... weil Hunde wahre Helden sind. Udo Ingenbrand
mal spazieren geht! Der kleine Schwarze.“
„Oookayyyy?!? Ich sage Opa Bescheid, er soll ihn erst mal zu sich holen. Und wenn die Kids aus der Schule kommen, bringt Marijana ihn dann nach Hause zu den Besitzern zurück.“
Dazu muss man wissen, dass der Wohnort von Lumpi von unserem schon eine große Strecke entfernt liegt und nicht ganz ungefährlich ist: aus der Wohnung in einer alten Mühle raus, über die Hauptstraße rüber, ein paar Mal rechts und links abbiegen, dazu geht es noch bergauf und schließlich gibt es auf unserem Gelände nicht nur eine Haustür, sondern gleich vier! Aber Bingo: Lumpi hatte genau die richtige getroffen! Nur noch kurz eine Anmerkung zu seiner Ausbruchmöglichkeit: Lumpi wohnte unter anderem noch mit einer dreibeinigen roten Katze zusammen, welche durch eine ausgeklügelte und äußerst raffinierte Technik manchmal die Klinke der Haustüre so anspringt, dass die Tür sich öffnet.
Nachdem dann alles geklärt war und Lumpi am Abend wieder wohlbehalten bei seinen Besitzern abgeliefert war, dachten wir nur: „Alles gut! Thema erledigt!“
Dachten wir. Da hatten wir die Rechnung aber ohne das Fellknäuel gemacht. Ein paar Tage später, als wie wieder zu Hause und im Alltag zurück waren, kam erneuter ein Anruf. Lumpis Besitzer meldeten sich mit folgender Aussage: „Lumpi frisst und trinkt nicht mehr richtig und sitzt den ganzen Tag fiepend vor der Tür. Wir glauben, er vermisst euch. Wollt ihr ihn nicht adoptieren?“
So, und jetzt sag als Mutter mal: „NEIN!!!!!“ Zumal Lumpi sich bis dahin vorzüglich in die Herzen der Kinder, in das von Opa und meinem Mann, der gesamten Verwandtschaft und sogar der Nachbarschaft geschlichen hatte. Clever, das Kerlchen! Ich will jetzt nicht als Spielverderberin dastehen, ich bezeichne mich eher als Realistin, daher lautete mein Vorschlag auch: „Lumpi auf Probe! Das heißt, wir binden ihn im Alltag mit ein, er wohnt bei uns, wir kümmern uns um alles und sehen dann in ein paar Monaten weiter.“
Und, was soll ich sagen? Die sogenannte Probezeit ging von April bis September und Lumpi erhielt von mir ein 1a-Führungszeugnis! Er bellte so gut wie nie, vertrug sich mit allen Hunden, war gleichermaßen kuschel- und spielfreudig, Seelentröster, lernte viel – und das auch noch schnell! Also war die Sache klar, Lumpi wurde adoptiert, fiderallala!
Dies geschah im Oktober 2018.
Seitdem ist er nicht mehr wegzudenken und bereitet uns jeden Tag viel Freude, bringt uns zum Lachen und versorgt uns quasi bei Spaziergängen mit viel frischer Luft. Er bekam von uns einen Hundepersonalausweis als Hundemarke, sogar mit Passbild ans Halsband, und wurde somit endgültig zum Familienmitglied.
Marijana besucht mit ihm regelmäßig einen Agility-Kurs, wo wir auch immer gerne zuschauen, da er dort oft der Kleinste ist, aber mit seinen Hüpfern die Hindernisse prima überwindet. Dabei fliegen ihm die Schlappohren nur so um die Ohren und er praktiziert den Grashüpferstyle, was zum Schießen aussieht!
Mein Mann nannte ihn nach den ersten Hindernissen sogar Lumpi, die schwarze Gazelle, was für viele Lacher sorgte. Unser Sohn Marcio bringt ihm zwar sinnlose, aber witzige Tricks bei, wie bei Peng auf die Seite zu fallen und sich einmal rumzurollen.
Des Weiteren haben wir uns vor ein paar Tagen gewundert, welcher Hundebesitzer denn da wieder sein Tier nicht im Griff hat, so lautes Gebell war draußen zu hören! Und da wir nicht wirklich wissen, wie Lumpi sich anhört, wenn er bellt, sahen wir auch keinen Grund, um mal nachzusehen. Bis wir mitbekamen, dass er mit unserem Sohn zur Tür raus war und – Achtung Klischee – den armen Postmann fast gefressen hätte, so wild hatte er gebellt und Haus und Hof bewacht. Nur damit mal sich das mal optisch vorstellen kann: Lumpi ist eine Mischung aus Dackel und Cocker Spaniel. Von uns auch manchmal liebevoll als Lebberwoscht bezeichnet. Also schwarz, klein, langer Körper, kurze Beine und nicht wirklich Furcht einflößend. Als er nach seinem Wachhundangriff wieder zurückkam, sah er aus wie implodiert: fast rund und doppelt so dick, so sehr hatte er die Nackenhaare gestellt. Ich sage nur: LUMPINATOR!
Ach ja, aktuell hat er einem Vertreter vor die Füße gekübelt, der gerade vor unserer Haustür stand und klingeln wollte, als ich den würgenden Lumpi nach draußen schickte. Der gute Mann war sichtlich irritiert, so etwas wäre ihm ja noch nie passiert. Aber was soll ich sagen: Lumpi fand ihn wohl zum Kotzen und, ehrlich gesagt, hab ich Lumpi danach sogar noch belohnt. Aber Pssst, bitte nicht weitersagen!
Bei uns hat sich der Spruch Der Hund hat sich seine Familie ausgesucht! ganz klar bewahrheitet! Wir genießen jede Minute mit dem kleinen, süßen Kerl und wünschen allen Tierbesitzern ebenso viel Freude und Spaß mit ihren Tieren, denn dann gewinnt jeder, ob Mensch oder Tier. Und natürlich bin ich diejenige, die am meisten mit Lumpi spazieren geht.
Aber wissen Sie was? Es macht sogar Spaß.
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Männerfreundschaft
Max, der Golden Retriever, war sieben Jahre alt, als er über Umwege von einem spanischen Tierheim und einer Tötungsstation nach Deutschland zu uns kam. Er war ein Traum von einem Hund. Sein Charakter ließ nichts zu wünschen übrig. Er wollte es uns immer recht machen, er war bildschön, freundlich, gehorsam, leise, kinder- und katzenlieb, nicht wählerisch im Essen. Er war uns von Anfang zugetan, kurzum, er war ein gewichtiger, 42 Kilogramm schwerer Hundeschatz. Er war ein Hund, wie es ihn nicht oft gibt. Ich hätte ein Neugeborenes zu ihm auf seine Decke gelegt. Nicht einmal seine schwierige Vergangenheit hatte seinem guten Charakter geschadet.
Unsere Nachbarn, schon sechs Jahre stolze Besitzer eines quirligen Parson-Jack-Russel-Terriers namens Franz, von Beginn seines Lebens in Wohlstand behütet lebend, sehr genau wissend, wie man seine Familie um den kleinen Finger wickeln konnte, hatte eine andere Startposition in seinem Hundeleben. Sein Charakter war ebenso gut, er biss nicht, war nicht falsch. Auch er mochte Kinder und Katzen. Er hatte nur einen Feind, das war der Briefträger, der gehörigen Respekt vor dem kleinen Hund hatte und übertriebener Weise die Post beim Nachbarn auf der gegenüberliegenden Straßenseite deponierte. Mit den Nachbarn verbindet uns bis heute eine sehr freundschaftliche und vertraute Beziehung. Nachdem Max sich bei uns eingelebt hatte, beschlossen wir, dass nicht nur die Menschen in Freundschaft verbunden sein sollten, auch die Hunde sollten es sein. Mit Besuchen hin und her lernten sich die Vierbeiner kennen, respektieren, schätzen und lieben. Gemeinsam wurde beschlossen, dass eine Verbindungstür zwischen den Gärten, uns und den Hunden den Kontakt und das Besuchen erleichtern sollte. Nach vollendetem Einbau war es dann so weit. Der behäbige Max wartete auf der einen Seite, der flinke Franz auf der anderen Seite des Gartentors. Beide Ruten wedelten erwartungsvoll. Und dann wurde das Tor geöffnet!
Ohne sich eines Blickes zu würdigen, rannte Franz zu uns in die Küche, um diese nach Leckereien zu überprüfen. Max machte sich zielsicher auf zu Franz Spielsachen, um sein Lieblingsspielzeug, eine große Giraffe, zu uns in den Garten zu tragen. Abends brachte ich die Giraffe zurück, denn Franz überprüfte seine Spielsachen gewissenhaft. Ein Fehlen hätte er sofort bemerkt und um den Schlaf gebracht.
Dieses liebenswerte Spiel wiederholte sich Morgen für Morgen. Im Laufe des Tages, wenn es die jeweiligen familiären Gegebenheiten zuließen, blieb das Tor geöffnet und die Hunde konnten nach Belieben ihren Aufenthaltsort wählen. Meistens blieben sie zusammen.
Es war für Hunde und Menschen eine wundervolle Zeit, ein wundervolles Abkommen. Ein Dream-Team hatte sich nicht gesucht, aber gefunden. Eine echte Männerfreundschaft war entstanden.
Eines Tages, es war Winter und der Schnee lag für unsere geografischen Verhältnisse außerordentlich hoch, war es erforderlich, dass mein Mann und ich das Haus verlassen mussten. Da es durch die Wetterbedingungen unklar war, wann wir wieder zu Hause sein würden, baten wir die Nachbarn um Tagesasyl für unseren Max. Dieser Bitte wurde gerne entsprochen. Max’ Futter wurde abgefüllt, Halsband und Leine bereitgelegt und schon durfte er seinen Hundefreund besuchen. Den Vormittag verbrachten die Hunde in Harmonie und schlafend. Am Nachmittag, der Schneefall hatte mittlerweile aufgehört und die Sonne strahlte vom Himmel, entschloss sich die Nachbarin, mit beiden Hunden gleichzeitig einen Schneespaziergang zu machen.
Das Führen der beiden sollte nicht problematisch werden, sie