Mörderische 13 Urlaubs-Krimis auf 1600 Seiten. A. F. Morland

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nahm ihren Koffer und ging ins Schlafzimmer. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie müde sie wirklich war. Sie zog ihre Schuhe und ihren Mantel aus und ließ sich auf das große Doppelbett fallen. Der Schlaf, in den sie schon wenige Minuten später gefallen war, war dumpf und traumlos.

      Ein Schlaf der Erschöpfung.

      27

      Lynne erwachte irgendwann am Nachmittag durch das Klingeln eines Telefons. Sie öffnete die Augen und war innerhalb von Sekundenbruchteilen hellwach. Eiskalt kroch es ihr den Rücken hinauf.

      Das ist unmöglich!

      Sie lauschte, und saß dabei wie erstarrt auf dem Bett.

      Nicht eine einzige Bewegung wagte sie. Vielleicht eine volle Minute lang saß sie einfach nur so da und horchte. Aber es war nichts zu hören.

      Nichts, als das ferne Meeresrauschen und die Geräusche des Windes, der jetzt recht heftig um das Haus blies. Ein Fensterladen klapperte etwas.

      Aber das Telefon machte keinen Laut mehr.

      Lynne stand auf und atmete tief durch.

      Ich bin schon völlig hysterisch!, ging es ihr durch den Kopf. Wahrscheinlich habe ich nur davon geträumt, dass das Telefon klingelt.

      Lynne spürte, dass sie sich langsam einer unmerklichen Grenze zu nähern begann - der Grenze zum Wahnsinn. Die junge Frau begann zu ahnen, dass sie auf der Hut sein musste.

      Du hast keinen Grund, Angst zu haben!, sagte sie sich.

      Niemand wusste davon, dass sie hier war und sie hatte bisher nicht einmal Grady angerufen. Einen Augenblick lang überlegte sie, ob sie es tun sollte, entschied sich dann aber dagegen.

      Das konnte noch warten, fand sie.

      In ihrer Magengegend machte sich ein flaues Gefühl bemerkbar, das nur zur Hälfte durch die Aufregung kam. Sie hatte Hunger und das war kein Wunder. Schließlich hatte sie heute noch nichts richtiges gegessen.

      So stieg sie kurzentschlossen in ihren Wagen und fuhr nach Poole, um ein paar Sachen einzukaufen. Schließlich hatte Gradys Haus eine voll funktionsfähige Küche. Und sich in ein Restaurant zu setzen, danach stand ihr im Moment einfach nicht der Sinn.

      Sie bummelte etwas durch die Innenstadt von Poole, kaufte ein und verlor sich ansonsten beim Anblick von Schaufenstern und Angeboten.

      Diese Ablenkung tat ihr gut.

      Und hier, so weit ab von London, musste sich auch nicht damit rechnen, dass der geheimnisvolle Bill sie beobachtete...

      Und doch...

      Ein Rest von Misstrauen blieb.

      Immer, wenn sie jemanden an einer Ecke herumstehen sah, der wie zufällig in ihre Richtung blickte, hatte sie sofort das Gefühl, beobachtet zu werden. Es ist Unsinn, Lynne! Es ist wirklich Unsinn, was da in deinem Kopf herumspukt!

      Zwei Stunden später war sie wieder bei Gradys Ferienhaus.

      Sie machte sich Spaghetti Bolognese. Als sie gegessen hatte, war es draußen schon ziemlich dämmrig. Es wurde rasch dunkler.

      Der Wind nahm zu und heulte um das kleine Haus.

      Regen setzte ein und klatschte gegen die Fensterscheiben.

      Es würde eine ungemütliche Nacht werden.

      Lynne blätterte etwas in einer Zeitschrift, die sie in einer Ablage gefunden hatte.

      Dann ging plötzlich das Telefon.

      Und diesmal war es kein Traum. Deutlich und klar war das Klingeln zu hören und drang wie ein Messerstich in ihr Bewusstsein.

      28

      Lynne blickte wie gebannt auf das Telefon. Es war ein ziemlich altmodisches, schwarzes Modell mit einer drehbaren Wählscheibe und einer geweihartigen Gabel. Fast ein Museumsstück.

      Sie näherte sich dem Apparat vorsichtig. Dann griff sie zu und hatte den Hörer in der Hand.

      Sie sagte keinen Ton.

      Aber das schien auch gar nicht nötig zu sein. Der Anrufer wusste auch so, wen er an der Leitung hatte. Es war gespenstisch.

      "Lynne? Ich weiß, dass du dran bist, Lynne." Es war die verstellte Stimme von Bill - oder William Delaney, ganz wie man wollte.

      Lynne zwang sich dazu, ruhig zu bleiben, obgleich in ihrem Kopf alles durcheinanderwirbelte. Woher konnte dieser Kerl nur wissen, wo sie sich befand.

      So sehr Lynne sich auch das Gehirn zermarterte, sie fand einfach keine plausible Erklärung dafür.

      "Ich werde wieder töten", flüsterte die dumpfe Stimme. "Ich kann nicht damit aufhören. Und mittlerweile will ich es auch gar nicht mehr. Ich bin William Delaney. Der, der ich vorher war ist fast völlig aus mir gewichen..."

      Lynne versuchte, aus der Hintergrundakustik irgendwelche Anhaltspunkte zu finden, die ihr Auskunft darüber geben konnten, von wo aus der Anruf kam. Eine Telefonzelle schien es nicht zu sein.

      "Ich werde dir sagen, wer mein nächstes Opfer ist, Lynne. Hörst du mich noch?" Er lachte heiser. "Natürlich hörst du mich. Deine Ohren müssen geradezu vor Neugier glühen..."

      Eine Pause entstand.

      Lynne atmete schließlich tief durch und fragte: "Warum quälst du mich?"

      "Tue ich das?", fragte Bill zurück.

      "Ja."

      "Ich verspreche dir, dass deine Qual bald ein Ende hat. Deine Qual und meine Qual." Der Klang seiner verstellten Stimme hatte sich bei den letzten Worten etwas verändert. Er war schneidend geworden.

      Ein Frösteln schüttelte Lynne.

      Ein Geräusch ließ sie herumfahren. Ein schabendes, kratzendes Geräusch, dessen Klang ihr in diesem Moment durch Mark und Bein fuhr. Aber als sie zum Fenster blickte, begriff sie, dass es nur ein vom Wind hin und her bewegter Ast war, der ein paar Zoll oberhalb des Fenstersturzes an der Außenwand entlangkratzte.

      Ist er hier, irgendwo in der Nähe? Oder in London?

      Während sie das dachte, hörte sie erneut die dumpfe Stimme auf sie einreden. Der Anrufer schien Freude dabei zu haben, sie zu quälen und ihr Angst zu machen.

      "Vielleicht errätst du, wer mein nächstes Opfer sein wird... Es ist eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Eine Frau, von der bis vor kurzem, noch niemand gehört hatte, die aber jetzt in aller Munde ist. Zumindest bei Menschen,


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