ACT in Klinik und Tagesklinik. Группа авторов
werden, sich aktiv einzubringen?
ACT-Trainerinnen und -Trainer finden
Natürlich kann auch eine einzelne Therapeutin oder ein einzelner Therapeut innerhalb eines Teams mit heterogenen Therapieansätzen mit ACT arbeiten. Wenn aber ACT als multiprofessioneller Ansatz im ganzen Team eingeführt werden soll, steht oft die Frage nach einer geeigneten Trainerin oder einem geeigneten Trainer an. Hier ist die Homepage der Deutschsprachigen Gesellschaft für Kontextuelle Verhaltenswissenschaften (DGKV e. V.) eine gute Quelle (www.dgkv.net, Zugriff am 13.10.2020). Außerdem gibt es vielerorts regionale Netzwerke, in denen erfahrene ACT-Therapeutinnen und -Therapeuten bzw. ACT-Trainerinnen und -Trainer miteinander verbunden sind – auch hierfür lohnt sich ein Besuch der DGKV-Homepage. Dort stellen diese Netzwerke sich samt Kontaktadressen vor.
3.3.2 Durchführung von Trainings und Schulungen
Zur Einführung in die Akzeptanz- und Commitment-Therapie wird eine Vielzahl unterschiedlicher Formate angeboten. Diese reicht von halbstündigen Vorträgen über die Grundlagen von ACT bis hin zu einwöchigen »Bootcamps«.
ACT-Intro: 3 x 2 Tage
Eine häufig gewählte Form der gründlichen Einführung ist das Format von drei aufeinander aufbauenden, jeweils zweitägigen Workshops (»ACT- Intro«). Dieses Format wird von einigen Trainerinnen und Trainern und Ausbildungsinstituten angeboten und beinhaltet neben den theoretischen Grundlagen meist gute praxisnahe Interventionen. Zudem wird in den Intros oft Raum für selbsterfahrungsorientierte Übungen geboten, was sich günstig auf die Entwicklung der ACT-spezifischen therapeutischen Haltung auswirkt.
Typischerweise bestehen die zweitägigen Blöcke aus den folgenden Inhalten:
1. Einführung in die Grundlagen von ACT, Kennenlernen der Kernprozesse anhand des Hexaflex-Modells, Basiswissen über RFT und funktionalen Kontextualismus, erste praxisorientierte Übungen.
2. Vertiefung der Kernprozesse, Selbsterfahrungsorientierte Übungen, Kennenlernen von Metaphern und Gesprächsübungen im Rollenspiel.
3. Erstellen von Fallkonzepten, Arbeit an der therapeutischen Haltung in Form von selbsterfahrungsorientierten Übungen, Umgang mit schwierigen Situationen im Behandlungsprozess.
Je nach Zeitkontingent und organisatorischen Möglichkeiten (z. B. Vertretungsmöglichkeiten etc.) lässt sich ein solches Format auch für ein gesamtes Team organisieren.
ACT-Curriculum: 1 Tag plus 7 x 2 Stunden
Eine andere Form des einführenden Trainings ist ein Curriculum, das sinnvollerweise mit einem Einführungstag starten sollte und dann in jeweils kürzeren Blöcken weitergeführt wird. Dieses Format hat sich in klinischen Settings gut bewährt, da wiederholte zweistündige Fortbildungsblöcke oft recht gut in die Abläufe stationärer und tagesstationärer Teams integrierbar sind.
Die Inhalte des ACT-Curriculums sind dabei beispielsweise folgendermaßen verteilt:
1. Einführungstag: Grundlagen von ACT, RFT und funktionalem Kontextualismus, Vorstellung von Metaphern und einigen erfahrungsorientierten Übungen, Förderung der Teammotivation für die Beschäftigung mit ACT.
2. Es folgen sechs jeweils ca. zweistündige Workshops, in den je einer der sechs ACT-Kernprozesse im Vordergrund steht. Dabei werden selbsterfahrungsorientierte Übungen zum jeweiligen Kernprozess angeboten sowie praxisnahe Beispiele und Rollenspiele.
3. Ein abschließender zweistündiger Workshop zur Reflexion des Curriculums und zur Arbeit mit allen sechs ACT-Kernprozessen (sogenanntes »Hexadancing«)
Zwischen den Workshop-Einheiten sollten dabei jeweils mindestens zwei Wochen Abstand liegen, damit die vermittelten Inhalte von den Teammitgliedern im Alltag ausprobiert und geübt werden können.
Erfahrungen reflektieren
Eine besondere Wirksamkeit für den Praxistransfer ergibt sich, wenn stets zu Beginn der zweistündigen Workshops das gesamte Team darüber reflektiert, welche Erfahrungen die einzelnen Mitglieder dabei gemacht haben, bestimmte Übungen, Metaphern oder Interventionen auszuprobieren. Diese Reflexion kann z. B. mittels Zetteltechnik erfolgen, d. h. jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter bekommt 2–3 Klebezettel, auf denen er oder sie notiert, welche Intervention zum zuletzt vorgestellten Kernprozess er oder sie ausprobiert bzw. für die eigene Arbeit modifiziert hat.
Die Aufgabenstellung lautet z. B.: »Wie konnte ich Interventionen zum jeweiligen Kernprozess in meine klinische Arbeit einbringen?«
Die Trainerin oder der Trainer bereitet derweil einen Flipchart vor, auf der die einzelnen Berufsgruppen aufgeführt sind (z. B. Pflege, Ergotherapie, Ärzteschaft, klinische Psychologie und Psychotherapie etc.). Anschließend werden die Klebezettel am Flipchart sortiert und das Team schaut sich diese gemeinsam an. Jedes Teammitglied sollte ermutigt werden, kurz über eigene Erfahrung mit der Übung zu sprechen. Dabei wird deutlich, ob und wie die verschiedenen Berufsgruppen ACT in ihrer Arbeit anwenden können, und die Teammitglieder inspirieren sich in der Diskussion gegenseitig.
3.3.3 Phase der Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung
Ist der Start der Expedition gelungen und ein Team hat gemeinsam eine Fortbildungsreihe zu ACT durchlaufen, folgen in dem Bild von einer gemeinsamen Reise nun die Mühen einer Wanderung durch die Ebene. Die Möglichkeiten der Gestaltung eines ACT-basierten Therapieplans und die Umsetzung von ACT-Interventionen durch die verschiedenen therapeutischen Berufsgruppen sind Gegenstand verschiedener Kapitel dieses Buches (
Zumeist gibt es im Team Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich in besonderem Maße für die Implementierung verantwortlich fühlen und entweder besondere ACT-Expertise mitbringen oder sich im Laufe der Einführung angeeignet haben. Wenn es gelingt, dass diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich aktiv engagieren und in einer »train-the-trainer«- Funktion weitere Fortbildungen mit dem Team organisieren und auch gestalten, wird die Implementierung eine hohe Nachhaltigkeit haben. Beispielsweise lässt sich dies erfahrungsgemäß gut in Form von regelmäßigen ACT-Booster-Fortbildungen etablieren, z. B. »ACT-Werkstatt« genannt. Eine ACT-Werkstatt findet z. B. etwa alle 6–8 Wochen statt und dauert 1,5–2 Stunden. Im Mittelpunkt dieser selbst organisierten Workshops stehen stets verschiedene ACT-bezogene Themen, z. B.:
• Wie wende ich bewusst ACT-Interventionen an, um mit typischen schwierigen Situationen umzugehen?
• Wie können unterschiedliche Berufsgruppen Achtsamkeit in ihre praktische Arbeit mit Patientinnen und Patienten integrieren?
• Wie helfen uns Werteorientierung und Achtsamkeit, um selbst besser mit Stress und Frustrationen umzugehen?
• Wie lässt sich köperbezogene Arbeit mit ACT selbst erfahren (z. B. angeleitet von der Tanztherapeutin oder dem Tanztherapeuten)?
• Wie komme ich im Gespräch von einem Kernprozess zum anderen (so genanntes »Hexadancing«)?