Don Carlos. Friedrich Schiller

Don Carlos - Friedrich Schiller


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Liebe, ist Ihr Schmerz. Unendlich,

      Wie er, ist auch der Ruhm, ihn zu besiegen.

      Erringen Sie ihn, junger Held. Der Preis

      Ist dieses hohen, starken Kämpfers wert,

      Des Jünglings wert, durch dessen Herz die Tugend

      So vieler königlichen Ahnen rollt.

      Ermannen Sie sich, edler Prinz. – Der Enkel

      Des großen Karls fängt frisch zu ringen an,

      Wo andrer Menschen Kinder mutlos enden.

      carlos:

      Zu spät! O Gott, es ist zu spät!

      königin : Ein Mann

      Zu sein? O Karl! wie groß wird unsre Tugend,

      Wenn unser Herz bei ihrer Übung bricht!

      Hoch stellte Sie die Vorsicht – höher, Prinz,

      Als Millionen Ihrer andern Brüder.

      Parteilich gab sie ihrem Liebling, was

      Sie andern nahm, und Millionen fragen:

      Verdiente der im Mutterleibe schon

      Mehr als wir andern Sterblichen zu gelten?

      Auf, retten Sie des Himmels Billigkeit!

      Verdienen Sie, der Welt voranzugehn,

      Und opfern Sie, was keiner opferte!

      carlos:

      Das kann ich auch. – Sie zu erkämpfen, hab

      Ich Riesenkraft, Sie zu verlieren, keine.

      königin:

      Gestehen Sie es, Carlos – Trotz ist es

      Und Bitterkeit und Stolz, was Ihre Wünsche

      So wütend nach der Mutter zieht. Die Liebe,

      Das Herz, das Sie verschwenderisch mir opfern,

      Gehört den Reichen an, die Sie dereinst

      Regieren sollen. Sehen Sie, Sie prassen

      Von Ihres Mündels anvertrautem Gut.

      Die Liebe ist Ihr großes Amt. Bis jetzt

      Verirrte sie zur Mutter. – Bringen Sie,

      O, bringen Sie sie Ihren künft’gen Reichen

      Und fühlen Sie, statt Dolchen des Gewissens,

      Die Wollust, Gott zu sein. Elisabeth

      War Ihre erste Liebe. Ihre zwote

      Sei Spanien! Wie gerne, guter Karl,

      Will ich der besseren Geliebten weichen!

      carlos wirft sich, von Empfindung überwältigt, zu ihren Füßen:

      Wie groß sind Sie, o Himmlische! – Ja, alles,

      Was Sie verlangen, will ich tun. – Es sei!

       Er steht auf.

      Hier steh ich in der Allmacht Hand und schwöre –

      Und schwöre Ihnen, schwöre ewiges –

      O Himmel, nein! nur ewiges Verstummen,

      Doch ewiges Vergessen nicht.

      königin: Wie könnt ich

      Von Carlos fordern, was ich selbst zu leisten

      Nicht willens bin?

      marquis eilt aus der Allee:

      Der König!

      königin : Gott!

      marquis: Hinweg,

      Hinweg aus dieser Gegend, Prinz!

      königin: Sein Argwohn

      Ist fürchterlich, erblickt er Sie –

      carlos: Ich bleibe!

      königin:

      Und wer wird dann das Opfer sein?

      carlos zieht den Marquis am Arme: Fort, fort!

      Komm, Roderich!

       Er geht und kommt noch einmal zurück.

      Was darf ich mit mir nehmen?

      königin:

      Die Freundschaft Ihrer Mutter.

      carlos: Freundschaft! Mutter!

      königin:

      Und diese Tränen aus den Niederlanden.

       Sie gibt ihm einige Briefe. Karl und der Marquis gehen ab. Die Königin sieht sich unruhig nach ihren Damen um, welche sich nirgends erblicken lassen. Wie sie nach dem Hintergrunde zurückgehen will, erscheint der König.

      Sechster Auftritt

       König. Königin. Herzog Alba. Graf Lerma. Domingo. Einige Damen und

       Granden, welche in der Entfernung zurückbleiben.

      könig sieht mit Befremdung umber und schweigt eine Zeitlang:

      Was seh ich! Sie hier! So allein, Madame?

      Und auch nicht eine Dame zur Begleitung?

      Das wundert mich – wo blieben Ihre Frauen?

      königin:

      Mein gnädigster Gemahl –

      könig: Warum allein?

       Zum Gefolge.

      Von diesem unverzeihlichen Versehn

      Soll man die strengste Rechenschaft mir geben.

      Wer hat das Hofamt bei der Königin?

      Wen traf der Rang, sie heute zu bedienen?

      königin:

      O, zürnen Sie nicht, mein Gemahl – ich selbst,

      Ich bin die Schuldige – auf mein Geheiß

      Entfernte sich die Fürstin Eboli.

      könig:

      Auf Ihr Geheiß?

      königin: Die Kammerfrau zu rufen,

      Weil ich nach der Infantin mich gesehnt.

      könig:

      Und darum die Begleitung weggeschickt?

      Doch dies entschuldigt nur die erste Dame.

      Wo war die zwote?

      mondekar, welche indessen zurückgekommen ist und sich unter die übrigen Damen gemischt hat, tritt hervor:

      Ihro Majestät,

      Ich fühle, daß ich strafbar bin –

      könig: Deswegen

      Vergönn ich Ihnen zehen Jahre Zeit,

      Fern von Madrid darüber nachzudenken.

       Die Marquisin tritt mit weinenden Augen zurück. Allgemeines Stillschweigen. Alle Umstehenden sehen bestürzt auf die Königin.

      königin:

      Marquisin, wen beweinen Sie?

      Zum König. Hab ich

      Gefehlt, mein gnädigster Gemahl, so sollte

      Die Königskrone dieses


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