Wir reden, noch. Norbert Philipp

Wir reden, noch - Norbert Philipp


Скачать книгу
gewissen Punkt hat man sich schon eingeschwungen im Rhythmus, der eine geht einen Schritt voraus, der andere geht mit, und wieder zurück. Sogar im Kreis drehen, zumindest inhaltlich, ist manchmal Teil der Choreographie. Beim Tanzen allerdings sind allerfeinste körperliche Regungen schon mit Bedeutungen codiert. Umso mehr könne man beim Tanzen für den Umgang mit Menschen lernen, meint Svabek. Vor allem auch, wie viel Abstand und Nähe man einem anderen Menschen körperlich so zumutet. Und wie viel davon einer gelungenen Kommunikation auch guttut. Wie man aufeinander zugeht, Kontakt aufnimmt, und wie man den anderen elegant wieder aus einer Interaktion entlässt.

      An den Sälen der Tanzschule Svabek rauscht die Digitalisierung natürlich auch nicht vorbei. Vor allem die jugendlichen Kursteilnehmer tragen sie mit ihren Smartphones in den Rucksäcken direkt hinein. Handys seien jedenfalls erlaubt, erzählt Svabek. „Die jungen Menschen benutzen sie aber in einer atemberaubenden Geschwindigkeit.“ Kurzes Update: „Bin in der Tanzschule.“ Dann wieder Interaktion mit Menschen im selben Raum. Ungläubig, meint Svabek, stehe er manchmal vor der Geschwindigkeit und Selbstverständlichkeit, wie die Jungen digitale Medien managen. Umso weniger traut er sich dafür verbindliche Regeln aufzustellen. „Wie kann ich die Regeln einer Kommunikationskultur beurteilen, die ich selbst nicht verstehe, weil sie sich immer so schnell ändert und ich nicht hineingeboren worden bin?“, fragt sich Svabek. Das wolle er sich gar nicht erst anmaßen. Auch nicht zu bewerten, ob Kondolieren auf WhatsApp weniger einfühlend wirkt als eine schriftliche Beileidsbekundung. Jede Kommunikationsplattform im Internet scheint wie von selbst ihre eigene Benutzungskultur entwickelt zu haben. Eine, die man erst so richtig versteht, wenn man sie ähnlich intensiv nutzt wie die Muttersprache oder die Artikulationswerkzeuge, die man am Körper seit Geburt mit sich herumträgt. „Für die jungen Nutzer ist vieles selbsterklärend, wofür wir nach Erklärungen suchen“, sagt Svabek. Die Welt der traditionellen Umgangsformen habe deshalb nicht unbedingt eine Antwort auf Kommunikationsbefindlichkeiten der Smartphone-Nutzer. „Es gibt natürlich Versuche, verschiedene Dinge im kommunikativen Umgang miteinander festzulegen. Aber oft werden diese Regeln von Männern über 70 aufgestellt für Menschen unter 20.“ Und viele von diesen bräuchten keine Anleitung, wie sie etwas zu bewerten hätten. Es versteht sich für sie von selbst: vor allem auch die Bedeutungen, die die Programmierer jeder neuen App mitcodiert haben, nämlich wie man sie benutzt. Sanft hineingeboren zu werden in den ganz selbstverständlichen Umgang damit, das kommt für viele zu spät. Wie auch für Roman Svabek. Analoge Maßstäbe anzulegen an Verhaltensweisen, die erst digital entstanden sind, sei schwierig. Doch allgemeine Maximen der gegenseitigen Wahrnehmung und Rücksichtnahmen hätten natürlich auch im Smartphone-Zeitalter ihre Gültigkeit nicht verloren. Auf das Handy zu starren, wenn andere dabei sind: Ja – wenn es Fremde sind. Ansonsten wäre es „Phubbing“. Die englische Wortschöpfung beschreibt das Phänomen mit einem Sprachamalgam aus „Phone“ und „to snub“. Was ungefähr bedeuten würde: jemanden zu brüskieren mit dem Handy. Ein solches Verhalten könnte man entlang ganz allgemeiner Verhaltensrichtlinien bewerten, meint Svabek. Nämlich „dass man, wenn man mit jemandem redet, auch ausreichend Aufmerksamkeit schenkt“. Eine ursprüngliche Basisübereinkunft, seitdem man miteinander reden kann und es mit derselben Person irgendwann nochmal versuchen will. „Was mir allerdings auffällt, ist die Ichbezogenheit der Kommunikationsformen“, erzählt Svabek. Eine Grundhaltung, die auch bei den meisten Interaktionen auf dem Tanzparkett nicht allzu zielführend wäre. Wenn die jungen Menschen in die Tanzschule kommen, sollte die Basis des menschlichen Umgangs ohnehin schon gelegt sein. Nämlich zuhause. Durch die Interaktionen der Eltern mit den Kindern, findet Svabek. „Wem man wie viel Aufmerksamkeit schenkt wie man Körperhaltungen anderer interpretiert, das sollte man auf ganz natürlichem Weg lernen. Auch schon im Kindergarten.“

      Doch ganz abgesehen davon: „Wie kommen wir dazu, eine Konvention aufzustellen für eine Welt, die wir nicht verstehen?“ Und dabei könne man das Smartphone durchaus nicht immer als Störung, sondern auch als Bereicherung sehen. „Das Smartphone ist nun einmal nicht mehr wegzudenken. Wenn man sich entschuldigt, kann man es durchaus kurz verwenden“, sagt Svabek. Aber es hätte auch Potential, den Interaktionsraum virtuell um ein Vielfaches aufzuspannen: „Wie auf diesen innovativen Glastischen, die man schon auf verschiedenen Messen gesehen hat, über die man den Content des Smartphones quasi direkt in das Gespräch einblenden kann.“

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4RXERXhpZgAATU0AKgAAAAgABwESAAMAAAABAAEAAAEaAAUAAAABAAAAYgEbAAUAAAABAAAA agEoAAMAAAABAAIAAAExAAIAAAAeAAAAcgEyAAIAAAAUAAAAkIdpAAQAAAABAAAApAAAANAALcbA AAAnEAAtxsAAACcQQWRvYmUgUGhvdG9zaG9wIENTNiAoV2luZG93cykAMjAxOTowNTowNiAxMjow NDoyOAAAA6ABAAMAAAABAAEAAKACAAQAAAABAAAHcaADAAQAAAABAAALuAAAAAAAAAAGAQMAAwAA AAEABgAAARoABQAAAAEAAAEeARsABQAAAAEAAAEmASgAAwAAAAEAAgAAAgEABAAAAAEAAAEuAgIA BAAAAAEAABSOAAAAAAAAAEgAAAABAAAASAAAAAH/2P/tAAxBZG9iZV9DTQAB/+4ADkFkb2JlAGSA AAAAAf/bAIQADAgICAkIDAkJDBELCgsRFQ8MDA8VGBMTFRMTGBEMDAwMDAwRDAwMDAwMDAwMDAwM DAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAENCwsNDg0QDg4QFA4ODhQUDg4ODhQRDAwMDAwREQwMDAwMDBEMDAwM DAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwMDAwM/8AAEQgAoABmAwEiAAIRAQMRAf/dAAQAB//EAT8AAAEF AQEBAQEBAAAAAAAAAAMAAQIEBQYHCAkKCwEAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAQACAwQFBgcICQoLEAAB BAEDAgQCBQcGCAUDDDMBAAIRAwQhEjEFQVFhEyJxgTIGFJGhsUIjJBVSwWIzNHKC0UMHJZJT8OHx Y3M1FqKygyZEk1RkRcKjdDYX0lXiZfKzhMPTdePzRieUpIW0lcTU5PSltcXV5fVWZnaGlqa2xtbm 9jdHV2d3h5ent8fX5/cRAAICAQIEBAMEBQYHBwYFNQEAAhEDITESBEFRYXEiEwUygZEUobFCI8FS 0fAzJGLhcoKSQ1MVY3M08SUGFqKygwcmNcLSRJNUoxdkRVU2dGXi8rOEw9N14/NGlKSFtJXE1OT0 pbXF1eX1VmZ2hpamtsbW5vYnN0dXZ3eHl6e3x//aAAwDAQACEQMRAD8A9QSSVOmjIb1K+64Gyt7A MewGBWz2+pimmfpvsHr/AGlv89/M2+l9mo9QgXeuyD0Xzeq9OwCBmXtpBIaXOna0uIaz1XtBZS12 76VuxW1xP1os+yX39PsBZV1C1r2Al2x5uOz1drWen+qv9+Uy2z+b9Jb3VcfrlmJiHpNnpZFWSbnh 5AY6pteQ5uPktd7vRyrvQpf6f6Wj1ftH+AQS7CS5nAb9dmjHx7g1lTW47Lr7DVY8Na2n7Q+t7bN1 +S532tma+6v02WfZ/sX2j9Mq+Ef8YVWNRW+mtxrpcHOudU+x1raK9oyHV3bPTszfW+z31O9V/s+2 11/TSU9ckucyMD60XYl2K7Je+12fQ5mSCKAcT0qPtQa3DuqyGMZkjJ/RNvZkf8LsQbcL65VV30V3 uyg6RXe5zK7AWVYtLLq9ljdn2q77bd6Fjf0VlbP+uJT1KS5LIzvrniuyGVY5sbj1Ps3Fnqg+o/O9 H03ep6uRlfo+nbKK/wBWqpsv+0+j+rro+lnPdg1nqLQ3Kl4cPaDtD3/Zzb6TrKfXdj+l9p9F/o+v 6no/o0lNpJJAsqzDm1WsyAzEYxwuxtgJe8x6Txd9KvZ7t7UlJ0kkklP/0PTPXb+6fw/vSF7Tw0/g gs9xDTwYHyJhZ7s3qY6j9gbj0i4t3tl9hGw79u5/73s/cUGXOMYBIJ4jwjhjxeo7MuPEZ3RGgv1H h0dYZDeIPj2T+qP3T+Cw6uq9QsosvZRQ2uq1tLtzng+o97aWtGv+le1qhk9bzsbItxrKaTZUQH7X PIktbYI9zfzXqGXxDHCPHITjHbiMD4/94yDk5mXCDEy7cQ/l+k74uaTABP3d0vUGuh0+C5z/AJx5 Uz6FX3v/APJJ/wDnHl/6CrXzf/5JRf6X5X94/wCKv/0fm7D/ABnoxYD2KW/yP4LnP+ceXP8AM1T8 X/8Akka3q+fXiU5r6aDVkPLKwDZu3ND3e783b+hf+enR+KYJ8XCZHgHHL0/LAfpIPI5Y1YA4jwj1 fpO4Ldfon8EvUH7p/Bc5/wA48v8A0NX3v/8AJJD6xZQ4oq+9/wD5JN/0vyv7x/xU/wCj83Yf4z0Q uB/NP4f3phkNP5rvw/vWT0zq1uZc+qytjAxoeC0u/ebW4HeXf6RaRMannsPAK3h5iOaAnjNxJrat mDJhljlwyGqX12zEH8ElX/1+aSl4isoP/9H0doixpHdwnvqSs7JyhRnjq5aCw4VbfLc+4NaP/BVp Vzub/WH5VzOX1H1elM6Y1jg5lk2WnbtLGPdbWxvu9XdvFP8Ag1R5vPHEBxER9M5wv9LLi4Pbj/zm 1y+KUyeEdYwl4Y8nFxybmXV6VTsOwAsy+rjc096zty3f9Jm1Jv

Скачать книгу