Der Mensch und seine Grammatik. Simon Kasper

Der Mensch und seine Grammatik - Simon Kasper


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KasusformKasus eines Gegenstandes, der dann als Nehmer vorgestellt werden soll. Die Ausprägungen der P.N.-Spezifikationen am Verb sind wiederum durch diesen Gegenstand bestimmt.

      Auch hier können wir die Vererbung beobachten. Der ist in seiner Kasusausprägung von Jünger abhängig, und Jünger ist darin von dem finiten Teil des Verbs abhängig.

      Wir bauen nun auch die Beziehungen der Erdungs- und Kohärenzherstellungsleistung in dieses Schema ein. Die gestrichelten, vertikalen Linien in Abbildung 5 zeigen an, dass ein Ausdruck auf einer Ebene keine Rolle spielt, das heißt weder eine Leistung erbringt noch eine Leistung erhält. Da spielt beispielsweise nur für die Kohärenz eine Rolle und Mutter überall außer bei der Erdung. Die Erdung wird durch die Person-, Numerus-, Modus- und Tempusspezifikationen (P.N.MD.TP.) am Verb geleistet, die in den verbalen Flexiven weitgehend fusioniert sind. Zur Kohärenz tragen nahm mit seinen MD.TP.-Spezifikationen, die Artikel mit ihrer Definitheit, Jesu mit seiner Kasusspezifikation und sich mit seinem korreferierenden Status bei. Die Pfeilquelle bestimmt durch die jeweils angezeigten Kategorien, wie das Pfeilziel geerdet werden soll, beziehungsweise wie für das Pfeilziel Kohärenz hergestellt werden soll.

      Abb. 5:

      Vier Funktionen sprachlicher Ausdrückesymbolische Auslagerung

      Zuletzt fügen wir in Abbildung 6 noch die Verwertungsebene hinzu. Die Pfeilrichtung bestimmt mittels der angezeigten Kategorie, wie das Pfeilziel verwertet werden soll.

      Für unsere Interpretin ist das Ergebnis dieser Interpretationsleistungen eine komplexe Vorstellung davon, dass infolge dessen, was zuvor passierte, der Lieblingsjünger Jesu dessen Mutter Maria zu sich, dem Jünger, genommen hat. Das ist eine wohlbestimmte Antwort auf die Frage WasWas steht womit in welcher Beziehung? steht womit in welcher Beziehung?Offline-Betrachtungsweise3

      Abb. 6:

      Die fünf instruktiven Funktionen sprachlicher Ausdrückesymbolische Auslagerung

      2.2.3 Das gemeinsame Private

      Ignorieren wir für den Moment, dass diese Interpretation erschummelt ist und auf dem adäquaten Know-howKnow-how beruht, das wir der Interpretin kurzzeitig verliehen haben. Was hat sie durch dieses Know-how gewonnen? Sie mag sich ohne weitere Reflexion nicht darüber im Klaren sein, wir müssen uns aber klar machen, dass sie nun nicht über die bestimmte Vorstellung von diesem Ereignis verfügt, über die auch der Schreiber verfügte. Dieser hatte bestimmte Vorstellungen von vielen Aspekten des Ereignisses, aber nur einen Teil davon hat er ausgedrückt. Zu den normenNorm-, konventionenKonvention- und durch die „-enz-enz-Faktoren“-Faktoren gefiltertenFilter Bestimmungen, die er an dem Ereignis vorgenommen hatte, gehörte, wie wir der Illustration halber angenommen hatten, die Heimstatt des Jüngers, wie es dort roch, wie sich die Beteiligten fühlten, wie Jesus litt, welche Farbe der Himmel hatte, welches Material die Kleider der Beteiligten hatten, welche Frisuren sie trugen, wie der Weg beschaffen war, auf welchem Weg sie zur Heimstatt des Jüngers gelangten und so weiter. Davon und von vielem mehr, worüber der Schreiber möglicherweise bestimmte Vorstellungen hatte, hat die Interpretin andere oder keine. Wir können daher nicht sagen, sie habe die gleichen Vorstellungen wie der Schreiber. Dieser hatte ja nur von denjenigen Eventualitäten berichtet, die ihm vor dem Hintergrund seiner kommunikativen Absichten pertinentPertinenz erschienen waren. Das heißt, er hatte für den sprachlichen Ausdruck die bereits gefilterteFilter Deutung des Ereignisses nochmals gefiltert. Und selbst, was das Resultat dieses kommunikativen Filters angeht, also die Bestimmungen, die er öffentlich entäußert hat, so können wir nicht davon ausgehen, dass diejenigen der Interpretin mit ihnen identisch sind. Wie das Nehmen in allen Aspekten, hinsichtlich deren es bestimmbar ist, konkret vollzogen wurde oder mit welchen physischen, physiognomischen und charakterlichen Qualitäten das Männlichsein des Jüngers und Jesu sowie das Weiblichsein der Mutter verbunden war, darin können sich die Vorstellungen des Schreibers und der Interpretin noch immer beträchtlich unterscheiden. Wovon sie jetzt aber gemeinsame private Vorstellungen haben, ist, dass infolge dessen, was Jesus sagte, sein Lieblingsjünger Jesu dessen Mutter Maria zu sich, dem Jünger, nahm. Diese komplexe Vorstellung ist durch viele Fäden in kohärenter Weise mit anderen Vorstellungen verwoben, die ihr das Johannesevangelium vermittelt. Nicht mehr und nicht weniger.

      2.2.4 Vom Öffentlichen zum gemeinsamen Privaten mit sprachlichen Eigenstrukturensymbolische Auslagerung

      Ich entziehe unserer Interpretin nun das Know-howKnow-how wieder und ermesse die Distanz zwischen dem, was sie mit ihm interpretativ leisten konnte und dem, was sie ohne es leisten kann, um herauszupräparieren, worin es besteht. Was sie behält, sind ihre vorsprachlichen interpretativen Fähigkeiten, ihre Einsicht in das, was wir die Zwänge der Öffentlichkeit bezeichnet haben, wozu zentral die Notwendigkeit der symbolischensymbolische Auslagerung Auslagerung gehört, und die Evokation von Vorstellungen durch sprachliche Ausdrücke.

      Vor diesem Hintergrund kann nun die Äußerung in (4) so gedeutet werden, dass ganz andere InstruktionenInstruktion zutage treten, also Möglichkeiten, wie die Ausdrücke in (4) hinsichtlich ihres instruktiven Wertes behandelt werden können. Mit verschiedenen Deutungen ändert sich, ob ein Ausdruck eine Leistung erbringt, ob er bestimmungsbedürftig oder bestimmend ist und worauf eine Bestimmung konkret gerichtet ist. Ich greife nur einige Möglichkeiten heraus.

      Da könnte beispielsweise auch als Spezifikation eines Ortes statt eines Zeitpunkts, beziehungsweise als Indikator eines Suchraums interpretiert werden. Insofern würde der Ausdruck auch zur Vorstellung von etwas instruieren, könnte diesen Vorstellungsinhalt aber nicht selbst beisteuern, sondern diesen müsste die Interpretin aus dem Ko- oder Kontext beziehen (a), womit der Ausdruck auch eine kohärenzstiftende Funktion bekäme (d). Es könnte sein, dass das gesamte Ereignis des zu-sich-Nehmens als an diesem Ort stattfindend vorgestellt werden soll (‚An diesem Ort nahm …‘). Wenn die Interpretin dies täte, würde sich aber die ganze komplexe Vorstellung verändern. Wir haben gesehen, dass das zu-sich-Nehmen neben dem Nehmen auch eine zweite Eventualität des (Weg-)Bringens oder gemeinsam (Weg-)Gehens beinhaltet, die mit zu zusammenhängt. Zu sich kann dann aber schwerlich so interpretiert werden, dass es einen anderen Ort als den Ort des Nehmens bezeichnet (?‚An diesem Ort nahm der Jünger die Mutter Jesu zu seiner Heimstatt‘). Das ginge wahrscheinlich nur, wenn kein (Weg-)Bringen oder -Gehen vorgestellt würde.

      Da muss aber nicht als Ort des Nehmen-Ereignisses interpretiert werden. Es kann auch den Ort einzelner Gegenstände spezifizieren (‚der Jünger da‘, ‚die Mutter da‘) (a). Insofern wäre der Ausdruck eine in die außersprachliche Situation gerichtete Suchanweisung, die der Erdung der Vorstellung dienen würde (c), aber in einer Weise, die der Kohärenz des Gesamttextes nicht zuträglich wäre, da es für den Schreiber und die Interpretin keine gemeinsame außersprachliche Situation gibt.

      Der und die müssen nicht als bestimmte Artikel (oder Demonstrativartikel), sie können auch als Demonstrativpronomen interpretiert werden. Dann instruieren sie, anders als die Artikel, zur Vorstellung von Gegenständen (a). Die Vorstellungen müssten aber aus dem unmittelbaren Ko(n)text bezogen werden und wären dann andere als diejenigen des Jüngers, der Mutter und Jesu. Sofern sie in den unmittelbaren außersprachlichen Kontext verwiesen, wären sie auch geerdet (c). Sofern sie in den unmittelbaren Kotext verwiesen, stifteten sie Kohärenz (d). Das alles würde dazu führen, dass die demonstrativ ausgedrückten Gegenstände beispielsweise Kandidaten für die Rollen als Nehmer und Genommenes würden (b). Neben den anderen Gegenständen wären das eindeutig zu viele Kandidaten für diese Rollen, zumal keine zwei Gegenstände koordiniert sind und gemeinsam eine Rolle einnehmen könnten.

      Selbst dann, wenn die Interpretin der und die als Artikel identifizierte, würde sie ohne weitere Kenntnisse nichts daran hindern, der als Bestimmer von Mutter, die als Bestimmer von Jünger oder einen von beiden als Bestimmer von Jesus zu interpretieren ((a), (b), (c)).

      Es


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