Don Carlos. Friedrich Schiller

Don Carlos - Friedrich Schiller


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       Vorige. Graf Lerma.

      lerma: Soeben

      Hat der Monarch Aranjuez verlassen.

      Ich habe den Befehl –

      carlos : Schon gut, Graf Lerma,

      Ich treffe mit dem König ein.

      marquis macht Miene, sich zu entfernen. Mit einigem Zeremoniell:

      Sonst haben

      Mir Eure Hoheit nichts mehr aufzutragen?

      carlos:

      Nichts, Chevalier. Ich wünsche Ihnen Glück

      Zu Ihrer Ankunft in Madrid. Sie werden

      Noch mehreres von Flandern mir erzählen.

       Zu Lerma, welcher noch wartet.

      Ich folge gleich.

       Graf Lerma geht ab.

      Neunter Auftritt

       Don Carlos. Der Marquis.

      carlos: Ich habe dich verstanden.

      Ich danke dir. Doch diesen Zwang entschuldigt

      Nur eines Dritten Gegenwart. Sind wir

      Nicht Brüder? – Dieses Possenspiel des Ranges

      Sei künftighin aus unserm Bund verwiesen!

      Berede dich, wir beide hätten uns

      Auf einem Ball mit Masken eingefunden,

      In Sklavenkleider du, und ich aus Laune

      In einen Purpur eingemummt. Solange

      Der Fasching währt, verehren wir die Lüge,

      Der Rolle treu mit lächerlichem Ernst,

      Den süßen Rausch des Haufens nicht zu stören.

      Doch durch die Larve winkt dein Karl dir zu,

      Du drückst mir im Vorübergehn die Hände,

      Und wir verstehen uns.

      marquis: Der Traum ist göttlich.

      Doch wird er nie verfliegen? Ist mein Karl

      Auch seiner so gewiß, den Reizungen

      Der unumschränkten Majestät zu trotzen?

      Noch ist ein großer Tag zurück – ein Tag –

      Wo dieser Heldensinn – ich will Sie mahnen –

      In einer schweren Probe sinken wird.

      Don Philipp stirbt. Karl erbt das größte Reich

      Der Christenheit. – Ein ungeheurer Spalt

      Reißt vom Geschlecht der Sterblichen ihn los,

      Und Gott ist heut, wer gestern Mensch noch war.

      Jetzt hat er keine Schwächen mehr. Die Pflichten

      Der Ewigkeit verstummen ihm. Die Menschheit

      – Noch heut ein großes Wort in seinem Ohr –

      Verkauft sich selbst und kriecht um ihren Götzen.

      Sein Mitgefühl löscht mit dem Leiden aus,

      In Wollüsten ermattet seine Tugend,

      Für seine Torheit schickt ihm Peru Gold,

      Für seine Laster zieht sein Hof ihm Teufel.

      Er schläft berauscht in diesem Himmel ein,

      Den seine Sklaven listig um ihn schufen.

      Lang, wie sein Traum, währt seine Gottheit. – Wehe

      Dem Rasenden, der ihn mitleidig weckte.

      Was aber würde Roderich? – Die Freundschaft

      Ist wahr und kühn – die kranke Majestät

      Hält ihren fürchterlichen Strahl nicht aus.

      Den Trotz des Bürgers würden Sie nicht dulden,

      Ich nicht den Stolz des Fürsten.

      carlos: Wahr und schrecklich

      Ist dein Gemälde von Monarchen. Ja,

      Ich glaube dir. – Doch nur die Wollust schloß

      Dem Laster ihre Herzen auf. – Ich bin

      Noch rein, ein dreiundzwanzigjähr’ger Jüngling.

      Was vor mir Tausende gewissenlos

      In schwelgenden Umarmungen verpraßten,

      Des Geistes beste Hälfte, Männerkraft,

      Hab ich dem künft’gen Herrscher aufgehoben.

      Was könnte dich aus meinem Herzen drängen,

      Wenn es nicht Weiber tun?

      marquis: Ich selbst. Könnt ich

      So innig Sie noch lieben, Karl, wenn ich

      Sie fürchten müßte?

      carlos: Das wird nie geschehen.

      Bedarfst du meiner? Hast du Leidenschaften,

      Die von dem Throne betteln? Reizt dich Gold?

      Du bist ein reichrer Untertan, als ich

      Ein König je sein werde. – Geizest du

      Nach Ehre? Schon als Jüngling hattest du

      Ihr Maß erschöpft – du hast sie ausgeschlagen.

      Wer von uns wird der Gläubiger des andern,

      Und wer der Schuldner sein? – Du schweigst? Du zitterst

      Vor der Versuchung? Nicht gewisser bist

      Du deiner selbst?

      marquis: Wohlan! Ich weiche.

      Hier meine Hand.

      carlos: Der Meinige?

      marquis: Auf ewig

      Und in des Worts verwegenster Bedeutung.

      carlos:

      So treu und warm, wie heute dem Infanten,

      Auch dermaleinst dem König zugetan?

      marquis:

      Das schwör ich Ihnen.

      carlos: Dann auch, wenn der Wurm

      Der Schmeichelei mein unbewachtes Herz

      Umklammerte – wenn dieses Auge Tränen

      Verlernte, die es sonst geweint – dies Ohr

      Dem Flehen sich verriegelte, willst du,

      Ein schreckenloser Hüter meiner Tugend,

      Mich kräftig fassen, meinen Genius

      Bei seinem großen Namen rufen?

      marquis: Ja.

      carlos:

      Und jetzt noch eine Bitte! Nenn mich du!

      Ich habe deinesgleichen stets beneidet

      Um dieses Vorrecht der Vertraulichkeit.

      Dies brüderliche Du betrügt mein Ohr,

      Mein Herz mit süßen Ahnungen von Gleichheit.

      – Keinen Einwurf – Was du sagen willst, errat ich.

      Dir ist es Kleinigkeit, ich weiß – doch mir,

      Dem


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