Gesammelte Werke: Science-Fiction-Romane + Abenteuerromane + Erzählungen. Dominik Hans
haben, die uns an den Angaben Ihres Passes zweifeln lassen. Nach Ihrem Paß und nach Ihrer Eintragung im Fremdenbuch Ihres Hotels sind Sie hierhergekommen, um für die deutsche Presse tätig zu sein. Das erscheint uns nicht mehr recht glaubhaft.«
»Und ich weiß nicht, Herr Kommissar, was Sie dazu berechtigt… nein, von Berechtigung kann gar keine Rede sein… was Sie dazu veranlaßt, an meinen Angaben zu zweifeln…?«
»Mancherlei, Herr von Iversen. Es gibt für einen Pressevertreter eine ganze Menge sehenswerter Dinge in Madrid. Gärten, Paläste, Theater, Museen und dergleichen. Aber es ist uns unverständlich, was ein Pressevertreter in einer abgelegenen Vorortstraße zu suchen hat…«
»Ist es etwa verboten, eine öffentliche Straße zu betreten, auch wenn sie zufällig still ist und in einem Vorort liegt?«
»Das nicht, Senor. Aber es erweckt eben Zweifel an der Richtigkeit Ihrer Angaben.«
»Das ist Schikane, Herr Kommissar. Niederträchtige Schikane! Ein schreiender Mißbrauch der Gewalt gegenüber einem harmlosen Reisenden.«
»Ihre Auffassung dieser Angelegenheit interessiert mich sehr wenig, Herr von Iversen. Jedenfalls muß ich Sie bis auf weiteres hier festhalten. Wollen Sie bitte Ihre sämtlichen Papiere und Wertsachen hier auf diesem Tisch deponieren.«
»Das ist Gewalt, Herr… Ich protestiere dagegen. Ich verlange, daß man mir sofort Gelegenheit gibt, mit unserem Botschafter zu sprechen.«
»Diese Gelegenheit soll Ihnen selbstverständlich gegeben werden. Vorläufig ersuche ich Sie, meiner Weisung nachzukommen und Ihre Sachen dort zu deponieren. Ich würde es bedauern, wenn ich Gewalt anwenden müßte.«
Dabei drückte der Kommissar auf einen Knopf. Ein Schreiber und mehrere Polizisten traten in den Raum.
»Setzen Sie sich dorthin, Don Jose, und nehmen Sie ein genaues Verzeichnis der Papiere und Wertsachen dieses Herrn hier auf.«
Iversen zitterte vor verhaltener Wut. Einen Augenblick schoß es ihm durch den Sinn, daß das Manöver vielleicht von Eisenecker ausging, der sich seiner auf diese Weise entledigen wollte. Doch nein. Diesen Gedanken verwarf er bald wieder. So konnte sich seine Menschenkenntnis in dem doch nicht getäuscht haben.
Er leistete dem Befehl Folge. Seine Papiere, seine Brieftasche… Briefe von Harder an ihn, Eisenecker betreffend… seine Uhr, seine Ringe… alles wanderte auf den Tisch, und sorgsam notierte der Schreiber jedes Stück davon. Zusammen mit dem Protokoll schloß der Kommissar die Sachen umständlich in einem Safe ein.
»So, Herr von Iversen, wollen Sie jetzt diesem Herrn da folgen?« Dabei deutete der Kommissar auf einen Polizisten.
»Was soll das, Herr Kommissar, was fällt Ihnen ein?… Ich will mit dem Botschafter sprechen!…«
»Später, Herr. Folgen Sie jetzt dem Beamten!«
Eine schwere Hand legte sich auf Iversens Schulter. Ein zweiter Polizeibeamter trat hinter ihn. Eine Minute später fiel die schwere eisenbeschlagene Tür einer Gefängniszelle hinter ihm ins Schloß.
Der schöne Trick mit dem Hut, den der Wind dem Auto Jolanthes von Karsküll zuwehte… der Trick, auf den Iversen innerlich so stolz gewesen, war sehr danebengelungen. Dem scharfen Blick Jolanthes war das Gemachte dieses Manövers nicht entgangen.
Ein Verfolger?! Schon der Verdacht rechtfertigte peinlichste Untersuchung.
»Herein!« Eisenecker rief es vom Schreibtisch her und drehte sich um, als eine fremde Stimme an sein Ohr drang.
»Sind Sie Herr Friedrich Eisenecker?«
»Ja, was wollen Sie?«
Wieder das kurze Blinken der ominösen Erkennungsmarke.
»Ich bin von der politischen Polizei und möchte Ihren Paß einsehen.«
»Bitte sehr, bedienen Sie sich.«
»Gut, Senor! Ihr Paß ist in Ordnung. Trotzdem muß ich Sie bitten, mir für kurze Zeit auf die Polizeistation zu folgen.«
Ein flüchtiges Lächeln huschte über die Züge Eiseneckers.
»Es hätte wenig Zweck, der politischen Polizei eine Bitte abzuschlagen. Ich stehe zu Ihrer Verfügung, mein Herr.«
Sie standen vor dem Kommissar.
»Sie sind Herr Eisenecker aus Deutschland.«
»Jawohl, Herr Kommissar.«
»Bitte, wollen Sie Platz nehmen! Sie waren schon früher im Lande, Herr Eisenecker. Noch vor dem Kriege?«
»Jawohl, Herr Kommissar.«
»Sie bauten damals hier das große Kraftwerk bei Segovia…!«
»In der Tat, Herr Kommissar!«
»Sie machten heute einen längeren Besuch bei dem Obersten Gonzales?«
»Jawohl, Herr Kommissar. Der Oberst Gonzales stand damals als Hauptmann in Segovia. Ich bin seit langem mit ihm befreundet.«
»Gut, Herr Eisenecker, unsere Akten unterstützen Ihre Aussagen. Sie standen damals im Dienste der Riggers-Werke und haben diese Dienste wohl inzwischen verlassen?«
»In der Tat, Herr Kommissar. Ich tat es vor vier Jahren. Aber ich verstehe nicht recht, aus welchem Grunde…«
»Sie werden es sehr bald verstehen, Herr Eisenecker. Bitte, überlegen Sie sich recht genau, was Sie antworten wollen… Glauben Sie, daß es Gründe geben könnte, welche die Direktion der Riggers-Werke veranlassen könnten, einen Privatdetektiv hinter Ihnen herzuschicken?«
»Was?… Was? Einen Privatdetektiv hinter mir?… Die Riggers-Werke? Ist das wahr?«
»Es hat den Anschein!«
»Und welche Anhaltspunkte haben Sie dafür?«
»Darüber möchte ich mal zunächst nichts sagen.«
»Gestatten Sie, daß ich einen Augenblick darüber nachdenke. Die Nachricht ist eine große Überraschung für mich.«
»Bitte!«
Eisenecker sann lange nach. Der Wechsel der Gedanken spiegelte sich in seinem Gesicht. Zuletzt ein Lächeln.
»Herr Kommissar. Von meinem Standpunkt aus gesehen gibt es keine Gründe für ein derartiges Vorgehen der Riggers-Werke.«
»Des Generaldirektors Harder, meinen Sie.«
»Gewiß, Herr Kommissar. Das bedeutet dasselbe. Der Generaldirektor Harder. Ja! Vielleicht, daß er aus einem falschen Verdacht heraus… das erscheint mir wiederum recht unglaubwürdig… Aber immerhin… vom rein menschlichen Standpunkt aus wäre es begreiflich… Also glaube ich Ihre Frage dahin beantworten zu können. Ja! Es wäre möglich, daß Herr Generaldirektor Harder mir einen Privatdetektiv auf die Fersen gesetzt hätte.«
»Näher wollen Sie sich nicht auslassen?«
»Nein!«
»Dann, Herr Eisenecker, bleibt nur noch übrig, Sie mit diesem Herrn zu konfrontieren.«
Dabei winkte der Kommissar einem Soldaten im Hintergrund. Die Tür öffnete sich, und von einem Sergeanten geführt, trat Iversen in den Raum. Beim Anblick Eiseneckers verhielt er den Schritt und starrte ihn verwundert an. Der Kommissar, der ihn scharf beobachtete, hieß ihn Platz nehmen.
»Herr von Iversen, kennen Sie diesen Herrn?«
»Jawohl, es ist Herr Friedrich Eisenecker.«
»Herr Eisenecker, kennen Sie den Herrn?«
»Nein, ich habe ihn nie gesehen. Jedoch erinnere ich mich des Namens. Es bestehen da, soviel ich weiß, verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Harder und Iversen.«
»Hm!« Der Kommissar kraulte sich hinter dem Ohr und überlegte lange.
»Die Briefe!«
Sie wurden