... weil Hunde wahre Helden sind. Udo Ingenbrand

... weil Hunde wahre Helden sind - Udo Ingenbrand


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auf dieser Erde. Für seine Größe erreichte er ein wackeres Alter, dem Schelm sei Dank. Wir lachen noch heute oft über seine Schelmereien.

      Wir haben ihn geliebt. Wir haben ihn vermisst.

      Der Abschied all unserer sechs Hunde war stets traurig für uns. Tröstung brachte in etwa die Verantwortung für den neuen Hund. Maggy, die ungarische Hirtenhündin, Blanka, unsere Domina, Strolch, unser Schelm und stolzer Afghane, Lady, die rabenschwarze Labrador-Dame und von keinem Wasser zu halten, Tinto, der fröhliche Flat Coated Retriever, Luzi, die blütenweiße, elegante irische Wolfshündin. Alle hatten ihre Macke. Alle waren makellos, beste Freunde, liebevolle Begleiter in unserem Leben. Wir haben sie geliebt, sie bleiben alle unvergessen.

      Jetzt leben wir mit Simba, er ist ein polnischer Herdenschutzhund, glücklich zusammen, ein Bursche, eigensinnig von Rasse, massiv, immer besorgt um uns, dabei mit 13 Jahren selbst schon nicht mehr der Jüngste. Hunde sind glücksbringende und bis zum letzten Tag unendlich dankbare Gefährten.

      *

      Ein Geschenk der Götter

      ... oder in unserem Fall wohl eher ein Göttinnen-Geschenk. Denn bei unserem Hund Filou hatten sowohl Glücksgöttin Fortuna als auch Jagdgöttin Diana ihre Hand im Spiel. Zuerst durften wir uns glücklich schätzen nach einem alten, kranken Hund wieder einen quicklebendigen, temperamentvollen Welpen um uns zu haben, der schnell lernte und recht guten Gehorsam zeigte. Von seinem Niedlichkeitsfaktor, der uns viele bewundernde Blicke einbrachte, ganz zu schweigen. Die Tatsache, dass der kleine Kerl als Border Terrier ein lupenreiner Jagdhund war, haben wir fürs Erste auf die leichte Schulter genommen. Welcher Hund hat denn bitteschön keinen Jagdtrieb? Auch den leicht verdrucksten Hinweis der Züchterin, im Wald könne man diese Hunde wohl nur an der Leine halten, konterten wir im Geist auf Terrier-Art: „Red du mal ...“

      Jagdgöttin Diana brachte sich ziemlich schnell ins Spiel. Filou befand Angebote zur Beschäftigung als zu langweilig, sprich kein Bordertainment, sorry, und verschwand lieber im Gebüsch oder tauchte im Dachs- und Karnickelbau ein, wo er ein umgebundenes Brustgeschirr erfolgreich versenken konnte. Der Abenteuerlustige brauchte hierbei kein Vorbild, sondern brachte sich alles selbst bei. Unser Hund ging nicht als Begleiter zum Latschen und Tratschen in den Wald, sondern um etwas zu erleben. In der Rüpelphase zwischen anderthalb und drei Jahren lief der Border dann total aus dem Ruder. Nach glorreichen Szenen im Wildschweindickicht und uns zugetriebenen Schwarzkitteln sowie einem besonders glanzvollen Weihnachtsfest, an dem wir in der Dämmerung des Heiligabends mithilfe der Feuerwehr einen Fuchs aus seinem Bau gesprengt hatten, sahen wir auch ein, dass ein bisschen Welpenschule bei unserem Hund nicht ausreicht.

      Wir suchten uns fachliche Unterstützung und lernten dazu. Nicht zuletzt auch, dass man allzu oft unwissentlich die Triebe unterstützte, die man gar nicht so gern haben wollte. Siehe Weihnachtsabend: Den Hund hatten wir dazu animiert, durch eine Röhre zu laufen, bis er nicht mehr zurückkam. Sein Fiepen hatten wir missdeutet und bei heftigen Wasserspülgeräuschen waren wir dann doch ein wenig in Panik geraten und hatten den Terrier zum Durchhalten ermutigt. Bei einbrechender Dunkelheit beschlossen wir, die Feuerwehr zu Hilfe zu rufen.

      Aus Sicht der Jagdgöttin Diana also alles richtig gemacht mit diesem Traumhund für einen Jäger.

      Aus Sicht der Trainerin für Menschen mit Hund eine bleibende Herausforderung für Leute, die eigentlich einen unkomplizierten Begleiter haben wollten, den man fast überallhin mitnehmen kann. Anstatt Laisser-faire trainieren wir nun unsere mentale Muskulatur, lernen unseren Hund besser zu lesen, versuchen, ihn nicht allzu sehr zu vermenschlichen, und leben gut und gern mit ihm – bessere Beschäftigungsangebote inklusive. Hundeprofi Martin Rütter befand bei einem kurzen Kennenlernen Filou als den einzigen ihm bekannten Border, der „nicht total daneben ist.“

      Hunde können ihre Halter ganz schön aufs Kreuz legen.

      Jetzt fragen sich bestimmt viele, warum tun sich immer mehr Menschen so etwas an?

      Vielleicht, weil es sehr hilfreich im Leben ist, mehr Gelassenheit, Humor und eine gewisse Sturheit zu entwickeln? Bestimmt aber, weil die Freundschaft mit einem Hund eine der schönsten ist, die man im Leben haben kann. Auch wenn sie kein ganzes Menschenleben dauert. Verlieben kann man sich immer wieder in diese Lieblinge der Götter, die ganz einfach ein Gottesgeschenk sind.

      *

      Das Rudel

      Das Rudel ist eine Gruppe von fünf Hunden, die gemeinsam mit ihren Besitzern Gassi gehen. Alle verstehen sich gut und freuen sich, regelmäßig einander abzuholen. Fast jeder dieser Hunde hat ein Leben vor der Zeit mit seinen jetzigen Besitzern hinter sich und hat es erst jetzt gut getroffen. Endlich haben sie eine Familie gefunden, bei denen sie ihr Hundeleben verbringen können, bis sie irgendwann einmal über die Regenbogenbrücke gehen müssen.

      Angefangen hat es mit unserer Beaglehündin Eliza. Als mein Mann Eliza im Internet auf der Homepage einer Tierschutzorganisation entdeckte, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Tieren ein dauerhaftes Zuhause zu suchen, war noch nicht klar, ob überhaupt ein Hund bei uns einziehen würde. Denn mein Mann und mein Sohn waren eigentlich auf der Suche nach einer Katze. Mein Sohn wollte zwar im Sommer vor sechs Jahren aus unerfindlichen Gründen einen Beagle bei sich aufnehmen, aber nachdem wir uns kurz über die Rasse informiert hatten – Beagle sind sehr gute Jagdhunde –, stellten wir fest, dass das nicht zu den beiden anderen Haustieren passte: zwei Kaninchen, die den ganzen Garten schon als ihr Revier betrachteten. Also entscheiden sie sich für eine Katze. Da ich aber ein Hundemensch bin und wir in meiner Kindheit und Jugend immer einen Familienhund hatten, begann ich, zuerst meinen elfjährigen Sohn zu überzeugen und schließlich auch meinen Mann, dass ein Hund ein schönes neues Familienmitglied wäre.

      Die dreijährige Eliza machte auf dem Foto keinen sehr glücklichen Eindruck und auch beim Besuch im Tierheim war sie sehr zurückhaltend. Mein Sohn verliebte sich jedoch gleich in sie. Als ich noch darüber nachdachte, ob ein Welpe einer Beaglezüchterin vielleicht als erster Hund die bessere Alternative wäre, anstatt einen Hund aus dem Tierschutz zu nehmen, war für meinen Sohn schon klar, dass es Eliza sein musste. Nach drei Spaziergängen hatte auch mich ihr entspanntes, gelassenes Wesen überzeugt. Sie ging brav, ohne zu ziehen, an der Leine und war verträglich mit allen Hunden und Kindern, denen wir begegneten. Nichts brachte sie aus der Ruhe. Sie wedelte nur fröhlich mit dem Schwanz.

      „Wer hat denn so einen tollen Hund im Tierheim abgegeben?“, fragte ich nach. Ich erfuhr: Eliza war in Ungarn aus einer Hundezucht gerettet worden. Dort sind die Hunde in Kellern an Rohre gekettet oder in kleinen Boxen untergebracht. Sie fiel schon bei der Rettung durch ihr freundliches Wesen auf.

      „Die neuen Besitzer ihrer Mutter sind auch sehr begeistert“, bekam ich zur Antwort.

      „Na, wenn die Mutter so ein Superhund ist, kann ja die Tochter nicht verkehrt sein“, dachte ich mir. So beschlossen wir, Eliza aus dem Tierheim zu holen.

      Sie war gar nicht dafür, in unser Auto gehoben zu werden. Es glich eher einer Entführung. Auf der Fahrt beruhigte sie sich aber recht schnell und kuschelte sich an meinen Sohn. Sie zeigte schon bei der ersten Autofahrt, dass sie entspannt im Auto mitfahren konnte.

      Zu Hause lief sie erst stundenlang im Kreis, bis sie endlich im neuen Körbchen einschlafen konnte. Gerochen hat sie anfangs nicht so gut und nach dem Baden und einigen Wochen mit kleinen Infekten kam sie dann bei uns an, fühlte sich immer wohler und wollte uns nicht mehr verlieren. Die Kaninchen beobachtete sie respektvoll und dachte wohl: „Die wohnen halt hier.“ Getan hat sie ihnen nie etwas.

      Eliza ist ein Beagle und das sind ganz spezielle Hunde. Die Nase ist immer auf dem Boden und Fressbares, selbst ein vertrocknetes Reiskorn, entgeht ihr nicht. Sobald im Erdgeschoss nur eine Tüte knistert, saust sie sofort von oben nach unten und steht erwartungsvoll bereit. Ihr Jagdtrieb ist nicht ausgeprägt, das heißt, sie kann frei laufen. Sie ist gelehrig und für Leckerlis macht sie alles. Zum Glück ist sie selten stur und eigenwillig, wie man es dem Beagle nachsagt. Zu Beginn


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