Star Trek - Legacies 1: Von einem Captain zum anderen. Greg Cox

Star Trek - Legacies 1: Von einem Captain zum anderen - Greg  Cox


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Besuch abstattete, aber im Moment fühlte sich der Kommandobereich etwas überfüllt an. McCoys unbeantwortete Fragen und seine offensichtliche Unzufriedenheit schienen physisch zwischen ihnen im Raum zu stehen.

      »Solltest du nicht auf der Krankenstation sein, Doktor?«, fragte Kirk.

      »Warum?«, entgegnete McCoy. »Erwartest du Verletzte?«

      Ich hoffe nicht, dachte Kirk. Theoretisch war die Shimizu unbewaffnet, aber Kirk ging kein Risiko ein. Una hatte bereits bewiesen, dass sie voller Überraschungen steckte und bereit war, Gewalt anzuwenden, wenn man ihr in die Quere kam. »Wie geht es Riley?«

      »Ein schmerzender Nacken und ein angeknackstes Ego«, sagte McCoy, »und ich glaube, Letzteres schmerzt schlimmer als Ersteres.« Er zuckte mit den Schultern. »Leider habe ich kein Rezept dagegen.«

      Kirk war erleichtert zu hören, dass Rileys Verletzungen geringfügig waren, obwohl er es Una immer noch übelnahm. Der verletzte Stolz eines jungen Offiziers war keine große Sache, aber wie weit war Una bereit zu gehen – und wie weit musste er gehen, um sie aufzuhalten? Trotz allem wollte er nicht, dass Una verletzt wurde. Er wollte sie in der Arrestzelle, nicht auf der Krankenstation.

      Genauso wenig wollte er sie durch einen Photonentorpedo in ihre Atome aufgelöst sehen.

      »Wie lange noch?«, fragte er.

      »Sie kommt in Sichtweite.« Chekov warf einen Blick auf seine taktischen Sensoren. »In ungefähr drei, zwei, eins …«

      Und tatsächlich, die Shimizu erschien wieder auf dem Hauptbildschirm. Sie war nur ein kleiner Fleck und kaum von den Sternen zu unterscheiden, die Lichtjahre entfernt glitzerten, aber Kirk spürte, wie sein Puls bei dem Anblick schneller wurde. Captain Una war ihnen noch nicht entwischt.

      »Geschwindigkeit erhöhen«, befahl Kirk. »Warp sieben Komma fünf.«

      »Aye, Sir.« Sulu zuckte leicht zusammen, weil er sich bewusst war, dass sie den Maschinen der Enterprise alles abverlangten, aber er führte den Befehl aus. »Warp sieben Komma fünf.«

      Die Shimizu wurde auf dem Bildschirm langsam größer, als die Enterprise die Entfernung zwischen ihnen verringerte. Kirks Mut sank, als ihm klar wurde, dass ihm die größere Herausforderung noch bevorstand. Una einzuholen war der leichte Teil, sie aufzuhalten, ohne die Shimizu anzugreifen, könnte sich als wesentlich schwieriger erweisen, wenn nicht sogar als unmöglich. Er betete, dass es nicht so weit kommen würde.

      »Rufen Sie die Shimizu«, wies Kirk Uhura an. »Sagen Sie ihr, dass wir das Feuer eröffnen werden, wenn sie ihre Flucht nicht abbricht.«

      Uhura nickte düster. »Aye, Sir.«

      Zwingen Sie mich nicht dazu, das zu tun, Una, dachte Kirk. Um unser beider willen.

      Er freute sich nicht gerade darauf, der Sternenflotte zu erklären, warum er auf einen anderen Captain der Sternenflotte geschossen hatte, um diesen davon abzuhalten, mit einem gefährlichen Stück fremdartiger Technologie zu entkommen, das nie in offiziellen Berichten aufgetaucht war. Kirk konnte sich vorstellen, dass Commodore April, falls nötig, zu seinen Gunsten aussagen würde. Der ehemalige Captain der Enterprise diente inzwischen als Sonderbotschafter der Föderation, aber er würde mit Sicherheit die Verantwortung dafür übernehmen, den Schlüssel überhaupt erst vor der Sternenflotte versteckt zu haben. Doch Kirk war der Gedanke zuwider, seinen angesehenen Vorgänger in diese Lage zu bringen. Der Schlüssel befand sich in meiner Obhut, dachte Kirk. Das geht auf meine Kappe.

      »Captain Una antwortet auf unseren Ruf«, meldete Uhura.

      »Gut«, sagte Kirk. »Hören wir, was sie zu sagen hat.«

      McCoy schnaubte. »Ich jedenfalls bin ganz Ohr. Vielleicht kann ich endlich rausfinden, was zur Hölle wir hier machen.«

      Genau davor habe ich Angst, dachte Kirk. Was passiert, wenn Una vor Pille und allen anderen auspackt?

      Unas Gesicht füllte wieder einmal den Bildschirm aus. »Ich hatte Sie gebeten, mir nicht zu folgen, Kirk.« Sie klang eher enttäuscht als überrascht.

      »Sie wussten, dass ich das tun musste.«

      Er wollte das noch weiter ausführen, was ihm aber durch die Tatsache erschwert wurde, dass er hier auf der Brücke nicht offen über den Schlüssel sprechen konnte – und er konnte die Brücke mitten in einer Krise wohl kaum verlassen. Während er sprach, stand Yeoman Bates direkt außerhalb des Kommandobereichs und beobachtete mit weit aufgerissenen Augen, wie sich diese ungewöhnliche Konfrontation entwickelte. Aller Wahrscheinlichkeit nach schrieb sie die Auseinandersetzung bereits für Kirk mit. Wie sollte er zu Una durchdringen, wenn er jedes Wort auf die Goldwaage legen musste?

      »Ich nehme an, es ist zu spät, Sie darum zu bitten, es sich anders zu überlegen?«

      »Ich fürchte ja«, antwortete er. »Wir haben Grund zu der Annahme, dass Sie unterwegs in den Korinar-Sektor sind, und Sie müssen wissen, dass dieser sowohl von der Föderation als auch von den Klingonen beansprucht wird. Jetzt in diesen Bereich hineinzufliegen, nur Wochen vor den bevorstehenden Vertragsverhandlungen, ist in höchstem Maße leichtfertig … und riskiert, uns wieder an den Rand eines Krieges zu bringen.«

      Er hoffte, dass diese Erklärung der Mannschaft ausreichen würde, zumindest was die Verfolgung der Shimizu anging. Mit etwas Glück konnte die ganze Geschichte hinter Unas Verhalten Eingeweihten vorbehalten bleiben.

      Oder war da der Wunsch der Vater des Gedankens?

      »Die zweifelhaften Ansprüche der Klingonen auf die Region komplizieren alles«, gab Una zu, »aber ich bin zuversichtlich, dass ich unentdeckt in den Sektor hinein- und wieder herausfliegen kann. Ich bezweifle allerdings, dass man dasselbe von der Enterprise sagen kann. Ein kleines, unverdächtiges Raumschiff wie die Shimizu wird der Aufmerksamkeit der Klingonen wahrscheinlich eher entgehen als ein Raumschiff der Constitution-Klasse.«

      »Sie haben wahrscheinlich recht«, sagte Kirk, »aber ich werde nicht zulassen, dass Sie diese Theorie auf die Probe stellen. Sie müssen anhalten und Ihr Schiff übergeben, bevor das hier zu weit geht.«

       »Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem es kein Zurück mehr gibt, Kirk. Ich muss beenden, was ich begonnen habe, egal wie.«

      Kirk bemerkte, dass auch sie sich absichtlich vage ausdrückte. Zweifellos war sie sich der neugierigen Ohren ebenfalls bewusst, die sie belauschten. Er nahm an, dass er dafür dankbar sein sollte, aber das war zu viel verlangt. Sie säßen nicht in dieser Klemme, wenn sie mit dem Schlüssel gar nicht erst geflohen wäre.

      »Wir kommen in Schussweite, Sir«, meldete Chekov mit leiser Stimme. Seine angespannte Körpersprache verriet sein Unbehagen. Nervös leckte er sich über die Lippen. »Torpedos bereit und geladen.«

      »Jim«, sagte McCoy. »Sag mir, dass wir nicht wirklich darüber nachdenken, zu schießen. Gütiger Gott, wir haben gestern Abend noch mit dieser Frau ein paar Drinks gehoben.«

      »Ich weiß, Doktor. Ich weiß.«

      Kirk war von der Aussicht, auf die Shimizu zu schießen, ebenso angewidert wie McCoy. Photonentorpedos waren keine exakten Instrumente. Auch wenn man mit chirurgischer Präzision versuchte, nur das Schiff und nicht den Piloten anzuvisieren, gab es keine Garantie, dass Captain Una den Angriff überleben würde. Ein Hüllenbruch, ein Strahlungsleck oder gar eine Explosion des Warpkerns waren alle durchaus möglich, wenn die Enterprise genug Feuerkraft einsetzte, um die Schilde der Shimizu zu überwinden. Aber um zu verhindern, dass Una – und der Schlüssel – in klingonisches Territorium gelangten, musste er dieses Risiko vielleicht eingehen.

      Wenn Una ihn dazu zwang.

      »Nicht schießen, Ensign. Vorerst.«

      Spock warf ihm einen beunruhigten Blick zu und war zweifellos um Unas Sicherheit genauso besorgt wie er, wenn nicht noch mehr. Er hatte vorhin aufgrund seiner früheren Kenntnis ihres Charakters darauf beharrt, dass Una


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