Dr. Brinkmeier Staffel 3 – Arztroman. Sissi Merz

Dr. Brinkmeier Staffel 3 – Arztroman - Sissi Merz


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nicht.«

      So ganz schien das Madel dies nicht glauben zu wollen. Und je näher das Wochenende rückte,

      desto gemischter wurden Lissys Gefühle. Immer und immer wieder las sie Stefans Brief, und wenn sie ihr Herz befragte, dann sprach es nur von aufrichtiger Liebe. Aber das Leben bestand ja nun einmal nicht nur aus der ersten Verliebtheit. Und nun, da der junge Mann sich in seinem Alltag wieder zurechtgefunden hatte, würde er da noch immer das gleiche empfinden wie in den Tagen zuvor? Lissy bezweifelte es.

      Endlich kam der Samstag, und mit ihm ein Besucher auf dem Brinkmeier-Hof, der freundlich aufgenommen wurde. Stefan Wilsinger wollte sich nicht lumpen lassen und sich für all die Hilfe, die ihm in Wildenberg widerfahren war, revanchieren. Er brachte einen großen Korb voller Geschenke mit und gab zu: »Ein bissel fühle ich mich wie der Weihnachtsmann persönlich. Aber wenn ich bedenke, dass diese Geschichte auch ganz anders hätte ausgehen können, dann erscheinen mir die paar Gastgeschenke doch eher als Kleinigkeiten.«

      »Eine Flasche Champagner ist keine Kleinigkeit«, urteilte Lukas beeindruckt. »Wenn ich ehrlich sein soll, hab’ ich so was noch nie getrunken. Wollen wir’s versuchen, Tina?«

      Die Bäuerin wehrte ab. »Schmarrn, die heben wir uns für unseren Hochzeitstag auf. So was Gutes säuft man net eben so weg. Und wenn wir das edle Tröpferl genießen, dann denken wir an unseren besonderen Logiergast.«

      »Wie ist eigentlich die Geschichte mit der Waffe ausgegangen?«, wollte der Bauer noch wissen. »Haben Sie sich da recht erinnert?«

      »Freilich. Es war, wie ich es euch erzählt habe. Die Polizei war froh, die Waffe sicherstellen zu können. Die ist nämlich bei dem Banküberfall benutzt worden. Und damit konnten sie auch den Kerl überführen, der mich niedergeschlagen hat. Alle drei Bankräuber sitzen jetzt hinter Schloss und Riegel.«

      »Das hört man gern.« Tina atmete ein wenig auf. »Vor allem bin ich erleichtert, dass keiner dieser Kerle in unserem Hüttel gewesen ist.«

      »Und was wird jetzt aus eurem Almkäse? Habt’s den Plan endlich aufgegeben?«, wollte Lukas von seiner Frau wissen, und seine Stimme klang dabei sehr zufrieden.

      »Noch net ganz. Im nächsten Jahr wird es bestimmt klappen. Ich kann mir nämlich net vorstellen, dass dann wieder jemand in unserem Hüttel kampiert. Und wenn doch, schmeiß’ ich ihn aussi«, scherzte Tina gut gelaunt. Allerdings war ihr nicht entgangen, dass ihr Gast ein wenig unruhig wurde. Und sie konnte sich gut denken, warum. »Die Lissy ist übrigens in der Kuchel. Ich mein’ nur, falls Sie sie begrüßen wollen, Stefan…«

      »Danke.« Er schenkte ihr ein jungenhaftes Lächeln und verließ eilig die gute Stube.

      Lukas verstand überhaupt nichts mehr. »Wieso will er denn die Magd begrüßen? Was hat das wieder zu bedeuten?«

      »Mei, manchmal bist schon arg schwer von Begriff, mein Lieber. Also, pass acht, damit ich dir ein Lichterl aufstecken kann…«

      Der junge Lehrer betrat die Küche, musste aber feststellen, dass sich hier niemand aufhielt. Er warf einen Blick aus dem Fenster und erkannte eine schmale Gestalt, die eben den Wirtschaftshof verließ. Stefan lächelte ein wenig. Lissy machte es ihm nicht leicht. Doch er war fest entschlossen, den Brinkmeier-Hof nicht ohne sie zu verlassen. In den ungewöhnlichen Tagen, die er in Wildenberg verlebt hatte, war das Madel ihm ans Herz gewachsen. Und seit der Trennung wusste er, dass er Lissy lieb hatte. Nun hieß es nur noch, ihr das auch klar zu machen. Denn offensichtlich glaubte sie nicht so ganz auf die Aufrichtigkeit seiner Gefühle, sonst wäre sie ihm nicht so konsequent ausgewichen…

      Stefan verließ ebenfalls das Haus und folgte Lissy nach. Die Dämmerung lag bereits über dem sommerlichen Land, die Grillen zirpten und eine laue Brise brachte den Duft der frisch gemähten Wiesen mit sich. Ein wundersamer Abendfriede lag über dem Tal, die Kirchenglocken verkündeten den Feierabend und irgendwo in einem Baumwipfel sang eine Amsel ihr melancholisches Lied. Die Sonne war bereits untergegangen, die ersten Sterne flimmerten matt am klaren Himmel, die schmale Mondsichel schimmerte silbern. Es war ein Abend, wie gemacht für verliebte Herzen. Und das kam Stefan Wilsinger sehr gelegen. Er sah, wie Lissy sich auf einer Bank niederließ, die an einem Wegkreuz neben einem Marterl ihren Platz gefunden hatte. Ganz in Gedanken versunken, saß das Madel da und schrak ordentlich zusammen, als plötzlich der junge Mann neben sie trat.

      »Grüß dich, Lissy, ich dachte, du wartest im Hof auf mich. Aber anscheinend kommt dir mein Besuch gar net gelegen. Hast vielleicht eine andere Verabredung heut Abend?«

      »Und wenn? Was geht Sie das an?«, fragte sie distanziert.

      Er setzte sich zu ihr und schaute sie offen an. »Hast meinen Brief net gelesen? Oder ist es dir anders ums Herz als mir?«

      Sie wich seinem Blick aus, murmelte spröde: »Ich hab’ mich über den Brief gefreut, denn er war sehr nett. Aber ich hab’ net wirklich damit gerechnet, dass Sie es ernst meinen.«

      »Aber, Lissy, hältst mich denn für einen Lügner?«

      »Gewiß net!« Seine Frage erschreckte sie ehrlich. »Auf so einen Gedanken wäre ich niemals gekommen.«

      »Ja, natürlich. Du hast mich ja auch net für einen Bankräuber gehalten, als ich eine Waffe im Rucksackerl hatte. Und warum?«

      »Weil Sie gute Augen haben. Aber das hat nix zu sagen.«

      »Lissy, nun schau mich mal an und erklär’ mir, was dich quält. Ich habe nämlich alles ernst gemeint, was in meinem Brief steht. Ich hab’ dich lieb und…« Er verstummte, denn sie legte ihm erschrocken eine Hand auf den Mund.

      »Sagen Sie das nicht, es kann doch zu nix führen.« Sie stand auf, ging ein paar Schritte auf und ab und sprach dann so hastig, dass Stefan sie kaum verstehen konnte. »Ich hab’ mir viele Gedanken gemacht, über uns beide. Und ich weiß, dass es nicht gut gehen könnte. Sie sind ein Lehrer, ich nur eine Magd. Sie brauchen eine Frau, die was darstellt, die was gelernt hat und gebildet ist. Ich pass doch gar net zu Ihnen!«

      »Jetzt redest wirklich einen Schmarrn daher, zum ersten Mal, seit wir uns kennen. Komm einmal und setz’ dich wieder zu mir, bitte. Und dann hörst mir gut zu.«

      Sie folgte seiner Bitte nur zögernd, hielt dann auch ein wenig Distanz, so, als habe sie Angst, sich ihre Gefühle einzugestehen. Stefan nahm es hin.

      »Schau, Lissy, als wir uns kennengelernt haben, da wusstest du gar nix von mir. Es wäre sogar möglich gewesen, dass ich ein Krimineller bin. Trotzdem warst freundlich zu mir und hast mir vertraut. Und jetzt hast kein Vertrauen mehr zu mir?«

      »Aber das sage ich doch gar net, es ist nur…«

      »Wenn ich dir versichere, dass wir zwei sehr glücklich miteinander werden können, willst mir das glauben?«

      Sie senkte den Blick und murmelte: »Ich möchte schon…«

      »Dann solltest es auch. Gib deinem Herzen einen Stoß und sag ja. Ich will dir beweisen, dass nur eines wichtig ist, wenn man sich lieb hat: das Herz. Und net der Verstand oder irgendwelche Äußerlichkeiten. Wenn zwei Herzen sich gut sind, dann kommt alles andere von allein, weil es ganz leicht wird.«

      »Das hast schön gesagt. Aber ich kann es net recht glauben.«

      »Glaub es nur, weil es stimmt.« Er nahm ihre Hand und steckte ihr behutsam einen funkelnden Ring an den Finger. »Ich hab’ dich von Herzen lieb, Lissy, und bitte dich, mir dein Leben anzuvertrauen. Ich verspreche, dich glücklich zu machen.«

      »Stefan, das darfst net, ich weiß nicht…« Sie verstummte, als er sie in seine Arme nahm und ihr ein Busserl auf die weichen Lippen drückte, das mehr sagte als alle Worte. Auf einer Welle purer Seligkeit wurden da die letzten Zweifel einfach weggespült, die Lissys Herz noch unsicher gemacht hatten. Und sie empfand das wunderbare Gefühl, der wahren Liebe begegnet zu sein. Selig schmiegte sie sich in Stefans Arme und wollte nur noch glücklich sein. So saßen sie lange beisammen, waren sich selbst genug und genossen ihr Glück. Und als sie dann Hand in Hand zum Brinkmeier-Hof zurückkehrten, da wussten sie beide, dass sie von nun an ihren Lebensweg gemeinsam gehen


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