NOLA Knights: His to Defend. Rhenna Morgan

NOLA Knights: His to Defend - Rhenna Morgan


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Galerie, von der aus zwei Schlafzimmer abzweigten. „Wer wohnt hier?“

      „Sie wohnen hier, Ms. Labadie.“ Er nahm einen großen braunen Umschlag vom Tisch und schüttete den Inhalt aus – einen kleinen Stapel Papiere, die an einer Ecke zusammengetackert waren, einen dicken weißen Briefumschlag, einen Satz Schlüssel und einen Kugelschreiber. Sergei hob den dicken Umschlag auf und reichte ihn ihr. „Sie erhalten natürlich einen Bonus für die Unterzeichnung des Vertrages und Zeit, sich um die Schulanmeldung für Emerson zu kümmern. Danach werden meine Männer Ihnen beim Umzug helfen.“

      Evie hörte die Worte. Sie wusste tief im Innern, dass sie sich endlich zusammenreißen musste, um das alles zu verarbeiten, allerdings war sie zu nichts anderem im Stande, als die Schlüssel auf dem Tisch vor ihr anzustarren.

      „Ich soll hier wohnen?“

      „Eine Bedingung des Jobs. Nicht verhandelbar.“

      Ein Platz zum Wohnen.

      Ein wirklich absolut verflucht schöner dazu.

      Einer, bei dem sie sich nicht ständig darüber Sorgen machen musste, dass Emerson auf dem Weg von der Schule nach Hause getötet oder rekrutiert wurde, sich einer Gang anzuschließen.

      Sie war geneigt, nach den Schlüsseln zu greifen, doch stattdessen zog sie den Stapel Papiere zu sich.

      Ein Vertrag.

      Zahlen und Details zeichneten sich zwischen der Juristensprache ab. Eintausend Dollar pro Woche. Miete und Nebenkosten als Teil des Pakets inklusive. Drei Wochen Urlaub. Krankenversicherung.

      Und alles, was sie dafür tun musste, war, das Haus sauber zu halten und die Arbeiten der anderen Dienstleister zu koordinieren.

      Das war großartig.

      Genau die Veränderung, die sie brauchte, um Emerson das Leben ermöglichen zu können, das er verdient hatte, und ihre Karriere wieder in die Spur zu bringen.

      „Mr. Petrovyh …“ Sie leckte sich über die Unterlippe und blickte auf den Vertrag. Es gab Geschäfte, die einfach zu gut waren, um wahr zu sein, und sie wäre verflucht naiv, wenn sie nicht ihren Teil dazu beitragen würde, herauszufinden, ob dieses hier eins davon war. Sie zwang sich, ihn direkt anzusehen. „Wessen Haus ist das hier?“

      Sein Grinsen war das eines Wolfes. Eines hungrigen, gerissenen und vernichtend schönen Wolfes. „Meins.“

      Dieses Eingeständnis hätte sie eigentlich erschrecken müssen. Es hätte sie direkt aus der Tür jagen müssen und zurück zur Straßenbahn, mit der sie hergekommen war. Stattdessen blieb sie wie versteinert, wo sie war, und schickte ein Gebet um Verständnis gen Himmel.

      „Ist das ein Problem, Ms. Labadie?“

      Für einen russischen Mafioso zu arbeiten?

      Mit ihm zu leben?

      Nun, nicht mit ihm. Jedenfalls nicht ganz. Doch bei näherer Betrachtung musste sie sich die Frage stellen, wie hoch wohl die Wahrscheinlichkeit von umherfliegenden Kugeln und Entführung sein könnte. Sie schob den Vertrag vor sich hin und her. „Ich wusste nur nicht … Ich wusste nicht, dass eine Unterkunft inbegriffen ist. Oder dass ich für Sie arbeiten würde.“

      Er pirschte sich von seiner Seite des Tisches bis zum Ende heran, umrundete ihn und kam direkt auf sie zu. Die Art, wie er sie dabei mit diesen tiefblauen Augen ansah, machte ihr klar, warum die Beute eines Raubtieres nicht flüchten konnte. Sie war zu fasziniert, von der Schönheit des Jägers vollkommen gefangen, um sich selbst zu schützen. „Ich bin ein sehr anspruchsvoller Arbeitgeber, Ms. Labadie. Ich erwarte viel von denjenigen, die für mich arbeiten. Als Gegenleistung für ihre Fähigkeiten und Loyalität biete ich eine ausgezeichnete Vergütung. Aber missverstehen Sie eins nicht …“ Er schob ihr den Vertrag wieder hin. Tätowierungen zierten die Spitzen seiner Finger – seltsame Symbole, die für sie keinen Sinn ergaben, und komplizierte Muster, die sich um seine Handgelenke schlangen, bevor sie unter den Hemdärmeln verschwanden. „Dies hier ist meine Welt und Sie werden nach meinen Regeln spielen.“

      Da war es. Eine Warnung und ein Ultimatum, alles in einem. Das Angebot war großzügig. Mehr als das. Wenn sie es annehmen würde, hätte sie endlich einen Ausweg aus den nicht enden wollenden Problemen, die sie selbst verursacht hatte, als sie voller Trauer um ihre Mutter vom Weg abgekommen und schwanger geworden war.

      Aber dafür würde sie einem sehr gefährlichen Mann eine Menge schulden. Mehr als das, sie würde nicht nur dem Teufel etwas schulden. Sie würde mit ihm zusammenleben. Und damit ging auch eine gewisse Gefahr einher. „Ich habe einen Sohn. Ich habe die Verantwortung für ihn. Ich kann nicht …“ Sie schluckte hart, versuchte, einen Weg zu finden, ihren Bedenken Ausdruck zu verleihen, ohne ihn zu beleidigen.

      Keine leichte Aufgabe, wenn allein der Gedanke daran, was sie gerade in Erwägung zog, sie zu Tode erschreckte.

      Offensichtlich stand ihr diese Angst förmlich ins Gesicht geschrieben, denn er beantwortete die unausgesprochene Frage dennoch. „Ihnen wird kein Leid zugefügt. Auch nicht Emerson. Diejenigen, die für mich arbeiten, sind unantastbar.“

      Unantastbar.

      Ausgesprochen mit absoluter Überzeugung.

      Eine unzerbrechliche Endgültigkeit, die mit der Subtilität eines Richterhammers durch den schönen Raum hallte.

      Die Logik sagte ihr, dass er das gar nicht garantieren konnte. Aber wenn sie die Entschlossenheit in seinen Gesichtszügen betrachtete und die Art, wie unerbittlich er seinen eindrucksvollen Körper positionierte, kam ihr in den Sinn, dass selbst das Schicksal es sich wohl lieber zweimal überlegen würde, sich mit ihm anzulegen.

      Mit zittrigen Händen hob sie den Vertrag an und begann, ihn zu lesen, zwang sich diesmal dazu, jedes einzelne Detail davon zu verinnerlichen.

      Sergei verhielt sich vollkommen ruhig. Keine unausgesprochenen oder ausgesprochenen Versuche, sie zu einer Entscheidung zu drängen. Er wirkte nur wie ein geduldiger Jäger, der auf seine aufgestellte Falle vertraute.

      Der Bonus für die Vertragsunterzeichnung würde mehr als reichen, um Emersons Platz an der Schule zu garantieren. Am Ende jeder Woche hätte sie sogar genug Geld übrig, um ihre eigene Schulbildung zu finanzieren. Emerson wäre in der Lage, in einer sicheren Gegend zur Schule zu gehen, und sie hätte abends Zeit, mehr als einen Kurs pro Semester zu besuchen.

      Ein Flattern breitete sich in ihrem Magen aus, und ihre Arme fühlten sich so leicht an, dass sie tatsächlich prickelten.

      Hoffnung.

      Es war Jahre her, seit sie sie gefühlt hatte. Sie hatten den Glauben daran schon aufgegeben, dass eine solche Chance jemals auf sie zukommen würde. Aber die Chance war jetzt hier, wenn sie mutig genug war, sie anzunehmen.

      Dorothy hatte ihm vertraut und Sergei hatte all seine Versprechen gehalten. Er hatte die Schläger ausradiert, die ihr Diner überrannt und sie täglich bedroht hatten.

      Ihr Blick glitt zu dem Kugelschreiber, der auf dem Tisch lag. Es war kein gewöhnlicher Stift. Eher eines dieser silbernen Dinger, die wahrscheinlich Hunderte von Dollar kosteten. Sie nahm ihn auf und das Metall fühlte sich herrlich kühl an ihren Fingern an. Das Knistern der Papiere, als sie auf die letzte Seite blätterte, war im offenen Raum in dem ansonsten stillen Moment überdeutlich zu hören. Ehe sie sich versah, starrte sie auf ihre Unterschrift.

      Evette Labadie.

      Jede Linie elegant und gut geübt. Eine Unterschrift, von der sie einmal geschworen hatte, sie dazu zu nutzen, um große Dinge zu vereinbaren.

      Damit hatte sie nicht falschgelegen. Sie hatte sich nur nicht vorgestellt, dass es bei einem Geschäft sein würde, das sie alles kosten könnte.

      Beim Aufstehen blätterte sie die Papiere wieder zurück und überreicht sie dann Sergei.

      Er nahm sie entgegen, und sein ruhiges Durchblättern ließ ihn wirken wie einen zufriedenen Mann, der gerade genau das, was er wollte, in Zement gegossen


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