Geliebt. Mit allen Ecken und Kanten. Hayley Morgan

Geliebt. Mit allen Ecken und Kanten - Hayley Morgan


Скачать книгу
ihren Worten gab Susie mir gewissermaßen die Erlaubnis, einen Gang herunterzuschalten und Durchschnitt zu sein. Meine Ziele haben kein Verfallsdatum. Ich muss nicht durchs Leben jagen. Es ist in Ordnung, wenn ich meine Tage damit verbringe, das Haus in Ordnung zu halten und ein paar Hundert Wörter zu schreiben. Es ist in Ordnung, wenn ich am Ende des Tages zurückblicke und feststelle, dass die schönsten Momente die waren, als meine Jungs am Nachmittag ein paar Stunden im Freien verbracht und gemeinsam Abenteuer erlebt haben. Es war völlig in Ordnung, dass ich mich darüber gefreut habe, statt Zukunftspläne zu schmieden.

      Sie machte mir ein wertvolles Geschenk – es bestand darin, dass sie mich wirklich wahrnahm. Sie sagte: „Ich weiß, dass du in deinem Leben noch aufregende Dinge tun wirst.“ Sie hat meine Begabungen nicht kleingeredet, meine Hoffnungen nicht gedämpft. Aber sie hat auch gesagt: „Ich fürchte nur, du bist ein wenig zu eilig unterwegs. Ich fürchte, dir fehlt der innere Friede, und du tust all das nicht, weil du ein Kind Gottes bist.“ Sie machte sich Gedanken darüber, dass ich der Versuchung erliegen würde, meinen Selbstwert aus dem zu beziehen, was ich leiste … was ich in dieser Welt zuwege bringe. Und sie forderte mich heraus, im übertragenen Sinn Gottes Hand zu ergreifen und an dieser Hand weiterzugehen, dafür zu sorgen, dass ich Kraft genug habe, um mit Gott in ständigem Kontakt zu bleiben, meine Mitmenschen zu lieben und gut für mich selbst zu sorgen.

      Und sie gab mir die Erlaubnis, die Sorge darüber hinter mir zu lassen, ich könnte es vielleicht nicht richtig machen oder nicht erfolgreich genug sein. Und nun möchte ich dasselbe für dich tun.

      Hayley

      … auch wenn du nicht zu den Superschlauen gehörst

      Gott hat das auserwählt, was in den Augen der Welt gering ist, um so diejenigen zu beschämen, die sich selbst für weise halten. Er hat das Schwache erwählt, um das Starke zu erniedrigen.

      1. Korinther 1,27

      An meiner Schule wurden an die Schüler der Abschlussklasse bestimmte Titel verteilt: „Der/Die Beste/Schnellste/Unkonventionellste in …“ Dazu gab es originelle und verrückte Auszeichnungen, manche prestigeträchtig, andere einfach nur witzig oder nett. Meiner älteren Schwester wurde zum Beispiel der Titel „Schlechteste Autofahrerin des Jahrgangs“ verliehen. Später wurde diese Angabe aus dem Jahrbuch gelöscht, weil jemand befürchtete, sie könne gegen meine Schwester verwendet werden, sollte sie mal einen Unfall haben. Hätte man dann in Zukunft nicht auf die Verleihung dieses Titels verzichtet, ich wäre todsicher in ihre Fußstapfen getreten.

      Aber so war ich nur eine von mehreren Anwärterinnen auf das „Schönste Lächeln“, und das ist ein bisschen lächerlich. Ein Lächeln mag ja sympathisch sein, aber schön?

      Es gibt Gott sei Dank auch keine Auszeichnung für den Schüler, der es vermutlich nie zu etwas bringen wird. Hätte es sie gegeben, hätte ich sie wohl auch bekommen. Frag einfach meine Mitschüler! Wenn man meine schulischen Leistungen betrachtete, hätte wohl niemand gesagt, dass ich eine glänzende Zukunft vor mir hatte. Damals haben fünfhundert Schüler gemeinsam mit mir ihren Abschluss gemacht – aber ich brachte es mit meinem Notendurchschnitt lediglich auf einen Platz im oberen Bereich der Vierhunderter. Ja, ich war zwar nicht das Schlusslicht, aber ich war zumindest ziemlich nah dran.

      Meine Eltern sind beide hochintelligent und meine Schwestern glänzen ebenfalls durch überdurchschnittliche Leistungen. Aber wenn es etwas gibt, das mir immer gefehlt hat, dann ein brillanter Verstand. Und deshalb fühle ich mich sehr qualifiziert, dir die folgende Botschaft zu übermitteln: Gott ist das wirklich ziemlich egal.

      Egal, wie hoch dein IQ ist: Du solltest keine Sekunde damit verschwenden, daran zu zweifeln, dass Gott dich genau richtig geschaffen hat.

      Gott hat uns so geschaffen, wie wir sind. Vielleicht kannst du mit deinem Notendurchschnitt nicht Medizin studieren oder dein Wortschatz ist begrenzt, Mathe ist nicht gerade deine Stärke, und du warst dir noch nie sicher, was eine Präposition ist – keine Sorge. Da befindest du dich in bester Gesellschaft. Warum? Weil Gott die Menschen auswählt, die man allgemein für wenig intelligent oder einflussreich hält, um diejenigen zu beschämen, die meinen, sie wären ach so klug. Er erwählt die Schwachen, um den Starken zu zeigen, wie es geht.

      Bedeutet das, wir sollten den schlauen Superhirnen mit Mitleid begegnen und ihnen verkünden, dass ihr Leben irgendwann den Bach hinuntergeht? Natürlich nicht! Wir sollten für sie beten und sie ermutigen, die Gaben zu nutzen, die Gott ihnen geschenkt hat. Aber egal, wie hoch unser IQ ist: Wir sollten keine Sekunde damit verschwenden, daran zu zweifeln, dass Gott uns genau richtig geschaffen hat, oder ihn anklagen, weil er es so und nicht anders gemacht hat.

      Du bist genug – das gilt auch für das Maß an Intelligenz, das er dir gegeben hat. Das hat einen Sinn. Du bist genug – mit all den Erfahrungen und Erinnerungen und Stärken und Schwächen, die dein Leben prägen. Er hat dich an den Ort gestellt, an dem du bist, und dir die Gaben gegeben, die du hast, und verfolgt damit gute Absichten. Es soll zu seiner Ehre dienen. Oder wer sind wir schon, dass wir behaupten, es besser zu wissen als er?

      Jess

      … auch wenn du nicht viel Geld hast

      „Und warum sorgt ihr euch um eure Kleider? Schaut die Lilien an und wie sie wachsen. Sie arbeiten nicht und nähen sich keine Kleider.… Macht das Reich Gottes zu eurem wichtigsten Anliegen, lebt in Gottes Gerechtigkeit, und er wird euch all das geben, was ihr braucht.“

      Matthäus 6,28.33

      Während der vergangenen vier Jahre hat Gott meinen Mann und mich beruflich und privat so geführt, dass wir finanziell abhängig waren. Das widerspricht allem, was die Finanzgurus propagieren, oder? Wir sollen doch finanzielle Unabhängigkeit anstreben und erreichen. Und ich sage nicht, dass das keine gute Idee wäre. Aber wir haben in diesen Jahren herausgefunden, dass es ein echtes Abenteuer ist, sich bewusst von Gott abhängig zu machen.

      Wir sind eine ganz normale Mittelklasse-Familie. Wir haben alles, was wir brauchen – aber in letzter Zeit auch nicht unbedingt mehr. Vor dieser neuen Phase unseres Lebens hat es uns selten an irgendetwas gemangelt. Wir hatten das Gefühl, unser Gehalt stünde uns zu, und es kam ja auch immer pünktlich. Wir gaben uns alle Mühe, so zu haushalten, dass bis zum Monatsende immer noch ein bisschen Geld für die schönen Dinge des Lebens übrig war. Aber wir dachten nicht oft darüber nach, dass es letztlich Gott ist, der für uns sorgt.

      Dann wagten wir einen Glaubensschritt und taten etwas, das nach Auffassung unseres Umfelds riskant und unklug war: Mike kündigte seine feste Stelle und sein festes Gehalt und wir riefen ein neues Projekt ins Leben. Trotz des Risikos wussten wir, dass wir genau das tun mussten.

      Doch dann geschah Folgendes: Gott ließ zu, dass wir bisher ungeahnte Tiefen finanzieller Unsicherheit erlebten. Wir investierten uns mit Herz und Seele in unser Vorhaben – und wir investierten auch unser Geld. Aber ohne die Sicherheit eines festen Monatsgehalts spürten wir geradezu körperlich, dass Gott für uns sorgte. Und das in zweierlei Hinsicht. Zuerst machte er uns langsam klar, worauf wir gut verzichten konnten. Was folgte, war eine schleichende „Befreiung“ von unnötigen Dingen. Und zweitens trat nie das Schlimmste ein: dass wir das, was wir wirklich brauchten, nicht hatten. Das Wesentliche war immer da. Die Spatzen und die Blumen auf dem Feld werden versorgt. Und auch bei uns hat Gott bisher noch nie zugelassen, dass wir hungrig waren oder kein Dach über dem Kopf hatten. Und wenn er es doch täte, bin ich zuversichtlich, dass wir bei ihm ein Maß an Güte finden würden, vor dem unsere Notlage verblassen würde.

      Nicht Erfolg ist das Ziel. Nicht Wohlstand. Nicht Sicherheit. Das oberste Ziel ist Nähe zu Gott, Abhängigkeit


Скачать книгу