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allein gestellt. Ich war ein Außenseiter, weil ich einer anderen Spezies angehörte, er war einer, weil er das selbst so wollte.

      Obwohl ich so schnell laufe, wie ich kann, dauert es doch zehn Minuten, bis ich aus der Stadt raus bin und die kleine steinerne Brücke über den Fluss vor mir sehe. Sie ist sehr alt und an manchen Stellen brüchig, hat aber so viel überstanden, dass sie wohl nie ganz zusammenbrechen wird.

      Ich prüfe schnuppernd die Luft, als ich näher komme. Er ist da.

      Was soll ich nur sagen? Es gibt dafür keine Worte. Keine Erklärungen, keine Begriffe für die Gefühle, die in mir toben. Ich bin total verwirrt, und er sicher auch. Keiner von uns hat das erwartet.

      Er ist mein Freund, nicht mein Geliebter. Und bestimmt nicht mein Lebensgefährte. Klar, ich kenne ihn besser als mich selber und ja, er sieht großartig aus und ja, er wäre ein besserer Partner als alle Männer, mit denen ich zu tun hatte. Aber… er ist Lennox. Mein Kumpel Lennox. Wenn wir jetzt die Grenze der reinen Freundschaft überschreiten, können wir nicht mehr zurück. Ich hab ihn doch gerade erst wiedergefunden. Ich will ihn nicht wegen so was Dummem wie Liebe verlieren. Wart mal, habe ich gerade „Liebe“ gedacht? Also, wie in Verliebt-Sein? Ich muss total von der Rolle sein. Ich hab mich noch nie verliebt. Ich bin Killer von Beruf, unfähig zu lieben. Sonst könnte ich diesen Job nicht machen.

      Ich beginne zu schnurren, damit er weiß, dass ich da bin. Wahrscheinlich weiß er das sowieso schon, aber er soll die Wahl haben, falls er allein sein will. Ich weiß aber nicht, ob ich tatsächlich weggehen würde, wenn er das wollte. Wir müssen diese Sache klären.

      Wie erwartet liegt er in der Kuhle unter der Brücke. Kaum zu glauben, dass unsere alte Matratze noch da ist. Sie ist fleckig und schmutzverkrustet, aber unsere Duftspuren sind noch da. Hier haben wir viel Zeit verbracht. Wir sahen immer zu, dass wir unsere Aufgaben schnell erfüllten, damit wir hier abhängen konnten, ohne dass unsere Herren uns vermissten. Hier unter der Brücke habe ich einige der glücklichsten Augenblicke meiner Kindheit verbracht. Wir haben das zu unserem Ort gemacht, die Brückenwände ein bisschen verziert, die Kuhle weiter ausgegraben, als wir größer wurden.

      Und jetzt liegt Lennox da auf der alten Matratze, als Mensch, nackt, verletzlich.

      Ich gehe langsam auf ihn zu und erwarte fast, dass er wieder wegläuft. Oder mir sagt, ich soll abhauen. Was ich voll verstehen würde. Wie blöd von mir, einfach so zu lachen. Das hat ihn sicher sehr verletzt. Ich wünschte, das könnte ich zurücknehmen. Ich schnurre immer weiter, während ich mich an seine Seite lege, mein Fell berührt seine nackte Haut. Ich schmiege mich an ihn, bleibe aber in meiner tierischen Haut. So müssen wir nicht miteinander reden. Keine Worte aussprechen, die verletzen könnten. Nur Zusammensein. Ein Zeichen, wie viel mir an ihm gelegen ist. Wie sehr ich ihn mag.

      Nach einer Weile legt er seine Arme um mich, seine Finger spielen in meinem dicken Fell. Er legt seinen Kopf auf meinen Rücken, und ich merke, wie er ruhiger atmet. Sein menschlicher Herzschlag passt sich meinem an, bis wir in Gefühl und Rhythmus eins sind.

      Jetzt wünschte ich fast, ich könnte mit ihm sprechen, aber ich will diesen Moment der Nähe nicht durch eine Wandlung unterbrechen. Also schnurre ich sanft weiter und genieße seine Berührungen.

      So bleiben wir lange liegen. Seine halb-tierische Natur hält ihn warm, wie auch meine Nähe. Es stört mich nicht mehr, dass er nackt ist.

      „Danke, dass du hergekommen bist“, flüstert er plötzlich und schreckt mich damit auf. Ich höre auf zu schnurren und lausche, ob da noch was kommt, aber er schweigt. Ich strecke eine Pfote aus, passe gut auf, dass die Krallen eingezogen bleiben, und lege sie ihm um den Rücken. Ich setze nicht mein volles Gewicht ein, will ihn ja nicht verletzen. Er ist im Moment nicht gerade in einem stabilen Zustand, weder körperlich noch emotional.

      „Ich kann ihn immer noch spüren“, murmelt er nach einer Weile. „Den Drang. Obwohl du jetzt neben mir liegst, will mein Wolf dir noch näher kommen. Er will, dass du dich wandelst, damit wir uns paaren können.“

      In meiner menschlichen Gestalt würde ich jetzt rot werden. Nicht wegen des Gedankens an Sex. Das ist was Natürliches, das muss einem nicht peinlich sein. Nein, das Wort „paaren“ hört sich so nach Nähe an. Nicht bumsen. Ein Paar werden. Sich in Liebe vereinen. Der Horror für mich!

      „Ich will nicht, dass sich jetzt alles ändert, aber ich weiß nicht, ob ich diesen Drang für immer unterdrücken kann. Vielleicht sollte ich die Stadt lieber verlassen. Es müsste leichter sein, wenn wir weit entfernt voneinander wohnen.“

      Ich nehme menschliche Gestalt an, bevor ich es verhindern kann. Ich habe das noch nie auf dem Boden liegend getan, aber ich habe kaum noch Kontrolle über meinen Körper. Der Gedanke, dass er weggehen könnte…

      „Du bist nackt“, flüstert er und kann nur mühsam ein kaum hörbares Kichern unterdrücken.

      „Bin ich“, bestätige ich. Das ist mir zum ersten Mal passiert, und ich hoffe, das wird nicht zur Gewohnheit. Wäre nicht sehr förderlich. Dann würde ich als „der nackte Killer“ bekannt.

      „Ist das für dich OK?“, flüstert er und schaut mir in die Augen.

      Merkwürdigerweise ist es das. Aller Zweifel ist verschwunden. Es fühlt sich gut und richtig an, seine nackte Haut auf meiner, sein Atem mit meinem in Einklang.

      Ich schmiege mich noch dichter an ihn, bis unsere Lippen sich nah genug sind für eine Berührung. Nur eine winzige Bewegung, aber wer wird sie wagen? Tun wir das Richtige? Noch vor wenigen Augenblicken hat Lennox davon gesprochen, dem Sog der Paarungsbereitschaft widerstehen zu wollen, und jetzt liegen wir hier, ineinander verwoben, nackt, mit immer schneller schlagenden Herzen. Ich meine die Verbundenheit auch zu spüren. Noch schwach, aber wachsend. Vielleicht sagt mir mein eigenes Herz aber auch nur, was ich vorher schon hätte wissen müssen.

      „Es gibt danach keinen Weg zurück“, flüstert Lennox, sein Atem heiß an meinen Lippen.

      „Ich weiß“, antworte ich mit brüchiger Stimme. „Bist du sicher, dass dies nicht nur dein Wolf will? Wenn wir damit weitermachen, muss ich alles von dir haben. Euch beide.“

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