Star Trek - Legacies 1: Von einem Captain zum anderen. Greg Cox

Star Trek - Legacies 1: Von einem Captain zum anderen - Greg  Cox


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mit quälender Langsamkeit durch das Metall fraß. Hatten Kirk und Spock die Abschirmung um das Geheimfach verstärkt? Es wirkte angesichts der Schwierigkeiten, die sie damit hatte, jedenfalls so.

      Verdammt, dachte sie. Das hätte ich vorhersehen müssen.

      Sie machte sich Sorgen wegen des Lieutenants, der immer noch bewusstlos in der Nähe auf dem Boden lag. Theoretisch müsste er für die nächsten fünfundvierzig Minuten bewusstlos sein. Dann würde er mit kaum mehr als einem schmerzenden Nacken und leichten Kopfschmerzen aufwachen. Aber sie lauschte ständig auf Geräusche, die darauf schließen ließen, dass er zu sich kam. Notfalls konnte sie ihn immer noch mit ihrem Phaser betäuben, aber das wollte sie vermeiden. Sie überstrapazierte Kirks Gastlichkeit schon genug, ohne auch auf eins seiner Besatzungsmitglieder zu schießen.

      Außerdem verdiente der junge Riley etwas Besseres.

      Aber was, wenn er irgendwo zum Dienst erwartet wurde? Er hatte gesagt, er sei unterwegs zur Brücke, bevor sie ihn außer Gefecht gesetzt hatte. Wie lange hatte sie noch, bevor seine Abwesenheit entdeckt werden würde?

      Die Zeit war nicht auf ihrer Seite.

      Wertvolle Momente verstrichen, während sie um das Paneel herumschnitt. Eine kleinere Öffnung wäre schneller gegangen, aber sie konnte nicht riskieren, den Inhalt des Fachs versehentlich zu beschädigen. Verdampfendes Metall zischte und knackte und die ätzenden Dämpfe stiegen ihr in Nase und Mund, bevor sie endlich fertig war. Die verkohlten Ränder des Paneels waren immer noch heiß, doch nachdem sie den Phaser beiseitegelegt hatte, packte sie es mit beiden Händen und zerrte es heraus, um das Geheimfach freizulegen – und seinen Inhalt. Sie hielt den Atem an, als sie ihn zum ersten Mal in viel zu vielen Jahren sah.

      Der Transferschlüssel war ein flaches, rechteckiges Gerät von der Größe eines Tablets und nur etwas größer als Unas Handfläche. Ein leerer, blau umrahmter Bildschirm befand sich auf der einen Seite des Geräts. An seiner Seite waren verschiedene Knöpfe und Schalter eingelassen. Schmerzliche Erinnerungen stiegen vor ihrem geistigen Auge auf, während sie den Schlüssel nachdenklich betrachtete. Es erstaunte sie immer noch, dass ein derartig kleines Gerät vor all diesen Jahren so viel Kummer hatte verursachen können. Alte Wunden, die sie tief in ihrer Seele trug, rissen wieder auf.

      Es tut mir so leid, Tim … für dich und die anderen.

      Die schuldbewussten Erinnerungen taten weh, erneuerten aber auch ihre Entschlossenheit, den Kurs, den sie eingeschlagen hatte, in der Hoffnung beizubehalten, die Dinge endlich wieder in Ordnung zu bringen.

      Falls das nach all dieser Zeit überhaupt noch möglich war.

      Es muss möglich sein, dachte sie, und erwachte aus ihren Tagträumen. Oder all das ist umsonst.

      Sie legte das schwere Paneel auf den Boden, viel vorsichtiger, als sie den armen Riley abgelegt hatte. Es kam mit einem dumpfen Knall auf, aber Una hörte ihn kaum. Sie hatte nur noch Augen für den Schlüssel.

      Sie streckte die Hand aus und nahm ihre Beute an sich.

       DREI

      Es war ein ruhiger Morgen auf der Brücke, was Kirks Meinung nach wahrscheinlich auch gut so war, da einige seiner Besatzungsmitglieder bis spät in die Nacht gefeiert hatten. Sulu wirkte auf den Captain heute Morgen etwas verkatert und war nicht so munter wie sonst. Uhuras Stimme schien nach zu viel venusianischem Karaoke ein wenig heiser zu sein. Und wenn er ehrlich war, hätte Kirk auch noch ein paar Stunden mehr Schlaf gebrauchen können. Er hielt sich an der zweiten Tasse Kaffee dieses Morgens fest, die ihm die stets aufmerksame Yeoman Bates gebracht hatte. Nur Spock merkte man die Festivitäten nicht an. Er bemannte routiniert und wie immer mühelos seine Wissenschaftsstation.

      Typisch, dachte Kirk.

      Er lehnte sich auf seinem Sessel zurück und nippte an seinem Kaffee. Der Bildschirm vor ihm zeigte nichts außer entfernt vorbeirasenden Sternen, während die Enterprise durch die ausgedehnte Leere des Weltraums warpte. Die unendliche Weite war manchmal bedrohlich. Überall lauerten bekannte und unbekannte Gefahren. Doch sie konnte auch beschaulich sein, als segelte man über ein endloses, ruhig daliegendes Meer, das manchmal stiller und friedlicher war als alles, was man am Grund eines Gravitationsschachts fand. Kirk führte sich vor Augen, dass man solche Momente genießen sollte, bevor man zwangsläufig wieder in unruhigeren Gewässern landete.

      »Klarer Himmel heute, wie’s aussieht«, sagte er. »Kein Sturm in Sicht.«

      »Sagen Sie das meinem Kopf«, stöhnte Sulu. »Der fühlt sich an, als ob eine Horta versucht, sich aus meinem Schädel rauszugraben.«

      »Ein kleiner Rat, Steuermann: Versuchen Sie niemals, unseren Chefingenieur unter den Tisch zu trinken, vor allem nicht, wenn Scotch im Spiel ist.«

      »Ich hab meine Lektion gelernt, Captain«, sagte Sulu. »Glauben Sie mir.«

      Kirk beschloss, Sulus Kopfschmerzen als Beweis dafür anzusehen, dass der Empfang am vorigen Abend ein voller Erfolg gewesen war, und hoffte, dass es Captain Una auch gefallen hatte. Die Pläne für den heutigen Abend waren weniger aufwendig. Es gab ein privates Abendessen für die Führungsoffiziere, aber Kirk war zuversichtlich, dass sie alle eine schöne Zeit haben würden. Er war nicht ganz sicher, wie lange Unas Besuch dauern würde, aber er hatte vor, ihr während der ganzen Zeit jegliche Gastlichkeit angedeihen zu lassen, die das Schiff zu bieten hatte. Das war das Mindeste, was er tun konnte, angesichts ihrer persönlichen Vergangenheit mit der Enterprise.

      »Möchten Sie noch einen Kaffee, Captain?« Bates betrat den Kommandobereich und hatte eine frisch aufgebrühte Kanne Javakaffee dabei.

      »Wieso nicht?«, sagte Kirk. »Und wo Sie schon dabei sind …«

      Er wollte gerade vorschlagen, dass sie auch Sulu eine Tasse anbieten sollte, da blinkte plötzlich ein stummer Alarm, den er niemals zu sehen erwartet hätte, auf der Miniaturkonsole in der Armlehne seines Sessels auf. Kirk blinzelte überrascht. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, was er da sah.

      Der Schlüssel, erkannte er. Jemand hat den Schlüssel gefunden.

      »Captain?«, fragte Bates. »Ist alles in Ordnung?«

      Er setzte eine weniger besorgte Miene auf. »Mir geht es gut.« Er verscheuchte sie und ihre Kaffeekanne. »Wenn ich es mir recht überlege, verzichte ich auf den Kaffee, danke. Das ist dann alles, Yeoman.«

      »Sind Sie sicher …?«, begann sie und unterbrach sich dann. »Aye, Captain.«

      Kirk bemerkte ihren Rückzug aus dem Kommandobereich kaum, während seine Gedanken als Reaktion auf diese noch nie dagewesene Entwicklung rasten. Seine Blicke suchten Spock, der mit Sicherheit denselben stillen Alarm erhalten hatte. Spock drehte sich mit ernstem Gesicht zu Kirk um. Sie wechselten besorgte Blicke, die hoffentlich niemand anders auf der Brücke bemerkte.

      Das kann nicht stimmen, dachte Kirk. Das muss ein technischer Fehler oder eine Fehlfunktion sein. Niemand auf diesem Schiff weiß etwas von dem Schlüssel, außer mir und Spock und …

      Er schlug auf den Komm-Knopf seiner Armlehne. »Kirk an Captain Una, bitte antworten Sie.«

      In ihrem Quartier meldete sich niemand, allerdings wusste er, dass sie im Moment an allen möglichen Orten sein konnte – vom Fitnessraum des Schiffs bis zur Offiziersmesse. Er änderte die Einstellung, sodass er das ganze Schiff erreichen konnte.

      »Captain Kirk an Captain Una. Bitte melden Sie sich umgehend.«

      Inzwischen waren alle Blicke auf ihn gerichtet. Fragende Gesichter ließen auf die Verwirrung der Brückenbesatzung schließen, während sie versuchten herauszufinden, was los war und weshalb Una noch nicht geantwortet hatte. Kirk kannte das Gefühl. Auch er machte sich deswegen Sorgen.

      »Captain?«, fragte Uhura. Ihre Neugier spiegelte sich auf den Gesichtern von


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