Depression. Das Richtige tun. Dr. Christine Hutterer

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rel="nofollow" href="#fb3_img_img_577ef9d1-7f97-552e-9839-a14544495633.jpg" alt="image"/> Depressionen sind alles andere als selten: Jeder Fünfte erlebt mindestens einmal im Leben eine depressive Episode, weltweit sind zehnmal mehr Menschen an Depressionen erkrankt als an Krebs.

      Häufige Faktoren, die bei der Entstehung und Auslösung einer Depression eine Rolle spielen, sind:

      imageStress. Eine chronische körperliche Stressreaktion wird als bedeutender Auslöser für Depressionen gesehen. Daneben kann eine intensive Stresserfahrung, beispielsweise durch eine traumatische Erfahrung in der Kindheit, die körperliche Antwort auf akuten Stress beeinflussen, zum Beispiel beim Sprechen vor Zuschauern oder beim Arbeiten unter Druck. Die Menge an Stresshormonen ist bei diesen Personen häufig größer als bei Personen ohne Kindheitstrauma. Wissenschaftler glauben deswegen, dass frühe Traumata kleine Änderungen auf der Ebene der Gehirnzellen oder der Botenstoffe bewirken können, die bei erneutem Stress entscheidend sein können.

      imageSchilddrüse. Einen erheblichen Einfluss auf die Psyche haben die von der Schilddrüse produzierten Hormone. Sowohl eine Überfunktion als auch eine Unterfunktion der Schilddrüse geht mit psychischen oder körperlichen Symptomen einher, die auch bei einer Depression auftreten können (z. B. Schlafstörungen, Müdigkeit, Schwäche, ängstliches oder schreckhaftes Verhalten, starker Gewichtsverlust, Konzentrationsstörungen, depressive Verstimmungen). Deshalb ist es wichtig, entsprechende Untersuchungen bei Ihrem Angehörigen durchzuführen, was der Hausarzt oder Psychiater in der Regel automatisch veranlassen wird.

      imageWeibliche Geschlechtshormone. Auch weibliche Geschlechtshormone wie Östrogen und Progesteron beeinflussen die Psyche. In typischen Situationen, in denen die weiblichen Hormone sich umstellen, zum Beispiel in der Pubertät, während und nach der Schwangerschaft, in den Wechseljahren und auch im Monatszyklus, kann ein Ungleichgewicht zu Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Reizbarkeit und anderen Symptomen führen, und Depressionen treten bei Frauen häufig in diesen Phasen der Veränderung auf.

      imageDepressive Symptome als Nebenwirkung von Medikamenten. Eine Reihe von Medikamenten kann depressive Störungen und Symptome auslösen. Dazu gehören auch häufig verschriebene Medikamente, wie beispielsweise Steroidhormone, Blutdruck- und Herzmedikamente (z. B. Beta-Blocker), hormonelle Verhütungsmittel („Pille“ etc.) und viele weitere. Besonders bei der Einnahme mehrerer Medikamente steigt das Risiko, eine medikamentenbedingte Depression zu entwickeln. Sollte Ihr Angehöriger Medikamente einnehmen, sollte mit dem behandelnden Arzt über die Beobachtungen gesprochen werden. Werden bestimmte Medikamente als (wahrscheinliche) Ursache identifiziert, kann das Absetzen innerhalb von einigen Wochen oder Monaten dazu führen, dass sich die Depression zurückbildet. Medikamente sollten jedoch keinesfalls ohne Rücksprache mit dem Arzt abgesetzt werden.

      Verstehen und helfen

      Wochenbettdepressionen ernst nehmen. Bei etwa jeder zehnten Frau lösen Geburt und das Muttersein keine Glücksgefühle aus, sondern stellen den Beginn einer Depression dar. Da die Beschwerden meist in den ersten drei Monaten nach der Geburt einsetzen, spricht man von Wochenbettdepression oder postpartaler Depression. Besonders schlimm ist das für betroffene Frauen, weil sie merken, dass sie sich nicht über das Baby freuen können, den Erwartungen des Umfelds nicht gerecht werden können und sich daher als schlechte Mutter fühlen. Angehörige sollten Frauen, die in der Zeit nach der Geburt über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen niedergeschlagen und freudlos sind, dazu ermutigen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine erste Möglichkeit ist, das Gespräch mit der betreuenden Hebamme zu suchen.

      Wenn kein Auslöser erkennbar ist

      Verständlicherweise suchen Betroffene nach dem auslösenden Moment, der Krise, dem Trauma, allgemein der Ursache für die Depression. Auch Sie als Angehöriger möchten verstehen, warum der geliebte Mensch erkrankt ist, obwohl er doch vorher ganz anders war. Die verschiedenen möglichen Ursachen zeigen auch, dass es wichtig ist, nach konkreten Auslösern zu suchen, zumal sich einige der körperlichen Ursachen sogar sehr einfach behandeln lassen.

      In vielen Fällen wird jedoch keine körperliche Ursache für die Depression gefunden. Ebenso wenig ist immer ein traumatisches (Kindheits-)Ereignis bekannt, das ursächlich sein könnte. Manche Depressionen treten ohne klar nachvollziehbaren Auslöser auf. Meist liegt es dann an einer Kombination aus erblichen und Umweltfaktoren, aus Entwicklungs- und Persönlichkeitsfaktoren und neurobiologischen Störungen. Dann sieht es so aus, als gäbe es keinen Grund, weil wahrscheinlich keiner der Parameter allein ausreichen würde, um die Krankheit auszulösen.

      Auch wenn man sich wünscht, zu verstehen, warum der Angehörige die Krankheit bekommen hat, ist es nicht zielführend, sich auf die Suche nach einer eindeutigen Ursache zu versteifen. Vielmehr sollte der Fokus darauf gerichtet werden, die Krankheit als vorhanden zu akzeptieren und im Hier und Jetzt nach dem bestmöglichen Umgang damit zu suchen.

      Verlauf in Phasen

      Depressionen können nicht nur in unterschiedlicher Stärke bzw. Schwere auftreten, sondern unterscheiden sich auch dadurch, ob es eine einmalige Episode ist oder ob sie wiederkehrt. Unbehandelt dauert eine Erkrankungsphase meist zwischen sechs und zwölf Monaten. Durch eine professionelle Behandlung verkürzen sich sowohl die Dauer als auch die Schwere der Symptome.

      Wird erstmalig eine Depression diagnostiziert, weiß weder der Erkrankte noch der Arzt, ob es sich um eine einmalige Phase handelt oder nicht. Weit häufiger als eine einzige Episode ist jedoch das wiederholte Auftreten. Etwa 60 Prozent erleben mindestens zwei Episoden. Interessanterweise können sich erneute Episoden deutlich von den vorangegangenen unterscheiden, sodass manche Erkrankte von der Art der Ausprägung selbst überrascht werden und die Beschwerden nicht gleich als eine neue depressive Phase erkennen. Häufiger ist es jedoch so, dass sich die Episoden ähneln. Während der Therapie erarbeiten Erkrankte, wie die Depression bei ihnen begonnen hat und auf welche frühen Anzeichen sie achten können, um bei einer erneuten Erkrankung schnell reagieren zu können.

      Bei etwa jedem zehnten Erkrankten dauert die depressive Episode länger als zwei Jahre. In dieser Zeit kann die Intensität der Symptome schwanken, doch sie gehen nie ganz weg. Bei diesen Patienten spricht man von einer chronischen Depression.

      Abgrenzung zur einer bipolaren Störung

      Bei wiederkehrenden Formen der Depression wird zusätzlich zwischen unipolarer und bipolarer Ausprägung unterschieden. Während Betroffene einer unipolaren Depression nur ein Extrem kennen, wechseln


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