Die Braut. Curt Aldrich

Die Braut - Curt Aldrich


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lächelnd. Sie zog ihren Schlüpfer hoch. „Ich möchte doch mal wissen, wie alt er in Wirklichkeit ist?“

      Sie wußte, daß sein Alter auf der Karteikarte stehen mußte. Bei der ersten Konsultation eines Patienten wurde alles notiert, was ihn betraf.

      Es war bloße Neugierde, die Sandra veranlaßte, zu den Karteischränken zu gehen und Armbrusters Krankenblatt herauszuholen. Sie nahm es mit zu ihrem Schreibtisch und setzte sich.

      Sie war überrascht, als sie sah, daß Armbruster erst 54 Jahre alt war. Sein weißes Haar hatte sie über sein Alter getäuscht. Ja, wenn sie richtig darüber nachdachte, so hatte er kaum Falten und hielt sich noch tadellos.

      Wenn er auch nicht so alt war, wie sie geglaubt hatte, so war er sicherlich alt genug, um ihr Vater sein zu können. Und sogar ein paar Jahre darüber.

      Sandra überflog die Karteikarte: Armbruster war geschieden und lebte allein. Er war zu einer allgemeinen Untersuchung zu Glen gekommen und …

      … Sandra riß die Augen auf und starrte auf ein einzelnes handgeschriebenes Wort, das alle anderen zu überragen schien: Impotenz.

      Henry Armbruster war impotent!

      Sandra lehnte sich zurück; sie starrte auf die Wand und dachte darüber nach, was das bedeutete. Armbrusters Interesse an ihr mußte also rein platonisch sein.

      Er scheint mich einfach zu mögen, überlegte sie. Vielleicht sieht er in mir eine Art Tochter. Er hat immerhin in einer sehr väterlichen Weise mit mir gesprochen, nette kleine Bemerkungen gemacht. Er ist niemals frech geworden. Ich habe ihn völlig falsch eingeschätzt. Er ist anders als die anderen!

      Wie müßte es sein, mit einem solchen Mann verheiratet zu sein, fragte sich Sandra, als ihre Gedanken plötzlich einen kühnen Sprung machten.

      Sie legte Armbrusters Karteikarte zurück und ging wieder in die Toilette, um ihre Make-up aufzufrischen.

      Als seine Frau wäre ich sicher, dachte Sandra. Andere Männer wären entmutigt, wenn wie wüßten, daß ich verheiratet bin und würden nicht mehr versuchen, mich ständig zu begrabschen. Offensichtlich geht es ihm gut, vielleicht ist er sogar sehr reich. Er würde mir alles geben, was ich brauche und das nicht, was ich nicht will. Es könnte eine perfekte Lösung sein.

      Aber ich weiß nicht, ob er mir so gut gefällt, daß ich immer mit ihm leben möchte. Ich könnte es herausfinden, wenn ich mich ein paarmal mit ihm verabrede.

      Sandras Gedanken hatten sie zu Überlegungen geführt, die sie fast erschreckten. Aber irgendwie faszinierte sie die ganze Geschichte. Es war durchaus möglich, daß sie hier die Lösung fand, nach der sie unbewußt gesucht hatte.

      Mr. Armbrusters Behandlung schien abgeschlossen zu sein. Sie fand keinen Vermerk für eine Voranmeldung auf der Karte.

      Ehe Sandra seine Karteikarte wieder zu den anderen steckte, schrieb sie sich die Telefonnummer seiner Wohnung ab.

      Und wieder überfiel sie in dieser Nacht der schreckliche Traum, der sie schon so oft im Schlaf gestört hatte. Aber diesmal erwachte sie nicht, als dieser gesichtslose, nackte Mann seinen Steifen in ihre Möse steckte.

      Sie krümmte sich auf dem Pflaster, starrte zu ihm hoch, als er sie mit wilden Bewegungen fickte, als sein mächtiges Glied immer wieder in die enge schlüpfrige Passage tauchte. Sie wußte nicht, was schrecklicher war — der Schmerz oder die entsetzliche Demütigung.

      Der brutale Kerl fickte sie wie ein Irrer, während andere Männer mit steifen Schwänzen dastanden und zusahen. Dann aber tauchte plötzlich ein Mann in einem weißen Arztkittel von irgendwoher auf, stieß den geilen Kerl von ihr und verjagte die anderen. Sandra schlang die Arme um ihren Retter — der Traum war zu Ende …

      2

      „Du wirst WAS?“ explodierte Glen. „Das erlaube ich nicht!“

      „Sie können mich nicht davon abhalten“, antwortete Sandra ruhig. „Henry ist sehr lieb zu mir und ein freundlicher, wundervoller Mann. Wir sind ein paarmal miteinander ausgegangen. Gestern abend hat er mir einen Antrag gemacht und ich habe ihn angenommen.“

      „Das also hast du während der letzten zwei Wochen getan“, rief der Doktor. „Und mir hast du gesagt, du wolltest dich mit keinem treffen! Nun, eine Verabredung mit diesem alten Heini ist genauso eine Verabredung wie mit mir. Er ist absolut impotent, das solltest du auf seiner Karteikarte entdeckt haben.“

      „Darum kümmere ich mich überhaupt nicht“, antwortete Sandra, ohne die Augen niederzuschlagen. „Er ist sehr freundlich und rücksichtsvoll zu mir.“

      „Sandy, er hat einen Sohn, der älter ist als du!“

      „Und was macht das für einen Unterschied? Darüber wird überhaupt nicht gesprochen. Es geht um ganz andere Dinge.“

      „Na schön, na schön, wie du willst“, zischte ihr Boß ärgerlich. „Du bist frei. Du kannst jederzeit gehen. Ich werde die Stellenvermittlung anrufen, damit sie mir jemanden herschicken. Du kriegst einen Scheck für zwei Wochen, aber ich möchte dich hier nicht mehr sehen.“

      Sandra starrte ihn an. „All right, das macht mir alles bedeutend leichter.“

      „Du weißt überhaupt nicht, was für einen Fehler du begehst“, murmelte Glen und sah sie scharf an. „Ich wünschte, es gäbe eine Möglichkeit, dich davon zu überzeugen.“

      „Falls Sie noch irgendwelche Gefühle für mich übrig haben“, antwortete Sandra und ihre Augen bewölkten sich, „dann sollten Sie mir viel Glück wünschen.“

      Sie drehte sich um und verließ Glens Büro.

      Sie und Henry flogen nach Las Vegas, um dort zu heiraten. Verwandte waren nicht anwesend. Trauzeugen waren zwei Angehörige der Kapelle, in der die Hochzeit stattfand.

      Henry war auf eine väterliche Weise zärtlich und zuvorkommend, er war in jedem Augenblick um Sandras Wohlergehen besorgt. Sie spürte, wie sie ruhig war, wenn sie bei ihm war — ein Friede umgab sie, den sie seit Jahren nicht mehr gespürt hatte.

      Sie hatte das Gefühl, daß ihr persönliches Problem für lange Zeit gelöst war. Keine geilen Männer würden sie mehr jagen. Nun trug sie einen Ring. Sandra konnte kaum die Augen von dem glänzenden Goldband mit den funkelnden Diamanten nehmen.

      Es machte ihr nichts aus, in das teure Hotel zurückzukehren, in dem sie und Henry eine Suite mit zwei Schlafzimmern genommen hatten. Als er sie gebeten hatte, ihn zu heiraten, hatte er ihr klargemacht, daß sie getrennte Schlafzimmer haben würden.

      „Wahrscheinlich kennst du mein Problem“, fügte er traurig hinzu, „ich nehme an, es steht auf der Karteikarte, die du oft in Händen gehabt hast.“

      „Ja, ich weiß“, hatte Sandra zugegeben.

      „Und es macht dir nichts aus?“

      „Natürlich nicht.“

      Henry hatte sie in die Arme genommen und sie geküßt, so wie es vielleicht ihr Vater einmal getan hatte. Er versuchte nicht, ihr die Zunge in den Mund zu stecken, seine Hände blieben ruhig auf ihrem Rücken liegen. Sandra fühlte sich völlig sicher.

      Ihre Sicherheit blieb auch unerschüttert, als sie und ihr Ehemann ein Champagnerdinner bei Kerzenlicht in ihrer Hotelsuite genossen. Sie hatte vor dem Dinner gebadet und trug ein sehr hübsches, doch ziemlich geschlossenes Negligé. Henry lächelte ihr über den Tisch zu, seine klaren Augen blinzelten beim Anblick ihrer frischen jungen Schönheit.

      Es war ihr so recht bewußt geworden, daß er ein sehr hübscher, kräftiger Mann war. Sie war stolz darauf, mit ihm gesehen zu werden, obgleich es bestimmt Leute gab, die sie für Vater und Tochter hielten. Es störte Sandra keineswegs, denn sie fühlte sich wie seine Tochter. Und er war für sie eine Art Pflegevater. Was konnte netter sein? Als Henry vorschlug, es wäre Zeit, sich zurückzuziehen, ging Sandra zu seinem Stuhl und küßte ihn auf die Stirn.

      „Gute Nacht, Schatz“,


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