stärkt die Resilienzfähigkeit (mentale Flexibilität und Widerstandskraft).

      Meditation unterstützt die Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen.

      Meditation senkt den Bluthochdruck und kann somit koronaren Erkrankungen vorbeugen.

      Meditation stärkt die Areale im Gehirn, die für die Stresskontrolle zuständig sind.

      Meditation lindert Ängste und depressive Verstimmungen.

      Meditation fördert den erholsamen Schlaf.

image
5 Svadhyaya – Selbstreflexion Werte und die Frage: Welcher Yogalehrer möchte ich sein?

      Svadhyaya ist das Selbststudium oder auch die Selbstreflexion, so wie das Studium von Weisheitstexten. Es ist eine der fünf Niyamas (im Groben die Verhaltensempfehlungen uns selbst gegenüber). Doch was bedeutet Selbststudium und/oder Selbstreflexion?

image

      Vielleicht ist es hilfreich, mit folgender Frage zu beginnen:

      Welcher Yogalehrer möchtest du sein?

      Hast du dir diese Frage schon einmal gestellt? Wenn ja, war es einfach, darauf zu antworten? Es macht Sinn, sich einmal genau mit solch einer Frage (warum man etwas tun oder sein möchte) auseinanderzusetzen. Das geht zum Beispiel auch während einer Meditation. Oder du nimmst dir Papier und Stift und schreibst deine Antwort auf.

      Möglicherweise fallen dir Dinge ein, wie: „Ich möchte anderen Menschen helfen“ oder: „Mir hat Yoga geholfen und nun möchte ich das weitergeben“ oder Ähnliches. Das sind natürlich schöne Beweggründe und es ist wahrhaft großmütig, für andere etwas zu tun. Aber das ist höchstwahrscheinlich (um nicht zu sagen ziemlich sicher) nicht der einzige Beweggrund.

      Warum tust du, was du tust?

      Was hast du für einen Gewinn davon?

      Das sind die Fragen, die wir uns nicht immer so gerne stellen, möchten wir in der Regel doch nicht egoistisch sein. Natürlich klingt es immer besser, Dinge uneigennützig zu tun. Doch wenn wir wirklich ehrlich sind (und im Übrigen bestätigt das auch die Hirnforschung), tun wir so gut wie nie etwas ohne Eigennutz. Und, zu deiner (und auch meiner) Erleichterung sei gesagt: Das ist auch okay so. Das ist absolut menschlich!

      Wenn wir also unser Selbst reflektieren wollen und uns studieren wollen, dann gehören schon mal zwei Dinge dazu: Ehrlichkeit und Mut! Ehrlich auch seine Schatten oder die vermeintlich negativen Verhaltensweisen anzuschauen und den Mut, überhaupt erst damit zu beginnen bzw. diese sich einzugestehen! Ja, keiner hat gesagt, dass es leicht ist, aber es lohnt sich! Je besser du selbst weißt, wer du bist und auch deine nicht so bequemen Anteile kennst, desto leichter ist es, mit Menschen zu arbeiten, ohne die eigenen Anteile zu projizieren. Denn auch das tun wir, meist unwissentlich, sehr oft.

      Wir projizieren unsere eigenen Ängste oder Verhaltensweisen, die wir an uns nicht mögen oder wie wir nicht sein dürfen, auf andere. Hinzu kommt, dass es dann auch schwierig wird, Abstand zu wahren. Bisweilen vermischen sich dann die eigenen Emotionen, Bedürfnisse, Verhaltensweisen mit denen des Klienten/Schülers, und das macht die Arbeit nicht leichter.

      Es gibt ein schönes


Скачать книгу