Von Liebe und Hoffnung. Raphaela Höfner
Die nachfolgende Geschichte ist, obwohl sie in der Heimatstadt der Autorin spielt, fiktiv. Rückschlüsse auf noch lebende oder bereits verstorbene Personen sollen in keiner Weise nahegelegt werden.
Obwohl die Protagonisten an realen Schauplätzen agieren und bei historischen Ereignissen, die sich so zugetragen haben, vor Ort sind, sind die Handlungsstränge größtenteils frei erfunden. Dies gilt insbesonders für die Verstrickungen einiger Handlungsträger mit Nationalsozialisten. Weitere Handlungen im Roman entspringen Zeitzeugenberichten oder auch den Erzählungen meiner Großeltern.
Vollständige E-Book-Ausgabe der im Rosenheimer Verlagshaus erschienenen Originalausgabe 2021
© 2021 Rosenheimer Verlagshaus GmbH & Co. KG, Rosenheim
Titelbild: Michaela Stocker, Meißen
Lektorat und Bearbeitung: Christine Rechberger, Rimsting
Satz: SATZstudio Josef Pieper, Bedburg-Hau
eISBN 978-3-475-55452-0 (epub)
Worum geht es im Buch?
Raphaela Höfner
Von Liebe und Hoffnung
Im Mittelpunkt des authentischen Romans stehen die Familien Sedlmayr und Sternlicht. Trotz der Freundschaft der beiden Familien wachsen die Kinder sehr unterschiedlich auf. Während Hannah Sedlmayr und ihre Brüder ein wohlbehütetes, verwöhntes Leben führen, kommt Jacob Sternlicht schon früh mit antisemitischen Anfeindungen in Berührung. Hannah und Jacob verlieben sich ineinander, müssen ihre Gefühle aber geheim halten, da Hannas Mutter mit den Ideologien der Nationalsozialisten sympathisiert und die Beziehung nicht gutheißt. Wird ihre Liebe in diesen schwierigen und gefährlichen Zeiten bestehen können?
Inhalt
Oktober 1933
24. Dezember 1933
Mai 1935
7. Juli 1935
11. August 1935
September 1935
Dezember 1935, kurz vor Weihnachten
April 1938
Juli 1938
9. November 1938
10. November 1938
12. November 1938
13. November 1938
Dezember 1938
1. Mai 1939
Juni 1939
31. August 1939
3. September 1939
Oktober 1939
November 1939
8. November 1939
12. November 1939
1. Dezember 1939
31. Dezember 1939
Januar 1940
Februar 1940
März 1940
20. April 1940
Ende April 1940
Mai 1940
31. Mai 1940
3. Juni 1940
Juli 1940
26. Juni 1940
Ende Juli 1940
29. Juli 1940
August 1940
September 1940
Oktober 1940
Dezember 1940
Für meine Großeltern,
deren Erzählungen mich zu dieser
Geschichte inspirierten
»Denn steinerne Grenzen können Liebe nicht fernhalten, und was Liebe kann, das wagt Liebe zu versuchen.«
William Shakespeare
30. Januar 1933
Rosenheim
Die Luft schmeckte nach Schnee, als Hannah und Jacob nach Hause stapften. Ein klarer, wolkenloser Tag mit klirrender Kälte. Ihre Stiefel knirschten über die Schneedecke, auf der die Eiskristalle in der Sonne glitzerten. Seit Wochen hatte es nicht getaut, und der Schnee hielt sich hartnäckig auf den Feldern und Wiesen vor der Stadt. Wie schön es war, dachte Hannah. Im Süden erstreckte sich die lange Bergkette, deren Gipfel weiß schimmerten. Rosenheim. Diese Stadt war ihr Zuhause. Ihre Heimat. Ihr schützendes Nest, in dem sie sich sicher und geborgen fühlte.
Heimat – das waren die leuchtend gelben, von Löwenzahn gespickten Wiesen im Frühling, die rauschenden Kornfelder im Sommer, das Gefühl von Klee unter den nackten Fußsohlen. Im September waren es die prächtigen Apfel- und Birnbäume, deren Äste unter der Last erzitterten, wenn man die Früchte erntete und daraus Saft presste. Heimat – das waren die Sonnenblumen, die tief ihre Häupter senkten, die Heuernte der Bauern, der Almabtrieb der Kühe, die mit ihren scheppernden Glocken ins Tal trotteten. Es war der erste Frost im Herbst, die hungrigen Igel, die es sich im Laub heimisch machten, die dichten Nebelschwaden, die schwer auf den Boden und das Gemüt drückten. Heimat – das waren die schneereichen Winter, die Bäume, die wie mit Puderzucker bestäubt waren, Schneeschuhwanderungen und Skifahrten mit der Familie.
Hannah schirmte ihre Augen mit der flachen Hand ab, als die Sonne ein letztes Mal zwischen den Berggipfeln hervorspähte. Ihre Augen schweiften über die Felder, und als sie Jacobs Silhouette wahrnahm, zog sie die Luft lautstark durch die Zähne ein.
»Mir ist kalt«, rief sie Jacob hinterher, doch er schien sie gar nicht zu hören. »Jacob!«, schrie sie noch einmal. Lauter. Kräftiger. Kalt füllte die Luft ihre Lungen.