Depression. Das Richtige tun. Dr. Christine Hutterer

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target="_blank" rel="nofollow" href="#fb3_img_img_92e32fd5-350b-51f9-b5af-b8dc5e792bc0.jpg" alt="image"/>„Ich mache mir Sorgen um dich.“

      image„Ich habe das Gefühl, dass Du dich in den letzten Wochen stark verändert hast.“

      image„Mir ist aufgefallen, dass du in den letzten Wochen/Monaten nicht mehr zum Sport gehst. Auch gemeinsame Unternehmungen von uns beiden sind weniger geworden.“

      image„Ich merke, dass du in letzter Zeit oft traurig und niedergeschlagen bist.“

      image„Ich habe das Gefühl, dass du im Alltag/ in der Arbeit/mit den Kindern nicht mehr so gut zurechtkommst.“

      image„Ich höre dir gerne zu, wenn du Probleme oder Sorgen hast, über die du sprechen möchtest.“

      image„Ich bekomme mit, dass es dir nicht gut geht. Hast du schon einmal daran gedacht, mit deinem Hausarzt zu sprechen?“

      Versuchen Sie, auch wenn Sie sich große Sorgen machen, nicht in Panik zu verfallen und den Betroffenen zu etwas zu drängen. Sie können Hilfe anbieten und Ihre Besorgnis ausdrücken. Doch Vorwürfe oder ein Ultimatum für einen Arzttermin bringen nichts. Im Gegenteil. Auf zu großen Druck wird sich ein depressiv Erkrankter weiter zurückziehen und noch weniger zugänglich werden. Vielleicht können Sie Ihrem Angehörigen vorschlagen, einen Selbsttest durchzuführen wie den auf S. 22, der zwar nicht dieselbe Aussagekraft hat wie die Untersuchung bei einem Arzt, aber erste Hinweise geben oder dem Betroffenen aufzeigen kann, dass seine Beschwerden ernst zu nehmen sind.

      So unterstützen Sie, dass der Betroffene sich Hilfe holt

      Wenn Sie mit dem Betroffenen über Ihre Sorgen gesprochen haben und dieser selbst sieht, dass etwas passieren sollte, können Sie ihm auch beim nächsten Schritt helfen. Viele Betroffene benötigen nämlich Unterstützung, um sich professionelle Hilfe zu suchen und diese annehmen zu können.

      Wie bereits erwähnt, verhindern die negativen Gedanken und Schuldgefühle während einer Depression häufig, dass Betroffene überhaupt Hilfe suchen möchten. Hinzu kommt oft die Angst, als „verrückt“ oder „Psycho“ zu gelten. Als Vertrauensperson können Sie dem Betroffenen vermitteln, dass diese Befürchtung nicht gerechtfertigt ist. Wenn Sie Menschen kennen, die schon wegen einer Depression oder einer anderen psychischen Erkrankung behandelt wurden, oder Sie selbst vielleicht auch bereits einmal Hilfe bei psychischen Belastungen in Anspruch genommen haben, dann können Sie davon berichten, um dem Betroffenen die Angst zu nehmen. Erklären Sie, dass es erst einmal darum geht, Gewissheit darüber zu bekommen, was ihm fehlt. Sollte es sich um eine Depression handeln, so ist das eine Krankheit wie viele andere auch. Man ist nicht schuld daran.

      Bei körperlichen Begleiterscheinungen einer Depression, wie Rückenschmerzen oder Magen-Darm-Beschwerden, besteht zudem oft das Problem, dass viele Menschen sich nicht vorstellen können, dass diese ihre Ursache in einer psychischen Störung haben könnten. „Ich bilde mir doch nicht ein, dass mein Rücken weh tut“, ist eine typische Reaktion. Machen Sie in diesem Fall sich selbst und dem Betroffenen klar, dass es nicht darum geht, die Beschwerden als „Einbildung“ abzutun.

      image Die Beschwerden sind keine Einbildung!

      Das seelische Wohl- oder Unwohlbefinden wird in unserer Gesellschaft häufig vom körperlichen Wohlbefinden getrennt. Manche Menschen mit Depressionen gehen daher von einem Facharzt zum nächsten, durchlaufen umfangreichste Diagnostik, ohne dass sich eine organische Ursache findet. Doch um sich bewusst zu machen, wie eng Körper und Seele verzahnt sind, reicht schon ein genauerer Blick auf unsere Sprache: Nicht ohne Grund sprechen wir beispielsweise davon, dass jemandem „etwas auf den Magen schlägt“. Auch dass Tränen fließen, wenn man traurig oder gerührt ist, zeigt, wie ein Gefühl sichtbare körperliche Reaktionen hervorruft – und niemand käme auf die Idee, zu behaupten, man würde sich die Tränen nur einbilden!

      Der WHO-5-Wohlbefindensindex ist ein häufig verwendetes Screening-Instrument zur Feststellung von Depressivität. Die folgenden Aussagen beziehen sich auf das Wohlbefinden in den letzten zwei Wochen. Ihr Angehöriger sollte bei jeder Aussage die Angabe markieren, die seiner Meinung nach am besten beschreibt, wie er sich in den letzten zwei Wochen gefühlt hat.

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      Addieren Sie nun die Punkte der Antworten zusammen. Eine Gesamtsumme von 13 oder weniger Punkten ist ein Hinweis auf eine behandlungsbedürftige Depression.

      Quelle: WHO-5-Wohlbefindensindex

      Nicht zuletzt ist es wichtig, dass der Betroffene davon überzeugt ist, dass eine Behandlung Besserung bringen kann. Diese Zuversicht fehlt depressiv erkrankten Menschen jedoch häufig. Auch an dieser Stelle können Sie Ihren Angehörigen unterstützen. Wenn der Antrieb fehlt, einen Arzt oder Psychotherapeuten zu suchen, einen Termin zu vereinbaren und den Termin wahrzunehmen, können Sie helfend zur Seite stehen und ihm gut zureden.

      Überrumpeln für einen guten Zweck?

      Die Kontaktaufnahme mit einem Arzt oder einem Therapeuten sollten Sie normalerweise nur dann übernehmen, wenn der Betroffene Sie darum bittet. Wenn dieser sich jedoch überhaupt nicht dazu überwinden kann, weil es ihm vielleicht einfach nicht möglich ist, ein bisschen Kraft und Hoffnung zu schöpfen, kann es ausnahmsweise auch sinnvoll sein, ihn zu überrumpeln. Grundvoraussetzung dafür ist, dass zwischen Ihnen beiden ein gutes Vertrauensverhältnis besteht und der Betroffene weiß, dass Sie ihm helfen möchten.

      In diesem Fall können Sie ein Termin mit dem Hausarzt vereinbaren. Wenn Sie fürchten, dass der Betroffene nicht mitkommen wird, so sagen Sie ihm erst kurz vorher Bescheid, damit nicht viel Zeit bleibt, um Gegenargumente zu sammeln. Üben Sie auch in dieser Situation keinen Druck aus, aber fordern Sie ihn klar und bestimmt auf, mit Ihnen zum Arzt zu gehen, etwa so: „Zieh dich an, wir gehen jetzt zusammen zu deinem Hausarzt. Es ist gut, wenn dich ein Profi anschaut. Wenn der sagt, dass alles in Ordnung ist, dann wissen wir es wenigstens. Ansonsten hat er vielleicht Ideen, was dir helfen könnte.“

      Was ist, wenn der Betroffene keine Hilfe will?

      Schwierig wird es, wenn die Krankheitssymptome scheinbar offensichtlich sind, der Betroffene sich aber weigert zu erkennen, dass er eine Depression hat. Das setzt Angehörige und Freunde unter Druck, weil sie einerseits sehen, dass es einem nahestehenden Menschen schlecht geht, und wissen, dass ihm mit einer Behandlung geholfen werden könnte, ihnen aber andererseits die Hände gebunden sind. Zugleich wächst die Last der (gefühlten) Verantwortung, weil weiterhin professionelle Unterstützung fehlt.

      Die fehlende Einsicht des Betroffenen erscheint Ihnen vielleicht völlig unverständlich. Doch, wie bereits erwähnt, eine Depression verändert das Denken und Fühlen auf eine solche Weise, dass betroffene Menschen daran gehindert werden, sich Hilfe zu suchen. Die negative Sicht auf sich selbst und das Gefühl, schuldig zu sein, führt häufig dazu, dass sie denken und äußern, dass sie es gar nicht verdient hätten, Hilfe zu bekommen. Zu verstehen, dass dies ein Aspekt der Krankheit ist, kann Ihnen bis zu einem gewissen Grad helfen, damit umzugehen.

      Das ändert aber natürlich nichts daran, dass diese Situation für Sie sehr schwer zu ertragen ist. Ihr Bedürfnis, Druck auf den Betroffenen auszuüben, kann groß sein.


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