Depression. Das Richtige tun. Dr. Christine Hutterer

Depression. Das Richtige tun - Dr. Christine Hutterer


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wird es, wenn Sie befürchten, dass sich der Betroffene etwas antun könnte. Diese Angst nimmt noch zu, wenn es in der Vergangenheit bereits einen Suizidversuch gab oder wenn der Betroffene entsprechende Andeutungen macht. In einer solchen Situation kommen viele Angehörige an ihre Belastungsgrenze und sie wissen nicht, wie es weitergehen soll.

      Aber wichtig ist, sich klarzumachen, dass es Wege aus der Depression gibt. Es gibt Hilfe – für den Betroffenen, der unter einer Krankheit leidet, die gut behandelbar ist. Und auch für Sie, denn Sie müssen als Angehöriger nicht die gesamte Last allein tragen.

      Ist es eine Depression?

      Die Anzeichen und Symptome einer Depression zu (er)kennen ist ein wichtiger Schritt, um zu verstehen, wie es Ihrem Angehörigen geht und was Sie tun können.

      image Sie vermuten, dass ein Mensch, der Ihnen nahesteht, an einer Depression erkrankt ist. Oder Sie fragen sich, ob Ihr Angehöriger eine Depression hat oder ob es sich „nur“ um eine depressive Verstimmung, eine andere psychische oder eine körperliche Erkrankung handelt. Vielleicht überlegen Sie sich auch, ob es überhaupt etwas Ernstes ist oder ob Sie in die Veränderung, die Sie beobachtet haben, zu viel hineininterpretieren. In jedem Fall gilt:

      image Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl!

      Allein, dass Sie sich Gedanken darüber machen, ob Ihr Angehöriger oder Freund an einer Depression oder einer anderen psychischen Erkrankung leiden könnte, ist ein Indiz dafür, dass etwas nicht „normal“ ist. Zwar reicht das Bauchgefühl allein nicht für eine Diagnose, doch es sollte Sie darin bestärken, die Symptomatik durch Fachkräfte abklären zu lassen.

      Angehörige und enge Freunde sind nah dran an einem lieben Menschen. Darum fällt ihnen oft früher als anderen auf, dass etwas nicht stimmt. Manchmal lässt sich zu Beginn nicht genau greifen, was sich verändert hat. Häufig äußert sich eine Depression nicht schlagartig, sondern entwickelt sich über einige Wochen. Doch diese Veränderungen zu „vorher“ ist genau das, was wichtig ist. Fragt man Experten, woran man merken kann, dass ein Angehöriger eventuell eine Depression hat, antworten sie immer: an einer grundlegenden Veränderung.

      Veränderungen – ein Warnsignal

      Aber was bedeutet das konkret? Einerseits kennt jeder Einzelne Symptome, die typisch für eine Depression sind, aus eigener Erfahrung. Denn wer war nicht schon niedergeschlagen, antriebslos, hatte Schlafstörungen oder konnte sich mal nicht konzentrieren? Das kommt immer wieder einmal vor, sei es, weil man Sorgen hat oder bei der Arbeit unter Druck steht oder weil sich ein Infekt anbahnt. Andererseits gibt es durchaus Anzeichen, woran Sie festmachen können, ob es nur eine „normale“ Verstimmung oder schon in Richtung der Erkrankung Depression geht. Eine Orientierung gibt Ihnen die die Checkliste ab S. 12.

      Typische Symptome einer Depression

      Für die Frage, ob eine Depression vorliegt, arbeiten Ärzte und Psychologen mit dem internationalen Krankheitsregister ICD. Danach müssen mindestens zwei Haupt- und zwei Zusatzsymptome über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen und über die meiste Zeit des Tages vorliegen. Je mehr Symptome vorliegen, desto schwerer ist die Depression. Die eigentliche Diagnose kann aber nur ein Arzt stellen!

       Die Hauptsymptome sind:

      imageDepressive, gedrückte Stimmung an fast allen Tagen für die meiste Zeit des Tages, vom Betroffenen selbst berichtet (z. B. fühlt sich traurig oder leer) oder von anderen beobachtet (z. B. erscheint den Tränen nahe).

      imageInteressenverlust und Freudlosigkeit an allen oder fast allen Aktivitäten, damit einhergehend Rückgang der Aktivität und Verlangsamung sowohl bei Alltagstätigkeiten (Haushalt, Körperpflege, Berufstätigkeit) als auch von bisher als erfreulich und anregend empfundenen Hobbys und Freizeitaktivitäten.

      imageVerminderung des Antriebs und erhöhte Ermüdbarkeit, deutliche Müdigkeit schon nach leichten Anstrengungen.

       Zusatzsymptome sind:

      imageVerminderte Konzentration und Aufmerksamkeit, teilweise verminderte Fähigkeit zu denken. Mit einher geht häufig die Schwierigkeit, Entscheidungen zu treffen.

      imageVermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen. Betroffene zweifeln an ihren Fähigkeiten und trauen sich vieles nicht mehr zu.

      imageSchuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit, die in keinem Verhältnis zur Realität stehen.

      imageNegative und pessimistische Zukunftsperspektiven begleiten die Erwartungen an Ereignisse in der Zukunft. Sie sind unrealistisch negativ und pessimistisch verzerrt. Betroffene glauben auch, dass ihre depressive Störung sich nicht mehr bessern werde.

      imageSchlafstörungen, beispielsweise mit Schwierigkeiten ein- oder durchzuschlafen oder Erwachen früh morgens. Das Schlafbedürfnis ist häufig erhöht, Betroffene fühlen sich fast immer müde.

      imageDeutlicher Gewichtsverlust ohne Diät oder Gewichtszunahme (mehr als 5 Prozent des Körpergewichts in einem Monat). Eine Depression geht häufig mit verändertem Appetit einher. In den meisten Fällen verlieren Betroffene ihren Appetit und in der Folge Gewicht, in manchen Fällen wird der Appetit aber auch gesteigert und Betroffene nehmen deutlich an Gewicht zu.

      imageHäufige weitere Merkmale sind u. a. ein Morgentief mit besonders schlechter Stimmung am Morgen und deutlicher Verlust des sexuellen Interesses (Libidoverlust).

      Neben den in der Checkliste genannten Symptomen gibt es noch eine Reihe weiterer Anzeichen, die eine Depression begleiten können, sogenannte somatische Symptome. Dazu gehören diffuse körperliche Beschwerden wie Magen-, Kopf- oder Rückenschmerzen, Schwindel oder Engegefühle in der Brust, für die keine organischen Ursachen gefunden werden können. Häufig sind das sexuelle Verlangen und Interesse vermindert.

      So fühlt sich eine Depression an

      Auflistungen der Symptome einer Depression helfen nur bedingt, die Erkrankung wirklich zu verstehen. Sie bleibt für viele Menschen schwer greifbar. Gefühle wie Traurigkeit und Niedergeschlagenheit kennen die meisten. Fast jeder hat schon einmal eine schwere Zeit erlebt, in der er beispielsweise wegen des Todes eines nahestehenden Menschen getrauert oder sich nach dem Verlust der Arbeitsstelle, nach einer Trennung vom Partner, aufgrund einer schweren Erkrankung oder Verletzung erschöpft, niedergeschlagen und hoffnungslos gefühlt hat. Doch irgendwie ging es weiter. Irgendwoher, tief aus dem Inneren konnte


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