Geliebt. Mit allen Ecken und Kanten. Hayley Morgan
sind –, sodass wir ihm allmählich immer ähnlicher werden. Obwohl unsere eigenen Bemühungen vielfach glücklos sind, verwirklicht er doch seine Absichten für uns und durch uns – und wir müssen dafür nur eines tun: gehorsam sein.
Mose gelangte durch Adoption in eine sehr privilegierte Stellung, ermordete einen Ägypter, sah einen brennenden Busch und hörte Gottes Stimme. Er wurde berufen, ein ganzes Volk aus der Versklavung ins verheißene Land zu führen. Mose versuchte, diesen Auftrag abzulehnen, aber Gott handelte dennoch durch ihn. Und jetzt gilt er als echter Glaubensheld.
Gott verwandelt uns – auch wenn wir verletzt, kaputt, verkorkst, sündhaft, voller Zweifel und voller Stolz sind –, sodass wir ihm allmählich immer ähnlicher werden.
Noah sollte eine Arche bauen, wo es doch noch nie geregnet hatte. Noch nie war Wasser vom Himmel auf die Erde gefallen. Aber Noah war gehorsam und baute das große Schiff. Stell dir vor, wie ungeeignet du dich in seiner Situation gefühlt hättest. Vermutlich könntest du dir noch nicht einmal annähernd vorstellen, was alles auf dich zukommt. Du könntest nur eines tun: darauf vertrauen, dass Gott dir den nächsten Schritt zeigt, und dann gehorchen.
Letzten Endes ist das auch alles, was wir tun können. Die Zukunft ist die große Unbekannte, und deshalb müssen wir mit Gott im Gespräch bleiben, um zu erkennen, was er von uns will. Aber – und das ist die gute Nachricht – er hat recht deutlich gemacht, was sein grundsätzlicher Wille ist: Wir sollen uns an das Recht halten, nachsichtig mit anderen umgehen und ein bescheidenes Leben führen (Micha 6,8).
Wenn wir mit ihm verbunden bleiben, können wir im Einklang mit seinen liebevollen Absichten für uns leben. Und dazu gehören vor allem zwei Dinge: Er will, dass wir andere Menschen lieben und dass wir ihn lieben. Wir können daraus etwas sehr Kompliziertes machen, aber die grundlegende Einladung ist nicht schwierig – und du hast alles, was du brauchst, um diese ganz einfachen (wenn auch nicht immer leichten) Dinge zu tun. Gott hat ja deutlich gemacht, dass die winzige Spendensumme einer Witwe mehr wert ist als das Vermögen eines Reichen. Jeder ist aufgerufen, das zu geben, was er hat. Und ich glaube, das gilt nicht nur für unser Geld, sondern auch für unsere Gaben.
Wenn wir ihm unser Talent (wie groß oder klein es auch ist) oder unsere Träume anvertrauen, wird er sie als kostbare Opfer annehmen. Was er vor allem möchte, sind unsere Hingabe und unser Gehorsam, und er sehnt sich danach, enge Gemeinschaft mit uns zu haben. Wir können Gott am besten dadurch ehren, dass wir unser Leben mit ihm führen und ihn bitten, uns trotz unserer Schwächen oder gerade durch sie wachsen zu lassen und uns zu seinen Werkzeugen zu machen.
Gott wird niemals zulassen, dass unser Unvermögen oder unser Ungehorsam seine Pläne vereitelt. Doch als seine Kinder dürfen wir erleben, wie gesegnet wir sind und wie viel Freude es macht, mit Gott zusammenzuarbeiten, um die Dinge zu tun, die die Welt vielleicht noch nie gesehen hat.
Hayley
… auch wenn du verschlossen bist
„Gebt das, was heilig ist, nicht Menschen, denen nichts heilig ist. Werft keine Perlen vor die Säue! Sie zertrampeln die Perlen, drehen sich um und stürzen sich auf euch.“
Matthäus 7,6
Es gibt eine Persönlichkeitstheorie, die beschreibt, wie Menschen sich abgrenzen. Der Grundgedanke ist folgender: Jeder von uns ist eine bestimmte Kombination von Mauern: hohen Mauern (hM) und niedrigen Mauern (nM). Menschen vom Typus hM-nM machen es einem nicht leicht, sie kennenzulernen, aber wenn man erst einmal hinter die Mauer gelangt ist, geben sie alles. Dann gibt es auch die Kombination nM-nM: Solche Menschen tragen ihr Herz auf der Zunge und erzählen einem alles. Mein Mann ist allerdings ein hM-hM-Typ – es braucht eine Menge Zeit und Energie, bis man das Gefühl hat, sein Freund zu sein, und auch dann muss man noch ständig an der Beziehung arbeiten, wenn man wissen möchte, was wirklich in seinem Inneren vorgeht.
Ich bin jemand, dem es unheimlich viel Spaß macht, herauszufinden, welche „Mauernkombination“ andere haben. Aber ich mache mir auch immer wieder bewusst, dass es keine „gute“ oder „schlechte“ Kombination gibt – sie sind einfach nur unterschiedlich. Aber wenn ich doch urteilen sollte, wäre ich versucht, die Menschen zu bemitleiden, die so sind wie ich: nM–hM.
Wenn du ein nM-hM-Typ bist, dann haben andere sehr schnell das Gefühl, dein bester Freund, deine beste Freundin zu sein. Alle glauben, sie können dir ihre Geheimnisse anvertrauen. Es fällt dir nicht schwer, dich vielen Menschen gegenüber verletzlich zu zeigen, und du spielst mit offenen Karten. Doch wenn du dann eine wirklich enge Beziehung mit jemandem aufgebaut hast, verspürst du plötzlich das Bedürfnis, sie abzubrechen. Dich zu schützen. Deine Geheimnisse zu bewahren. Du weißt selbst nicht so genau, was da los ist. Und natürlich verwirrt dein Verhalten den anderen. Gerade noch habt ihr die tiefsten und dunkelsten Geheimnisse miteinander geteilt und im nächsten Moment gehst du plötzlich auf Abstand.
Der Vers in Matthäus 7,6 war schon immer Balsam für meine nM-hM-Seele – aber nicht, weil ich denke, die Menschen in meinem Umfeld seien wie Schweine. Die Bibelübersetzung Neues Leben übersetzt sehr treffend: „Gebt das, was heilig ist, nicht Menschen, denen nichts heilig ist.“ Dieser Vers erinnert mich daran, dass ich so, wie ich bin, von Gott geschaffen bin und dass er die heiligsten Gedanken meines Herzens kennen möchte. Er möchte meine Sorgen und Fragen kennen. Ihm kann ich meine „Perlen“ anvertrauen. Ihn belastet nichts von dem, was ich ihm zu geben habe, und dann wird er mir die Weisheit schenken, wem ich Zutritt zu meinem tiefsten Inneren gewähren soll.
Wenn wir mit Jesus unterwegs sind, brauchen wir viel Weisheit. Wir machen uns dabei immer verletzlicher, gleichzeitig reifen wir aber immer weiter und können immer besser erkennen, was wir mit niemandem teilen sollten oder, noch besser, was wir nur mit Gott teilen können.
Wenn wir mit Jesus unterwegs sind, brauchen wir viel Weisheit.
Es ist völlig in Ordnung, wenn es Dinge in deinem Leben gibt, bei denen du spürst, dass du am besten nur mit dem himmlischen Vater darüber sprichst. Du enthältst niemandem etwas vor, und du verpasst auch nichts, wenn du spürst, dass du die „Perlen“, die er dir geschenkt hat, noch ein wenig länger für dich behalten und schützen willst. Er hat dich so geschaffen, ganz bewusst, und er wird dich gebrauchen – ganz egal, welche „Mauernkombination“ dein Leben prägt.
Jess
… auch wenn du nicht für jeden alles tun kannst
Eines Tages, als sich immer mehr Menschen um Jesus sammelten, stieg er mit seinen Jüngern auf einen Berg und setzte sich dort hin, um sie zu unterrichten.
Matthäus 5,1
Immer für andere da zu sein und ihre Erwartungen zu erfüllen, das kann durchaus verlockend sein. Gebraucht zu werden vermittelt uns das Gefühl, wichtig zu sein. Es ist schön, wenn alle sich auf einen verlassen. Man gilt als hilfsbereit, großzügig und pflegeleicht. Alles Eigenschaften, die jede gute christliche Frau gern hätte. Oder?
Aber wir wissen auch, wie diese Frauen, die immer und zu allem Ja sagen, enden: Wir ziehen uns die Decke über den Kopf und heulen erst einmal eine Runde, weil wir so fertig sind. Wir fühlen uns benutzt, übersehen und innerlich rebellieren wir. Wir fragen uns, warum wir alles für andere tun, aber niemand mal danach fragt, was wir brauchen.
Es ist zunächst einmal gut, sich mit allen Kräften für andere einzusetzen, wenn jemand um Hilfe bittet. Und es fühlt sich auch gut an. Aber weil unser innerer Tank nicht endlos gefüllt ist, kann das sehr schnell umschlagen in etwas Schales, Bitteres. Was als Selbstlosigkeit begann, kann andere in ihrem eigenen Wachstum behindern und unseren eigenen Tank rasch