Depression. Das Richtige tun. Dr. Christine Hutterer
einer Depression eine gute Strategie?
Symptome einer Depression sind (unter anderem) Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Betroffene haben das Gefühl, sich ausruhen zu müssen. Aber Erholung im Sinne von Nichtstun führt nicht zu einer Besserung, häufig sogar eher zu einer Verschlechterung der Symptome. Aktivität ist deswegen während einer depressiven Phase wichtig und der Betroffene sollte möglichst dazu ermuntert werden. Dennoch kann es sein, dass es ihm an einzelnen Tagen nicht möglich ist, aktiv zu sein. Wie Sie damit umgehen und wie Sie den Betroffenen zu Aktivitäten ermuntern, ohne Druck auszuüben, erfahren Sie in Kapitel 3 ab S. 92.
Meiner Frau geht es sehr schlecht. Trotzdem will sie nicht zum Arzt. Was kann ich tun?
Eine Depression verändert die Denkmuster der Betroffenen zum Teil sehr stark. Für Ihre Frau fühlt es sich so an, als würde ihre Situation nie wieder besser werden, als gäbe es keine Möglichkeiten, ihr zu helfen, und als hätte sie Hilfe gar nicht verdient. Das erklärt, warum Betroffene häufig (erst mal) nicht zum Arzt möchten. Erklären Sie Ihrer Frau, dass eine Depression eine Krankheit ist, die gut behandelt werden kann, und dass es ihr wieder besser gehen wird, wenn sie sich behandeln lässt. Der Hausarzt ist ein guter Ansprechpartner und ein Termin ist für viele Betroffene leichter umzusetzen als bei einem Facharzt. Mehr dazu erfahren Sie in Kapitel 1 ab S. 25. Ausführlichere Informationen über die Behandlungsmöglichkeiten erhalten Sie im Kapitel 4 ab S. 123.
Ich habe Angst, meine Schwester in eine psychiatrische Klinik zu bringen. Kommt sie da auch wieder raus?
Eine psychiatrische Klinik ist ein Krankenhaus wie jedes andere auch. Ihre Schwester erhält dort die bestmögliche Behandlung und ist für die Zeit des Aufenthalts gut versorgt. Mehr dazu erfahren Sie in Kapitel 4 ab S. 132. Wenn der Betroffene konkrete Suizidgedanken äußert, ist sofortige Hilfe und eine stationäre Unterbringung zum Schutz der Betroffenen unbedingt notwendig (mehr dazu ab S. 112). Machen Sie sich auch in einer solchen schweren Situation klar, dass die Betroffene in der Klinik wirksame Hilfe erhält – und selbstverständlich wieder entlassen wird, sobald sich ihr Zustand ausreichend gebessert hat.
Meine Partnerin lehnt alles ab, was ich vorschlage. Wie kann ich damit umgehen?
Die Begleitung eines depressiv erkrankten Menschen kann sehr anstrengend und verletzend sein. Besonders die Ablehnung, die Sie erfahren, wenn Ihre Angebote immer wieder ins Leere laufen, nagt am eigenen Selbstwertgefühl und kann wütend machen. Wichtig ist zu verstehen, dass der Erkrankte nicht Sie persönlich ablehnt. Mehr dazu erfahren Sie in Kapitel 3 ab S. 98. Dieses Verständnis allein ändert aber wenig an der enormen Belastung, die die Begleitung eines depressiv Erkrankten für Angehörige darstellt. Wie Sie sich selbst stärker in den Blick nehmen, erfahren Sie bereits in Kapitel 2 ab S. 49. Wie Sie das im Alltag umsetzen können, lesen Sie in Kapitel 5 ab S. 156.
Am liebsten würde ich einfach mal allein ein Wochenende wegfahren. Aber wäre das nicht egoistisch?
Angehörige und auch Freunde von Menschen mit Depressionen, insbesondere Partner, haben ein starkes Gefühl der Verpflichtung. Sie glauben, rund um die Uhr zur Verfügung stehen zu müssen. Häufig führt das zu großer Belastung oder sogar Überlastung. Doch Ihre Aufgabe als Angehörige ist nicht, sich vollkommen aufzureiben. Machen Sie sich klar, dass Sie den Kranken nur unterstützen, aber nicht heilen können. Außerdem tragen Sie auch eine Verantwortung für sich selbst. In Kapitel 5 ab S. 149 erfahren Sie, wie Sie Ihre Grenzen erkennen und gut für sich sorgen und warum das nicht egoistisch ist.
Es ist wichtig, sich klarzumachen, dass es Wege aus der Depression gibt.
Etwas muss geschehen!
Eine Depression verursacht großes Leid, nicht nur bei den Betroffenen selbst, sondern auch bei den Menschen in deren Umfeld. Machen Sie sich klar, dass diese Erkrankung der Seele behandelbar ist. Sie können etwas tun und sollten daher handeln!
Wo stehen Sie?
Je nachdem, in welcher Situation Sie dieses Buch lesen, sind Sie sich vielleicht noch gar nicht sicher, ob die Ihnen nahestehende Person wirklich an einer Depression leidet. Sie nehmen aber eine Veränderung wahr, die Ihnen große Sorgen macht. Diese Sorge sollten Sie unbedingt ernst nehmen! Es kann sein, dass die betroffene Person zurückgezogener oder antriebsloser ist als früher. Wie Sie damit umgehen können, wenn Sie die Krankheit vermuten, sich aber noch nicht sicher sind, erfahren Sie ab S. 11.
Vielleicht haben Sie aber auch längst Gewissheit, dass Ihr Angehöriger an einer Depression leidet. Dennoch oder gerade deshalb kann es sein, dass Sie sich hilflos fühlen und am Ende Ihrer Kräfte sind. Dem Betroffenen geht es während einer depressiven Episode schlecht und die Menschen im Umfeld wissen nicht mehr, was sie praktisch tun können und wie sie auf den Betroffenen reagieren sollen. Häufig fühlen sich Angehörige von Menschen mit schweren Depressionen regelrecht zur Randfigur degradiert. Es scheint eine Spirale ohne Ausgang. Das kränkt und macht wütend.
Möglicherweise versuchen Sie auch schon längere Zeit, den Betroffenen zu unterstützen, und es fühlt sich für Sie so an, als könnten Sie ihm und der Krankheit nicht gerecht werden. Die Situation wird durch Ihren Job, die Familie, den Haushalt, Freunde, Hobbys, eigene Sorgen oder Probleme und sonstige Verpflichtungen noch angespannter. Zugleich wächst