NOLA Knights: His to Defend. Rhenna Morgan

NOLA Knights: His to Defend - Rhenna Morgan


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es denn?“

      „Neunhundert Dollar.“

      Dorothys Kopf zuckte zu ihr, und ihre Stimme wurde so laut, dass einige Gespräche im Diner verstummten. „Neunhundert? Bist du verrückt?“

      „Dorothy!“, schimpfte sie flüsternd und deutete mit ihrem Blick Richtung Emerson. „Emerson braucht das. All seine Lehrer sagen es. Sie meinen, er sei in der öffentlichen Schule total gelangweilt und dass eine Montessori-Schule perfekt für ein Kind wie ihn sei.“

      „Pffff.“ Dorothy schüttelte den Kopf. „So viel Geld, nur um einen Platz freizuhalten. Dafür sollten sie ihm den Weg zum Himmel mit purem Gold pflastern und obendrein seinen Hintern abwischen.“ Sie pausierte lang genug, um eine angenehme Stille zwischen ihnen zu verbreiten, bevor sie Evie von der Seite ansah. „Und? Was willst du jetzt machen?“

      „Nun ja, ich habe gehofft, ich könnte ein wenig für dich arbeiten, während ich mich nach etwas anderem umsehe.“

      Dorothy gab ein Seufzen von sich. Es war ein ehrliches, das sagte, dass sie die folgenden Worte genauso ungern aussprach, wie Evie sie hören wollte. „Kann ich nicht machen, Schatz. Die Ladys, die ich jetzt habe, haben echt Qualität, und wenn ich ihre Schichten kürze, suchen sie sich woanders Arbeit. Das Beste, was ich für dich tun kann, ist, dich anzurufen, falls eine von ihnen krank werden sollte. Aber das wird nicht passieren. Sie brauchen das Geld zu sehr.“

      Mist.

      So viel zu Plan B.

      Sie platzierte ein perfekt gerolltes Besteckset auf dem wachsenden Turm von Dorothy, drehte sich um, lehnte ihren Hintern gegen die Theke und kreuzte erneut die Arme vor ihrer Brust. „Das ist so eine Kacke.“ Angst versuchte, sich einen Weg in ihren Brustkorb zu suchen, angefacht von einer gesunden Dosis lang ignorierter Verzweiflung und Frustration. „Ich kann es Emerson nicht versauen. Er braucht es. Er braucht …“ Ein Lächeln. Spielen. Die Möglichkeit, ein Kind zu sein und einfach ein bisschen Spaß zu haben. „Er braucht irgendetwas. Wenn diese Schule ihm das geben kann, werde ich auch auf der Straße arbeiten, falls es nötig ist.“

      „Dazu wird es nicht kommen“, sagte Dorothy mit der stillen Zuversicht einer Frau, die sich bereits ihren Weg durch die Erziehung ihrer Kinder gebahnt hat. „Der Herr wird dir geben, was du brauchst, wenn du es brauchst. Das tut er immer.“

      „Hmpf.“ Evie kaute auf ihrer Unterlippe herum, um nicht auszusprechen, was sie dachte. Nämlich: Wenn der Herr ihr geben würde, was sie bräuchte, wäre es nett zu erfahren, dass er das eher früher als später zu tun gedachte.

      Wie von einem Magneten angezogen, glitt ihr Blick wieder zurück zu Sergei. Die zwei Männer, mit denen sie ihn oft im Diner oder in der Stadt sah, saßen nun ihm am runden Tisch gegenüber in der Sitzecke. Kir Vasilek war genauso groß und einschüchternd wie Sergei, hatte aber wunderschöne blaue Augen und blondes Haar. Er benutzte beides zu seinem Vorteil und hatte sich in der Stadt einen Ruf als absoluter Playboy verschafft. Roman Koslov auf der anderen Seite beschäftigte sich selten mit irgendwem. Wahrscheinlich, weil sein großer und imposanter Körper und seine harten, bedrohlichen Gesichtszüge die Leute glauben ließen, er wäre der leibhaftige Teufel.

      Sergei könnte ihre Probleme komplett ausradieren.

      Der Gedanke war diesmal ein wenig subtiler. Ein Murmeln von der seidenen Stimme der Versuchung. „Was ist mit ihm?“, fragte sie Dorothy.

      Dorothy drehte sich um und betrachtete Evies Gesicht, folgte dann ihrem Blick in Richtung Sergei. Da sie ihr Diner jahrelang in einem rauen Teil der Stadt in jeder nur denkbar schwierigen Zeit geleitet hatte, gab es nichts, was ihre alte Freundin runterziehen konnte. Doch in dieser Sekunde zeigte Dorothy echte Besorgnis. Sie verbarg sie so schnell, wie sie aufgetaucht war, und wandte sich wieder den Bestecken zu. „Ich denke nicht, dass du Schutz brauchst. Ich denke, du brauchst einen Job.“

      „Na ja, vielleicht kennt er ja jemanden. Könnte mir einen Tipp oder eine Empfehlung geben. Ein Blick auf die Klamotten, die er trägt, und auf den schicken BMW vor der Tür, und du weißt, er hat Knete. Und das bedeutet, er muss auch andere reiche Leute kennen.“

      „Er könnte welche kennen. Könnte dich sogar mit jemandem bekannt machen, aber falls du es vergessen haben solltest: Ein Mann wie er, der dir einen Gefallen tut, dem schuldest du am Ende auch etwas dafür.“

      „Du hast es getan.“

      Das war eine kindische Erwiderung. Eher passend für eine Sechzehnjährige, die mit ihrer Mutter und Dorothy darüber diskutierte, welche Klamotten für ein Mädchen ihres Alters schicklich waren und welche nicht. Aber nicht für eine Achtundzwanzigjährige, wenn es darum ging, einen Weg zu finden, ihre Rechnungen zu begleichen.

      Falls Dorothy gekränkt war, zeigte sie es nicht. Stattdessen sprach sie weiter. „Es war das kleinere Übel, Kind. Es gab Schläger, die mein Diner übernehmen wollten. Sergei hat sich darum gekümmert, und ich gebe ihm als Gegenleistung einen Ort, an dem er seine Geschäfte erledigen kann. Es ist ein kleiner Preis, den ich zahlen muss, damit mein Laden sicher ist, aber lass dich nicht von diesem gut aussehenden Gesicht täuschen. Er hat Dunkelheit in sich. Eine Menge davon. Und er hat keine Angst davor, sie rauszulassen.“ Sie pausierte einen Moment lang und wirkte wie eine Frau, die nach den richtigen Worten suchte, die sie als Nächstes sagen wollte. Sie drehte sich zu Evie. „Jetzt hast du nur Geldprobleme. Wenn du ihn in dein Leben lässt, löst du ein Problem, aber hast am Ende womöglich ein viel größeres.“

      „Vom Regen in die Traufe, oder?“

      Ihr Blick wurde sanfter, und eine Fülle an Weisheiten, die Evie nicht einmal im Ansatz begreifen konnte, starrte ihr entgegen. „So etwas in der Art.“

      Evette seufzte und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Die einzige andere Möglichkeit, die ihr einfiel, würde dafür sorgen, dass Momma sich in ihrem Grab umdrehen würde. Dennoch brachte sie sie ins Gespräch ein. „Ich schätze, ich könnte Onkel Carl nach Geld fragen. Erst vor Kurzen hat er mit einem ganzen Bündel hier herumgewedelt. Er ist so verrückt, wie der Tag lang ist, aber er hat immer angeboten, mir und Emerson zu helfen.“

      „Nein.“ Dorothys Erwiderung klang so hart und kam so schnell, dass Evette sie wie einen Ruck empfand. Obwohl sie ihren Tonfall fast ebenso eilig milderte, zitterten ihre Hände, als sie die Arbeit mit den Servietten wieder aufnahm. „Deine Momma hatte ihre Gründe, sich von Onkel Carl zu distanzieren. Es ist das Beste, wenn du es auch tust.“

      Es war nicht das erste Mal, dass Dorothy ihre Abneigung gegen Carl zum Ausdruck brachte. Warum sie und ihre Mutter ihn nicht mochten, hatten sie nie erzählt. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass sich Evette selbst nicht gern in seiner Nähe aufhielt, hatte sie auch nie eine Erklärung forciert.

      Evette stützte die Hände hinter sich gegen die Theke und starrte Sergei an.

      Sergei drehte sich um und fing ihren Blick auf.

      Hielt ihn gefangen.

      Die Verbindung war so besitzergreifend, dass Evie hätte schwören können, er hätte die komplette Konversation mit angehört.

      Was natürlich totaler Quatsch war. Das konnte er gar nicht. Er war bloß ein einschüchternder Mann mit einer guten Intuition.

      Aber er könnte ihr helfen.

      Viel schneller als jeder andere in dieser Gegend.

      Sie verlagerte ihre Aufmerksamkeit auf Emerson, der nun mit seinem Abendessen fertig war und aus dem Fenster auf die Straße dahinter starrte.

      „Besteht die Chance, dass ich dich zu einem Eis mit heißer Schokoladensoße für Emerson überreden kann?“, wandte sie sich an Dorothy.

      „Besteht die Chance, dir das auszureden, was du vorhast zu tun?“

      „Nur wenn du mir sagen kannst, wie ich bis Montag einen neuen Job bekomme und rechtzeitig weitere fünfhundert Dollar auftreibe, um den Platz für Emerson zu halten.“

      Dorothy


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