Zu Hause ist überall. Eleanor Siegl Kofler

Zu Hause ist überall - Eleanor Siegl Kofler


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      Memoria_Erinnerungen an das 20. Jahrhundert

      Eleanor Siegl Kofler

       Zu Hause ist überall

       Über Buenos Aires und New York nach Südtirol

      Aufgeschrieben von Nina Schröder

      Mit einem Nachwort von Wolftraud de Concini

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      Die Buchreihe Memoria mit Aufzeichnungen, Tagebüchern und Biografien aus dem 20. Jahrhundert wird von der Stiftung Südtiroler Sparkasse unterstützt.

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      Für den vorliegenden Band danken wir der Tuchfabrik Moessmer AG für einen großzügigen finanziellen Beitrag.

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      Mit freundlicher Unterstützung der Abteilung Deutsche Kultur in der Südtiroler Landesregierung

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      © Edition Raetia, Bozen 2021

      Grafisches Konzept: Dall’O & Freunde Druckvorstufe: Typoplus Lektorat: Katharina Preindl Korrektorat: Helene Dorner Projektleitung im Verlag: Felix Obermair

      Gedruckt in der EU

      Sämtliche Bilder stammen aus dem Archiv von Eleanor Siegl Kofler.

      ISBN 978-88-7283-768-9

      eISBN 978-88-7283-792-4

       www.raetia.com

      Inhalt

       Zur Einleitung

       Am Fuße des Altvatergebirges

       Wir müssen fliehen

       In Österreich gibt es genug zu essen

       In den deutschen Flüchtlingslagern

       Keine Kanarienvögel auf den Kanarischen Inseln

       Ein verzauberter Garten in Buenos Aires

       Ein Dschungel hinter dem Haus

       I’m an American girl

       Erwachsensein für Anfänger

       Europa, ich komme

       Skifahren, Kunstakademie und Heiratsanträge

       New York, Hell’s Kitchen

       Bruneck zum Angewöhnen

       Express-Scheidung in Mexiko

       Ich bin frei

       Ein Südtiroler in San Francisco

       Bruneck für Fortgeschrittene

       Das Haus brennt

       Anmerkungen

       Nachwort Wolftraud de Concini

      Zur Einleitung

      Ich wäre niemals auf die Idee gekommen, dass meine Erinnerungen ein Buch wert sein könnten, wenn man mich nicht mit Nachdruck dazu aufgefordert hätte, sie schriftlich festzuhalten. Nun, wahrscheinlich beginnen alle Memoirenschreiber mit diesen Worten. Man ließ mich einfach nicht in Ruhe, so lange, bis ich zur Feder griff und meine Erinnerungen zu Papier brachte. Doch dann war ich dankbar, dass ich den Dränglern nachgegeben hatte. Denn es war eine überraschend aufregende Arbeit. Manchmal war sie schmerzhaft, manchmal lustig, manchmal musste ich mit dem Abstand der Jahre über mich lächeln. Auf jeden Fall aber war es eine wichtige Lebensphase für mich, noch einmal tief in meine Vergangenheit einzutauchen.

      Also bedanke ich mich bei all jenen, die dieses Unternehmen befürwortet und nicht lockergelassen haben. Ich danke auch Frau Nina Schröder für die Geduld, meine Handschrift zu entziffern, und für das Know-how, Vergessenes wieder ans Tageslicht zu bringen. Manchmal konnte ich mich beim besten Willen nicht mehr erinnern und manchmal wiederum überfluteten mich die Erinnerungen so, dass ich beim Schreiben in die Sprache verfiel, in der ich die Dinge erlebt hatte.

      Ich danke auch all jenen, die mich als Fremde mit Wärme in Bruneck aufgenommen haben, so dass mir die Jahrzehnte hier eine schöne Erinnerung bleiben.

      Bei meiner Schwägerin Gerhild schließlich möchte ich mich bedanken für die großzügige Überlassung ihres Ferienhäuschens, während unser Umbau langsam fertig wurde. In der Pfalzner Ruhe konnte ich gut an dem Buch arbeiten.

       Eleanor Siegl Kofler

      Am Fuße des Altvatergebirges

      Unsere Familie wohnte in Schönberg. Heute findest du diesen Namen nicht mehr auf der Landkarte. Nur auf den alten Karten ist er noch zu entdecken, auf denen, die vor 1945 entstanden. Es ist ein schöner Landstrich. Aber die Erde brannte hier schon immer. Friedrich II. von Preußen und Maria Theresia von Österreich trugen hier ihre Kämpfe aus. Und schon damals ging alles in Flammen auf, all die großen Ansitze und die Kirchen.

      Als wir gehen mussten, war ich noch klein. Und ich war immer hungrig. Was hat mir das für Geschichten eingebrockt! Als hätte ich ein Loch im Bauch, immer wollte ich etwas essen. Und manchmal habe ich etwas genommen, das nicht für mich bestimmt war. Dann setzte es Strafen. Aber irgendwie habe ich das immer wieder hingekriegt. Daran kann ich mich noch erinnern. Das bisschen, was ich noch weiß. Bevor wir gehen mussten und Vater starb. Vielleicht war ich sieben Jahre alt. Ja, ich glaube, ich war sieben.

      Ich erinnere mich an meine kleine Stadt Schönberg. Ein Städtchen, rundum Hügel, in der Ferne die hohen Berge, ein Schloss und ein mittelalterlicher Stadtkern, Kopfsteinpflaster und Lehmstraßen. Wenn es regnete, gab es riesige Pfützen. Wir haben es Schönberg genannt. Aber wir waren ja auch Deutsche. Mit den Tschechen haben wir nicht geredet.


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