NOLA Knights: His to Defend. Rhenna Morgan

NOLA Knights: His to Defend - Rhenna Morgan


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„Ich folge meinen Instinkten, und die besagen, dass sie und Emerson hierher gehören.“

      Es war so nah an der Wahrheit, wie es ihm möglich war. Zumindest so nah, wie er bereit war, es laut auszusprechen.

      „Keiner deiner anderen Angestellten hat Wachen.“ Wie Roman bemühte sich auch Kir, seine Worte sorgfältig zu wählen, aber es steckte noch immer eine unverwüstliche Eisenfaust dahinter. „Wenn du diesen Weg einschlägst, markierst du sie beide. Du stellst damit deinen Anspruch auf sie klar, ob du es willst oder nicht. In unserer Welt ist das gefährlich. Es schafft Risiken für sie und Verbindlichkeiten für uns.“

      Das wusste er. Und doch konnte er sich nicht dazu entschließen, seinen Kurs zu ändern. Sergei starrte auf die Fenster des Kutscherhauses und spürte die gleiche Gewissheit, die er an dem Tag empfunden hatte, als Yefim ihm seinem Mentor und seine Vaterfigur, Anton, vorgestellt hatte. „Sie stehen unter unserem Schutz. Sie gehören zur Familie.“ Er blickte zu Kir, dann zu Roman. „Und wenn jemand es wagt, sie anzufassen, stirbt er.“

      Kapitel 5

      Evette drehte den schicken Wasserhahn aus Edelstahl an der Spüle ab, starrte ihn an und wartete.

      Er tropfte nicht.

      Ebenso war keiner der Badewannenstöpsel undicht, eine Tatsache, an die sie sich selbst nach einer Woche in Sergeis Kutscherhaus kaum gewöhnen konnte. Genauso genial war der Fakt, dass Emerson und sie jeweils ein eigenes Badezimmer zur Verfügung hatten. In ihrem Bad stand eine dieser riesigen Badewannen mit Düsen, die nach einem langen Arbeitstag einfach der Himmel auf Erden waren und in denen das Wasser warm gehalten wurde.

      Es waren zwei kleine zusätzliche Vergünstigungen zu all dem anderen Luxus, der eigentlich nicht so viel bedeuten sollte, wie er es tat, sich aber dennoch wie ein Lottogewinn anfühlte. Und von heute an würde Emerson nicht mehr durch gefährliche Gegenden laufen müssen, wenn er zu Schule ging. Die Frage, die sich ihr stellte, war, ob der Preis für so viel Segen es wert war. Sicher, die Unterkunft war jenseits von allem, was sie bisher gehabt hatte, aber mit ihr kamen auch Wachen. Viele von ihnen. Einige waren um das Anwesen herum positioniert, und mindestens ein oder zwei davon folgten Emerson und ihr, wenn sie irgendwohin gingen. Und das, obwohl Evie versucht hatte, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Sie hielten sich stets im Hintergrund, aber sie waren eine ständige Präsenz und erinnerten Evette an die Welt, in der sie sich nun bewegte.

      Die Aussicht vom Küchenfenster aus war nicht überwältigend. Nur ein kleiner Hinterhof, der von italienischen Zypressen eingerahmt wurde, mit gepflegten Hibiskusbüschen dazwischen, die ohne Zweifel im Spätfrühling und Sommer wunderschön waren. Doch es war verdammt schön, in den angenehmen Nächten rausgehen und sich in einen der gemütlichen Liegestühle setzen zu können. Einen solchen Luxus hatte sie noch nie in ihrem Leben gehabt. Und da die frühe Morgensonne sich gerade am Himmel zeigte, war es verlockend, sich ein wenig Ruhe für sich selbst zu gönnen. Allerdings war es Emersons erster Tag an der neuen Schule, und sie wollte nicht riskieren, dass sie zu spät kamen.

      Sie trocknete sich die Hände mit einem der Küchenhandtücher ab, die einen Tag nach ihrem Einzug zusammen mit anderen Küchenutensilien und -geräten geliefert worden waren, und rief die Treppe hinauf: „Emerson, bist du wach?“

      „Ja.“

      Oh je. Nur ein Wort, aber der Tonfall zeigte, dass er immer noch schlechte Laune hatte. Nachdem Emerson von ihrer neuen Arbeit und den damit verbundenen Wohnräumen erfahren hatte, war er neugierig – und sogar ein wenig hoffnungsvoll – gewesen. Doch in der Sekunde, als er mitbekommen hatte, dass er auf eine andere Schule gehen würde, hatte er dichtgemacht wie eine von Liebeskummer geplagte Frau, die ihren Schwarm an die beste Freundin verloren hatte.

      Vielleicht könnte sie ihn mit Essen bestechen, um ihn in gute Laune zu versetzen. „Möchtest du etwas Besonderes für deinen großen Tag?“

      „Ja. Wie wäre es, wenn ich wieder an meine alte Schule gehen könnte?“

      „Das wird nicht passieren, Großer. Die Lehrer waren sich alle einig, dass diese Schule perfekt für dich ist.“

      Er kam in Sichtweite. Die für alle männlichen Schüler vorgeschriebenen braunen Hosen und rotbraunen Hemden ließen ihn noch mehr wie einen Erwachsenen gefangen in einem Kinderkörper wirken. Emerson warf sich den Rucksack über eine Schulter und stampfte die Treppe hinunter. „Die haben leicht reden. Die sind ja auch nicht diejenigen, die wieder von vorne anfangen und neue Freunde finden müssen.“

      Allerdings hatte Emerson gar keine Freunde. Er hatte nie über jemanden erzählt, war nie zu jemandem nach Hause gegangen oder hatte jemanden eingeladen. Das war eine weitere Sache, die seinen Lehrern aufgefallen war. Normalerweise neigte er eher dazu, sich mit den Lehrern zu unterhalten.

      „Wenn jemand neu anfangen und es richtig machen kann, dann du.“ Sie wartete, bis er das Ende der Treppe erreicht hatte, legte den Arm um ihn und zog ihn in einer dieser unbeholfenen Umarmungen an sich, die der Junge zu hassen schien. „Man weiß nie, Kleiner. Dies könnte der Beginn von etwas richtig Großem für dich sein.“

      Emersons Blick glitt zu dem Fenster, das zur Haupteinfahrt zeigte, und sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Neugier und Wachsamkeit lagen darin, und das passte besser zur Mimik eines Siebenjährigen. „Vielleicht für uns beide.“

      Hmm.

      Interessant.

      Ein mürrischer Emerson, daran war sie gewöhnt. Den schlecht gelaunten Emerson konnte sie tolerieren. Aber ein verschmitzter Emerson wäre die reinste Freude.

      Sie öffnete die Tür der Speisekammer, die ebenfalls einen Tag nach ihrem Einzug unaufgefordert aufgefüllt worden war, und begutachtete den Inhalt. „Wonach ist dir?“

      Emerson richtete seine Aufmerksamkeit auf sie und sein unergründlicher Gesichtsausdruck war wieder zurückgekehrt. „Nach gar nichts.“

      Lüge.

      Sie senkte ihr Kinn und sah ihn mit diesem typischen „Mach-jetzt-keine-Faxen“-Blick an, den ihre Momma früher stets bei ihr eingesetzt hatte. „Du weißt, dass es eine eingebaute Lügendetektorfunktion bei jeder Frau gibt, die in der Minute, in der sie entbindet, ausgelöst wird. Egal, wie sehr das Kind versucht, sie zu überlisten, wir wissen immer die Wahrheit.“

      Emersons Augenwinkel kräuselten sich. Mutter Gottes, war das etwa ein Lächeln? Nicht breit genug, dass dabei Zähne zu sehen wären, aber eindeutig ein Heben der Lippen mit einer gewissen Frechheit.

      Sie packte den Griff der Speisekammer fester, sog den Moment in sich auf und ließ sich darauf ein. „Also, bist du jetzt damit fertig, mich auf den Arm zu nehmen? Wir müssen nämlich noch frühstücken, bevor wir zur Schule aufbrechen.“

      „Ich bin fertig.“ Er senkte den Kopf und tat so, als ob er etwas in seinem Rucksack suchen würde, aber das Grinsen war nach wie vor da.

      „Gut. Was möchtest du denn jetzt haben? Lucky Charms, Pop-Tarts oder Froot Loops?“

      „Mom, du weißt doch, dass die Unmengen von Zucker enthalten.“

      Gott steh ihr bei. Wie viele Mütter mussten ihre Kids dazu überreden, Junkfood zu essen? „Natürlich weiß ich das. Ebenso weiß ich auch, dass du, wenn du es jetzt nicht genießt, puren Zucker zu essen, absolut etwas verpasst. Also? Was darf es nun sein?“

      Emerson zuckte mit den Schultern. „Vermutlich Lucky Charms.“

      Evette schnappte sich die XL-Packung und fing an, eine Schüssel zu füllen. „Gute Wahl. Schließlich sind sie auf magische Weise köstlich.“

      Das Glucksen, das vom Landhaustisch ertönte, brachte sie fast dazu, die Milch über der gesamten Arbeitsplatte zu verschütten.

      Ein Lächeln und ein Lachen?

      Beides nicht übertrieben ausgelassen, aber ein Schritt in die richtige


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