Star Trek - Legacies 1: Von einem Captain zum anderen. Greg Cox

Star Trek - Legacies 1: Von einem Captain zum anderen - Greg  Cox


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alle?, dachte Kirk. Er rutschte unruhig auf seinem Sessel herum und war sicher, dass Captain Una noch ein anderes Ass im Ärmel hatte. Aber was plante sie als Nächstes?

      »Ich könnte noch näher an den Planeten heranfliegen«, bot Sulu an.

      »Um zwischen dessen Monden und Gravitationsschächten Fangen zu spielen?« Kirk schüttelte den Kopf. »Die Shimizu ist hier uns gegenüber im Vorteil. Wir warten besser ab.«

      Wie sich herausstellte, mussten sie nicht lange warten.

      »Captain!«, sagte Chekov. »Sie versucht zu fliehen!«

      Kirk spürte einen neuen Adrenalinstoß. »Aus dem System?«

      »Nein, Sir.« Verwirrung lag in Chekovs Stimme. »Sie fliegt noch tiefer ins System, auf den toten Stern zu.«

      Überrascht richtete Kirk sich auf. »Wie bitte?«

      Einen entsetzlichen Moment lang fürchtete er, dass Una sich und den Schlüssel vernichten wollte. War das der Abschluss, den sie vorhin angedeutet hatte? Aber nein, ihm wurde klar, dass das keinen Sinn ergab. Wenn Una vorgehabt hätte, mit fliegenden Fahnen unterzugehen und den Schlüssel mitzunehmen, hätte es dafür viel einfachere Wege gegeben, als sich in die zermalmende Schwerkraft eines Weißen Zwergs zu werfen.

      »Hat sie ihren Nummer-Eins-Verstand verloren?«, rief McCoy. »Was geht in ihrem Kopf vor?«

      »Wenn ich das nur wüsste«, sagte Kirk. »Folgen Sie ihr, Sulu, so dichtauf, wie wir es wagen können.«

      »Aye, Captain«, antwortete Sulu. »Setze Verfolgung fort.«

      Vielleicht ist das unsere Chance, dachte Kirk. Jetzt, da keine Planeten oder Monde mehr in ihrer Nähe waren, konnten sie womöglich endlich lange genug an sie herankommen, dass Spock sie mit einem Traktorstrahl einfangen und die Shimizu wieder auf das Hangardeck der Enterprise zurückholen konnte.

      »Es ist zu spät, Captain«, sagte Chekov hörbar entsetzt. »Sie geht in den Warp!«

      »Auf den Stern zu?« Kirk verstand nicht. »Das kann nicht sein …«

      Spock kam schneller dahinter als alle anderen. »Fliehkraft«, sagte er und sah von seinen Sensormessungen auf. Sogar seine sonst so unerschütterlich ruhige Stimme klang ob dieser Erkenntnis gedämpft. »Sie will einen Fliehkrafteffekt erzielen.«

      Kirk traute seinen Ohren nicht. Das Fliehkraftmanöver war unglaublich riskant. Dabei wurde ein Schiff mit hoher Geschwindigkeit gefährlich nah an einen Stern herangeflogen, um in letzter Sekunde wieder abzudrehen, sodass das starke Schwerkraftfeld des Sterns das Schiff mit unglaublicher Kraft von dem Stern wegbeschleunigte. Es wurde nur selten und nur unter verzweifelten Umständen versucht, denn der Fliehkrafteffekt konnte die Zeitbarriere durchbrechen und ein Schiff entweder in die Vergangenheit oder in die Zukunft schleudern.

      »Um durch die Zeit zu reisen?«, fragte Kirk.

      »Möglicherweise«, sagte Spock. »Oder sie könnte einfach versuchen, eine Geschwindigkeit zu erreichen, die wir unmöglich halten können, ohne zu denselben extremen Maßnahmen zu greifen.«

      Und da glauben die Leute, ich sei waghalsig, dachte Kirk. »Ist das möglich? Kann die Shimizu das schaffen, ausgerechnet mithilfe eines Weißen Zwergs?«

      »Theoretisch ja«, erklärte Spock. »Trotz seiner Größe hat der Zwergstern genug Masse, um ein Gravitationsfeld zu erzeugen, das vergleichbar mit einem Hauptreihenstern ist. Ansonsten werden nur noch sekundengenaue Abstimmung, präzise Berechnungen und ein Verstand, der diese durchführen kann, benötigt.«

      »Den hat Una«, sagte Kirk, »im Überfluss.«

      »Fraglos«, stellte Spock fest, obwohl eine Spur von Sorge durch seine vulkanische Reserviertheit schimmerte. »Es gibt so gut wie keinen Raum für Fehler und Captain Una wird zudem ein gehöriges Maß Glück brauchen.«

      McCoy warf ihm einen ungläubigen Blick zu. »Ich dachte, Vulkanier glauben nicht an Glück.«

      »Wenn man ein Fliehkraftmanöver versucht, Doktor, ist Glück immer ein Faktor.«

      Das wissen wir aus eigener Erfahrung, dachte Kirk. Die Enterprise hatte im letzten Jahr dieses Manöver nur knapp überstanden, als sie versucht hatten, nach einer ungeplanten Reise ins 20. Jahrhundert wieder in die Gegenwart zurückzukehren. Soweit Kirk wusste, war die Enterprise das einzige Schiff der Sternenflotte, das diese Meisterleistung versucht und obendrein unbeschadet überstanden hatte. Das nervenzehrende Kunststück hätte beinahe das Schiff auseinandergerissen.

      »Auf den Schirm«, befahl er. »Volle Vergrößerung.«

      Auf dem Bildschirm erschien die Shimizu, die sich mit Warpgeschwindigkeit von der Enterprise entfernte. Das glänzende, kompakte Raumschiff hatte seine wilde Flucht durch das Sonnensystem bisher unbeschadet hinter sich gebracht, aber war es stabil genug, das, was vor ihm lag, zu überstehen? Atemlose Stille senkte sich über die Brücke, als Unas Schiff sich in eine enge Umlaufbahn um den massigen Weißen Zwerg stürzte und entgegen der Rotation des toten Sterns flog, um einen umgekehrten Fliehkrafteffekt zu erzielen. Für einen scheinbar endlosen Moment war die Shimizu vor dem kalten, schwachen Schimmern des Weißen Zwergs zu sehen … und dann verschwand sie außer Sicht.

      »Sie ist weg!«, rief Chekov aus. »Ich habe sie verloren!«

      »Ich ebenfalls«, sagte Spock. »Sie ist sogar von unseren Langstreckensensoren verschwunden.«

      »Aber wohin?«, fragte Kirk sorgenvoll. »In die Zukunft? In die Vergangenheit?«

      Zeitreisen waren noch neu für die Sternenflotte. Der Enterprise war die erste vor kaum mehr als einem Jahr gelungen und sie hatte sie Monate später nach einer Beinahekatastrophe während einer Begegnung mit einem schwarzen Stern wiederholt. Es wurde bereits davon gesprochen, das Verfahren anzuwenden, um absichtlich in der Zeit zurückzureisen und historische Forschungen anzustellen. Aber das war immer noch unerforschtes Gebiet, auf dem sich niemand bisher auskannte. Die Sternenflotte selbst war gespalten, was das Thema anging. Einige drängten auf extreme Vorsicht, was Zeitreisen anging, und andere forderten genauso lautstark den Vorstoß in die vierte Dimension.

      Kirk fragte sich, auf welcher Seite Captain Una in dieser Frage stand.

      »Einen Moment, Captain«, sagte Spock, »während ich unsere Aufzeichnungen des gerade Geschehenen analysiere.«

      »Das wird doch immer verrückter«, beschwerte sich McCoy. Er beugte sich zu Kirk vor und senkte seine Stimme. »Wirst du mich je darüber aufklären, was zum Teufel in sie gefahren ist?«

      Kirk konnte die Verwirrung des Doktors nachempfinden, verlor aber nicht aus den Augen, dass Bates in der Nähe stand, ganz zu schweigen von Sulu und Chekov und der restlichen Brückenbesatzung, die genauso verblüfft sein mussten wie McCoy. Es war unmöglich, Unas Handlungen – oder seine eigenen – in vollem Umfang zu erklären, ohne offen über den Schlüssel zu sprechen.

      »Nicht jetzt, Doktor«, sagte er nachdrücklich.

      »Na, wann denn dann?«, fing McCoy an und wurde durch einen strengen Blick von Kirk zum Schweigen gebracht. Er verstand die Botschaft und gab vorläufig nach. »Egal. Ich kann warten.«

      Dem Himmel sei Dank, wenigstens etwas, dachte Kirk. Ich habe alle Hände voll mit einem abtrünnigen Captain zu tun. Ich brauche nicht auch noch einen neugierigen Doktor, der mir im Nacken sitzt.

      Spock meldete sich von der Wissenschaftsstation: »Ich habe meine Berechnungen abgeschlossen. Ausgehend von ihrer aufgezeichneten Geschwindigkeit, ihrer Nähe zu dem Weißen Zwerg, der genauen Masse des Sterns und der Dauer des Manövers schätze ich, dass die Shimizu die Zeitbarriere nicht durchbrochen hat, sondern den Fliehkrafteffekt dazu benutzt hat, das System mit hoher Geschwindigkeit zu verlassen und sich unserem Zugriff zu entziehen.«

      »Gerade genug, um uns abzuschütteln«, sagte Kirk, der ihm folgen konnte. »Und um einen gewaltigen Vorsprung vor uns aufzubauen.«

      »Und


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