The Complete DJ Guide. Christian Haase
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THE COMPLETE DJ GUIDE
Alles, was man als DJ wissen sollte
Christian Haase
The Complete DJ Guide
Christian Haase
© 2021 Christian Haase
Alle Rechte vorbehalten.
Autor: Christian Haase
ISBN: 978-3-98522-319-0
Gestaltung Titelseite: Christian Haase
Einleitung
Liebe Leserin, lieber Leser,
2018 veröffentlichte ich mein erstes Buch („Das Große DJ-Handbuch“), in welchem ich meine Erfahrungen als Club- und Event-DJ in den damals zurückliegenden 14 Jahren an die neue DJ-Generation weitergeben wollte. Die Resonanz war enorm und seitdem coache ich junge aufstrebende Allround-DJs auch in individuellen Trainings. Quasi parallel zum ersten Titel erschien auch noch das Buch „100 Top 10 Playlisten für DJs“, eine Sammlung an Playlisten durch alle Genres und Tanzstile, alle auf der Tanzfläche funktionierenden Hits seit den 60er Jahren auf einen Blick. Ein Jahr später dann „DJ History“, ein Buch, wie der Name schon verraten lässt, welches sich mit der Geschichte des Auflegens und der Bedeutung eines guten DJs beschäftigt. Dieses rundet das Thema DJing mit jeder Menge Background-Wissen ab.
Immer mehr fiel mir später auf, dass manche Leser mir Fragen zukommen ließen, welche ich bereits in meinen Büchern beantwortet hatte. Die Erkenntnis lag nahe, dass diese musikinteressierten Newcomer nur eines meiner Bücher kannten und gar nicht das komplette Spektrum. Um dies zu umgehen (nicht, weil ich keine Fragen beantworten möchte, denn das tue ich sehr gern), habe ich mich entschlossen, alle drei Bücher in einem Werk zu vereinen. Damit kommen wir auf mehr als 200 Seiten geballtes Know-how für aufstrebende DJs und diejenigen, die es gern werden möchte, welches dir nun in den Händen liegt. Viel Spaß damit und ich wünsche dir jede Menge gelungener und denkwürdiger Partys!
1 DJ History
Liebe Leserin, lieber Leser,
Das DJing ist die Kunst, Musik aufzulegen. Was so banal klingen mag, einfach Musik abzuspielen, ist eigentlich ein hochkomplexes Thema. Dass es dabei nicht nur um die technische Finesse geht, mit verschiedenen Mix-Techniken einen Abend lang Musik aufzulegen oder die Voraussetzung über ein entsprechend großes Repertoire an Musik zu verfügen, ist den meisten Menschen, die sich nicht damit beschäftigen gar nicht bewusst. Vielmehr ist die Kunst, Musik aufzulegen, das Gefühl dafür zu entwickeln, was die Menschen auf der Tanzfläche eigentlich brauchen. Wo führt der Abend musikalisch hin? Wie baue ich diesen mit Verwendung eines guten Spannungsbogens auf? Wie gehe ich mit Musikwünschen um? Und wie finde ich den passenden Titel im richtigen Moment. Das Können, sein Publikum lesen zu lernen und deren Wünsche an die Musik zu erkennen, bevor sie es selbst tun – darin liegt die wahre Kunst des DJs.
Ob im Club, in der Disco, im Radio, auf Festivals, auf Hochzeiten oder Geburtstagen, auf Sommerfesten und Weihnachtsfeiern, bei Motto-Partys, bei Tagen der offenen Tür oder bei sämtlichen anderen Anlässen, die einem einfallen können, kommen DJs ins Spiel, um für gute Stimmung zu sorgen, die dem Anlass entsprechend und dem Publikum angemessen ist. DJs waren einmal ein Mittel zum Zweck, um überhaupt eine musikalische Begleitung auf einer Veranstaltung bieten zu können, in den letzten Jahrzehnten sind sie zu wahren Popstars aufgestiegen, deren Gagen sich zum Teil im sechsstelligen Bereich bewegen. Für viele ist das DJing ein Hobby, für andere ist es ein knallhartes Geschäft, das neben dem Künstler selbst eine ganze Armee an extra erfundenen Positionen und Stellen wie Manager, Reise-Agenten oder Booker bietet. Tausende von Arbeitsplätzen entstehen nur durch das bloße Existieren von DJs, deren Anzahl von Jahr zu Jahr ebenfalls potentiell steigt.
Die technischen Errungenschaften des 21. Jahrhunderts machen es möglich, dass ein jeder DJ sein kann. Gerade in den letzten 10 Jahren hat sich hier viel getan. Im Zuge der Digitalisierung sind nicht nur die Verfügbarkeiten von Musik nahezu ins Unendliche gestiegen, auch die Preise für DJ-Equipment wie Mischpulte, Turntables oder CD-Player sind Anfängern sehr schmeichelnd entgegenkommen.
Der Beruf des DJs ist in den vergangenen Jahren beliebter geworden, als kaum ein zweiter. Und es bleibt abzuwarten, wohin sich all dies noch entwickeln wird…
1.1 Die Entstehung des DJings
Die frühen Anfänge des DJings gehen zurück bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts - als wir alle noch nicht geboren waren und auch noch nicht wussten, dass sich daraus für manche ein geliebtes Hobby und für andere ein ernstzunehmender Beruf entwickeln würde. Heutzutage ist es aufgrund der technischen Möglichkeiten einfach - doch die Anfänge des DJings sahen ganz anders aus.
Musik wurde früher ausschließlich live gespielt, und wenn Restaurant-Besitzer oder Veranstaltungs-Planer Musik in ihre Events einbinden wollten, mussten sie eine Band oder ein Orchester bestellen. Der erste Schritt Richtung DJing war demnach die Erfindung des ersten Tonträgers: der Schallplatte. Diese wurde von Emil Berliner, einem Erfinder aus Hannover im Jahre 1887 erfunden und hat sich bis heute gehalten. Tonbänder, Kassetten oder CDs waren Neuerungen auf dem Markt, doch verdrängt haben sie die Schallplatte nie. Im Gegenteil: Die Schallplatte existiert heute noch, Kassetten fielen der CD zum Opfer, die CD ist gerade dabei, aufgrund von MP3 und Musik-Streaming auszusterben. Da die Schallplatte meistens aus dem Material Polyvinylchlorid hergestellt wurde, hat sich bis heute der Begriff „Vinyl“ gehalten. Der Schallplattenspieler und sein dazugehöriger schwarz glänzender Vinyl-Tonträger machten es erstmalig möglich, Musik privat zuhause und auch auswärts in der Gastronomie abspielen zu können, ganz ohne Musiker.
Gleichzeitig entwickelten sich Anfang der 1920er Jahre mit der fortschreitenden Funk-Technik die ersten Radio-Stationen, welche die Menschen mit Musik unterhalten wollten. Es wäre jedoch kein Radio gewesen, wenn es nicht einen Ansager gegeben hätte, der die Zeit zwischen den Liedern mit interessanten Anekdoten und spannender Anmoderation gefüllt hätte. So entstand der Begriff „Discjockey“ (quasi der Jongleur der Platten) und mit ihm gab es die ersten Radio-DJs. Sendungen mit Hitparaden zogen wöchentlich unzählige Musikbegeisterte vor das Radio, um sich die neuste Musik anhören zu können und dabei spannende Hintergrund-Informationen zu Künstlern und deren Musik zu erfahren.
Auch in den Clubs und Discos, die in der Nachkriegszeit salonfähig wurden, war es zunächst üblich, dass der DJ moderierte und nicht einfach nur kommentarlos seine Musik herunterspielte. Veranstaltern war klar, dass sie jemanden brauchten, der für Stimmung sorgte und die Gäste zum Tanzen brachte. Schließlich wurde durch die „Musik aus der Konserve“ die Blaskapelle, das Orchester oder der Live-Sänger ersetzt, den man seinen Gästen sonst bot. Die ersten Discos mit DJs waren letztendlich ein Experiment, welches gelang, weil das Publikum es gut annahm und die Veranstalter sahen, dass sich damit Geld verdienen lies. Bis heute gibt es verschiedene Blickwinkel und Geschichten, die den angeblich ersten DJ belegen sollen, doch so ganz lässt es sich nicht rekapitulieren. Allerdings wird man bei Recherchen immer wieder über die Geschichte von Klaus Quirini stolpern, der in den 50er Jahren in einer Aachener Disco durch Zufall als erster moderierender DJ Karriere gemacht hat. Er übernahm den Plattenteller, weil der Abend langweilig schien und er gebeten wurde, es besser zu machen. Sein Erfolgsgeheimnis waren eine clevere Anmoderation (vor allem ein flotter Spruch zu Beginn, der bei den Gästen gut ankam) und ein Gespür für tanzbare Musik. Später gründete er verschiedene DJ-Organisationen und ihm ist es zu verdanken, dass die Tätigkeit des DJs auch als Beruf und ebenso von der Künstlersozialkasse anerkannt wird.
Der erste DJ, der sich jedoch mit richtiger DJ-Kunst hervortat, war Francis Grasso in New York. Im Jahr 1968 erfand er den Trick der Filzmatte, die man unter die Scheibe legte, um zu gewährleisten, dass man die Vinyl auf dem Plattenteller vor und zurück bewegen konnte, ohne sie dabei zu verkratzen. Damit legte er den Grundstein für Beatmatching, also das Anpassen der Geschwindigkeit zweier aufeinanderfolgenden Platten für einen nahtlosen Übergang, sowie für das Scratchen, sprich der Erzeugung von Tönen durch rhythmisches