NOLA Knights: His to Defend. Rhenna Morgan

NOLA Knights: His to Defend - Rhenna Morgan


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Also, wie kam sie nur auf die Idee, dass plötzlich eine schockierende Erkenntnis, wie sie mit ihrem Sohn auf dessen Level reden sollte, in ihrem Hirn auftauchen würde? Und das genau in dieser Sekunde, wo sie bereits seit einem Jahr danach suchte. „Wenn du nicht mit mir sprechen willst, macht es vielleicht Ms. Dorothy. Hast du sie gesehen?“

      Höflich wischte sich Emerson mit der Serviette den Mund ab und nickte in Richtung der Küche. „Sie ist da drin verschwunden, gleich nachdem du reingekommen bist. Tisch sieben mochte das Tagesgericht wohl nicht.“

      Evie blickte auf Emersons Teller mit Pute und Soße. „Jemand hat sich übers Essen beschwert? Sind die high?“

      Wunder, oh Wunder, Emersons Mund verzog sich zu einem Lächeln, das sich nicht gänzlich durchsetzen konnte. „Nicht jeder hat einen guten Geschmack, Mom.“

      „Das stimmt“, schoss sie zurück und wünschte sich mit allem, was sie hatte, dass sie ihr Kind dazu bringen könnte, lockerer zu werden und wieder Kind zu sein. Sie drehte sich zur Küche um und deutete auf ihre Handtasche. „Passt du bitte darauf auf? Wir wollen ja nicht, dass das Geld von unserem Zahltag plötzlich Beine bekommt und ohne uns davonrennt.“

      „Ja, Ma’am.“

      Ja, Ma’am.

      Evie schlenderte zur Küche, während die perfekte Antwort ihres Sohnes in ihrem Kopf widerhallte. Wäre sie in diesem Alter so schicklich gewesen, hätte ihre Momma eine Straßenparty veranstaltet und an die Kirchenkollekte gespendet, was auch immer ihr Bankkonto zugelassen hätte. Stattdessen war sie ziemlich frech gewesen. Natürlich niemals respektlos. Denn dann hätte sie wohl den Hintern voll oder die Ohren lang gezogen bekommen. Aber ein Oki dokie oder ein Darauf kannste wetten war eher normal als ein Ja, Ma’am.

      Das Kratzen von Metallfüßen eines Stuhls auf dem schwarz-weiß gefliesten Fußboden schallte durch das Diner. Evie hielt am Ende der Theke inne und drehte sich zu dem Geräusch.

      Ein etwa vierzigjähriger Mann mit schütterem Haar in einem Kurzarmhemd, das kaum seine Plauze bedeckte, schob seinen Stuhl von der beliebten runden Sitzecke an der hinteren Wand zurück. Seine schwarze Hose war ein wenig zu kurz, doch sie war sauber und nicht billig. Er presste ein paar Papiere in seinen Händen zusammen und verbeugte sich auf eine Art, die man leicht als Angst oder großen Respekt interpretieren konnte.

      Ein Blick auf denjenigen, der sich außerdem in dieser Sitzecke befand, und die angespannte Geste ergab Sinn.

      Sergei Petrovyh.

      Er war ihr beim Hereinkommen gar nicht aufgefallen. Das bewies, wie sehr sie von der neuen Entwicklung in ihrem Leben abgelenkt war, denn nur an seinen Namen zu denken, ließ sie normalerweise erröten. Ehrlich gesagt machte sein Anblick sie und drei Viertel der weiblichen Einwohner sprachlos. Das restliche Viertel warf sich ihm meist an den Hals und betete zu jedem Gott, der sie erhören könnte, darum, seinem starken russischen Akzent persönlich und aus direkter Nähe lauschen zu dürfen. Vorzugsweise natürlich in einer Situation, in der keine Kleidung erforderlich wäre.

      Statt in die Küche zu platzen, während Dorothy mit dem Küchenchef schimpfte, wartete Evie an der Kasse und richtete die herumliegenden Menükarten gerade aus.

      Der Mann mit dem schütteren Haar trat zwei Schritte rückwärts, drehte sich um und ging eilig zur Vordertür.

      Ihr Blick glitt zurück zu Sergei und sie überspielte ihr genüssliches Mustern mit dem Durchblättern eines Bestellblocks. Dunkles, welliges Haar bis zu den Schultern, elegante Gesichtszüge, einer dieser höllisch sexy wirkenden kurz geschorenen Bärte und dazu ein köstlicher großer und fitter Körper. Aber es war nicht bloß sein Aussehen, das Frauen so anmachte. Es war seine Macht. Ein Charisma, das in diesen dunkelblauen Augen brannte und in seinen eleganten und gleichzeitig raubtierhaften Bewegungen lag. Kurz gesagt, Sergei Petrovyh war die Art von Mann, die jede Frau mit nur einem Blick dazu brachte, ihre Probleme für diesen kleinen kostbaren Moment zu vergessen.

      Wenn sie ehrlich war, könnte Sergei alle ihre Probleme komplett ausradieren. Das war jedenfalls das, was er für eine lange Liste von Leuten in der Nachbarschaft getan hatte, seit er vor etwas mehr als einem Jahr nach New Orleans gezogen war. Er räumte untragbare Situationen aus dem Weg, dafür schuldete man ihm einen Gefallen.

      Um auf den Punkt zu kommen … Sergei war ein Mafioso.

      Ein verflucht gut aussehender, das lag auf der Hand, aber auch ein absolut gefährlicher Mann.

      Schritte und leise gemurmeltes Fluchen ertönte einige Sekunden bevor Dorothys lustige Stimme Evies Liebäugeleien unterbrach. „Mädel, ich habe schon starbesessene Groupies wesentlich unauffälliger agieren sehen, als du es gerade tust.“

      Evie weigerte sich, wie ein schuldiges Schulmädchen zusammenzuzucken, und ließ ihren Blick ein letztes Mal absichtlich zu Sergei schweifen, um ihn zu beäugen, nur um ihnen beiden zu beweisen, dass sie es konnte. Ernsthaft, dieser Mann war ein griechischer Gott. Vielleicht lag es an dieser olivfarbenen Haut. Oder daran, dass er sich wie ein Panther bewegte. Die maßgeschneiderten Anzüge, die er trug, brachten die Modeliebhaberin in ihr dazu, sich strecken und schnurren zu wollen.

      Also, ja. Sie war alt genug, um zu liebäugeln, wann immer sie Lust dazu hatte, und sie würde sich nicht dafür entschuldigen. Ganz besonders nicht nach einem Tag wie diesem. „Hinzusehen ist doch nichts Verwerfliches.“ Sie drehte sich zur besten Freundin ihrer Momma um, lehnte eine Hüfte gegen die Theke und bedeckte eine Hand mit der anderen. „Und ihn anzusehen ist besser, als herauszufinden, wie ich zwischen heute und Montag ein großes Wunder schaffen soll.“

      Dorothy steckte ihren Bestellblock in die Tasche ihrer weißen Schürze. Ihr Daddy hatte sie nach Dorothy Dandridge benannt, weil er total verschossen in die Schauspielerin gewesen war, als Dorothy das Licht der Welt erblickt hatte. Und sie war zu einer ebenso großen Schönheit herangewachsen. Mit achtundsechzig Jahren war ihre Haut faltig und ihr Haar grau, aber ihre nahezu schwarzen Augen waren scharf wie eh und je. Sie beäugte Evie auf die Art, wie es nur eine Mutter tun konnte.

      „Von was für einem Wunder reden wir hier?“

      „Die Art von Wunder, die mich einen Job finden lässt.“

      „Ich dachte, du wärst kurz davor, eine Vorarbeiterposition bei der Reinigungsfirma zu bekommen. Was ist passiert?“

      Evie warf die Hände in die Luft und kreuzte dann die Arme vor ihrer Brust. „Verdammt, wenn ich das wüsste. Irgendwas mit einer Sicherheitslücke und dass meine Schlüsselkarte nach Feierabend am Wochenende benutzt worden sei, um Zutritt zu einem Anwaltsbüro zu bekommen. Was absoluter Blödsinn ist. Abgesehen davon, dass ich und Emerson am Samstag auf dem Bauernmarkt und beim Kirchenessen waren, haben ich und meine Schlüsselkarte das gesamte Wochenende zu Hause verbracht. Die müssen da irgendwas vertauscht haben.“

      „Hast du ihnen das gesagt?“

      „Na klar habe ich das. Aber die wollten es nicht hören. Sie meinten, dass sie keine andere Wahl hätten, als mich wegen ihrer Sicherheitsbestimmungen zu entlassen.“

      Dorothy zog die Augenbrauen zusammen und schlenderte hinter Evie zur Theke, wo das saubere Besteck darauf wartete, in Servietten gewickelt zu werden. Sie legte die erste Serviette aus und begann mit der Arbeit. „Keine Ahnung, wieso das gleich ein Notfall sein soll. Ich kenne dich, Evie. Du bist immer auf ein Unwetter vorbereitet. Erzähl mir also nicht, dass du keine Ersparnisse hast.“

      „Die sind für Emersons Schulgeld.“

      „Ich dachte, er steht auf der Warteliste. Es gibt demnach keinen Grund, gerade jetzt sparsam zu sein, wo du es brauchen kannst. Du kannst es doch später wieder zurücklegen.“

      „Er ist nicht mehr auf der Warteliste.“ Evie stellte sich neben sie. Sie rollte Servietten bei Dorothy’s, solange sie denken konnte, und hatte schon so manche Krise mit dieser simplen Aufgabe durchlebt. „Der Direktor hat letzte Woche angerufen und gesagt, dass eins der Kinder woanders hinzieht. Ich kann ein Stipendium beantragen. Allerdings muss ich die Schulgebühren


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