In der Waldklause - Märchen für kleine und große Kinder bis zu 80 Jahre und darüber. Augustin Wibbelt

In der Waldklause - Märchen für kleine und große Kinder bis zu 80 Jahre und darüber - Augustin Wibbelt


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rel="nofollow" href="#u51f16b37-473d-5456-93b6-4985a3e8d58b">Im Feengärtlein

       Herr Sommerwind

       Der kleine Däumling

       Frau Gewitterwolke

       Der Regenbogen

       Die Abordnung

       Verteilung der Rollen

       Das Theater

       Herbst

       Marienfäden

       Die Hexen

       Die alte Stritzebill

       Die verstopfte Wasserleitung

       Die Hexen-Austreibung

       Der Wundervogel

       Das goldene Ei

       Eine Überraschung

       Die Nikolaus Bescherung

       Das Krachmännchen

       Weihnachtsfreude

       Augustin Wibbelt

      Vorwort des Verlegers

      »O«

      Meine Großmutter Hilde nennen wir in der Familie nur »O«. »O« ist die Abkürzung für »Oma«, denn als ich auf die Welt kam, war meine Oma gerade Mitte vierzig und fühlte sich viel zu jung, um »Oma« genannt zu werden. Dieses Jahr hat sie ihren 93-sten Geburtstag gefeiert. O hat mich immer unterstützt, jederzeit hatte sie ein offenes Ohr und Verständnis für einen Jungen, der nicht so recht den Vorstellungen seiner Eltern entsprach. Bis heute stehe ich meiner Oma sehr nahe und dieses Buch ist Teil ihrer und auch meiner Familiengeschichte.

      Die Geschichte um dieses Buch begann in den 1930er Jahren. Meine Oma war damals sieben Jahre alt. Zu Weihnachten bekam sie ein Buch mit dem Titel »In der Waldklause« geschenkt. Ihr Vater las Ihr regelmäßig aus dem Buch vor, an dem sie schon bald sehr viel Freude hatte. Damals waren die Folgen des Ersten Weltkriegs noch nicht überstanden, doch schon ging im Land ein neues Gespenst um, das die gesamte Welt in einen noch schrecklicheren Krieg stürzen sollte. Meine Familie überlebte, und auch einige Habseligkeiten und Erbstücke – darunter drei der vier Waldklausner-Bände – konnten gerettet werden.

      Als die Schrecken des Krieges überstanden waren und endlich friedliche Zeiten anbrachen, heiratete meine Oma und brachte ihren Sohn Peter, meinen Vater, zur Welt. Ein paar Jahre später wurde meine Tante Susanne geboren, die beste Tante der Welt übrigens. Zu Weihnachten wurde wieder aus dem Waldklausner vorgelesen, und auch als ich auf die Welt kam, wurde dieser schöne Brauch fortgesetzt. So entstehen Familientraditionen.

      Vor vielen Jahren erfuhr ich, dass meiner Oma immer einer der Bände aus der Waldklausner-Reihe gefehlt hat, also machte ich mich auf die Suche. Doch die stellte sich als äußerst schwierig heraus, denn die Reihe war seit Jahrzehnten nicht mehr erhältlich. In den letzten Jahren habe ich immer wieder nach dem fehlenden Band gesucht, immer mit dem Wunsch, O diesen vierten Teil der Waldklausner-Geschichten schenken zu können. Als ich schon fast aufgeben wollte, wurde ich letztes Jahr in einem Antiquariat fündig. Inzwischen hatte ich selbst einen Verlag gegründet. So kam ich auf die Idee, nicht nur den fehlenden Band zu verschenken, sondern sämtliche Geschichten vom Waldklausner zusammenzutragen und einen Sammelband herauszubringen. Und nun halten Sie genau diesen in Händen.

      Die Geschichten selbst stammen aus einem anderen Jahrhundert. Der Verfasser war Pastor und somit sind seine Geschichten aus der Perspektive eines frommen, gottesfürchtigen Mannes verfasst. Handlungen und Moralvorstellungen passen daher oft nicht mehr in unsere moderne Welt. Die Geschichten mögen auf den einen oder anderen etwas seltsam wirken, vielleicht erscheinen sie nicht mehr zeitgemäß oder zumindest etwas aus der Zeit gefallen, ich jedoch verbinde damit wunderschöne Erinnerungen an Weihnachten und die Kindheit. Der Weg bis zur Veröffentlichung war eine Reise in die Vergangenheit, zu Erinnerungen an meinen verstorbenen Vater und vieles mehr. Es ist mein persönlichstes Buch.

      Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern besinnliche Lesestunden und schöne Erinnerungen. Dir liebe O und dir liebe Susy: Danke für alles.

       Euer Nicolai

      Einladung

      Ich bin es leid. Es wird immer wunderlicher in der Welt. Das ist ein Hasten und Rennen, ein Lärmen und Toben, dass einem alten Manne der Kopf schwindelig wird und die Ohren brummen. Ich gehe fort, ich ziehe in meine Waldklause. Habe mich lange genug geplagt und geplackt; jetzt will ich wenigstens einen ruhigen Lebensabend haben.

      Der Schneider soll mir einen langen, braunen Rock machen, warm und wetterfest, wie es sich für einen Waldbruder gehört. Beim Schuster bestelle ich dicke Sandalen, die lange vorhalten; im Sommer kann ich auch barfuß gehen, wie die lieben Tierlein. Dann lasse ich mir, so schnell es geht, einen langen, langen Bart wachsen, der mir Hals und Brust warm hält. Nächstes Jahr reicht er mir schon bis an den ledernen Gürtel. Einen Rucksack habe ich schon und einen dicken Knotenstock auch. Ein paar Töpfe sind leicht beschafft, und was sonst noch nötig ist, findet sich mit der Zeit zusammen. Es steht fest, ich ziehe in meine Waldklause.

      Wollt ihr wissen, wo sie liegt? Sie liegt hinter den sieben Bergen, über die Schneewittchen geklettert ist. Die sieben Zwerge sind meine Nachbarn und helfen mir mein Gärtchen zu bauen. Sie liegt mitten in dem Wald, in dem Hänsel und Gretel sich verirrt haben; aber die Knusperhexe ist, Gott sei Dank, tot. Sie ist in ihrem Backofen verbrannt, und der Wind hat die Asche verweht. Die Klause ist fest und stark gebaut, aus dicken Baumstämmen, und alle Ritzen sind mit Moos ausgestopft. Daneben fließt das klare Jungbrünnlein vom Felsen. Jedes Mal, wenn man daraus trinkt, wird man einen Tag jünger. Auch eine Laube ist da von Jelängerjelieber; sie blüht beinahe das ganze Jahr, und da sitze ich an heißen Sommertagen. Für den Winter liegt ein hoher Stapel Holz hinter der Klause, das heizt mir die Kälte weg. Es ist nicht gestohlen, der Förster Specht hat es mir geschenkt. Vorräte habe ich genug. Meister Hamster und Frau Eichhörnchen sind meine Lieferanten, und sie geben es billig. Musikanten habe ich einen ganzen Chor; sie spielen die allerneuesten Stücke umsonst, und wenn ich will, kann ich auch dazu tanzen. Aber das wäre eher etwas für euch, mir geht der Atem aus, wenn ich springe. Mir steht es besser an, aus meinem großen Buche zu beten. Dann läute ich vorher mit meinem Glöcklein, dass die Leute weit draußen auf dem Felde die Mütze abnehmen und sich von fern erbauen an dem frommen Waldbruder.

      Und schön ist es hier, wunderbar schön! Ihr glaubt es gar nicht. Die alten


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