... weil Hunde wahre Helden sind. Udo Ingenbrand
war der erste Tag und die erste Nacht bei uns recht entspannt, denn Kira schlief viel.
Mit zahlreichen sehr guten Tipps starteten wir motiviert in die Erziehung. Von Anfang an super funktioniert hat das Warten im Sitz aufs Futter und erst fressen, wenn das Kommando kommt. Typisch Labrador halt, wenn es ums Futter geht.
Die Sauberkeitserziehung gestaltete sich da schon schwieriger. Irgendwie fand Kira es besser, draußen Spaß zu haben und dann zu machen, wenn wir gerade wieder ins Haus kamen. Mit viel Geduld und der ein oder anderen Belohnung, wenn es dann doch mal draußen klappte, bekamen wir das Ganze aber auch in den Griff. Seitdem sie es einmal richtig verstanden hatte, ging auch so gut wie nie mehr was ins Haus. Nachts waren wir tatsächlich nur die ersten beiden Nächte mit ihr draußen, dann reichte es, früh am Morgen mit ihr zu gehen.
Das allein Bleiben funktionierte erstaunlich schnell. Wir schickten sie anfangs in ihre Schlafbox und fingen mit ein paar Minuten an. Dies wurde immer weiter gesteigert, bis es dann auch den ganzen Vormittag und – das sogar auch ohne Box – funktionierte. Auch wenn anfangs der ein oder andere nicht weggeräumte Schuh dran glauben musste, bleibt sie mittlerweile ohne Probleme alleine zu Hause.
Wenn ich morgens meine Schuhe anziehe und meinen Schlüssel nehme, um zur Arbeit zu fahren, Kira kennt den Unterschied zwischen Schuhe zum Spazieren und Schuhe für die Arbeit ganz genau, rennt sie schon auf ihren Platz, denn sie weiß, wenn ich fahre, gibt es immer noch etwas Gutes zum Kauen.
Ab und an geht sie noch an den Papiermülleimer und wenn dann eine leere Brötchentüte oder ein Eierkarton drin ist, wird daraus schon einmal Konfetti gemacht. Das passiert aber auch, wenn wir zu Hause sind.
Fressen spielt bei Kira – wie wahrscheinlich bei jedem Labrador – eine große Rolle. Alles, was Essbares auf den Boden fällt, wird ganz schnell gefuttert, wenn es nicht schnell genug aufgehoben wird. Wenn besonders leckere Sachen zu nah an der Kante der Arbeitsfläche stehen, kommt auch schon einmal das ein oder andere weg. Einmal stand dort eine Pfanne mit gebratenem Hackfleisch, die fein säuberlich bis zur Mitte, also so weit wie Kira rankam, sauber geschleckt war. Ein kurz unbeobachteter Würstchenteller fiel auf wundersame Weise von der Arbeitsfläche. Als ich durch das Scheppern alarmiert in die Küche lief, waren zwei feine Bratwürstchen schon verputzt, die groben erschienen ihr scheinbar nicht so lecker, diese lagen noch da.
Wasser ist das zweite große Thema, bei dem Kira typisch Labbi ist. Unseren Miniteich nutzt sie regelmäßig als Badewanne. Ist in einem Garten, in dem wir zu Besuch sind, ein Teich, ist Kira sekundenschnell darin abgetaucht und wühlt schön Algen und Schmutz auf. Zum Glück durften wir bisher aber bei allen wieder zu Besuch kommen. Lustig wurde es auch, als ein solcher Teich zugefroren war und Kira sich als Eisprinzessin versuchte. Es war gar nicht so einfach, sie wieder vom Eis zu bekommen. Sie fand es scheinbar ziemlich lustig, dort herumzuschliddern, und ging immer wieder auf die Eisfläche zurück. Ebenso liebt sie es, im Schnee herumzutollen. Die Kinder mit den Schlitten fand sie zunächst scheinbar Furcht einflößend, hat sich aber nach und nach an den Anblick gewöhnt und stört sich heute nicht mehr daran.
Sie ist ein sehr geselliger Hund, freut sich wie verrückt über jeden Besucher, egal ob Hund oder Mensch, ist dabei oft sehr wild, aber erstaunlich vorsichtig bei kleineren Hunden und Kindern.
Nun ist Kira schon mehr als ein Jahr bei uns und wir könnten uns ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Ja, sie macht Dreck, ja, sie ist oft ungestüm, ja, sie verliert stellenweise unglaublich viele Haare. Jetzt im Frühjahr hatte ich schon die Theorie: Sie mag wohl unsere Fliesen nicht und versucht, einen Teppich aus ihren Haaren zu basteln. Ja, sie macht viel Blödsinn und auch immer mal wieder etwas kaputt, aber ... sie gibt uns unglaublich viel Freude und Spaß. Durch sie haben wir viel Bewegung an der frischen Luft, tolle Begegnungen mit anderen Hundebesitzern und oft ganz viel zu lachen.
Natürlich gibt es noch einiges, an dem wir noch arbeiten müssen, aber das bekommen wir auch noch hin. Und wenn alles perfekt wäre, wäre es doch nur halb so lustig und spannend.
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Der Nachwuchs meines Schwagers
Gaia ist gar nicht mein Hund, sondern der kleine Liebling meines Schwagers. Aber da mein Schwager berufstätig ist und viele Termine hat und Gaia nicht den ganzen Tag alleine bleiben soll, haben meine Kinder und ich den kleinen schwarzen Welpen kennen- und lieben gelernt. Ich habe von ihm auf eine sehr lustige Weise erfahren. Mein Schwager und seine Freundin wollten etwas Wichtiges bei einem Familienfest ankündigen, dann hörte ich etwas über Nachwuchs. Ich freute mich riesig, dass es bald schon noch ein Baby in unserer Familie geben würde. Ich sprang voller Freude von meinem Stuhl auf, um den beiden zu gratulieren, als sie sagten: „Ja, wir bekommen einen Hund! Eine französische Bulldogge.“
Bitte! Den Hund als Nachwuchs ankündigen! Ich wusste erst einmal nicht, was ich dazu sagen sollte, und war sichtlich enttäuscht. Freute ich mich etwas später aber auch mit den beiden, da ich Tiere liebe, und lieber ein Hundenachwuchs als überhaupt kein Nachwuchs!
Wir besuchten Gaia daraufhin, als sie mit acht Wochen bei meinem Schwager eingezogen war. Als wir das Haus meines Schwagers betraten, sahen wir ein kleines schwarzes Hundebaby, das auf uns zugelaufen kam und uns mit dem Lecken unserer Hände und Gesichter freundlich begrüßte. Ich bemerkte aber sofort bei meinem Schwager, dass er etwas besorgt war. Ihm war wohl vonseiten des Züchters gesagt worden, dass die ersten Lebensmonate entscheidend im Leben eines Hundes seien. Seine Sorgen und Ängste waren aber völlig unbegründet, da er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, wie es zwischen mir und Gaia funktionieren würde. Ich hatte als Erwachsene noch nie einen Hund und mich natürlich bereit erklärt, auf den Familienzuwachs aufzupassen, wenn der Hundepapa Termine hätte. Ich selbst sah das völlig entspannt und freute mich schon jetzt auf diese gemeinsame Zeit.
Meine Kinder gingen sehr liebevoll mit dem Welpen um. Sie streichelten ihn, boten ihm das Hundespielzeug an und nach einer Weile fühlten wir uns als, ob wir den Hund schon immer gekannt hätten.
Gaia ist der Nachwuchs einer Bulldoggen-Familie. Ihr Vater ist schwarz-weiß und die Mutter klein, eigentlich sehr klein im Vergleich zum Vater, der übrigens eine schwarz-braune Fellfarbe hat. Gaia ist eines von vier Geschwisterchen, die alle einen römischen Namen bekamen. Gaia ist ganz schwarz, nur an ihrem Hals trägt sie eine kleine weiße Krawatte. Ihre dicken Pfoten sind mit den Beinchen eines Babys vergleichbar, das seine ersten Schritte macht.
Ganz süß ist sie, nein, zuckersüß. Besonders schön sind ihre Augen, schwarz und groß wie die eines Rehs. Bei diesem Anblick kann ich nur schwer Nein sagen, denn diese Augen gucken einen so liebevoll an ... schon ist es um mich geschehen!
Oje, die Erziehung eines Hundes ist keine leichte Sache! Meiner Meinung nach ist sie mit der Erziehung eines Kindes vergleichbar. Die Gefühle stehen uns im Weg. Ich muss wohl lernen, auch beim Hund konsequent zu sein. Als der kleine Welpe zum ersten Mal zu uns kam, war er noch sehr verspielt und ungehorsam. So versuchte der kleine Schlingel, unser Sofa mit seinen kleinen Zähnchen zu bearbeiten. Zum Glück hatten wir einen Früchtebaum im Hof stehen und gaben Gaia einen kleinen leckeren Ast davon – unsere Couch war erst einmal gerettet.
Ich war glücklich mit der neuen Situation und war von Anfang an jedes Mal voller Vorfreude, wenn ich auf diesen süßen Fratz aufpassen durfte. Jedes Mal, wenn die kleine Maus zu uns gebracht wurde, war sie ein Stück gewachsen und konnte immer wieder etwas Neues.
Zu Beginn war sie natürlich noch nicht stubenrein, sie erleichterte sich, wo sie gerade wollte, und machte da auch keinen Unterschied, ob es unser Parkettboden, der Teppich oder eine Wolldecke war, die meine Kinder auf dem Boden immer mal wieder einfach liegen ließen. So hatte ich die nächsten Wochen plötzlich nichts mehr anderes zu tun, als Gaia im Auge zu behalten, unter den Arm zu klemmen und schnell nach draußen zu bringen.
Für mein Gefühl dauerte das eine halbe Ewigkeit – und unser Parkett und der ein und andere Teppichboden litten ganz schön –, bis sich dann doch ihr Verhalten änderte und unser kleiner Freund vor mit bettelndem Blick vor der Tür stand: „Lass mich doch raus, ich glaube, ich muss mal.“ In unserem Garten konnte sich